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Leo Trotzki 19311222 Aus einem Brief an die nationalen Sektionen der Linken Opposition

Leo Trotzki: Aus einem Brief an die nationalen Sektionen der Linken Opposition

[Nach Permanente Revolution, 2. Jahrgang Nr. 2 (Mitte Januar 1932), S. 9]

Die Vorbereitung der Januar-Konferenz der WKP steht ganz und gar im Zeichen des Kampfes gegen den «Trotzkismus». Wie lange ist es her, da die Stalinsche Bürokratie den «Trotzkismus» als liquidiert erklärt (Molotow wetterte: «Sarg», «Schluss» usw.) Ist es lange her, dass man feststellte: «die Rechte Opp. ist von nun ab die Hauptgefahr!» Jetzt ist eine neue Wendung da. «Trotzkismus»ist der Hauptfeind! Man entdeckt, dass der «Trotzkismus» in alle Lehranstalten eingedrungen sei, in die wichtigsten Lehrbücher und sogar in die Kommentare zu Lenins Werken. Das Zentral-Komitee übermittelt den Organisationen durch Rundfunk, dass – während die Rechte Opposition Stützpunkte auf dem Lande in den Kolchosen usw. suchtdie «Trotzkisten» in den Industriebezirken ihr Haupt erheben. Kaganowitsch, der Amsterdamer (Kaganowitsch war ein warmer Befürworter des Eintritts der Roten Gewerkschafts-Internationale in die: Amsterdamer Internationale) hielt im Institut der Roten Professur einen Vortrag, der eine ganze Seite der «Prawda» füllt über die Notwendigkeit, den Kampf gegen den Trotzkismus auf der ganzen Linie zu eröffnen. Über die politische Bedeutung dieser Kampagne wird man sich in der nächsten Zukunft speziell aussprechen müssen. Vorerst genügt die Erwägung der besonders in die Augen springender Tatsachen. Die Stalinsche Spitze ist gezwungen, den Kreis um sich immer enger zu ziehen. Immer weniger und weniger kann sie sich auf die stützen, die die allgemeinen pflichtgemäßen Formeln der Treue wiederholen. Deshalb erfindet sie ergänzende Formeln, immer ungeheuerlichere, die schließlich gipfeln in die Anerkennung des Dogmas von der Unfehlbarkeit Stalins. Jeder Versuch einer marxistischen Forschung in irgend einer Richtung führt unvermeidlich zu Konflikten mit der Ideologie der Stalinisten. Eine immer größere Zahl von Personen, die mit dem «Trotzkismus» durch nichts verbunden sind, umgekehrt ihm sogar feindlich gegenüberstehen, verfallen der Beschuldigung des «Trotzkismus». Andererseits tritt in Erscheinung dass die wichtigsten marxistischen Lehrstühle in allen höheren Lehranstalten mit Oppositionellen, die kapituliert haben, besetzt sind. Diese Tatsache zeigt indirekt aber sehr überzeugend, dass ein ernstes theoretisches Leben nur innerhalb der LO vorhanden ist, so dass die Stalinsche Bürokratie gezwungen ist. sich zur Besetzung der wichtigsten Lehrstühle der Überläufer zu bedienen.

Die Tatsache, dass ein so gewaltiger Staats- und Parteiapparat nach acht Jahren ununterbrochener und erbitterter Kampfe gegen die LO gezwungen ist, jetzt wieder alle seine Kräfte zum Kampf gegen den «Trotzkismus» zu konzentrieren, beweist die unerschütterliche Lebenskraft unserer Ideen. Der russischen LO steht noch bevor, ein großes historisches Wort zu sprechen.

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Die deutsche Opposition ist gerade in letzter Zeit in einem ernsten Wachstum begriffen und wird zu einem außerordentlich wichtigen Faktor in der Politik der deutschen Arbeiterklasse. Die Hauptgründe hegen natürlich in den objektiven Bedingungen. Eine wirklich marxistische Fraktion vermag ihre ganze Überlegenheit mit besonderer Stärke gerade in einer Periode zu Tage zu bringen, wo die rechten zentristischen und eklektischen Fraktionen völlig den Kopf verlieren – gerade in der Periode großer revolutionärer Aufgaben steiler Wendungen der politischen Lage und nahender grandioser Zusammenstöße. Für die Kader, die durch eine eine solche Periode gehen und deren Lehren in Fleisch und Blut in sich aufnehmen, werden wirkliche bolschewistische Kader.

Die heutige Lage in Deutschland zeigt uns gleichzeitig besonders krass, wie wichtig es für die Internationale LO war, sich rechtzeitig von fremdartigen Elementen und doppelsinnigen Mitläufern zu befreien. Wenn wir nicht zur rechten Zeit mit Urbahns gebrochen hätten, hätten wir nicht die Möglichkeit gehabt, uns jetzt den Weg in die Reihen der Kommunistischen Partei zu bahnen Wenn wir jetzt nicht mit Landau gebrochen hätten, wäre das innere Leben der LO durch pirinzipienlose Intrigen Zänkereien und Klatsch paralysiert.

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