Die „Kontrollziffern" der „Staats-Planwirtschafts-Kommission"

Anhang

Die Kontrollziffern der Volkswirtschaft

Die Kontrollziffern, die in Trotzkis Schrift eine so bedeutende Rolle spielen, sind aus der planwirtschaftenden Tätigkeit entstanden, die in den Händen der Staatsplan-Kommission („Gosplan") liegt und die eine der wichtigsten Funktionen im Sozialisierungsprozess bildet. Dieser Prozess, der in die Wirtschaft als Ganzes und in alle ihre Teile dauernd eingreift, verlangt fortwährendes, gründliches Studium und genaue Kenntnis der wirtschaftlichen Vorgänge; nur auf Grund solcher Kenntnis ist – möglichst reibungslos – das alte Wirtschaftssystem umzubilden, die neue Ordnung heraufzuführen und gleichzeitig die ununterbrochene Erfüllung der jeweiligen praktischen Aufgaben der Volkswirtschaft zu garantieren. So ergibt sich Planwirtschaft nicht nur als Ziel, sondern auch als Bedingung aller Etappen des Sozialisierungsprozesses, der nach Ergreifung der Macht durch das Proletariat seinen Anfang nimmt.

In der hierdurch bestimmten Arbeit der Staatsplan-Kommission stellen die Kontrollziffern einen Markstein von historischer Bedeutung dar. Hier ist zum ersten Male ein volkswirtschaftliches Budget geschaffen worden, das alle wesentlichen Zweige und Seiten des volkswirtschaftlichen Prozesses unter bestimmter Perspektive und unter Vorausberechnung für mehr als Jahresfrist umfasst. Es ist der erste Vorläufer einer langen Reihe volkswirtschaftlicher Gesamtpläne in Sowjetrussland.

In Erkenntnis dieser Bedeutung und mit dem Ziele, Wesen und Resultat dieser Arbeit allen interessierten Kreisen zugänglich zu machen, sie zum „Allgemeingut" werden zu lassen, hat die Staatsplan-Kommission eine kleine Broschüre herausgegeben, mit einem Vorwort des Vorsitzenden des Gosplan, Smilga, enthaltend den Bericht der Kontrollziffern-Unterkommission und das Tabellenmaterial (Kontrollnyje ziffry narodnowo chosjaistwa na 1925/ 1926 god, Moskwa 1925). Angesichts der Bedeutung, die dieser Publikation als materieller Grundlage der Trotzkischen Schrift zukommt, erscheint es erforderlich, im Folgenden einen kurzen sinngetreuen Auszug aus der genannten Broschüre wiederzugeben.

Bereits im November 1924 wandte sich das Wissenschaftliche Sekretariat der „Gosplan" zwecks Vorbereitung der Arbeit an alle Untersektionen der „Gosplan". Diese Vorarbeiten führten im April 1925 zur Schaffung einer speziellen „Kommission für die Kontrollziffern", der, unter Vorsitz von Smilga, die bekannten Volkswirtschaftler Strumilow, Basarow und Groman angehörten. Die faktische Arbeit nahm ungefähr vier Monate in Anspruch, und es wurde ein Resultat erzielt, von dem Smilga im Vorwort sagt:

… „Diese Kontrollziffern werden einen der wichtigsten Faktoren in der Gesamtheit der Maßnahmen bilden, die wir für die Planarbeit der nächsten Jahre als erforderlich erachten. Wir haben die Frage noch ungenügend beantwortet, wie sich die verstaatlichte Wirtschaft als Ganzes entwickelt: – wächst sie oder nicht, welcher Art sind die neu entstandenen sozialem Gebilde und Klassengruppierungen, in welcher Richtung verläuft ihre Entwicklung? Unsere nächste Arbeit muss es sein, die Beseitigung dieser Mängel fortzusetzen.

Jetzt über die praktische Bedeutung der Ziffern. Wir selbst sehen die unvermeidlichen Mängel dieser ersten Arbeit und legen diese Kontrollziffern den Behörden mit allen nötigen Vorbehalten vor. Wenn wir unsere planwirtschaftlichen Kalkulationen vorlegen, so erklären wir: baut Eure Pläne unter Berücksichtigung unserer Kontrollziffern auf. Jedoch das Interesse, das die Behörden unserer Arbeit entgegenbrachten, die bereitwillige Unterstützung, die der „Gosplan" von Seiten zahlreicher Mitarbeiter gewährt wurde, gibt uns die Gewissheit, dass wir die Arbeit nicht vergeblich getan haben und dass wir sie bei weiterer Unterstützung verbessern werden. Gosplan ist der Auffassung, dass die Arbeit im nächsten Jahre zu wiederholen ist."

Es sei gleich hinzugefügt, dass der Wiederholungsbeschluss nach dem Kommissionsbericht in der Weise gefasst ist, dass die neuen Kontrollziffern am 1. August 1926 dem Präsidium der „Gosplan" vorliegen müssen.

Das Problem.

Die Kommission fixierte ihre Aufgabe in folgender Weise:

Die Kommission zur Ausarbeitung der Kontrollziffern betrachtete es als ihre Aufgabe, für das kommende Jahr die Hauptkonturen der wichtigsten volkswirtschaftlichen Elemente aufzuzeichnen, ihren gegenseitigen Zusammenhang festzustellen und den volkswirtschaftlichen Gesamtzustand zu skizzieren, wie er fürs kommende Jahr zu erwarten ist, d. h. eine Orientierungsbilanz der Volkswirtschaft auf anderthalb Jahre im Voraus aufzustellen. Um die Verwirklichung der Tendenzen und Leistungspläne zu sichern, die der Kalkulation der volkswirtschaftlichen Bilanz zugrunde liegen, erachtete es die Kommission für erforderlich, gleichzeitig mit' der Aufstellung der Kontrollziffern eine Reihe ökonomischer Maßnahmen zur Kenntnis zu bringen."

Es ist klar, dass die erste Ausführung eines so weit gesteckten Zieles auf eine Anzahl Schwierigkeiten stößt. Die bisherige Statistik, namentlich die Vorkriegsstatistik, hat ihr Zahlenmaterial unter engeren Gesichtspunkten gesammelt, und es war deshalb erforderlich, diesen Mangel durch besondere methodische Sorgfalt auszugleichen.

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