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Leo Trotzki 19310106 Brief an das Administrative Sekretariat

Leo Trotzki: Brief an das Administrative Sekretariat

[Nach dem maschinenschriftlichen Text, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 749, International Institute of Social History, Amsterdam.]

Büyükada, den 6. Jänner 19311

An das Administrative Sekretariat der Intern. Linksoppos. Paris

An die Leitung der Communist League of America (Opposition).

An die Commission Executive der Ligue Communiste en France (Opposition).

Werte Genossen,

Wie Sie schon mehrmals konstatieren konnten, verfolgt Genosse Frankel mit größter Aufmerksamkeit und Genauigkeit die inneren Vorgänge in der österreichischen und deutschen Opposition. Seine Artikel über die Freygruppe und die Mahnrufgruppe legen dafür genügend Zeugnis ab. Die österreichische Frage kann, wie die Erfahrung gezeigt hat, auf keinen Fall von der deutschen getrennt werden, und diese ist durch die letzten Ereignisse, insbesondere durch den Verlauf der deutschen Konferenz in den Vordergrund gerückt worden. Das hat mich bewogen, dem Genossen Frankel alle sich auf die deutsche und österreichische Frage bezüglichen Dokumente, Briefe usw. zur Verfügung zu stellen, damit er für den engeren Kreis der leitenden Genossen eine Schilderung herausarbeitet dessen, was ist. Selbstverständlich beansprucht die Schilderung keine Vollkommenheit, aber für jeden politisch Denkenden bringt sie genügend Stützpunkte, um sich das Bild ganz genau vorzustellen und die Gefahr rechtzeitig zu erkennen.

Die Tatsachen, die in der Schrift des Genossen Frankel aufgerollt werden, sind sehr unerquicklicher Natur. Das ist der Grund, warum niemand wünschen konnte, das Problem auf dieser Ebene zu entwickeln. Durch eine Reihe von Privatbriefen versuchte ich, den Genossen Landau auf das Gefährliche seiner Haltung aufmerksam zu machen, mit dem Hinweis darauf, dass das Aufrollen der ganzen Sache von jedem Standpunkt aus ziemlich peinlich sein wird. Leider ist es mir nicht gelungen, dem vorzubeugen. Jedenfalls, auch heute noch glaube ich, dass die Vorschläge ,die Genosse Frankel am Schlusse seiner Schrift macht und die ja in der gegebenen Lage eigentlich selbstverständlich sind, bei niemandem Widerspruch finden und somit ermöglichen werden, den Ausweg aus der Krise auf prinzipieller Basis zu suchen ohne die Verbreitung des Dokuments des Genossen Frankel und dessen Veröffentlichung im Internationalen Bulletin.

Mit kommunistischen Grüßen.

L. Trotzky

Kopie für die Mitglieder der deutschen Leitung.

1Das Jahr ist handschriftlich von 1930 zu 1931 korrigiert. Außerdem ist handschriftlich ergänzt „Streng vertraulich!“und No 1"

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