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Leo Trotzki u.a 19270808 Erklärung der Opposition

Leo Trotzki u.a: Erklärung der Opposition.

[Nach Sonntagsblatt der New Yorker Volkszeitung, 28. August 1927, S. 4]

MOSKAU. 11. August. Die Erklärung der Opposition auf dem Vereinigten Plenum des ZK und ZKK der KPdSU, unterzeichnet von den Genossen Awdejew, Bakajew, Jewdokimow, Sinowjew, Kamenew, Lisdin. Muralow, Peterson. Pjatakow, Rakowski, Smilga, Solowjew und Trotzki besagt.

Von der polemischen Form der uns gestellten Fragen absehend, beantworten wir sie ihrem Inhalte nach wie folgt:

Zur ersten Frage.

Wir sind unbedingt und vorbehaltlos für die Verteidigung unseres sozialistischen Vaterlandes gegen den Imperialismus. Wir sind selbstverständlich und vorbehaltlos für die Verteidigung der Sowjetunion unter Beibehaltung des jetzigen Zentralkomitees der Partei und der jetzigen Leitung des Exekutivkomitee der Kommunistischen Internationale.

Wenn der bekannte Passus über Clemenceau in dem Briefe Trotzkis jemandem Veranlassung gehen konnte zu einer offensichtlichen falschen Auslegung dieses Vergleichs im Sinne des Kampfes um die Macht, durch Ausnutzung der Kriegsschwierigkeiten zu diesem Zwecke, so weisen wir entschieden eine derartige Auslegung zurück. Zugleich halten wir unsere Überzeugung aufrecht, dass die Partei auch wahrend des Krieges nicht auf die Kritik und auf die Verbesserung der Linie des Zentralkomitees, falls sie unrichtig sein wird, verzichten kann. In unserem Resolutionsentwurf zur internationalen Lage stellten wir u.a. folgende Losungen auf:

Niederlage aller bürgerlichen Staaten, die gegen die Sowjetunion Krieg führen – jeder ehrliche Proletarier in den kapitalistischen Ländern muss aktiv auf die Niederlage „seiner" Regierung hinarbeiten, Übergang eines jeden ausländischen Soldaten zur Roten Armee, der nicht gewillt ist. den Sklavenhaltern „seines" Landes zu helfen; die Sowjetunion ist das Vaterland aller Werktätigen, wir sind für die Verteidigung seit dem 7. November 1917; unser „vaterländischer“ (Lenin) Krieg wird ein Krieg „für die Sowjetrepublik als Trupp der Weltarmee des Sozialismus" sein: unser „vaterländischer" Krieg ist „nicht der Weg zum bürgerlichen Staat, sondern der Weg zur internationalen sozialistischen Revolution" (Lenin); wer nicht ein Verteidiger der Sowjetunion ist, der ist unbedingt ein Verräter an dem internationalen Proletariat.

Zur Frage des Thermidorianismus sagen wir: Im Lande wachsen Elemente des Thermidorianismus heran, die eine genügend ernste soziale Basis haben. Wir bezweifeln nicht, dass die Partei und das Proletariat der Sowjetunion bei leninistischer und innerparteilicher Demokratie diese Kräfte überwinden werden.

Was wir verlangen, ist, dass die Parteiführung diesen Erscheinungen und ihrem Einfluss auf gewisse Glieder der Partei systematischeren Kampf entgegensetze. Wir behaupten aber nicht, dass unsere bolschewistische Partei, ihr ZK, ZKK thermidoristisch sind.

Zur zweiten Frage.

Wir geben es zu, dass der kommunistischen Bewegung in Deutschland direkte Spaltung und die Bildung zweier Parteien droht.

In dem wir uns den Beschlüssen der Komintern über die Unzulässigkeit organisatorischer Beziehungen zur ausgeschlossenen Gruppe Urbahns-Maslow fügen, beantragen wir nachdrücklich, und wir werden uns in der Komintern dafür einsetzen, die Revision der Entschließung über dir Ausschlüsse im Hinblick darauf, dass unter den Ausgeschlossenen sich Hunderte alter revolutionärer Arbeiter befinden, die mit den Arbeitermassen eng verknüpft, dem Werke Lenins ergeben und bereit und die Sowjetunion aufrichtig und bis zum Äußersten zu verteidigen. Die Schaffung einer neuen Partei in Deutschland würde eine enorme Gefahr herbeiführen. Wir schlagen vor, dass das ZK der KPdSU folgende Maßnahmen durch das EKKI zur Abwendung dieser Gefahr durchführe:

Unter der Bedingung der Einstellung des Organs der Gruppe Urbahns und der Unterordnung der Gruppe Urbahns unter alle Beschlüsse der Komintern-Kongresse Wiederaufnahme in die Komintern von denjenigen, die diese Bedingungen annehmen, bei Garantie der Möglichkeit, ihre Anschauungen in der Parteipresse und überhaupt in den Reihen der Partei und der Komintern zu verfechten.

Zur dritten Frage.

Wir verurteilen entschieden jegliche Versuche zur Schaffung einer zweiten Partei in der Sowjet-Union. Den Weg zu einer zweiten Partei in der Sowjet-Union halten wir für unbedingt verderblich für die Revolution. Wir werden mit allen Kräften und mit allen Mitteln gegen jegliche Tendenz, zwei Parteien zu schaffen, kämpfen.

Ebenso entschieden und kategorisch verurteilen wir die Spaltungspolitik. Wir werden alle Beschlüsse der Kommunistischen Partei und ihres Zentralkomitees erfüllen. Wir sind bereit, alles zur Vernichtung aller Fraktionselemente zu tun, die sich als eine Folge dessen gebildet haben, dass wir angesichts des innerparteilichen Regimes gezwungen waren, der Partei unsere wirklichen Anschauungen, die in der im ganzen Lande gelesenen Presse falsch wiedergegeben worden sind, mitzuteilen.

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