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Leo Trotzki 19240122 Letzten Gruß, Dir, Iljitsch, letzten Gruß, Dir, unserm Führer!

Leo Trotzki: Letzten Gruß, Dir, Iljitsch, letzten Gruß, Dir, unserm Führer!

(Gesprochen an der Bahre Lenins 1924.)

[Nach Fahne des Kommunismus, 3. Jahrgang Nr. 3, 18. Januar 1929, S. 17]

Lenin ist nicht mehr. Lenin ist dahingegangen. die dunklen Gesetze, die die Tätigkeit der Blutgefäße beherrschen, heben diesem Leben ein Ende bereitet. Die ärztliche Kunst hat nicht vermocht, das zu vollbringen, was von ihr Millionen von Menschenherzen mit Leidenschaft gefordert hatten. Wie viele unter ihnen hätten ohne Zögern Ihr eigenes Blut bis zum letzten Tropfen dahin gegeben, um wieder zu beseelen, wieder zu beleben den Blutkreislauf des großen Lenin, des Iljitsch, des einzigen, des unvergleichlichen Führers. Aber dort, wo die Wissenschaft nichts mehr vermochte, ist ein Wunder nicht eingetreten.

Lenin ist nicht mehr. Diese Worte stürzen auf unser Bewusstsein ein, wie ein ungeheurer Fels ins Meer. Wie es glauben, wie es fassen? Das Bewusstsein der Werktätigen der ganzen Welt wird sich dagegen sträuben, diese Tatsache hinzunehmen, denn die Feinde sind mächtig und drohend, der Weg, der zu durchmessen ist, ist lang und gefahrvoll, das ungeheure Werk, das größte, das die Geschichte kennt, ist noch nicht vollendet.

Lenin ist den arbeitenden Klassen der Welt vonnöten, mehr als je in der Geschichte der Menschheit ein Mensch vonnöten gewesen sein mag.

Die zweite Phase seiner Krankheit, schwerer als die erste, dauerte bereits zehn Monate an. Nach dem bitteren Ausdruck, den die Ärzte anwandten, spielten die Organe seines Blutkreislaufes die ganze Zeit. Ein entsetzliches Spiel, fürwahr, das sie mit dem Leben von Iljitsch trieben. Es war eine Besserung, ja sogar eine vollständige Wiederherstellung seiner Gesundheit ebenso zu erwarten wie eine Katastrophe. Wir alle haben die Heilung erwartet; aber, es war die Katastrophe, die eingetreten ist. Das Nervenzentrum, das die Atmung zu regeln hat, verweigerte weiteren Dienst und verlöschte die Flamme dieses genialen Denkers.

Und so ist es gekommen! Iljitsch ist nicht mehr. Die Partei ist verwaist, verwaist die Arbeiterklasse. Das ist es, was man vor allem empfindet, da man den Tod dessen erfährt, der der Meister, der der Führer gewesen Ist. Wie sollen wir auf unserem Wege weiter schreiten, Genossen? Werden wir nicht vom Wege abirren, jetzt, da Lenin nicht mehr unter uns ist?

Der Leninismus bleibt bestehen. Lenin ist unsterblich durch seine Lehre, durch seine Arbeit, durch seine Methode, durch sein Vorbild, die in uns leben, die da leben in der Partei, die er geschaffen hat, im ersten Arbeiterstaate, dessen Haupt und dessen Lenker er gewesen.

Unser Schmerz ist ungeheuer gleich unserem Verluste, aber wir sagen der Geschichte Dank, die uns als Zeitgenossen Lenins zur Welt kommen ließ, die uns gestattet hat, an seiner Seite zu arbeiten, seine Schüler zu sein.

Unsere Partei ist der in die Tat umgesetzte Leninismus; unsere Partei ist der gemeinsame Führer der Arbeiterklasse. In jedem von uns ist ein Teilchen von Lenin. Wie werden wir auf unserem Wege weiter schreiten? Mit der Fackel des Leninismus in der Hand. Werden wir den richtigen Weg finden? Durch gemeinsames Denken, durch gemeinsames Wollen werden wir ihn finden.

Morgen, übermorgen, noch nach Wochen und Monaten werden wir uns sagen: Es ist unmöglich, dass Lenin nicht mehr ist. Jawohl, sein Tod wird uns noch lange Zeit unglaublich, undenkbar, als ein willkürlicher und ungeheuerlicher Frevel der Natur erscheinen. Möge uns die Wunde, die sich beim Gedenken an den großen Verblichenen immer wieder öffnen wird, ständig daran mahnen, dass unsere Verantwortung nun noch größer geworden ist: Zeigen wir uns seiner würdig, der uns allen Lehrer gewesen ist. In unserem Schmerze schließen wir die Reihen und die Herzen enger zu neuen Kämpfen.

Genossen! Brüder! Lenin ist nicht mehr unter uns...

Letzten Gruß, dir, Iljitsch, letzten Gruß dir, unserem Führer!

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