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Leo Trotzki 19280100 Appell der russischen Opposition an die Komintern

Leo Trotzki: Appell der russischen Opposition an die Komintern

An das Präsidium der Exekutive der Komintern, an die Zentralkomitees der nationalen Parteien der Komintern.

[Nach Fahne des Kommunismus, 2. Jahrgang Nr. 3 (20. Januar 1928), S. 22-24]

Wir, die Unterzeichneten, ausgeschlossen aus den Reihen der WKP (B) in Verbindung mit den Beschlüssen des 15. Parteitags unserer Partei, haben es für notwendig gehalten, rechtzeitig gegen diesen Beschluss an den 6. Kongress der Komintern zu appellieren. Aber durch eine Verfügung der GPU werden wir, alte bolschewistische Parteiarbeiter, in die entferntesten Gebiete der Union verschickt, ohne dass irgendwelche Anklagen gegen uns erhoben werden, mit dem einzigen Zweck unsere Verbindung mit Moskau und anderen Arbeiterzentren, folglich auch mit dem 6. Kongress, zu unterbinden. Wir halten es daher für notwendig, am Vorabend unserer erzwungenen Abreise in die entferntesten Teile unserer Union uns mit der gegenwärtigen Erklärung an das Präsidium des Exekutiv-Komitees der Komintern zu wenden mit der Bitte, unseren Brief sofort zur Kenntnis der Zentralkomitees aller kommunistischen Partelen zu bringen.

1. Die administrative Verschickung alter Parteiarbeiter auf Verfügung der GPU ist lediglich ein neues Glied in der Kette der Ereignisse, welche die WKP erschüttern. Diese Ereignisse haben eine riesige geschichtliche Bedeutung für eine Reihe von Jahren. Die jetzigen Differenzen gehören zu den wichtigsten in der Geschichte der internationalen revolutionären Bewegung. Es handelt sich dem Wesen nach darum, die Diktatur des Proletariats, welche im Oktober 1917 erobert worden ist, nicht zu verlieren. Der Kampf in der WKP entwickelt sich im Wesentlichen hinter dem Rücken der Komintern ohne deren Beteiligung und sogar ohne deren Kenntnis. Die Hauptdokumente der Opposition, die den größten Fragen unserer Epoche gewidmet sind, bleiben der Komintern unbekannt. Die kommunistischen Parteien befinden sich jedes Mal vor voIlendeten Tatsachen und setzen ihren Stempel unter fertigte Beschlüsse. Wir sind der Ansicht, dass ein derartiges Verhältnis aus dem in der Wurzel falschen Regime innerhalb der WKP und innerhalb der Komintern im Ganzen sich ergibt.

II. Die außerordentliche Zuspitzung des innerparteilichen Kampfes, welche zu unserem Ausschluss aus der Partei und neuerdings zu unserer Verschickung ohne irgendwelche neuen Anlässe hierzu) geführt hat, wird gerade durch unser Bestreben hervorgerufen, unsere Anschauungen zur Kenntnis unserer Partei und der Komintern zu bringen. Unter Lenin wurde eine derartige Handlungsweise für selbstverständlich gehalten. Die Diskussion wurde damals auf der Grundlage der Veröffentlichung und der allseitigen Erörterung aller Dokumente über die strittigen Fragen geführt. Ohne ein solches Regime kann die Komintern nicht das werden, was sie sein muss. Dem internationalen Proletariat steht der Kampf mit einer höchst mächtigen Bourgeoisie um die Macht erst noch bevor. Dieser Kampf setzt eine autoritative, starke und selbständige Leitung seitens der kommunistischen Parteien voraus. Eine solche Leitung kann nur im Verlauf einer Reihe von Jahren entstehen, auf der Grundlage der Auswahl der festesten, selbständigsten, konsequentesten und mannhaftesten Vertreter der proletarischeen Vorhut. Die eifrigsten Beamten können keine revolutionären Führer ersetzen. Der Sieg der proletarischen Revolution in Europa und in der ganzen Welt hängt in ungeheurem Maße ab von der Lösung des Problems der revolutionären Führung. Das jetzige Regime in der Komintern verhindert die Auswahl und die Erziehung einer solchen Führung. Das zeigt sich am deutlichsten beim Verhalten der ausländischen kommunistischen Parteien zu den inneren Prozessen In der WKP, deren Schicksal eng mit dem Schicksal der Komintern verbunden ist.

III. Wir Oppositionellen haben die Normen des Parteilebens durchbrochen. Weshalb? Deshalb, weil wir unberechtigterweise der Möglichkeit, unsere normalen Parteirechte auszunutzen, beraubt worden sind. Um unsere Anschauungen zur Kenntnis des Parteitags zu bringen, waren wir gezwungen, selbständig eine Staatsdruckerei zu benutzen. Um vor der Arbeiterklasse die falsche Darstellung unserer Anschauungen und insbesondere die gemeine Verleumdung über unsere angeblichen Verbindungen mit einem Wrangelschen Offizier und mit der Gegenrevolution überhaupt zu widerlegen, trugen wir bei der Jubiläumsdemonstration Plakate mit den Inschriften: „Lasst uns das Feuer gegen rechts richten, gegen den Kulaken, den Nepmann und den Bürokraten". „Lasst uns das Testament Lenins erfüllen", „Für eine wirkliche Parteidemokratie“. Diese unzweifelhaft bolschewistischen Losungen wurden nicht nur als parteifeindlich, sondern auch als gegenrevolutionär erklärt. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass auch In der Zukunft man eine künstliche Verknüpfung der Opposition mit weißgardistischen und menschewistischen Organisationen erwarten muss, denen wir ferner stehen als sonst wer. Für ein solches Amalgam braucht man keinerlei Anlässe von unserer Seite, wie sie auch für unsere Verschickung nicht notwendig waren.

IV. In der Erklärung, die wir mit den Unterschritten der Genossen Smilga, Muralow, Rakowski und Radek dem 15. Parteitag eingereicht haben, haben wir unsere Unterwerfung unter den 15. Parteitag und unsere Bereitschaft, die Fraktionsarbeit einzustellen, erklärt. Nichtsdestoweniger hat man uns ausgeschlossen, und man verschickt uns unserer Anschauungen wegen. Wir haben bereits erklärt und wiederholen hier, dass wir auf unsere Anschauungen, die in unserer Plattform und unseren Thesen dargelegt sind, nicht verzichten können, denn der Gang der Ereignisse bestätigt deren Richtigkeit

V. Die Theorie des Aufbaus des Sozialismus in einem Lande hat zu ihrer Grundtendenz und als unvermeidliche Konsequenzen die Isolierung der Frage nach dem Schicksal der UdSSR von dem Schicksal der internationalen proletarischen Revolution im Ganzen. Eine solche Fragestellung bedeutet eine tiefe theoretische und politische Untergrabung der Fundamente des proletarischen Internationalismus selber. Der Kampf gegen die im Jahre 1925 geschaffene neue, durch und durch antimarxistische Theorie, das heißt der Kampf für die Grundinteressen der Komintern, hat zu unserem Ausschluss aus der Partei und zu administrativen Verschickungen geführt.

VI. Die Revision des Marxismus und des Leninismus in der Hauptfrage, der Frage des übernationalen Charakters der proletarischen Revolution, hat seine Wurzeln darin, dass die Periode vom Jahre 1923 ab die Zeit ernster Niederlagen der internationalen proletarischen Revolution war (1923 in Bulgarien und in Deutschland. 1923 in Estland. 1926 in England. 1927 in China und Österreich). Diese Niederlagen allein haben die Möglichkeit für die sogenannte Stabilisierung des Kapitalismus geschaffen, denn sie haben zeitweilig die Lage der Weltbourgeoisie gefestigt, haben durch die Verstärkung ihres Drucks auf die UdSSR das Tempo des sozialistischen Aufbaus verlangsamt, haben die Position unserer inländischen Bourgeoisie gestärkt, haben Ihr die Möglichkeit gegeben, sich eher mit vielen Elementen des Staatsapparats der Sowjets zu verbinden, haben den Druck dieses letzteren auf den Parteiapparat vergrößert und haben zur Schwächung des linken Flügels in unserer Partei geführt. Während dieser Jahre ging in Europa eine zeitweilige Wiedergeburt der Sozialdemokratie, eine zeitweilige Schwächung der kommunistischen Partei und die Stärkung des rechten Flügels innerhalb dieser letzteren vor sich. Die Opposition in der WKP als linker proletarischer Flügel, erlitt die Niederlage gleichzeitig mit der zeitweiligen Schwächung der Positionen der proletarischen Weltrevolution.

VII. Wenn die Parteien der Komintern keine Möglichkeit besaßen, die geschichtliche Bedeutung der Opposition in der WKP richtig einzuschätzen, so hat die Weltbourgeoisie bereits Ihre unzweideutige Einschätzung gegeben. Alle einigermaßen ernsthaften bürgerlichen Organe aller Länder erblicken in der Opposition In der WKP ihren Todfeind und erblicken umgekehrt in der Politik der jetzigen leitenden Mehrheit eine notwendige Stufe zum Übergang der UdSSR auf die Pfade der „zivilisierten", d. h. kapitalistischen Welt.

Das Präsidium der Komintern muss unserer Meinung nach die Meinungsäußerungen der politischen Führer der Bourgeoisie und deren Hauptorgane über den inneren Kampf in der WKP sammeln, um dem 6. Kongress die Möglichkeit zu geben, in dieser wichtigsten Frage die notwendigsten politischen Schlussfolgerungen zu ziehen.

VIII. Die Schicksale und die Lehren der chinesischen Revolution, eines der größten Ereignisse In der Weltgeschichte, bleiben, unbeleuchtet, undiskutiert, nicht angeeignet von der öffentlichen Meinung der proletarischen Avantgarde. Faktisch hat das ZK der WKP die Erörterung der Fragen der chinesischen Revolution verboten. Indessen ist ohne Studium der gemachten Fehler, welche klassische Fehler des Opportunismus sind, eine fernere revolutionäre Vorbereitung der europäischen und asiatischen Parteien des Proletariats undenkbar.

Die Dezemberereignisse In Kanton, unabhängig davon, auf wen die unmittelbare Verantwortung für Ihre Leitung fällt, liefern ein grelles Beispiel des Putschismus bei fallender revolutionärer Welle. Eine Schwingung nach der Seite des Opportunismus folgte in der Revolution häufig auf Niederlagen, deren unmittelbare Ursache eine opportunistische Leitung war. Die Komintern kann keinen Schritt vorwärts machen, ohne die Erfahrungen des Kantoner Umsturzes in Verbindung mit dem allgemeinen Verlauf der chinesischen Revolution studiert zu haben. Das ist eine der zentralen Aufgaben des 6. Kongresses. Die Unterdrückungsmaßnahmen gegen den linken Flügel werden die gemachten Fehler nicht nur nicht verbessern, sondern, was die Hauptsache ist, niemandem eine Lehre geben.

IX. Der deutlichste und bedrohlichste Widerspruch in der jetzigen Politik der WKP und der Komintern im Ganzen ist die Tatsache, dass nach 4 Jahren des Stabilisierungsprozesses, welcher die Stärkung rechter Tendenzen in der Arbeiterbewegung bedeutet, das Hauptfeuer nach wie vor gegen links bleibt. Wir waren in der letzten Periode Zeugen ungeheuerlicher opportunistischer Fehler und Verschiebungen in den kommunistischen Parteien Deutschlands, Englands, Frankreichs, Polens, Chinas usw. Indessen wurde der linke Flügel der Komintern der Zertrümmerung unterworfen, was auch weiter fortgesetzt wird.

Jetzt geht unzweifelhaft eine Entwicklung nach links in den europäischen Arbeitermassen vor sich, hervorgerufen durch die Widersprüche des Stabilisierungsprozesses. Es ist schwer vorauszusagen, in welchem Tempo diese Linksentwicklung sich entwickeln wird und welche Formen in der nächsten Zukunft sie annehmen wird. Aber die fortgesetzte Zerschlagung der linken Elemente bereitet für den Augenblick der Zuspitzung der revolutionären Situation eine neue Krise der Führung vor, ähnlich denen, welche wir in den letzten Jahren in Bulgarien, in Deutschland, England, Polen. China und so weiter hatten. Kann man von Revolutionären, von Leninisten, von Bolschewiken fordern, dass sie angesichts einer solchen Perspektive schweigen sollen?

X. Wir halten es nicht für notwendig, von Neuem die in der Wurzel falsche Behauptung zu widerlegen, dass wir angeblich den Arbeitercharakter unseres Staates, die Möglichkeit eines sozialistischen Aufbauens oder gar die Notwendigkeit einer unbedingten Verteidigung der proletarischen Diktatur gegen äußere und innere Klassenfeinde leugnen. Der Streit geht nicht um diese Fragen. Der Streit geht um die Einschätzung der Gefahren, welche die Diktatur bedrohen, um die Methoden der Bekämpfung dieser Gefahren und um die Fähigkeit) die wirklichen Freunde und Feinde von den angeblichen zu unterscheiden.

Wir behaupten, dass das Kräfteverhältnis in unserem Lande sich in den letzten Jahren unter der Einwirkung sowohl innerer wie internationaler Ursachen zu Ungunsten des Proletariats verändert hat; dass dessen Gewicht im wirtschaftlichen, politischen und Kulturleben des Landes nicht gewachsen ist, sondern geringer geworden ist, dass im Lande die Kräfte der thermidorianischen Reaktion sich gefestigt haben und dass die ungenügende Einschätzung der hieraus entsprungenen Gefahren diese außerordentlich vergrößert. Die Austreibung der Opposition aus der Partei ist eine unbewusste, aber desto wirkungsvollere Hilfeleistung des Parteiapparates für die nichtproletarischen Klassen, welche bestrebt sind sich auf Kosten der Arbeiterklasse zu stärken und zu festigen. Unter diesem Gesichtswinkel schätzen wir unsere Verschickung ein und zweifeln nicht daran, dass in der nächsten Zuknft die Avantgarde des Weltproletariats, sie mit uns ebenso einschätzen wird.

XI. Die Vorbereitung des 15. Parteitags, welcher unter Statutenbruch nach einer zweijährigen Pause einberufen worden ist, war an und für sich eine scharfe und schwere Äußerung der wachsenden Übermacht des Apparats der sich immer mehr auf die Mitwirkung staatlicher Unterdrückungsmaßnahmen stützt. Der 15. Parteitag hat ohne Beratung und ganz plötzlich seinerseits einen Beschluss angenommen, dass die Parteitage auch fernerhin nur einmal in zwei Jahren zusammentreten sollen. Im Lande der proletarischen Diktatur, deren Trägerin die kommunistische Partei ist, musste man im 11. Jahre nach dem Oktober der Partei ihr elementares Recht nehmen, mindestens einmal im Jahre die Arbeit aller ihrer Organe und vor allem des ZK nachzuprüfen. Unter den schwersten Bedingungen des Bürgerkriegs und des Hungers versammelten sich die Parteitage manchmal zweimal im Jahre, niemals aber seltener als einmal. Die Partei hat tatsächlich alle ihre Angelegenheiten entschieden und beraten, ohne ihre Schicksale aus den eigenen Händen zu geben. Welche Kräfte zwingen jetzt, die Parteitage als ein notwendiges Übel zu betrachten, welches man auf das Mindestmaß reduzieren muss. Das sind nicht die Kräfte des Proletariats, Das sind die Kräfte eines fremdartigen Drucks aal die proletarische Vorhut. Dieser Druck hat zum Ausschluss der Opposition aus der Partei und zu administrativen Verschickungen alter bolschewistischer Parteiarbeiter nach Sibirien und in andere finstere Winkel geführt.

XII. Wir lehnen ab die Beschuldigung des Bestrebens, eine zweite Partei zu schaffen. Wir sagen voraus, dass die Elemente einer zweiten Partei tatsächlich hinter dem Rücken der Parteimasse vor allem ihres proletarischen Kerns sich bilden, dort, wo die degeneriertesten Teile des Parteiapparats, des Staatsapparats und der neuen Privateigentümer zusammenstoßen. Die schlechtesten Vertreter der Bürokratie mit und ohne Parteimitgliedsbuch. die nicht das Geringste mit den Zielen und Methoden der internationalen proletarischen Revolution zu tun haben, gruppieren sich immer mehr als Stützpunkte einer sich abzeichnenden zweiten Partei, welche im weiteren Verlaufe zum linken Flügel der thermidorianischen Kräfte werden kann. Die Beschuldigung von uns, den Verteidigern der geschichtlichen Linie des Bolschewismus, wir wollten eine zweite Partei schaffen, ist eine unbewusste Verdeckung der tiefen unterirdischen Arbeit der dem Proletariat feindlichen geschichtlichen Kräfte. Wir warnen die Komintern vor diesen Prozessen. Einen Tag früher oder später werden sie für alle sichtbar werden. Aber jeder verlorene Tag wird unzweifelhaft einen siegreichen Widerstand fegen sie erschweren.

XIII. Man muss den 6. Kongress der Komintern mit jenen Mitteln und Wegen vorbereiten, mit welchen die Kongresse unter Lenin vorbereitet wurden: alle Hauptdokumente, die mit den Streitfragen zusammenhängen, veröffentlichen; die Verfolgung der Kommunisten einstellen, die Schuld daran sind dass sie ihre Parteirechte verwirklichen; in der Diskussion, die dem Kongress vorangehen muss, die Frage der Verhältnisse innerhalb der WKP und der politischen Linien der WKP im vollen Umfange stellen.

Durch Häufung von Unterdrückungsmaßnahmen werden die Streitfragen nicht gelöst werden. Unterdrückungsmaßnahmen können eine große positive Rolle spielen wenn sie eine richtige Linie unterstützen und die Liquidierung reaktionärer Gruppierungen erleichtern. Als Bolschewiken kennen wir den Wert revolutionärer Unterdrückungsmaßnahmen, haben sie wiederholt gegen die Bourgeoisie in ihrer Agentur, die SR und Menschewiken angewendet und denken keinen Augenblick daran, auf revolutionäre Unterdrückungsmaßnahmen gegen Feinde des Proletariats auch in der Zukunft zu verzichten. Aber wir haben fest in Erinnerung dass die Unterdrückungsmaßnahmen feindlicher Parteien gegen die Bolschewiken machtlos geblieben sind. Es entscheidet letzten Endes die richtige politische Linie.

Die Verschickung von uns, Soldaten der Oktoberrevolution und Mitkampfer Lenins, ist der deutlichste Ausdruck der im Lande vor sich gegangenen Klassenverschiebungen, der politischen Verschiebungen der Leitung zum Opportunismus hin. Nichtsdestoweniger bleibt unserer tiefsten Überzeugung nach der Träger der Sowjetmacht immer noch das Proletariat. Es besteht noch die volle Möglichkeit, das System der proletarischen Diktatur mittels einer energischen Veränderung der Linie, mittels Verbesserung der Fehler, mittels tieferer Formen in Ordnung zu bringen und zu befestigen, ohne neue revolutionäre Erschütterungen. Diese Möglichkeit kann zur Wirklichkeit werden, wenn die Komintern sich energisch einmischt. Wir appellieren an alle kommunistischen Parteien und auch an den 6. Kongress der Komintern mit der dringenden Forderung, alle Fragen Im Tageslicht und unter voller Beteiligung der Parteimassen zu untersuchen. Das Testament Lenins klingt heute mehr als jemals wie eine Prophezeiung. Niemand weiß, wie viel Zeit uns der Gang der geschichtlichen Ereignisse zur Ausbesserung der gemachten Fehler noch lässt. Wir unterwerfen uns der Gewalt und verlassen die Stellen unserer Partei- und Sowjetarbeit für eine sinn- und ziellose Verbannung. Wir zweifeln dabei keinen Augenblick daran, dass jeder von uns nicht nur für die Partei noch notwendig sein wird, sondern auch in den Stunden der bevorstehenden großen Kämpfe seine Stelle in ihren Reihen einnehmen wird.

Wir beantragen beim 6. Kongress der kommunistischen Internationale unsere Wiederaufnahme in die Partei.

Trotzki, Rakowski, Radek, Smilga, I. N. Smirnow, Walentinow, Serebrjakow, Beloborodow, Preobraschenski, Maljuta, Elzin, Waganjan, Ischtschenko, Newilson und eine Reihe anderer alter Bolschewiken.

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