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Leo Trotzki 19240727 schlägt Herriot und MacDonald Entwaffnung vor

Trotzki schlägt Herriot und MacDonald Entwaffnung vor

[Nach New Yorker Volkszeitung, 29. Juli 1924, S. 1]

[Von Anise.

(Stabskorrespondent der Federated Press.)

MOSKAU. 27. Juli. Leo Trotzki hat Ramsay MacDonald und Edouard Herriot, den Ministerpräsidenten der Arbeiterregierung Großbritanniens und der liberalen Regierung Frankreichs, den Gedanken nahegelegt, den zehnten Jahrestag: des Kriegsausbruches durch den Beschluss einer allgemeinen Entwaffnung zu feiern. Die russische Rote Armee wäre bereit, daran in jeder Beziehung teilzunehmen.

Trotzkis Erklärung war die Folge einer Besprechung der russischen Armeestärke im britischen Parlament. Auf eine diesbezügliche Anfrage eines Parlamentsmitgliedes antwortete nämlich der Unterstaatssekretär des Krieges C. R. Attley dass die russische Armee eine Stärke von 1.003.000 Mann aufweise. Als dies Trotzki zu Ohren kam, erließ er folgende Erklärung:]

Der Unterstaatssekretär das Krieges hat durch seine Behauptung nicht nur den Abgeordneten irregeführt, der die Frage gestellt hat, sondern auch die öffentliche Meinung Englands, sowie dessen Nachbarländer, was von höchster Wichtigkeit ist.

Am Ende des Jahres 1920 zählte die rote Armee 5.300.000 Mann. Dies war ihr Höhepunkt. Am 1. September 1921 betrug die Zahl nur noch 1.800.000 Mann. Am 1. September 1922 hatte die rote Armee nur noch 825.000 Mann. Demnach war die Rote Armee schon vor zwei Jahren bedeutend kleiner, als die im englischen Parlament angegebenen Zahlen.

Anfangs 1923 fand eine weitere Verminderung der Roten Armee statt und zwar auf 610.000 Mann, worin alle Streitkräfte zu Lande, in der Luft und zu Wasser inbegriffen sind. Gegenwärtig, am 1. Juni 1924, betrugen die gesamten Streitkräfte nicht mehr als 562.967 Mann, das heißt also kaum etwas über die Hälfte der im englischen Parlament angegebenen Zahlen.

Obwohl wir der Ansicht sind, dass in Anbetracht der Ausdehnung unserer Grenzen und unseres Gebietes, sowie der Größe unserer Bevölkerung, 600.000 Mann eine recht kleine Zahl ist, sehen wir auch diese Zahl nicht als unterste Grenze an. Wir haben mehrere Male vorgeschlagen, dass die Regierungen Europas und der ganzen Welt ein praktisches Programm ausarbeiten, wonach alle gleichzeitig ihre Bewaffnungen reduzieren könnten.

Wenn die Regierungen MacDonald und Herriot die Initiative für eine Rüstungsbeschränkung ergreifen wollten, würden wir ihnen in jeder Beziehung entgegenkommen. Wir denken, dass ein solcher Entschluss die würdigste Art wäre, den zehnten Jahrestag des Weltkrieges zu feiern.

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