Schlusswort

Schlusswort.

Als unsere Partei sich der Regierung bemächtigte, kannten wir im Voraus alle Schwierigkeiten, denen wir entgegengingen. In ökonomischer Hinsicht war das Land durch den Krieg bis zum letzten Grad erschöpft. Die Revolution hatte den alten administrativen Apparat zerstört, ohne Zeit zu haben, zu seiner Ablösung einen neuen zu schaffen. Millionen von Arbeiterkräften waren infolge des drei Jahre langen Krieges aus den wirtschaftlichen Zellen des Landes herausgerissen, deklassiert und psychisch entwurzelt, Die ungeheure Militärindustrie auf dem ungenügend vorbereiteten wirtschaftlichen Fundament verschlang die Lebenssäfte des Volkes. Die Demobilisation dieser Industrie war mit den größten Schwierigkeiten verbunden. Erscheinungen wirtschaftlicher und politischer Anarchie dehnten sich weit über das Land aus. Die russischen Bauern waren im Laufe von Jahrhunderten in elementarer Weise durch die barbarische Disziplin des Landes aneinander geschmiedet und von oben herab von der eisernen Disziplin des Zarismus zusammengepresst gewesen. Die ökonomische Entwicklung hatte die erstere untergraben, die Revolution zerstörte die zweite. In psychologischer Hinsicht bedeutete die Revolution unter den Bauernmassen das Erwachen der menschlichen Persönlichkeit. Die anarchischen Formen dieses Erwachens erschienen nach der vorangegangenen Unterjochung als unvermeidliche Folgen. Zur Etablierung einer neuen Ordnung, die auf der Kontrolle der Produktion durch die Arbeitenden selbst beruht, kann man nur auf dem Wege einer stetigen und inneren Ausmerzung der anarchischen Äußerungen der Revolution gelangen.

Andererseits aber wollen die besitzenden Klassen, selbst wenn sie von der Regierung verdrängt sind, ihre Positionen nicht ohne Kampf aufgeben. Die Revolution warf in radikalster Weise die Frage nach dem Privateigentum des Bodens und der Produktionsmittel auf, d. h. nach Leben und Tod der ausbeutenden Klassen. In politischer Hinsicht bedeutet das einen erbitterten, ununterbrochenen, bald vorborgenen, bald offenen Bürgerkrieg. Der Bürgerkrieg nährt aber seinerseits unvermeidlich alle anarchischen Tendenzen in der Bewegung der arbeitenden Massen. Bei einem Niedergang der Industrie, der Finanzwirtschaft, der Verkehrsmittel und der Verpflegung legt auf diese Weise ein anhaltender Bürgerkrieg jeder produktiven organisatorischen Arbeit ungeheure Schwierigkeiten in den Weg. Dessen ungeachtet hat die Sowjetregierung das Recht, mit vollem Vertrauen der Zukunft entgegen zu schauen Nur die genaue Berechnung aller Einkünfte des Landes, nur eine rationelle, d. h. von einem allgemeinen Plan ausgehende Organisation der Produktion, nur eine vernünftige und sparsame Verteilung aller Produkte können das Land retten. Und das heißt Sozialismus. Entweder endgültiges Hinabsinken auf die Stufe einer Kolonie, oder sozialistische Wiedergeburt – das ist die Alternative, vor die unser Land gestellt ist.

Der Krieg hat den Boden der ganzen kapitalistischen Welt unterminiert. Darin besteht unsere unbesiegbare Kraft. Der imperialistische Ring, der uns zusammenpresst, wird von der proletarischen Revolution gesprengt werden. Wir zweifeln daran keinen Augenblick, ebenso wenig wie wir im Lauf der langen Jahrzehnte unseres unterirdischen Kampfes an dem unausbleiblichen Zusammenbruch des Zarismus zweifelten.

Kämpfen, die Reihen zusammenschließen, Arbeitsdisziplin und sozialistische Ordnung schaffen, die Produktivität der Arbeit steigern, und vor keinem Hindernis zurückschrecken – das ist unsere Parole. Die Geschichte arbeitet für uns. Früher oder später wird die proletarische Revolution in Europa und Amerika ausbrechen und Erlösung bringen: nicht nur für die Ukraine, für Polen, Litauen, Kurland und Finnland, sondern auch für die ganze leidende Menschheit.

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