3. Die Vergleichs-Koeffizienten in der Weltwirtschaft

Die Vergleichskoeffizienten der Weltwirtschaft

Das dynamische Gleichgewicht der Sowjetwirtschaft darf man sich keineswegs als das Gleichgewicht eines abgeschlossenen und selbstgenügsamen Ganzen denken. Im Gegenteil, je länger, in desto weiterem Maße wird unser innenwirtschaftliches Gleichgewicht durch die Leistungen der Ein- und Ausfuhr erhalten werden. Diesen Umstand muss man bis zu Ende durchdenken und daraus alle Schlüsse ziehen. Je mehr wir in das System der internationalen Arbeitsteilung einbezogen werden, desto offener und unmittelbarer geraten solche Elemente unserer Innenwirtschaft, wie Preis und Qualität der Ware, in Abhängigkeit von den betreffenden Elementen des Weltmarktes.

Bis heute entwickeln wir unsere Industrie, indem wir auf ihr Vorkriegsniveau zurückblicken. Zum Vergleich und zur Feststellung der Wertgröße der Produktion benutzen wir die Katalogpreise von 1913. Doch die ursprüngliche Wiederaufbauperiode, wo ein solches – übrigens sehr unvollkommenes – Vergleichen am Platze war, geht zu Ende und die ganze Frage der Gradmessers unserer Wirtschaftsentwicklung verschiebt sich auf eine neue Fläche. Von nun ab werden wir jederzeit wissen müssen, um wie viel unsere Produktion nach Menge, Qualität und Preis hinter der Produktion des europäischen oder des Weltmarktes zurückbleibt. Der Abschluss der Wiederaufbauperiode wird uns gestatten, unsere eigenen Kataloge von 1913 endgültig bei Seite zu werfen und uns mit den Katalogen deutscher, englischer, amerikanischer und anderer Firmen zu bewaffnen. Wir werden unsere Aufmerksamkeit auf neue Indexe konzentrieren müssen, die – sowohl der Qualität, als der Quantität nach – den Vergleich unserer Produktion mit der des Weltmarktes zum Ausdruck zu bringen. Nur diese neuen Gradmesser, diese Vergleichskoeffizienten von nicht mehr staatlich-begrenztem, sondern von Weltmaßstab werden in Zukunft berechtigt sein, die einzelnen Etappen des Prozesses zu charakterisieren, den die Leninsche Formel „wer schlägt wen?" ausdrückt.

Unter den antagonistischen Verhältnissen der Weltwirtschaft und -politik kommt die entscheidende Bedeutung dem Tempo unseres Aufstiegs zu, d. h. dem Tempo des quantitativen und qualitativen Wachstums unserer Arbeitsleistung.

Für heute ist unsere Rückständigkeit und Armut eine zweifellose Tatsache, die von uns nicht bestritten, sondern, im Gegenteil, jederzeit betont wird. Systematische Gegenüberstellungen mit der Weltwirtschaft können also dieser Tatsache nur statistische Ausdrucksform verleihen. Besteht nun nicht die Gefahr, dass gerade in der nächsten Periode, wo wir lange noch keinen genügenden Aufschwung nehmen werden, der Weltmarkt uns durch das kolossale materielle Übergewicht seiner Mittel erdrückt? Stellt man die Frage so, so kann es darauf keine unbestreitbare, geschweige denn statistische Antwort geben, genau wie es keine solche Antwort z. B. auf die Frage geben kann, ob die farmerkapitalistischen Tendenzen („Kulak"-Tendenzen) nicht die Gefahr in sich bergen, den mittleren Bauern mit sich zu reißen, die Einwirkung des Proletariats auf das Dorf lahmzulegen und dem sozialistischen Aufbau politische Hindernisse zu bereiten? Ebenso kann die Frage nicht kategorisch beantwortet werden: ob es dem Kapitalismus – wenn seine zeitweilige und höchst relative Stabilisierung andauert – nicht gelingen wird, ernste bewaffnete Kräfte gegen uns zu mobilisieren und durch einen neuen Krieg unseren wirtschaftlichen Aufschwung zu bremsen!

Solche Fragen lassen sich nicht durch „passive Prognose" beantworten. Es handelt sich hier um Kampf, wo das Moment des Schaffens, des Manövrierens, der Energie usw. eine gewaltige, manchmal sogar entscheidende Rolle spielt. Die Untersuchung dieser Fragen ist nicht Aufgabe der vorliegenden Schrift, in der wir die inneren Tendenzen der wirtschaftlichen Entwicklung festzustellen versuchen und von anderen Faktoren nach Möglichkeit abstrahieren.

Jedenfalls müssen wir auf die Frage, ob der Weltmarkt nicht imstande sei, uns allein schon durch sein ökonomisches Übergewicht zu erdrücken, folgendes antworten: wir sind dem Weltmarkt gegenüber durchaus nicht wehrlos; unsere Ökonomik wird durch bestimmte Staatsinstitutionen geschützt, die ein vielseitiges System des sozialistischen Protektionismus anwenden. Wie groß ist aber ihre Wirksamkeit? Darüber kann uns die Geschichte der kapitalistischen Entwicklung Aufschluss geben. Lange Perioden hindurch blieben Deutschland oder die Vereinigten Staaten in industrieller Hinsicht England gegenüber um eine Distanz zurück, die unüberwindbar scheinen konnte. Die Ausnützung natürlicher und geschichtlicher Umstände gestattete späterhin diesen rückständigen Ländern, unter dem Schutz von Schutzzöllen, das fortschrittliche Land einzuholen, ja, sogar zu überholen. Staatsgrenzen, Staatsmacht und Zollsystem, das waren machtvolle Faktoren in der Geschichte der kapitalistischen Entwicklung. In noch höherem Maße gilt das für ein sozialistisches Land. Ein tief durchdachtes, beharrliches und biegsames System des sozialistischen Protektionismus ist für uns um so wichtiger, je ausgedehnter und komplizierter unsere Verbindung mit dem kapitalistischen Markt werden.

Es versteht sich jedoch von selbst, dass der Protektionismus, dessen höchster Ausdruck das Außenhandelsmonopol darstellt, durchaus nicht allmächtig ist. Er kann den Andrang der kapitalistischen Warenmenge zurück dämmen und ihn nach den Bedürfnissen der inneren Produktion und Konsumption regulieren. Dadurch kann der Protektionismus die der sozialistischen Industrie zur Hebung ihres Produktionsniveaus notwendigen Fristen sicherstellen. Ohne das Außenhandelsmonopol wäre unser Aufbauprozess unmöglich. Andererseits aber gestatten allein unsere realen Produktionserfolge die Beibehaltung des sozialistischen Protektionismus. Und auch künftig kann das Außenhandelsmonopol die innere Industrie zwar vor äußeren Stößen schützen, denen sie zunächst noch nicht gewachsen ist, es kann aber natürlich nicht die Entwicklung der Industrie selbst ersetzen. Diese Entwicklung ist von nun ab mit den Koeffizienten des Weltmarkts zu messen.

Unser jetziger Vergleich mit dem Vorkriegsniveau geschieht nur unter dem Gesichtspunkt von Quantität und Preis. Das Erzeugnis wird nicht der Zusammensetzung, sondern der Benennung nach betrachtet, was natürlich unrichtig ist. Die vergleichenden Produktionskoeffizienten müssen auch die Qualität umfassen. Sonst können sie nur Quelle oder Instrument des Selbstbetruges werden. Wir besitzen in dieser Hinsicht einige Erfahrung im Zusammenhang mit der Preissenkung, die in einigen Fällen von sinkender Qualität begleitet war. Bei gleicher Qualität ein und derselben Ware, bei uns und im Ausland, wird sich der Vergleichskoeffizient nach den Selbstkosten richten. Bei gleichen Selbstkosten – nach Qualitätsunterschied. Bei ungleichen Selbstkosten und ungleicher Qualität ist schließlich eine kombinierte Einschätzung der einen wie der anderen erforderlich. Die Feststellung der Selbstkosten fällt der Produktionskalkulation zu. Die Qualität der Ware lässt sich meistenteils nur mit Hilfe mehrerer Gradmesser feststellen. Ein klassisches Beispiel dafür ist die elektrische Birne – ihre Qualität bemisst sich: nach ihrer Brenndauer, nach der Energiemenge, die sie pro Kerze verbraucht, nach der Gleichmäßigkeit der Lichtverteilung usw.

Die Festlegung bestimmter technischer Normen und Produktionsstandards, darunter auch der „qualitativen" Standards, erleichtert die Ausarbeitung von Vergleichskoeffizienten außerordentlich. Das Verhältnis unserer Standards zu den Weltmarktstandards wird für jede gegebene Periode eine feststehende Größe sein. Man braucht nur zu wissen, ob unser Erzeugnis dem festgelegten Standard entspricht. Was die Wertvergleiche betrifft, so wird diese Frage bei festgelegtem qualitativen Verhältnis höchst einfach gelöst. Der kombinierte Koeffizient ergibt sich durch einfaches Multiplizieren.

Ist z. B. irgendeine Ware zweimal schlechter als die ausländische und anderthalb mal teurer, so ist der Vergleichskoeffizient: 1/3.

Beruft man sich darauf, wir wüssten nicht, wie hoch die ausländischen Selbstkosten sind, so ist das zwar richtig, aber praktisch von untergeordneter Bedeutung. Es genügt, wenn wir den Preis kennen: er wird in Katalogen abgedruckt. Der Unterschied zwischen Selbstkosten und Preis heißt Profit. Die Senkung unserer Selbstkosten wird uns gestatten, unabhängig von den ausländischen Selbstkosten, den Weltmarktpreisen gleichzukommen. Womit die Grundlage der nächsten Periode ihrem Sinn nach gelöst sein wird. Auf diese Periode wird – allerdings nicht so bald – die dritte Periode folgen, deren Aufgabe es sein wird, die kapitalistische Produktion auf dem Weltmarkt durch die Erzeugnisse der sozialistischen Wirtschaft zu besiegen.

Man kommt manchmal mit dem Einwand, die Zahl der Waren sei allzu groß, und die Ausarbeitung der Vergleichskoeffizienten stelle eine „über die Kraft gehende" Aufgabe dar. Darauf kann man auf zweierlei Art antworten. Erstens gehen alle irgend vorhandenen Waren durch die Kalkulation, werden in Bücher und Kataloge eingetragen, und trotz der zahlreichen Waren liegt in dieser Arbeit nichts, was über die Kraft ginge. Zweitens kann man sich zunächst auf die wichtigsten Massenverbrauchsartikel und die sozusagen Schlüsselwaren jeder einzelnen Produktion beschränken und voraussetzen, dass die übrigen Waren im System der vergleichenden Bewertungen eine Zwischenstellung einnehmen.

Ein anderer Einwand beruft sich auf die Schwierigkeiten bei der Bemessung und sogar bei der einfachen Definierung der Qualität. In der Tat, was ist denn die Qualität des Kattuns? Seine Dauerhaftigkeit, der Baumwollgehalt pro Quardratarschin, die Lichtechtheit der Farbe oder die Anziehungskraft fürs Auge. Dass die Feststellung der Qualität bei den meisten Waren sehr schwierig ist, lässt sich nicht leugnen. Nichtsdestoweniger ist die Aufgabe durchaus nicht unlösbar. Man darf nur nicht mit erdachten oder absoluten Maßstäben an sie herantreten. Hinsichtlich des für den Bauern- und Arbeitermarkt bestimmten Kattuns wird an erster Stelle die Festigkeit des Stoffes, an zweiter – die Widerstandsfähigkeit der Farbe stehen. Bemisst man diese zwei Momente – und dies ist durchaus möglich mit streng objektiven Methoden –, so erhält man die in Zahlen ausgedrückte Grundcharakteristik der Qualität. Noch leichter ist es, einen genauen, d. h. zahlenmäßig ausgedrückten Vergleichskoeffizient unseres Pfluges, unserer Dreschmaschine, unseres Traktors und der gleichen Maschinen amerikanischer Produktion zu geben. Diese Frage wird für die Landwirtschaft in den nächsten Jahren die gleiche Rolle spielen, wie die Erneuerung des Grundkapitals für die Industrie. Beim Verkauf eines Pferdes oder einer Kuh stellt der Bauer selber – und dabei mit erstaunlicher Genauigkeit – alle notwendigen „Koeffizienten" fest. Beim Kauf einer Maschine ist er dagegen nahezu hilflos. Beim Kauf eines schlechten Triebrades hereingefallen, gibt er die Angst vor dem Kauf von Maschinen an seinen Nachbarn weiter. Es muss erreicht werden, dass der Bauer genau weiß, was für Maschinen er kauft. Die Sowjet-Dreschmaschine muss ihren Waren„pass" haben, auf den sich der Vergleichskoeffizient stützen wird. Der Bauer wird im Klaren sein, was er kauft, und der Staat wird über das Verhältnis unserer Produktion zu der amerikanischen im Klaren sein*.

Die Idee der Vergleichskoeffizienten, die auf den ersten Blick als abstrakt und fast als „Pflanze vom grünen Tisch" erscheinen könnte, ist in Wirklichkeit tief im Leben verwurzelt und drängt geradezu aus allen Wirtschaftsverhältnissen und sogar aus allen Poren des täglichen Umgangs hervor. Auch unsere derzeitigen Vergleichskoeffizienten, die nach dem Vorkriegsstand berechnet werden, entsprangen nicht nur theoretischer Einsicht, sondern auch den Bedürfnissen des Alltagslebens. Der Massenkonsument, der zu statistischen Tabellen und Preiskurven keinen Zutritt hat, bedient sich des Konsumentengedächtnisses, sowohl seines eigenen, als auch des seiner Familie. Die statistische Tabelle spricht von einem gewissen %-Satz des Vorkriegsniveaus, der fast ausschließlich nach der quantitativen Seite hin berechnet ist, das Konsumentengedächtnis aber fügt hinzu: „im Frieden" (d. h. vor dem imperialistischen Krieg) kosteten Stiefel soundsoviel Rubel und konnten soundsoviel Monate getragen werden. Jedes Mal beim Kauf von Stiefeln rechnete sich der Verbraucher den Vergleichskoeffizient aus. Die gleiche Operation führte auch jeder andere Käufer durch: war es nun der Ledertrust, der von der Woronescher oder Kiewer Maschinenfabrik Maschinen oder die Bäuerin, die auf dem Wochenmarkt drei Arschin Kattun kaufte. Der Unterschied war nur der, dass der Trust nach Katalogen und Bürobüchern verglich, die Bäuerin aber nach dem Gedächtnis. Und es muss schon zugegeben werden, dass in beiden Fällen die auf unmittelbarer Lebenserfahrung begründeten Vergleichskoeffizienten der Bäuerin weit realer waren, als die Koeffizienten des Trusts, die eilig, fast immer ohne Berücksichtigung der Qualität und manchmal sogar tendenziös zusammengestellt waren. Wie dem auch sein mag, es waren statistische Feststellungen, ökonomische Analyse und alltägliche Arbeit des Konsumentengedächtnisses darin einig, dass sie den Ausgangspunkt in den Verhältnissen der Vorkriegswirtschaft suchten.

Diese eigentümliche nationale Beschränktheit, die den Vergleich in der nationalen Vergangenheit suchte, nähert sich dem Ende. Unsere Verbindung mit dem Weltmarkt reicht bereits jetzt schon dazu aus, uns auf Schritt und Tritt dazu zu drängen, unsere Waren mit den ausländischen zu vergleichen. Und nach Maßgabe der Verflüchtigung der alten Vergleiche (denn die Erinnerung an Vorkriegserzeugnisse entschwindet, besonders bei der jungen Generation, immer mehr aus dem Gedächtnis) – werden die neuen Vergleiche immer einleuchtender, weil sie sich nicht auf Erinnerungen, sondern auf die lebendigen Tatsachen von heute stützen. Unsere Wirtschaftsleute bringen aus dem Auslande Angebote bestimmter Firmen auf bestimmte Waren, verschiedene Kataloge und schließlich ihre eigene Konsumenten-Erfahrung mit. Die in den vergangenen Jahren gar nicht mehr aufgeworfene Frage: was kostet diese Ware wohl im Ausland? Wie sehr unterscheidet sich ihre Qualität dort von unserer hier? – erhebt sich jetzt immer häufiger.

Die Auslandsreisen werden immer häufiger werden. Wir müssen auf diesem oder jenem Wege unsere Trustleiter, Fabrikdirektoren, die besten Studenten der Technik, unsere Werkmeister, Monteure, Spezialarbeiter mit der Auslandsindustrie bekannt machen, – natürlich nicht alle auf einmal, sondern unter Berücksichtigung zweckmäßiger Reihenfolge. Der Zweck solcher Auslandsreisen besteht ja darin, der Kerntruppe unserer Produktionsführer die Möglichkeit zu geben, jedes ungünstige Vergleichs-Koeffizient allseitig beurteilen und es umso sicherer zu unseren Gunsten abändern zu können.

Es würde von bürokratischer Borniertheit zeugen, glaubte man, dass die Orientierung auf den Westen hin nur die Wirtschaftsspitzen umfasst Im Gegenteil, diese Westorientierung hat einen tiefgehenden Massencharakter und dringt auf verschiedenen Wegen „nach unten".

Keine geringe Rolle spielt in dieser Beziehung die Konterbande. Man soll sie nicht überschätzen. Die Konterbande ist ein wenn auch nicht gerade lobenswerter, so doch nicht unwesentlicher Teil des Wirtschaftslebens, der dabei noch durch und durch auf Vergleichskoeffizienten der Weltwirtschaft begründet ist, denn der Konterbandist führt nur solche Auslandsproduktion ein, die bedeutend besser und billiger ist als die unsrige. Nebenbei gesagt, ist darum der Kampf um die Qualität der Produktion die beste Kampfmethode gegen die Konterbande, die zur Zeit aus dem Lande Valuta für Dutzende und Aberdutzende von Millionen Rubeln auspumpt. Die Konterbande macht hauptsächlich in kleinen Artikeln, aber gerade dieser Kleinkram dringt tief in alle Poren des Alltagslebens.**

Es gibt noch ein Gebiet, auf dem das Vergleichen mit dem Ausland eigentlich nie aufgehört hat: das ist das Gebiet der landwirtschaftlichen Maschinen und Geräte. Der Bauer kannte die österreichische Sense und verglich sie immer mit der unsrigen. Er kannte den Amerikaner McCormic, den Kanadier Harris, den Österreicher Heydt usw. Jetzt leben alle diese Vergleiche, in dem Maße, wie unsere Landwirtschaft einen Aufschwung nimmt und die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Geräten und Maschinen wächst, wieder auf, und über ihnen erhebt sich ein neuer Vergleich: zwischen dem amerikanischen Traktor „Fordson" und unserem Typ. Bricht einem Bauern, der eine mit Pferdekraft betriebene Dreschmaschine gekauft hat, ein minderwertiges gusseisernes Gestänge vor seinen Augen nach zwei, drei Stunden entzwei, so verzeichnet er diese Tatsache mit einem solchen drei-doppelten „Merkwort", das jeden Kraftausdruck übertrifft.

Was den Arbeiter betrifft, so stößt er auf den Vergleichs-Koeffizienten nicht so sehr bei den Produkten, die er selber herstellt, als bei denen, die ihm zur Produktion, sowie zum Teil auch zur Konsumtion dienen. Er kennt recht gut die Qualität der Drehbank, der Messgeräte, des Materials, des Werkzeugs amerikanischer oder russischer Herkunft. Überflüssig zu sagen, dass die hochqualifizierten Arbeiter diesen Unterschieden gegenüber äußerst feinfühlig sind und dass eine der Aufgaben der Produktions-Erziehung bei uns in der Steigerung dieses Fingerspitzengefühls besteht.

Das Gesagte reicht wohl hin, um zu beweisen, dass die Vergleichs-Koeffizienten der Weltproduktion für uns kein leeres Spiel der Phantasie sind, sondern ein Ding von größter praktischer Bedeutung, das die neuen Aufgaben unserer Wirtschaftsentwicklung widerspiegelt.

Ein solches System von Vergleichskoeffizienten liefert uns auch einen Querschnitt unserer heutigen Wirtschaft im Lichte des von der Weltwirtschaft erreichten Niveaus. Der gewogene Durchschnittskoeffizient für unsere Gesamtproduktion wird den – durch eine exakte Zahl ausgedrückten – Grad unserer Produktionsrückständigkeit bezeichnen. Im periodischen Abständen gemessen, werden die Warenmesszahlen und der eben genannte gewogene Durchschnittskoeffizient zusammen uns das Bild des von uns Erreichten geben und uns das Tempo unseres Fortschritts, sowohl in einzelnen Industriezweigen, wie in der Gesamtindustrie anzeigen.

Wenn man im Wagen fährt, schätzt man den zurückgelegten Weg nach Augenmaß und Hörweite; das Automobil dagegen hat seinen automatischen Kilometermesser. Unsere Industrie wird künftighin sich nicht ohne „internationalen Geschwindigkeitsmesser" vorwärts bewegen dürfen, von dessen Angaben wir nicht nur bei unseren wichtigsten Wirtschaftsmaßnahmen, sondern auch bei vielen unserer politischen Entschlüsse ausgehen werden.

Wenn es richtig ist, dass der Sieg einer Gesellschaftsordnung von der Überlegenheit der ihr innewohnenden Produktivität der Arbeit abhängt – und das ist ja für Marxisten unbestreitbar –, so bedürfen wir einer richtigen, quantitativen und qualitativen Messung der Produktion der Sowjetwirtschaft gleichermaßen für unsere laufenden Marktoperationen, wie zur Beurteilung der jeweiligen Etappe unseres weltgeschichtlichen Weges.

* Wenn wir oben einige Einwände anführen, so wollen wir damit durchaus nicht gesagt haben, die Idee der Vergleichs-Koeffizienten stoße auf den Widerstand der interessierten Kreise. Im Gegenteil, die in der Produktion, im staatlichen Handel, im Genossenschaftswesen und in den technisch-wissenschaftlichen Instituten Tätigen hegen für diesen Gedanken, der unserer ganzen Wirtschaftsentwicklung entspringt, vollste Sympathie. Die entsprechenden Arbeiten sind sowohl in der „Sonder-Konferenz für Produktionsqualität", als auch in den technisch-wissenschaftlichen Instituten bereits in Angriff genommen.

** Das Studium der Schmuggel-Waren ist sowohl vom speziell-produktionellen als auch vom volkswirtschaftlichen Standpunkte aus höchst wichtig.

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