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Leo Trotzki 19200429 Arbeit und Krieg

Leo Trotzki: Arbeit und Krieg

[Nach Russische Korrespondenz, 1. Jahrgang, Heft VIII-IX (Juni 1920), S. 61]

Seit dem Tag des Bestehens der Maifeier war das Proletariat bestrebt, dieser Feier den Charakter eines Generalstreiks und einer internationalen Manifestation zu geben, vor allem gegen den Militarismus und gegen den Krieg. Unsere Maifeier in diesem Jahre trägt auf den ersten Blick einen entgegengesetzten Charakter. Wir feiern den 1. Mai durch angestrengte Arbeit und unsere Hauptlosung ist: An die Front! Gegen Polen!

Nicht ein Generalstreik, sondern eine Generalarbeit ist dieser Feiertag. Keine Demonstration gegen den Militarismus, sondern eine Stärkung unserer Armee. So sieht in diesem Jahre der 1. Mai in Sowjetrussland aus!

Was soll das bedeuten? Eine Verletzung des Grundgedankens des proletarischen Feiertages? Eine Umgehung der internationalen Solidarität? Nicht im Geringsten. Im Gegenteil! Wir verletzen kein Gesetz, wir führen es durch. Wenn der 1. Mai äußerlich so aussieht, als hätten wir ihn auf den Kopf gestellt, so nur deshalb, weil das russische Proletariat die Bourgeoisie beseitigt hat und selbst am Ruder steht.

Der Streik am 1. Mai wurde beschlossen als krasser Protest gegen die kapitalistische Ausbeutung und als Mahnung an die zukünftige sozialistische Solidarität. Wir haben die kapitalistische Ausbeutung beseitigt. Wir können die neue Ordnung nur mit angestrengter Arbeit durchführen Die Arbeiter Europas streiken an diesem Tage gegen die Bourgeoisie im Namen des Sozialismus. Durch unsere werktätigen Kommunistischen Samstage legen wir den Grundstein zum sozialistischen Bau. Die Formen sind verschieden. Aber die Gedanken und Bestrebungen sind die gleichen.

Die Proletarier der ganzen Welt demonstrieren an diesem Tag gegen den Militarismus und gegen den Krieg. Denn in allen bürgerlichen Ländern ist der Militarismus das niederträchtigste Werkzeug der Klassenunterjochung, der Krieg aber ist ein staatlich organisierter Raub- und Massenmord aus Profitsucht.

Die Armee des sozialistischen Russlands ist eine Organisation des bewaffneten Selbstschutzes der Werktätigen gegen die internationalen Vergewaltiger. Unser Krieg ist die Verteidigung unserer Errungenschaften, die Verteidigung einer glücklicheren Zukunft unserer Kinder und Enkel.

Das internationale Proletariat protestiert am Tage des 1. Mai gegen den kapitalistischen Militarismus, weil dieser der erbittertste Feind der Werktätigen ist. Das russische Proletariat strengt am Tage des 1. Mai alle seine Kräfte an, um die Rote Armee zu unterstützen, weil sie sein Werkzeug ist, seine Stütze und sein Schutz. Unter den verschiedenen äußeren Formen, die daher kommen, dass dort die Bourgeoisie am Ruder ist und hier das Proletariat, lebt ein und derselbe Geist des revolutionären Kampfes gegen die Klassenunterdrückung.

Mag das Feuer in deinen Hochöfen höher lodern, russischer Proletarier! Mag der Hammer an diesem Tage noch kräftiger geschwungen werden! Ziele noch sicherer an diesem Tage, roter Soldat! Arbeite noch sicherer mit dem Bajonett und wisse: Dein Schlag auf den Amboss, wie auch auf den Leib des Feindes dient dein Weltproletariat und ist der höchste Ausdruck der Idee des 1. Mai!

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