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Leo Trotzki 19311200 Attentatspläne gegen Trotzki

Leo Trotzki: Attentatspläne gegen Trotzki

Die Schuld der Sowjet-Regierung

[Nach Permanente Revolution, 1. Jahrgang Nr. 1 (Dezember 1931), S. 5, laut Louis Sinclair, Trotsky: A Bibliopraphy, Volume 1. 1989, S. 600 war Trotzki der Verfasser]

In der «Roten Fahne» und in der gesamten Parteipresse wurde die Nachricht gebracht, dass die russischen Weißgardisten ein Attentat gegen den Gen. Trotzki planten. Für die Durchführung dieses Planes soll ein gewisser Weißgardist Turkul vorgesehen worden sein.

Woher kommt diese Nachricht? Es ist klar, dass sie nur durch die Sowjet-Regierung der Presse zugestellt werden konnte. Dafür spricht die Art der Abfassung dieses Dokumentes. Nur eine Regierung kann über Organe verfügen, die sich solches Tatsachenmaterial verschaffen können.

In der Mitteilung der «R. F.» heißt es, dass Trotzki von den türkischen Behörden schlecht bewacht wird. Mit anderen Worten: Die Sowjetregierung teilt durch die Presse mit, dass der Weißgardist Turkul gegen den von den türkischen Behörden schlecht bewachten Trotzki ein Attentat vorbereitet hatte. Wer hat aber Trotzki in die Türkei geschafft und schlechter Bewachung ausgesetzt? Die Sowjetregierung! Somit kann sie kein Alibi verlangen. Die Sache ist ganz klar. Dass die Sowjetregierung mit der türkischen Regierung in Verbindung steht, ergibt sich aus der internationalen Konstellation; dagegen hat kein Kommunist etwas einzuwenden.

Dass aber Stalin mit den Häuptlingen des türkischen Faschismus die freundschaftliche Vereinbarung trifft, ihm revolutionäre Kommunisten mit Gewalt auszuhändigen, ist ein Verbrechen. Dieses Verbrechen trägt jetzt seine Früchte. Die Sowjetregierung muss es selbst zugeben!

Die Mitteilung der Sowjetregierung an die Parteipresse lautet ferner: Turkul wollte die Schuld an dem Mord Trotzkis auf die Sowjetregierung abwälzen. Diese Hypothese ist nicht unbegründet und wir wollen nicht darauf beharren, dass die Stalinfraktion in eine Lage geraten sei, wo die Weißgardisten die Möglichkeit haben, Revolutionäre zu erschießen und die Schuld Stalin zuzuschieben.

Lassen wir aber diese allgemeine Frage beiseite. Die akute und unmittelbare Frage besteht darin, dass jetzt die Sowjetregierung die Lage kennt, ihre Kenntnis der Lage der ganzen Welt mitteilt. Wenn ihre Hypothese sich verwirklicht, so wird niemand auf Turkuls Machination achten, die unmittelbare Verantwortung für das Attentat der Sowjetregierung zuzuschieben, sondern jeder wird sagen:

Die Sowjet-Regierung trägt die wirkliche politische Schuld!

Da sie an der Situation nichts geändert hat, so hat sie sie gewollt. Sie hat sich darauf beschränkt, sich ein Alibi zu schaffen. Es handelt sich aber nicht um Alibis, sondern um Tatsachen und Maßnahmen. Im Gegenteil, der Alibiversuch belastet sie nur noch mehr!

Die Parteigenossen und alle Proletarier haben jede Ursache, über diese Mitteilung beunruhigt zu sein. Es geht um die Sicherheit des Lebens des großen proletarischen Führers, des Organisators des Roten Oktobers und der Roten Armee! Die weißgardistischen Mörder wollen ihre Pistolen gegen Trotzki richten. Die Stalinführung trägt die volle Schuld daran, dass Trotzki solchen Gefahren ausgesetzt ist. Die einzige wirkliche Sicherheit ist die Rückkehr des Gen. Trotzki in die Sowjetunion.

Parteigenossen, Revolutionäre, fordert von der Parteibürokratie die Rückkehr Trotzkis! Allein der revolutionäre Druck der Mitgliedermasse wird Stalin zwingen, seinen Weg der physischen Vernichtung der Bolschewiki-Leninisten zu verlassen.

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