Leo Trotzki‎ > ‎1918‎ > ‎

Leo Trotzki 19180321 Unsere Aufgabe

Leo Trotzki: Unsere Aufgabe

[Leo Trotzki: Die Geburt der Roten Armee. Wien 1924, S. 24-26]

Angesichts der unerhörten Gefahren und Nöte, die der Sowjetrepublik drohen, gibt es nur einen Weg der Rettung: das ist der Weg beharrlicher Arbeit und revolutionärer Disziplin.

Es gilt, die wirtschaftliche Macht des verarmten Landes zu heben.

Es gilt, die bewaffnete Verteidigung der Sowjetrepublik gegen die Räuber des Imperialismus zu sichern.

In diesen unheilvollen Tagen muss jeder ehrliche Bürger zum Arbeiter und zum Krieger werden.

In den nächsten Tagen wird das Gesetz über die allgemeine Pflicht zur Erlernung des Kriegshandwerks in Kraft treten. Die Republik wird es den erfahrenen Instruktoren zur Pflicht machen, jeden Bürger in Stadt und Land soweit auszubilden, dass er auf den ersten Ruf mit der Waffe in der Hand zum Schutze des Vaterlandes herbeieilen kann.

Die militärische Ausbildung wird außerhalb der Arbeitszeit geschehen. Niemand hat das Recht, eine Entlohnung für die Stunden zu verlangen, die er der höchsten Bürgerpflicht: der Erlernung des Handwerks zum Schutz der Sowjetrepublik widmen wird.

Damit im Moment des Alarms sämtliche bewaffnete Bürger sich zum Schutz des Landes erheben können, müssen feste zuverlässige Kaders geschaffen werden. Das ist die dringende Aufgabe der nächsten Wochen und Monate. Die Sowjetrepublik, die von Feinden umgeben ist, nimmt unverzüglich die Organisierung von Bataillonen aus den standhaftesten und selbstlosesten Kämpfern in Angriff. Ihre Existenz und die Existenz ihrer Familien wird aus Staatsmitteln gesichert werden. Die Kaders der Sowjettruppen müssen von eiserner Disziplin zusammengehalten werden und nach den letzten Errungenschaften der Kriegskunst ausgebildet, ausgerichtet und bewaffnet sein.

Wie die Industrie Ingenieure und der Ackerbau gelehrte Agronomen braucht, so bedarf es für die Sache der Verteidigung militärischer Fachleute. Die Sowjetrepublik ruft die militärischen Fachleute energisch an die Arbeit. Die schwere Lage Russlands, das die Räuber des Imperialismus kreuzigen möchten, wird allen ehrlichen Spezialisten der Armee und der Flotte sagen, dass sie nicht abseits bleiben können. Die Sowjetregierung wird ihnen die volle Möglichkeit geben, alle ihre Kräfte, Kenntnisse und Talente in Sachen der Organisation der Landesverteidigung zu entfalten. Die Fachleute müssen zu Instruktoren, militärischen Lehrern, technischen Leitern der Armee werden. Speziell auf militärischem Gebiet muss ihnen das entscheidende Wort überlassen werden und sie müssen die ganze Verantwortung tragen.

In der Frage der Formierung des geistigen Zusammenhalts und der politischen Erziehung der Volksarmee gehört das entscheidende Wort den Sowjets – sowohl im Zentrum wie in den lokalen Instanzen. Diese Arbeit wird nach einem gemeinsamen Plan durchgeführt werden, der unter Beteiligung der besten Kenner des Kriegswesens und unter ständiger militärisch-technischer Kontrolle der Spezialinstruktoren ausgearbeitet werden wird.

Die Sowjetrepublik braucht eine Armee, die kämpfen und siegen kann.

Es ist Pflicht der Sowjetregierung, Sorge dafür zu tragen, dass die einzelnen Ämter oder Teile der Volksarmee sich nicht in Herde der Konterrevolution, in Werkzeuge des Kampfes gegen die Arbeiter und Bauern verwandeln. Die politische Kontrolle über die ganze Organisation und das Leben der Armee wird den Kriegskommissaren übertragen. Der Posten des Kriegskommissars gehört zu den verantwortlichsten Ehrenposten der Sowjetrepublik. Der Kommissar wacht über den engsten inneren Zusammenhang zwischen der Armee und dem Sowjetregime im Ganzen. Der Kommissar verkörpert das Prinzip der revolutionären Pflicht und der unbeugsamen Disziplin. Der Kommissar sanktioniert alle militärischen Befehle. Kraft seiner Autorität und seiner Macht sichert der Kommissar die sofortige, wortlose Erfüllung der operativen und militärischen Verfügungen der militärischen Leiter.

Die Regierung legt der Schaffung der Armee folgende Prinzipien zugrunde: allgemeine Pflichtausbildung im Kriegshandwerk in den Schulen, in den Betrieben und auf dem Lande; sofortige Schaffung von festgefügten Kaders aus den selbstlosesten Kämpfern; Heranziehung der militärischen Fachleute als Konsultanten, Instruktoren, Inspektoren und Kampfleiter; Ausbildung der Institution der Kriegskommissare als Überwacher der höchsten Interessen der Revolution und des Sozialismus.

Im Namen der Sozialistischen Republik ruft der Sowjet der Volkskommissare alle Sowjets, alle bewussten Arbeiter und Bauern, alle ehrlichen Bürger, die der Sache des Volkes treu sind, auf, ihre Anstrengungen in der großen Arbeit zur Sicherung der Unabhängigkeit und der Freiheit unseres Landes zu verdoppeln.

Das befreite Russland wird kein Sklave sein. Es wird sich erheben und wird erstarken, es wird die Räuber beiseite schleudern, es wird mit den befreiten Völkern aller Länder in brüderlicher Eintracht leben.

Jetzt, in diesen schweren Tagen der Volksnot gilt es, dass alle treuen Söhne des revolutionären Russland keinen anderen Gedanken, keine andere Leidenschaft, kein anderes Gelöbnis haben außer der Rettung unserer blutenden Heimat.

Möge es kein Schwanken und kein Zweifeln geben! Arbeit, Ordnung, Beharrlichkeit, Disziplin, Selbstlosigkeit – und wir haben gesiegt!

21. März 1918.

Kommentare