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Leo Trotzki 19270517 Die Rede des Gen. Tschen Du-hsiu über die Aufgaben der chinesischen kommunistischen Partei

Leo Trotzki: Die Rede des Gen. Tschen Du-hsiu über die Aufgaben der chinesischen kommunistischen Partei

(Nachwort [zu Die chinesische Revolution und die Thesen des Genossen Stalin])

[Nach dem Sammelband „Der Kampf um die Kommunistische Internationale. Dokumente der russischen Opposition, nicht veröffentlicht vom Stalinschen ZK, veröffentlicht vom Verlag der ,Fahne des Kommunismus'“, Berlin 1927, S. 102-109]

52. Wozu dient der Marxismus in der Politik? Um zu begreifen was ist und um vorauszusehen, was sein wird. Die Voraussicht muss zur Grundlage der Handlungen werden. Wir wissen schon wie es mit den Voraussagen des Gen. Stalin stand: eine Woche vor dem Umsturz des Tschiang Kai-schek verteidigte er diesen und machte Reklame für ihn, indem er dazu aufrief, die Rechten, ihre Erfahrungen, ihre Verbindungen auszunutzen. (Rede vor den Moskauer Funktionären am 5. April.) In den von uns analysierten Thesen gibt Stalin ein anderes Muster der Voraussicht, die auch schon durch das Leben nachgeprüft worden ist. Die zentrale Frage unserer Kritik der Stalinschen Thesen ist von uns weiter oben folgendermaßen formuliert worden: „existiert bereits ein neues Zentrum der Revolution, oder muss man es erst schaffen?" Stalin hat behauptet, dass in China es nach dem Umsturz des Tschiang Kai-schek „zwei Regierungen, zwei Heere, zwei Zentren: das Revolutionszentrum in Wuhan und das Zentrum der Gegenrevolution in Nanking", gibt. Stalin hat behauptet, dass man keine Sowjets aufbauen kann, denn das würde den Aufstand gegen das Wuhan-Zentrum bedeuten, gegen die „einzige Regierung" in Südchina. Wir nannten diese Charakteristik der Lage „falsch, oberflächlich, vulgär". Wir nannten diese sogenannte Wuhan-Regierung die „Spitze von Wuhan" und bewiesen, dass in Südchina nach dem schroffen Umschwung des Bürgerkriegs zu einer anderen Klassenlinie es noch keine Regierung gibt, dass man eine solche erst schaffen muss.

In der „Prawda" vom 15. Mai ist die Rede des Gen. Tschen Du-hsiu auf dem Parteitag der chinesischen kommunistischen Partei (29. April) abgedruckt.

Weder Gen. Stalin noch wir besaßen diese Rede, als Stalin seine Thesen schrieb und wir deren Kritik. Tschen Du-hsiu charakterisiert die Lage nicht auf Grund einer allgemeinen Analyse der Umstände, sondern auf Grund seiner unmittelbaren Beobachtungen. Was sagt nun Tschen Du Hsin über die neue revolutionäre Bewegung? Er erklärt direkt, „es wäre ein Fehler", die Wuhan-Regierung für ein Organ der revolutionären demokratischen Diktatur zu halten: „es ist noch keine Regierung der Arbeiter- und Bauernmassen, sondern lediglich ein Block der Spitzen." Aber das ist doch Wort für Wort das, was wir gegen Stalin gesagt haben.

Stalin schrieb:: „es gibt jetzt keine andere Regierungsgewalt als die Regierung der revolutionären Kuomintang." Wir haben ihm darauf geantwortet: „die apparatemäßige und bürokratische Einstellung zur revolutionären Regierung stinkt nur so aus diesen Worten …die Klassen kommen und gehen, aber die Kontinuität der Kuomintang-Regierung bleibt (angeblich). Es genügt aber nicht. Wuhan zum Zentrum der Revolution zu ernennen, damit es wirklich dazu wird." (Vergl. oben). Anstatt also den chinesischen Revolutionären, in erster Linie den Kommunisten, klarzumachen, dass die Wuhan-Regierung sich den Schädel einrennen wird, wenn sie sich einbilden wird, dass sie schon selbst die einzige Regierung in China ist; anstatt schonungslos sich gegen die dekorative Heuchelei der kleinbürgerlichen Revolutionäre zu wenden, welche schon so viele Revolutionen zugrunde gerichtet hat: anstatt dem unsicheren wankenden, schwankenden Zentrum von Wuhan direkt ins Ohr zu schreien: „lasst euch nicht durch den äußeren Schein verführen, lasst euch nicht betäuben vom Glanze eurer eigenen Benennungen und Manifeste, fangt an, harte Tagesarbeit zu leisten, bringt Massen auf die Beine, baut Arbeiter-, Soldaten- und Bauernräte auf, baut eine revolutionäre Regierungsgewalt auf", – anstatt alles dessen stürzt sich Stalin gegen die Losung der Sowjets und unterstützt die schlechtesten, zirkelmäßigen und bürokratischen Vorurteile und abergläubischen Ansichten jener Unglücksrevolutionäre, die sich vor Volkssowjets fürchten, dafür aber an den heiligen Tintenklecks auf dem Briefbogen der Kuomintang glauben.

Der Gen. Tschen Du-hsiu charakterisiert auf Grund eigener Beobachtungen die Lage mit genau den gleichen Worten, mit denen wir sie auf Grund theoretischer Betrachtungen charakterisiert haben. Keine revolutionäre Regierung sondern lediglich ein Block der Spitzen. Aber das bedeutet keineswegs, dass der Gen. Tschen Du-hsiu selbst aus den von ihm richtig charakterisierten Umständen richtige Schlüsse zieht. Da er an Händen und Füßen durch falsche Direktiven gebunden ist, so zieht Tschen Du-hsiu Schlussfolgerungen, die seiner eigenen Analyse radikal widersprechen. Er sagt: „vor uns steht die Aufgabe, eine wirkliche, revolutionäre und demokratische Regierung aufzubauen zu beginnen, sowie die Lage auf dem Gebiete der nationales Regierung sich geändert haben wird und die Drohung der ausländischen Intervention und der Offensive der Militaristen verschwunden sein wird."

Wir müssen hier direkt und offen sagen: nimmt man eine solche Fragestellung an, so nimmt man den sichersten und kürzesten Weg zum Verderben an. Die Schaffung einer wirklichen revolutionären Regierung, welche sich auf Volksmassen stützt, wird auf den Moment hinausgeschoben, wo die Gefahren verschwunden sein werden. Aber die zentrale Gefahr besteht ja darin, dass anstelle einer revolutionären Regierung in Südchina gegenwärtig erst einen Block der Spitzen gibt. Durch dieses Hauptübel werden auch alle übrigen Gefahren verzehnfacht werden, darunter auch die militärische. Will man sich in höchstmöglichem Maße vor der ausländischen und der „eigenen" Militaristenbande bewahren, so muss man stark werden, sich befestigen sich organisieren, sich bewaffnen. Andere Wege gibt es nicht. Man soll nicht den Kopf in den Sand stecken. Da helfen keine Kunststücke.

Man muss den Enthusiasmus der Massen wecken, ihre Bereitschaft, für ihre eigene Sache zu kämpfen und zu sterben. Hierzu muss man über die Massen so tief wie möglich erfassen, politisch und organisatorisch. Man muss sofort, ohne auch nur eine Stunde zu verlieren, ihnen ein revolutionäres Aktionsprogramm und die Organisationsform der Sowjets geben. Es gibt keine anderen Wege. Verschiebt man die Schaffung einer revolutionären Regierung bis zu dem Zeitpunkt, wo irgendwer auf irgendeine Weise die Kriegsgefahren beseitigt haben wird, so beschreitet man den sichersten und kürzesten Weg zum Verderben.

54. Was die Agrarbewegung betrifft, so gibt der Gen. Tschen Du-hsiu ehrlich zu, dass das Agrarprogramm der Partei (Herabsetzung der Pachtzahlungen) vollkommen ungenügend ist. Die Bauernbewegung, so sagt er, „verwandelt sich in den Kampf um Land. Die Bauernschaft erhebt sich spontan und will selbst die Landfrage lösen." Und ferner erklärt Tschen Du-hsiu offen: „wir haben eine zu friedliche Politik getrieben. Jetzt ist den notwendig, den Großgrundbesitz zu konfiszieren … ." Wenn man den Inhalt dieser Worte auf marxistische Weise entwickelt, so bedeuten sie die härteste Verurteilung der gesamten vorangegangenen Linie der kommunistischen Partei Chinas, also auch der Komintern, in der Agrarfrage der chinesischen Revolution. Anstatt den Gang der Agrarbewegung im Voraus zu nennen, rechtzeitig die Losungen fertigzustellen und sie durch die Arbeiter, die revolutionären Soldaten und die fortgeschrittenen Bauern in die Bauernmassen zu werfen, blieb die chinesische kommunistische Partei ungeheuerlich hinter der spontanen Agrarbewegung zurück Kann es eine scheußlichere Erscheinungsform des Chwostismus geben? „Wir haben eine zu friedliche Politik getrieben". Aber was bedeutet die friedliche Politik einer revolutionären Partei in der Epoche einer spontanen Agrarrevolution? Sie bedeutet den schwersten historischen Fehler, den eine Partei des Proletariats überhaupt begehen kann. Friedliche Politik (die Herabsetzung der Pachtzahlungen), während der Bauer bereits spontan um das Land kämpft das ist keine menschewistisch-kompromisslerische, sondern eine liberal-kompromisslerische Politik anstelle einer bolschewistischen. Das begreift lediglich ein durch angebliche Staatsklugheit verdorbener Philister nicht, keineswegs aber ein Revolutionär.

55. Aber aus seiner richtigen und daher tödlichen Charakteristik des Verhältnisses der Partei zur Agrarbewegung zieht der Gen. Tschen Du-hsiu nicht nur falsche, sondern direkt verderbliche Schlüsse: „Jetzt ist es notwendig“, so sagt er, „den Großgrundbesitz zu konfiszieren, aber gleichzeitig den kleinen Grundbesitzern, mit denen man rechnen muss, Konfessionen zu machen". Im Prinzip kann man eine solche Fragestellung nicht angreifen. Man muss klar bestimmen, wer und in welchem Teil von China als kleiner Grundbesitzer gilt, wie und in welchen Grenzen man mit ihnen rechnen muss. Hier aber sagt Tschen Du-hsiu weiter:

Jedoch ist es notwendig, auch für die Konfiskation des Großgrundbesitzes ebenfalls die weitere Entwicklung der militärischen Handlungen abzuwarten. Der einzig richtige Beschluss ist im gegenwärtigen Moment das Prinzip der Vertiefung der Revolution erst nach ihrer Erweiterung."

Dieser Weg ist der sicherste, der bestimmteste, der kürzeste Weg zum Verderben. Der Bauer ist schon aufgestanden, um das Großgrundbesitzerland zu ergreifen. Unsere Partei, in ungeheuerlichem Widerspruch zu ihrem Programm, zu ihrem Namen, führt eine friedlich-liberale Agrarpolitik. Tschen Du-hsiu selbst erklärt, dass es „jetzt (?) notwendig ist, den Großgrundbesitz zu konfiszieren", aber sofort besinnt er sich darauf, dass mau „nicht in einen linken Extremismus verfallen darf" (ehe eigenen Worte von Tschen Du-hsiu) und er setzt hinzu, dass man bis zur Konfiskation des Großgrundbesitzerlandes „die weitere Entwicklung der militärischen Handlungen abwarten" muss, dass man erst die Revolution erweitern muss, und erst später sie vertiefen darf.

Aber das ist ja eine blinde Wiederholung der alten, längst bekannten und abgegriffenen Formel des nationalliberalen Betrugs der Massen: erst der Sieg, dann die Reform. Erst werden wir das Land „erweitern", – für wen: für die Großgrundbesitzer? – und dann, nach dem Sieg werden wir uns in aller Ruhe mit der „Vertiefung" abgeben. Hierauf wird jeder kluge und halbwegs vernünftige chinesische Bauer dem Genossen Tschen Du-hsiu antworten: „Wenn die Wuhanregierung heute, wo sie in der feindlichen Umringung sich befindet und unsere Bauernunterstützung auf Leben und Tod braucht, wenn diese Regierung jetzt sich nicht traut, uns das Land der Großgrundbesitzer zu übergeben oder wenn sie das nicht will, so wird sie, nachdem sie aus dem Ring herausgekommen ist, nachdem sie mit unserer Hilfe die Feinde besiegt haben wird, uns genau so viel Land geben wie Tschiang Kai-schek den Arbeitern von Schanghai gegeben hat." Man muss mit voller Klarheit sagen: die Agrarformel des Genossen Tschen Du-hsiu, der durch die falsche Leitung der Vertreter der Komintern an Händen und Füßen gebunden ist, ist objektiv nichts anderes als die Formel der Lossagung der chinesischen kommunistischen Partei von jener realen Agrarbewegung, die jetzt in China vor sich geht, und die eine neue Welle der chinesischen Revolution trägt.

Um diese Welle zu verstärken und zu vertiefen, dazu braucht man Bauernräte mit der entfalteten Fahne der Agrarrevolution, nicht nach dem Siege sondern sofort, um den Sieg zu sichern.

Will man nicht zulassen, dass die Bauernwelle sich zerschlägt und zerstäubt auseinander fliegt, so muss man die Bauernräte durch Arbeiterräte in den Städten und in den Industriezentren vereinigen und den Arbeiterräten auch noch Räte der armen Bevölkerung aus den städtischen Handels- und Handwerkerkreisen hinzufügen.

Will man nicht zulassen, dass die Bourgeoisie einen Keil zwischen die revolutionären Massen und die Armee treibt, so muss man Soldatenräte in die revolutionäre Kette einfügen.

Man muss so schnell wie möglich, so kühn wie möglich, so energisch wie möglich die Revolution vertiefen, nicht nach dem Sieg, sondern sofort, sonst wird es keinen Sieg geben.

Die Vertiefung der Agrarrevolution, die sofortige Inbesitznahme des Landes durch die Bauern, werden auf der Stelle den Tschiang Kai-schek schwächen, Verwirrung in die Reihen seiner Soldaten tragen und das bäuerliche Hinterland auf die Beine bringen. Einen anderen Weg zum Siege gibt es nicht und kann es nicht geben.

Haben wir wirklich innerhalb von zwei Jahrzehnten drei Revolutionen dazu durchgeführt, damit wir das ABC der ersten von ihnen verlernen? Wer während der Agrarrevolution eine friedliche Politik treibt, der ist verloren. Wer die Dinge aufschiebt, schwankt, abwartet, Zeit verliert, der ist verloren. Die Formel von Tschen Du-hsiu ist der sicherste und zuverlässigste Weg ins Verderben der Revolution hinein.

*

Es werden sich Verleumder finden, welche sagen werden, unsere Worte seien diktiert durch Hass der chinesischen kommunistischen Partei und ihren Führern gegenüber. Hat man doch seinerzeit gesagt, unsere Position in der Frage des anglorussischen Komitees hätte eine feindliche Einstellung zur britischen kommunistischen Partei bedeutet. Die Ereignisse haben bestätigt, dass gerade wir gegenüber den britischen Kommunisten als treue revolutionäre Freunde gehandelt haben, nicht aber als bürokratische Gönner. Die Ereignisse werden bestätigen, – sie bestätigen das jeden Tag – dass unsere Kritik an den chinesischen Kommunisten diktiert war von einer ernsteren, marxistischeren, revolutionären Einstellung zur chinesischen Revolution, als es die Einstellung der bürokratischen Gönner war, die hintennach alles billigen, um nur nichts für die Zukunft vorauszusehen.

Die Tatsache, dass die Rede des Genossen Tschen Du-hsiu in der „Prawda" ohne ein einziges Wort des Kommentars abgedruckt ist, dass dieser Rede kein Artikel gewidmet wurde, der ihren verderblichen Kurs aufdeckt, diese Tatsache muss an und für sich jeden Revolutionär mit der größten Besorgnis erfüllen, denn es handelt sich doch um das Zentralorgan der Leninschen Partei!

Mögen die Beruhiger und Einschläferer uns nichts erzählen über „die unvermeidlichen Fehler einer jungen kommunistischen Partei." Es handelt sich nicht um vereinzelte Fehler. Es handelt sich um den Fehler aller Fehler. Es handelt sich um die falsche Grundlinie deren vollendeter Ausdruck die Thesen des Genossen Stalin sind.

Der notwendige Schlussakkord.

In der Nummer des „Sozialistischen Boten" vom 9. Mai heißt es im Begleitartikel über die Thesen des Gen. Stalin: „Abstrahiert man von der für einen Oberkommunisten obligatorischen Worthülle, so kann man kaum viel gegen das Wesen derin den Thesen vorgezeichneten ,Linie' sagen. Nach Möglichkeit nicht aus der Kuomintang gehen und bis zur letzten Möglichkeit sich an deren linken Flügel und die Wuhanregierung klammern; ,einem Entscheidungskampf unter ungünstigen Bedingungen ausweichen'; nicht die Losung ,alle Macht den Räten' aufstellen, um nicht den ,Feinden des chinesischen Volkes neue Waffen in die Hand zu geben zum Kampf gegen die Revolution, zur Schaffung neuer Legenden darüber, dass in China nicht eine nationale Revolution, sondern eine künstliche Verpflanzung der Moskauer Sowjetregierung stattfindet' – was kann in der Tat jetzt für die Bolschewiki klüger sein, nachdem die ,Einheitsfront' offenbar unwiderruflich zerstört ist und überhaupt unter den ,allerungünstigsten Bedingungen' soviel Porzellan zerschlagen worden ist.?" („Soz. Bote" Nr. 9 (151). Seite 1.) Nachdem also der „Sozialistische Bote" in seiner Nummer vom 23. April anerkannt hat, dass Martynow in der „Prawda" die Aufgaben der chinesischer Revolution „sehr eindrucksvoll" und ,ganz auf menschewistische Art' analysiert, erklärt in der letzten Nummer der Leitartikel des Zentralorgans der Menschewiki, dass man „kaum viel gegen das Wesen der ,Linie' einwenden kann, welche in den Thesen vorgezeichnet ist" (des Gen. Stalin). Diese Übereinstimmung der politischen Linien erfordert kaum besondere Erläuterungen.

Aber noch mehr; der gleiche Artikel des „Soz. Boten" spricht weiterhin in höhnischem Tone – wir zitieren buchstäblich! – über die Linie Radeks, welche, gedeckt durch äußerst ,linke' Losungen (Austritt aus der Kuomintang, ,Propaganda des Sowjetsystems' usw.) in Wirklichkeit einfach ,das Spiel sein zu lassen, beiseite zu treten verlangt' … ." („Soz. Bote" Nr. ! (151), Seite 2.) Die Linie Radeks wird hier mit den Worten der Leitartikel und der Feuilletons der „Prawda" charakterisiert. Anders kann es übrigens auch nicht sein: Radek kann ja über seine Linie in der Presse nichts offen sagen, denn sonst wird die Partei erfahren, dass die Linie Radeks durch den ganzen Gang der Ereignisse bestätigt wird. Die Redaktion des „Soz. Boten" stellt „die Linie Radeks" nicht nur mit den Worten der „Prawda" dar, sondern schätzt sie auch in voller Einmütigkeit mit den Artikeln der „Prawda" ein – die Linie der Opposition gibt nach Dan die Möglichkeit, „gedeckt durch äußerst ,linke' Losungen in Wirklichkeit einfach das Spiel sein zu lassen, beiseite zu treten." Wir haben bereits in Artikeln der „Prawda" gelesen, dass man für die chinesische Revolution „eine Totenmesse lesen muss'' dass die chinesischen Kommunisten „in sich" zurückkehren müssen, dass sie auf „große Taten und große Pläne" verzichten müssen, und dass das die ,Predigt der Liquidierung der chinesischen Revolution' ist, alles das, wenn man die Linie der Opposition annimmt. So wurde wörtlich gesagt, beispielsweise im Leitartikel der „Prawda" vom 16. Mai 1927. Das ist. wie wir sehen. Wort für Wort dasselbe, was Dan sagt, oder richtiger Dan sagt über die Opposition Wort für Wort das, was die ,Prawda' in einer Reihe ihrer Artikel gesagt hat. Dan billigt die Thesen Stalins und verhöhnt den „Liquidator" Radek. der sein Liquidatorentum mit äußerst linken Phrasen verdeckt. Jetzt ist alles klar: das Liquidatorentum Radeks ist das gleiche Liquidatorentum, welches durch den bekannten Revolutionär Dan als Liquidatorentum eingeschätzt wird. Das ist es, was der Leitartikel des „Soz. Boten" für diejenigen als Lehre gibt, die überhaupt noch fähig sind, etwas zu lernen.

Es ist wahrhaftig bedeutungsvoll, dass die zitierte Nummer des „Soz Boten" in Moskau am Vorabend der Eröffnung der Sitzung des Exekutivkomitees der Komintern angekommen ist, welche das Problem der chinesischen Revolution im vollen Umfange zu beraten hat.

17. Mai 1927.

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