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Leo Trotzki 19180900 Was ist Panik?

Leo Trotzki: Was ist Panik?

[nach Leo Trotzki: Die Geburt der Roten Armee. Wien 1924, S. 128]

Panik ist die blinde, sinnlose Herdenfurcht. Ein paar Schüsse, ein unklares Gerücht und die Panik ist da. „Wir werden angegriffen … wir werden angegriffen“, und in sinnloser Furcht weicht der Truppenteil zurück. Warum haben wir Anfang August Kasan verloren? Darum, weil einige Truppenteile von einer schmachvollen Panik erfasst wurden und vor den geringfügigen Kräften des Feindes flüchteten. Man hätte am 5. August mit geringen Opfern Kasan halten können. Jetzt aber müssen wir mit einem viel größeren Aufwand an Kräften und Menschenleben Kasan zurückerobern.

Der Panik unterliegt der unbewusste, feige, unwissende, schlechte Soldat. Und er geht am ehesten drauf, weil die sinnlose Furcht eine schlechte Ratgeberin ist. Erfasst von panischer Furcht, stürzt der Mensch Hals über Kopf, ohne nachzudenken los, und gerät mitunter in eine wirkliche Gefahr und geht zugrunde. Der zielbewusste, mutige Soldat unterliegt der Panik nicht. Er erwägt alle Umstände, bewahrt die nötige Ruhe und rettet daher sein Leben manchmal sogar unter den schwierigsten Umständen. Es gehen mehr Feiglinge zugrunde als Tapfere.

Es gibt Soldaten, die Panik säen. Sie verbreiten stets beunruhigende Klatschereien und erheben als erste das Geschrei: „Wir sind umzingelt … wir müssen zurück". Wegen solcher Lumpenkerle weichen manchmal Tausende vor einer Handvoll Soldaten zurück.

Die Tschechoslowaken zählen bloß 22.000 Mann. Weißgardistische Offiziere gibt es auch nicht besonders viel. Wir hätten mit ihnen in ein paar Tagen fertig werden können, wenn die jungen Truppenteile nicht von dieser niederträchtigen Krankheit, Panik genannt, erfasst worden wären. Dem muss ein für allemal ein Ende gemacht werden. Die Kommissare, die Kommandeure, die guten Soldaten und kommunistischen Agitatoren müssen der Panik einen scharfen Krieg ansagen. Hinweg mit der Panik! Harte Strafe treffe diejenigen, die Panik säen!

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