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Leo Trotzki 19190429 Über den Fortschritt der proletarischen Revolution

Leo Trotzki: Über den Fortschritt der proletarischen Revolution

[Nach Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der Revolution, Frankfurt am Main 1981, S. 137-151]

I

In kirchlichen Kreisen hieß es früher: »Das Licht kommt von Osten«. In unserer Generation begann im Osten die Revolution. Sie kam von Russland nach Ungarn, von Ungarn nach Bayern und wird zweifellos ihren Weg westwärts durch Europa fortsetzen. Dieser Gang der Dinge widerspricht Vorurteilen, angeblich marxistischen Ansichten, die in weiten Kreisen von Intellektuellen, nicht nur in Russland, verbreitet sind.

Die Revolution, die wir jetzt erleben, ist eine proletarische, und das Proletariat ist in den alten kapitalistischen Ländern, wo es viel zahlreicher, besser organisiert, klassenbewusster ist, am stärksten. Es scheint in der Natur der Dinge zu liegen, dass man erwartet, dass sich die Revolution in Europa ungefähr an dieselben Bahnen wie die kapitalistische Entwicklung halten sollte: England – das erste kapitalistische Land, dann Frankreich, gefolgt von Deutschland, Österreich und schließlich, am Schluss der Liste, Russland.

Man kann sagen, dass diese irrige Vorstellung die Erbsünde des Menschewismus war, der theoretische Grund für seinen Niedergang. Gemäß diesem »Marxismus«, der kleinbürgerlicher Vorstellungsweise angepasst ist, müssen sämtliche Länder Europas unweigerlich zwei Stadien durchlaufen, um zum Sozialismus zu gelangen. Dan und Potressow zufolge ging Deutschland erst 1910 daran, seine bürgerlich-demokratische Revolution zu vollenden, um später auf dieser Grundlage die sozialistische Revolution vorzubereiten. Doch was diese Herren genau unter »sozialistischer Revolution« verstanden, konnten sie nie erklären. Nebenbei bemerkt hatten sie gar kein Bedürfnis nach einer solchen Erklärung, da sie die sozialistische Revolution ins Jenseits verlegten. Es ist kaum überraschend, dass sie die Revolution für eine bolschewistische Unverschämtheit hielten, als sie ihr im Fortgang der Geschichte wirklich begegneten. Vom Standpunkt dieses platten und dürren historischen Gradualismus schien nichts so ungeheuerlich wie der Gedanke, dass die siegreiche russische Revolution das Proletariat an die Macht bringen könnte; dass das siegreiche Proletariat, selbst wenn es wollte, unfähig sein würde, die Revolution im Rahmen einer bürgerlichen Demokratie zu halten. Obwohl diese Prognose schon fast anderthalb Jahrzehnte vor 1917 entwickelt worden war, hielten die Menschewisten getreu ihrer Auffassung die Eroberung der politischen Macht durch das Proletariat für einen Zufall und ein »Abenteuer«. Nicht weniger treu blieben sie sich, als sie das Sowjetregime für ein Produkt der rückständigen und barbarischen Zustände Russlands hielten. Diese selbstgefälligen Ideologen der halb aufgeklärten Babbitts hielten die Mechanik der bürgerlichen Demokratie für den höchsten Ausdruck menschlicher Zivilisation. Sie stellten die Konstituierende Versammlung den Räten gegenüber, so wie man ein Auto einem Bauernfuhrwerk gegenüberstellen kann.

Aber die Entwicklung vollzog sich weiterhin im Gegensatz zum »gesunden Menschenverstand« und zu den sozial unerlässlichen Vorurteilen des durchschnittlichen Mittelstandsbanausen. Vor allem entstand in Deutschland trotz der Existenz einer Verfassunggebenden Versammlung und ihrer Weimarer Wohltaten eine Partei, die stärker und stärker wird und sogleich die kämpferischen Elemente im Proletariat angezogen hat – eine Partei mit dem Bannerspruch: »Alle Macht den Räten«. Niemand beachtet die schöpferischen Bemühungen der Scheidemannschen Konstituante, niemand auf der Welt interessiert sich dafür. Die ganze Aufmerksamkeit nicht nur der deutschen Bevölkerung, sondern der ganzen Menschheit ist auf den gigantischen Kampf zwischen der herrschenden Clique der National-Versammlung und dem revolutionären Proletariat gerichtet, auf einen Kampf, der, wie sich sogleich zeigte, außerhalb des Rahmens der legalisierten konstitutionellen »Demokratie« stattfand.

In Ungarn und Bayern ist dieser Prozess bereits darüber hinausgegangen. In diesen Ländern ist an die Stelle der formalen Demokratie, dieses Relikts der Vergangenheit, das sich als Hemmschuh für die Zukunft der Revolution erwiesen hat, eine wahrhafte Demokratie unter der Herrschaft des siegreichen Proletariats getreten.

Doch während der Gang der Ereignisse keinesfalls dem Plan der stubenreinen Gradualisten folgt, die seit langem öffentlich wie privat vorgaben, Marxisten zu sein, erfordert eben dieser Gang revolutionärer Ereignisse eine Erklärung. Tatsache ist, dass die Revolution im rückständigsten unter den großen Ländern Europas, in Russland, begann und zum Sieg des Proletariats führte.

Ungarn ist zweifelsohne die rückständigere Hälfte der ehemaligen Österreichisch-Ungarischen Monarchie, die als Ganzes, was die kapitalistische, kulturelle und politische Entwicklung angeht, zwischen Russland und Deutschland stand. Bayern, wo nach Ungarn eine Rätemacht errichtet wurde, stellt hinsichtlich der kapitalistischen Entwicklung nicht den fortgeschrittenen, sondern den rückständigen Teil Deutschlands dar. Auf diese Weise bewegt sich die proletarische Revolution seit ihrem Beginn im rückständigsten Land Europas Sprosse um Sprosse auf wirtschaftlich höher entwickelte Länder zu.

Was ist die Erklärung für diese »Inkongruenz«?

Das älteste kapitalistische Land Europas und der Welt ist England. Inzwischen ist England, besonders während des letzten halben Jahrhunderts, vom Standpunkt der proletarischen Revolution aus das konservativste Land geworden. Die unentwegten Sozialreformisten, das heißt jene, die versuchen, sich nach der Decke zu strecken, leiteten daraus die These ab, dass gerade England anderen Ländern die möglichen Wege politischer Entwicklung weise und sich das ganze europäische Proletariat in Zukunft von der sozialen Revolution lossagen werde. Für die Marxisten war die durch eine zeitweilige Kombination geschichtlicher Kräfte bedingte »Inkongruenz« zwischen Englands kapitalistischer Entwicklung und seiner sozialistischen Bewegung nicht entmutigend. Dass England frühzeitig den Weg der kapitalistischen Entwicklung und Ausplünderung der Welt beschritten hatte, verschaffte nicht nur seiner Bourgeoisie, sondern auch einem Teil seiner Arbeiterklasse eine privilegierte Position. Infolge der Insellage blieb England die Belastung durch Landstreitkräfte erspart. Seine mächtigen Seestreitkräfte beruhten, auch wenn sie riesige Ausgaben erforderten, nichtsdestoweniger auf numerisch kleinen, professionellen Kadern und machten keine allgemeine Wehrpflicht erforderlich. Die britische Bourgeoisie machte sich diese Umstände geschickt zunutze, um die Oberschicht der Arbeiterklasse von ihren unteren Schichten zu trennen und eine Aristokratie der »gelernten« Arbeiterschaft zu begründen, in der sie einen gewerkschaftlichen Kastengeist züchtete. Die parlamentarische Maschinerie Großbritanniens, die trotz ihres Konservatismus flexibel blieb, und die ständige Rivalität zwischen zwei historischen Parteien, den Liberalen und den Tories – eine Rivalität, die mitunter ziemlich angespannt, wenn auch innerlich hohl war – bot, wann immer sich die Notwendigkeit ergab, ein politisches Sicherheitsventil für die Unzufriedenheit der arbeitenden Massen. Sie wurde durch das enorme Geschick der herrschenden bürgerlichen Clique ergänzt, die Führer der Arbeiterklasse geistig zu verkrüppeln und mitunter »exquisit« zu bestechen. Dank der frühen kapitalistischen Entwicklung Englands verfügte seine Bourgeoisie über Hilfsquellen, die es ihr ermöglichten, der proletarischen Revolution systematisch entgegenzuwirken. Innerhalb des Proletariats selbst, oder genauer: innerhalb seiner Oberschicht, erzeugten dieselben Bedingungen die extremsten konservativen Tendenzen, die sich in den Jahrzehnten vor dem Weltkrieg manifestierten … Der Marxismus lehrt, dass Klassenbeziehungen im Produktionsprozess entstehen und einem bestimmten Niveau der Produktivkräfte entsprechen. Ferner, dass alle Formen der Ideologie und vor allem die Politik Klassenbeziehungen entsprechen. Doch heißt das ganz und gar nicht, dass zwischen der Politik, den Klassengruppierungen und der Produktion einfache, mechanische Beziehungen walten, die sich nach der elementaren Arithmetik berechnen lassen. Im Gegenteil, die Wechselbeziehungen sind äußerst kompliziert. Man kann den Entwicklungsgang eines Landes einschließlich seiner revolutionären Entwicklung nur dann dialektisch interpretieren, wenn man von der Aktion, Reaktion und Interaktion aller materiellen und Überbaufaktoren im Landes- und Weltmaßstab ausgeht, nicht, indem man auf oberflächliche Gegenüberstellungen oder formale Analogien rekurriert.

England vollbrachte seine bürgerliche Revolution im siebzehnten Jahrhundert; Frankreich am Ende des achtzehnten Jahrhunderts. Frankreich war lange Zeit hindurch das fortgeschrittenste, das »kultivierteste« Land des europäischen Festlands. Die französischen Sozialpatrioten glaubten sogar noch zu Beginn dieses Krieges aufrichtig daran, dass das Schicksal der Menschheit um Paris kreise. Aber auch hier gilt, dass sich in Frankreich dank seiner früh entwickelten bürgerlichen Zivilisation starke konservative Tendenzen ausbildeten. Das langsame, organische Wachstum des Kapitalismus führte nicht zu einer mechanischen Zerstörung des französischen Handwerksbetriebs, sondern wies ihm einfach andere Positionen und eine untergeordnetere Rolle zu. Die Revolution schuf durch die Versteigerung der feudalen Güter an die Bauernschaft das französische Dorf, das ungemein lebensfähig, zäh und kleinbürgerlich war. Die große Französische Revolution des achtzehnten Jahrhunderts, die hinsichtlich ihrer Endziele und Folgen bürgerlichen Charakter trug, war gleichzeitig eine von Grund auf nationale Revolution in dem Sinn, dass sie die Mehrheit der Nation und vor allem die schöpferischen Klassen um sich scharte. Hundertfünfundzwanzig Jahre lang verbanden die gemeinsamen Erinnerungen und Traditionen dieser Revolution einen großen, Teil der französischen Arbeiterklasse und die linken Elemente der bürgerlichen Demokratie. Jaurès war der bedeutendste und letzte Repräsentant dieser konservativen ideologischen Bindung. Unter diesen Umständen musste die politische Atmosphäre Frankreichs breite Schichten des französischen Proletariats, besonders die unselbständigen Handwerker, mit kleinbürgerlichen Illusionen infizieren. Umgekehrt war es gerade die große revolutionäre Vergangenheit, die es dem französischen Proletariat nahelegte, mit der Bourgeoisie auf den Barrikaden abzurechnen. Der besondere Charakter des Klassenkampfes, dem es an theoretischer Klarheit mangelte, der aber praktisch äußerst intensiv war, nötigte die französische Bourgeoisie zu ständiger Wachsamkeit und zwang sie, frühzeitig zum Export von Finanzkapital überzugehen. Während die französische Bourgeoisie einerseits die Volksmassen einschließlich der Arbeiter durch eine dramatische Entfaltung antidynastischer, antiklerikaler, republikanischer, radikaler und anderer Tendenzen betörte, nützte sie die Vorteile ihres Erstgeburtsrechts und ihre Stellung als internationaler Geldverleiher, um das Wachstum neuer, revolutionierender Formen des Industrialismus in Frankreich selbst zu bremsen. Nur eine Analyse der ökonomischen und politischen Bedingungen der französischen Entwicklung in nationalem wie internationalem Maßstab kann erklären, warum sich das französische Proletariat, nach dem heroischen Ausbruch der Pariser Kommune in Gruppen und Sekten zersplittert – anarchistisch auf dem einen, »possibilistisch« auf dem anderen Flügel –, als unfähig zur offenen revolutionären Klassenaktion, zum direkten Kampf um die Staatsmacht erwies.

Für Deutschland begann die Periode der kräftigen kapitalistischen Entwicklung nach den siegreichen Kriegen von 1864, 1866 und 1871. Auf dem Boden der nationalen Einheit, bewässert durch die goldene Flut französischer Milliarden, gedieh eine grenzenlose, blendende Herrschaft des Profitmachens, aber auch ein technischer Fortschritt sondergleichen. Im Gegensatz zum französischen Proletariat nahm die deutsche Arbeiterklasse in außerordentlichem Tempo zu und verausgabte ihre besten Kräfte, um die eigenen Reihen zu sammeln, zu vereinheitlichen und zu organisieren. Bei ihrem unwiderstehlichen Aufschwung zog die deutsche Arbeiterklasse große Befriedigung daraus, das automatische Wachstum ihrer Kräfte anhand von Parlamentswahlen oder gewerkschaftlichen Kassenberichten zu überprüfen. Die siegreiche Konkurrenz Deutschlands auf dem Weltmarkt schuf Bedingungen, die ebenso günstig für das Wachstum der Gewerkschaften wie für die unbezweifelbare Verbesserung der Lebensverhältnisse eines Teils der arbeitenden Klasse waren. Unter diesen Umständen wurde die deutsche Sozialdemokratie zur lebenden – später eher todgeweihten – Verkörperung des Organisationsfetischismus. Die deutsche Sozialdemokratie samt den von ihr geführten Gewerkschaften, die eng mit dem Staat und der nationalen Industrie verflochten waren und sich an die spezifisch deutsche Kombination von modernem Kapitalismus und mittelalterlicher Barbarei anpassten, wurden schließlich zur konterrevolutionärsten Kraft in der politischen Entwicklung Europas. Die Gefahr einer solchen Degeneration der deutschen Sozialdemokratie war von Marxisten lange vorausgesehen worden, obgleich wir bekennen müssen, dass niemand vorausgesehen hatte, welches katastrophale Ausmaß dieser Prozess schließlich annehmen würde. Nur indem es sich des toten Gewichts der alten Partei entledigte, wurde das fortgeschrittene deutsche Proletariat jetzt dazu fähig, den offenen Kampf um die politische Macht zu beginnen.

Was die Entwicklung von Österreich-Ungarn betrifft, so lässt sich von unserem Standpunkt aus nichts sagen, was nicht in klarerer Form auch für die Entwicklung Russlands gilt. Die verspätete Entwicklung des russischen Kapitalismus gab ihm sogleich einen hohen Konzentrationsgrad. Als in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Knopf im Moskauer Zentralgebiet englische Textilfabriken errichtete und als die Belgier, Franzosen und Amerikaner in die jungfräulichen ukrainischen und neurussischen Steppen riesige Metallgießereien verpflanzten, die entsprechend dem letzten Stand der europäischen und amerikanischen Technologie gebaut waren, studierten sie keine Lehrbücher, um zu erfahren, ob sie warten sollten, bis sich das russische Handwerk zur Manufaktur entwickelt und uns die Manufaktur ihrerseits die Großfabrik beschert hätte. Auf solchem Boden, das heißt auf dem Boden dürftig zusammengestellter Wirtschaftslehrbücher, entstand einst die berühmte, aber unreife Kontroverse darüber, ob der russische Kapitalismus »natürlichen« oder »künstlichen« Charakter habe. Wenn man Marx vulgarisiert und den englischen Kapitalismus nicht als den historischen Ausgangspunkt der kapitalistischen Entwicklung, sondern vielmehr als ein alles beherrschendes Schema betrachtet, erscheint der russische Kapitalismus als ein importiertes, künstliches Gebilde. Aber wenn wir den Kapitalismus im Geist der wirklichen Lehre von Marx analysieren, das heißt als einen ökonomischen Prozess, der zuerst eine typisch nationale Form ausbildete, dann diesem nationalen Rahmen entwuchs, sich weltweit ausbreitete und, um die rückständigen Länder unter seine Herrschaft zu bringen, nicht mit Methoden und Praktiken seiner Frühzeit operiert, sondern die modernste Technologie, die modernste Form kapitalistischer Ausbeutung und politischer Erpressung einsetzt – wenn wir den Kapitalismus in diesem Geist analysieren, dann erscheint die Entwicklung des russischen Kapitalismus samt seinen Eigentümlichkeiten als ein »natürlicher«, unerlässlicher Bestandteil des weltkapitalistischen Prozesses.

Das gilt nicht nur für Russland. Die Eisenbahnen, die Australien durchqueren, entsprangen weder den Lebensverhältnissen der australischen Ureinwohner noch denen der ersten Generationen von Sträflingen, die seit der Epoche der französischen Revolution von den großherzigen englischen Metropolen nach Australien verschifft wurden. Die kapitalistische Entwicklung Australiens ist »natürlich« nur, wenn man sie im Kontext des geschichtlichen Prozesses im internationalen Maßstab sieht. Legt man einen anderen Maßstab an, einen nationalen, provinziellen Maßstab, dann ist es, allgemein gesprochen, unmöglich, auch nur eine der bedeutenden sozialen Erscheinungen unserer Epoche zu analysieren.

Gerade weil die russische Großindustrie die »natürliche« Reihenfolge der nationalen Wirtschaftsentwicklung verletzte, indem sie mit einem ökonomischen Riesensprung über Zwischenepochen hinwegsetzte, bereitete sie nicht nur die Möglichkeit, sondern die Unvermeidlichkeit des proletarischen Sprungs über die Epoche der bürgerlichen Demokratie vor.

Jaurès, der Ideologe der Demokratie, interpretierte sie als höchstes Tribunal der Nation, das sich über die kämpfenden Klassen erhebt. Aber insofern die kämpfenden Klassen – die kapitalistische Bourgeoisie und das Proletariat – nicht nur Pole der Nation, sondern auch deren wichtigste Komponenten bilden, verbleiben in diesem obersten Gericht oder Schiedsgericht nur die Zwischenschichten – das Kleinbürgertum, gekrönt mit der demokratischen Intelligentsia. In Frankreich, mit seiner jahrhundertealten Geschichte des Handwerks und der auf ihm beruhenden städtischen Kultur, mit seinen kämpfenden Stadtgemeinschaften, den späteren revolutionären Kämpfen seiner bürgerlichen Demokratie, schließlich seinem kleinbürgerlichen Konservatismus, beruhte die demokratische Ideologie bis vor kurzem noch auf einer festen historischen Grundlage. Als glühender Verteidiger der Interessen des Proletariats und dem Sozialismus zutiefst ergeben, zog Jaurès als der Tribun einer demokratischen Nation gegen den Imperialismus zu Felde. Der Imperialismus hat aber recht überzeugend bewiesen, dass er mächtiger ist als die »demokratische Nation«, deren politischen Willen er so leicht mit Hilfe des parlamentarischen Mechanismus verfälschen kann. Im Juli 1914 schritt die imperialistische Oligarchie auf ihrem Weg zum Krieg über den Leichnam des Tribunen hinweg, während sie im März 1919 mit Hilfe, des »Obersten Gerichts« der demokratischen Nation offiziell den Mörder Jaurès' freisprach und damit den letzten noch verbliebenen demokratischen Illusionen der französischen Arbeiterklasse einen tödlichen Schlag versetzte …

In Russland hatten diese Illusionen von vornherein keine Basis. Im Bann der schwerfälligen Trägheit, die seiner dürftigen Entwicklung entsprang, hatte unser Land keine Zeit, eine städtisch-handwerkliche Kultur zu schaffen. Die Bürgerschaft einer Provinzstadt wie Okurow ist, was einst Gorki so sehr beunruhigte, für Pogrome gerüstet, aber nicht für selbständige demokratische Aktivität. Gerade weil Englands Entwicklung sich der Marxschen Theorie entsprechend vollzogen hatte, musste die Entwicklung Russlands – entsprechend derselben Theorie – auf völlig andere Weise verlaufen. Unter dem Hochdruck ausländischen Finanzkapitals und mit Hilfe ausländischer Technologie erzeugte der russische Kapitalismus im Laufe weniger Jahrzehnte eine millionenköpfige Arbeiterklasse, die wie ein scharfer Keil in das Milieu der gesamtrussischen politischen Barbarei eindrang. Im Unterschied zum westeuropäischen Proletariat konnten die russischen Arbeiter sich nicht auf eine starke Tradition stützen; charakteristisch für sie waren aber nicht nur kulturelle Rückständigkeit und Unwissenheit – worauf die halbgebildeten Städter nicht müde wurden hinzuweisen –, sondern auch Mobilität, Initiative und Empfänglichkeit für die radikalsten Folgerungen aus ihrer Klassenlage. Wenn Russlands ökonomische Rückständigkeit die krampfartige, »katastrophische« Entwicklung des Kapitalismus bedingte, der in Europa sofort die konzentrierteste Form annahm, dann erlaubte es dieselbe universale Rückständigkeit des Landes und die krampfartige, »katastrophische« Entwicklung des russischen Proletariats, dass es – natürlich nur während einer bemessenen historischen Zeitspanne – zum unversöhnlichsten, opferbereitesten Träger der Idee der sozialen Revolution in Europa und auf der ganzen Welt wurde.

II

Die kapitalistische Produktion ist in ihrem »natürlichen« Fortgang Reproduktion auf stets erweiterter Stufenleiter. Die Technologie und der materielle Reichtum wachsen, die Masse der Bevölkerung wird proletarisiert. Die erweiterte kapitalistische Produktion vertieft die kapitalistischen Widersprüche. Das Proletariat wächst an Zahl, bildet einen immer größeren Teil der Bevölkerung des Landes, organisiert und erzieht sich und wird so zu einer ständig wachsenden Macht. Aber das bedeutet keineswegs, dass sein Klassenfeind – die Bourgeoisie – stillsteht. Im Gegenteil, eine erweiterte kapitalistische Produktion setzt das gleichzeitige Wachstum der ökonomischen und politischen Macht der großen Bourgeoisie voraus. Sie akkumuliert nicht nur enorme Reichtümer, sondern konzentriert in ihren Händen auch den staatlichen Verwaltungsapparat, den sie ihren Zielen unterordnet. Mit wachsendem Geschick verwirklicht sie ihre Ziele, bald durch rücksichtslose Grausamkeit, bald demokratisch-opportunistisch. Der imperialistische Kapitalismus kann sich die demokratischen Formen in dem Maße wirkungsvoller zunutze machen, in dem die wirtschaftliche Abhängigkeit des Kleinbürgertums vom Großkapital härter und unüberwindbarer wird. Und die Großbourgeoisie ist zunehmend in der Lage, diese wirtschaftliche Abhängigkeit mit Hilfe des allgemeinen Stimmrechts in eine politische zu verwandeln.

Eine mechanische Konzeption der sozialen Revolution reduziert den geschichtlichen Prozess auf ein ununterbrochenes numerisches Wachstum und eine stetig ansteigende organisatorische Stärke des Proletariats, bis dieses, nachdem es »die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung« umfasst, kampflos den Apparat der bürgerlichen Wirtschaft und den Staat übernimmt, wie man eine reife Frucht pflückt. In Wirklichkeit entwickelt sich aber die Produktivkraft des Proletariats parallel mit dem Wachstum der bürgerlichen Macht. Im Maße, wie der organisatorische Zusammenschluss und die politische Erziehung des Proletariats sich entwickeln, sieht sich die Bourgeoisie ihrerseits gezwungen, ihren Herrschafts-Apparat zu vervollkommnen, um dem Proletariat immer neue Schichten der Bevölkerung entgegenzustellen, u. a. den sogenannten neuen Kopfarbeiter-Mittelstand, der in der Mechanik der kapitalistischen Wirtschaft eine prominente Rolle spielt. Die antagonistischen sozialen Kräfte werden gleichzeitig stärker.

Je mächtiger der Kapitalismus eines Landes ist, desto größer ist – wenn alle übrigen Bedingungen dieselben bleiben – die Trägheit »friedlicher« Klassenbeziehungen; und um so mächtiger muss der Anstoß sein, der notwendig ist, um die beiden feindlichen Klassen – sei es das Proletariat oder die Bourgeoisie – in ihrem relativen Gleichgewichtszustand zu erschüttern und den Klassenkampf in einen offenen Bürgerkrieg umzuwandeln. Einmal entfacht, wird der Bürgerkrieg – wenn alle übrigen Bedingungen die gleichen bleiben – um so erbitterter und hartnäckiger, je höher das erreichte Niveau der kapitalistischen Entwicklung ist, je stärker und organisierter die beiden Feinde sind, je größer die materiellen und ideologischen Hilfsmittel sind, die beiden zur Verfügung stehen.

Die Konzeptionen der proletarischen Revolution, die in der Zweiten Internationale vorherrschten, gingen in Wirklichkeit nicht über den Rahmen eines sich selbst genügenden nationalen Kapitalismus hinaus. England, Deutschland, Frankreich, Russland wurden als unabhängige Welten betrachtet, die sich auf ein und derselben Bahn auf den Sozialismus zu bewegten und sich auf verschiedenen Stufen dieses Weges befanden. Die Stunde des Sozialismus würde schlagen, wenn der Kapitalismus an die äußersten Grenze seiner Reife gelangt sein würde und die Bourgeoisie sich dadurch genötigt sähe, ihren Platz dem Proletariat, dem Erbauer des Sozialismus abzutreten. Diese national beschränkte Konzeption kapitalistischer Entwicklung liefert noch immer die theoretischen und psychologischen Gründe für den Sozialpatriotismus: »Sozialisten« jedes Landes erachten es für ihre Pflicht, den Nationalstaat als die gegebene und zureichende Grundlage einer sozialistischen Entwicklung zu verteidigen.

Aber diese Konzeption ist grundsätzlich falsch und zutiefst reaktionär. Im Maße, wie die kapitalistische Entwicklung die ganze Welt einbezog, rissen die Fäden, die in der vergangenen Epoche das Schicksal der sozialen Revolution mit dem Schicksal des einen oder anderen höher entwickelten kapitalistischen Landes verknüpft hatten. Je enger der Kapitalismus die Länder der ganzen Welt zu einem einzigen komplexen Organismus verband, desto unvermeidlicher wurden Schicksal, Ort und Zeit der sozialen Revolution abhängig von der Entwicklung des internationalen Imperialismus. Sie wurde vor allem von den militärischen Konflikten abhängig, die vom Imperialismus unweigerlich hervorgerufen werden und ihrerseits das Gleichgewicht des kapitalistischen Systems bis ins Innerste erschüttern.

Der große imperialistische Krieg ist das furchtbare Werkzeug, mit dessen Hilfe die Geschichte den »organischen«, »evolutionären«, »friedlichen« Charakter der kapitalistischen Entwicklung gesprengt hat. Der Imperialismus entspringt der kapitalistischen Gesamtentwicklung und erscheint zugleich im nationalen Bewusstsein jedes einzelnen kapitalistischen Landes als ein externer Faktor. Er scheint sich um die Niveauunterschiede der Entwicklung der jeweiligen kapitalistischen Länder nicht zu kümmern: Sie alle wurden im gleichen Zeitpunkt in den imperialistischen Krieg hineingezogen*, ihre Produktionsgrundlagen und ihre Klassenbeziehungen wurden gleichzeitig erschüttert. Unter diesen Bedingungen wurden als erste diejenigen Länder aus dem schwankenden kapitalistischen Gleichgewicht geworfen, deren innere soziale Energie am schwächsten war, das heißt eben die Länder mit der kürzesten kapitalistischen Entwicklung.

Hier drängt sich einem tatsächlich eine Analogie auf – die Analogie zwischen dem Beginn des imperialistischen Krieges und dem Beginn des Bürgerkrieges. Zwei Jahre vor dem großen Weltgemetzel brach der Balkankrieg aus. Grundsätzlich waren im Balkan dieselben Kräfte und Tendenzen am Werk wie im übrigen Europa. Diese Kräfte führten die kapitalistische Menschheit unweigerlich in eine blutige Katastrophe. Aber in den großen kapitalistischen Ländern gab es in Außen- wie Innenpolitik einen vergleichsweise starken Trägheitswiderstand. Dem Imperialismus fiel es leichter, den Balkan in den Krieg zu stürzen, weil es dort kleinere, schwächere Staaten gab, die auf einem viel niedrigeren Niveau kapitalistischer und kultureller Entwicklung standen und in denen infolgedessen auch die Trägheit der »friedlichen« Entwicklung leichter zu überwinden war.

Der Balkankrieg, eine Folge unterirdischer Erdbeben nicht des Balkans, sondern des europäischen Imperialismus, gewann jedoch als unmittelbarer Vorläufer des Weltkonflikts für eine gewisse Zeit selbständige Bedeutung. Sein Verlauf und sein unmittelbares Ergebnis waren durch die Hilfsquellen und Kräfte bedingt, die es auf der Balkanhalbinsel gab. Daher die verhältnismäßig kurze Dauer des Balkankrieges. Wenige Monate genügten zum Kräftemessen der nationalen kapitalistischen Kräfte auf der in Armut lebenden Halbinsel. Infolge seines früheren Beginns fand der Balkankrieg auch eine leichtere Lösung. Der Weltkrieg begann gerade darum später, weil jede der kämpfenden Parteien angstvoll in den Abgrund hinab blickte, in den sie durch ungezügelte Klasseninteressen gezogen wurde. Deutschlands ungewöhnlich gesteigerte Macht, die der alten Macht Großbritanniens gegenüberstand, war, wie bekannt, die treibende Kraft des Krieges, aber dieselbe Kraft ließ die Gegner auch lange Zeit vor offenen Feindseligkeiten zögern. Als dann der Krieg dennoch ausbrach, gab die Stärke beider Lager dem Konflikt seine Dauer und Härte.

Der imperialistische Krieg trieb das Proletariat in den Bürgerkrieg. Und hier sehen wir eine analoge Reihenfolge: Länder mit der jüngeren kapitalistischen Kultur geraten als erste in den Bürgerkrieg, denn das unstabile Gleichgewicht der Klassenkräfte gerade in diesen Ländern gerät am leichtesten aus den Fugen.

Das sind die allgemeinen Ursachen eines Phänomens, das auf den ersten Blick unerklärlich scheint, dass nämlich die proletarische Revolution – im Unterschied zur kapitalistischen Entwicklung, von Osten nach Westen vorrückt. Da wir es aber mit einem äußerst komplexen Prozess zu tun haben, ist es ganz natürlich, dass auf der Basis dieser Grundursachen zahlreiche sekundäre Ursachen ins Spiel kommen, von denen einige die Wirkung der Hauptfaktoren verstärken und verschärfen, während andere sie eher abschwächen.

Bei der Entwicklung des russischen Kapitalismus spielte das europäische Finanz- und Industriekapital die Hauptrolle, besonders das französische. Ich habe schon hervorgehoben, dass die französische Bourgeoisie sich bei der Entwicklung ihres Wucherimperialismus nicht nur von wirtschaftlichen, sondern auch von politischen Erwägungen leiten ließ. Aus Angst vor der zunehmenden Größe und Stärke des französischen Proletariats zog die französische Bourgeoisie es vor, ihr Kapital zu exportieren und von russischen Industrieunternehmungen Profite einzuheimsen; die Aufgabe, die russischen Arbeiter im Zaum zu halten, hatte der Zar zu übernehmen. So ruhte die wirtschaftliche Macht der französischen Bourgeoisie auch direkt auf der Arbeit des russischen Proletariats. Das trug dazu bei, die Beziehungen zwischen dem französischen Proletariat und der französischen Bourgeoisie zugunsten der letzteren zu verbessern. Umgekehrt brachte das dem russischen Proletariat in seinen Beziehungen zur russischen Bourgeoisie (jedoch nicht zur Weltbourgeoisie) einen gewissen Vorteil. Das eben Gesagte gilt im Prinzip für alle alten kapitalistischen Länder, die Kapital exportieren. Die soziale Macht der englischen Bourgeoisie beruht nicht nur auf der Ausbeutung des englischen Proletariats, sondern auch auf der Ausbeutung der werktätigen Massen in den Kolonien. Das macht die Bourgeoisie nicht nur reicher und sozial stärker, sondern sichert ihr auch eine viel größere politische Manövrierfähigkeit: Sie kann dem eigenen Proletariat ziemlich weitgehende Konzessionen machen oder auch mit Hilfe der Kolonien Druck auf es ausüben (durch Einfuhr von Rohstoffen und Arbeitskräften, durch Verlagerung industrieller Unternehmungen in die Kolonien, durch Aufstellung von Kolonialtruppen usw., usw.).

Infolge dieser Wechselbeziehungen war unsere Oktoberrevolution nicht nur ein Aufstand gegen die russische Bourgeoisie, sondern auch gegen den englischen und französischen Kapitalismus – nicht nur im allgemeinen geschichtlichen Sinn, als Beginn der europäischen Revolution, sondern direkt. Mit der Enteignung der Kapitalisten und der Weigerung, zaristische Staatsschulden zu bezahlen, versetzte das russische Proletariat der gesellschaftlichen Macht der europäischen Bourgeoisie einen schweren Schlag. Das allein genügt, um zu erklären, warum die konterrevolutionäre Intervention der Entente-Imperialisten unvermeidlich war. Andererseits wurde dieselbe Intervention nur dadurch möglich, weil das russische Proletariat sich in einer historischen Situation befand, die es dazu zwang, seine Revolution zu machen, ehe seine älteren und viel stärkeren europäischen Brüder dazu in der Lage waren. Daraus ergeben sich die enormen Schwierigkeiten, die das russische Proletariat nach seiner Machtübernahme zu überwinden hat.

Die sozialdemokratischen Spießbürger haben daraus den Schluss gezogen, wir seien im Oktober nicht gezwungen gewesen, auf die Straße zu gehen. Ohne Zweifel wäre es für uns viel »ökonomischer« gewesen, mit unserer Revolution nach der Revolution in England, Frankreich und Deutschland zu beginnen. Aber erstens lässt die Geschichte der revolutionären Klasse keine freie Wahl; und noch hat niemand bewiesen, dass dem russischen Proletariat eine »ökonomische« Revolution beschieden gewesen wäre. Zweitens muss gerade die Frage einer revolutionären »Ökonomie« der Kräfte nicht nur auf nationaler Ebene, sondern im Weltmaßstab beurteilt werden. Gerade infolge der gesamten vorausgegangenen Entwicklung wurde ja, wie wir sahen, die Aufgabe, mit der Revolution zu beginnen, nicht einem alten Proletariat mit mächtigen politischen und gewerkschaftlichen Organisationen, mit gediegenen parlamentarischen und gewerkschaftlichen Traditionen gestellt, sondern dem jungen Proletariat, eines rückständigen Landes. Die Geschichte nahm den Weg des geringsten Widerstandes. Die revolutionäre Epoche brach durch die am schwächsten verbarrikadierte Tür ein. Die außerordentlichen, wirklich übermenschlichen Schwierigkeiten, mit denen das russische Proletariat zu kämpfen hatte, haben die revolutionäre Arbeit, die dem westeuropäischen Proletariat noch bevorsteht, vorbereitet, beschleunigt und in einem gewissen Maße erleichtert.

Unsere Analyse enthält keine Spur von »Messianismus«. Das revolutionäre »Erstgeburtsrecht« des russischen Proletariats besteht nur zeitweilig. Je mächtiger der opportunistische Konservatismus in den oberen Schichten des deutschen, französischen oder englischen Proletariats ist, desto machtvoller wird der revolutionäre Ansturm des Proletariats dieser Länder, zu dem das Proletariat in Deutschland bereits angesetzt hat. Die Diktatur der russischen Arbeiterklasse wird sich schließlich nur von der Stunde an festigen und ein authentisches, in allen Punkten sozialistisches System errichten können, wenn uns die europäische Arbeiterklasse vom ökonomischen und besonders vom militärischen Joch der europäischen Bourgeoisie befreit und uns nach deren Sturz mit ihrer Organisation und Technologie zu Hilfe kommt. Gleichzeitig wird die revolutionäre Führung auf die Arbeiterklasse mit der größeren ökonomischen und organisatorischen Macht übergehen. Liegt heute das Zentrum der Dritten Internationale in Moskau, so wird es sich – davon sind wir überzeugt – morgen nach Westen verlagern: nach Berlin, nach Paris, nach London. Wie freudig auch das russische Proletariat die Vertreter der Welt-Arbeiterklasse innerhalb der Kremlmauern begrüßt hat – mit noch größerer Freude wird es seine Delegierten zum Zweiten Kongress der Kommunistischen Internationale in eine der westeuropäischen Hauptstädte entsenden. Denn ein kommunistischer Weltkongress in Berlin oder Paris würde den völligen Sieg der proletarischen Revolution in Europa – und das heißt: auf der ganzen Welt – bedeuten.

* Hier einige Thesen für eine kautskyanische Dissertation: »Russland griff vorzeitig in den imperialistischen Krieg ein. Es hätte sich abseits halten und seine Produktivkräfte auf der Grundlage des nationalen Kapitalismus entwickeln sollen. So hätten die Sozialverhältnisse zur sozialen Revolution heranreifen können. Das Proletariat hätte im Rahmen der Demokratie an die Macht kommen können.« Und so weiter und so weiter.

Zu Beginn der Revolution war Kautsky als »Beigeordneter« unter dem Hohenzollern-Staatssekretär im Auswärtigen Amt tätig. Jammerschade, dass Kautsky nicht als »Beigeordneter« unter Seiner Majestät Jehova arbeitete, als dieser die Wege der kapitalistischen Entwicklung vorherbestimmte. (L. T.)

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