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Leo Trotzki 19311010 Brief an die Communist League of Struggle

Leo Trotzki: Brief an die Communist League of Struggle

[Nach der maschinenschriftlichen Abschrift, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 1235, International Institute of Social History, Amsterdam.]

Kadiköy, den 10. Oktober 1931

Werte Genossen,

ich habe von Ihnen mehrere Dokumente und Briefe erhalten. Ich entschuldige mich, dass ich mit Verspätung antworte und dabei in deutscher Sprache: englisch zu schreiben wäre für mich eine viel zu große und viel zu undankbare Arbeit. Nun zur Sache:

Ich kann mich mit Ihrem Standpunkt nicht befreunden. Ihre Kritik der League scheint mir einseitig, gekünstelt und schrecklich übertrieben zu sein. Sie werfen die League mit den Rechten zusammen, was je beweist, dass Sie in der Politik den notwendigen Proporz mit Füßen treten. Sie verspotten die Verlegertätigkeit der League und stellen ihr „Massenaktionen“ gegenüber. Haben Sie irgendwelche Massenaktionen hinter sich? Bevor man sich an die Massen wendet, muss man doch eine prinzipielle Basis herausbilden. Man beginnt als propagandistische Gruppe und entwickelt sich in der Richtung der Massenaktionen.

Auch ihre internationalen Verbindungen, Sympathien und Halbsympathien sprechen gegen Sie. Denn wenn ich nicht in Anspruch nehmen kann, in die jetzigen amerikanischen Dinge genügend eingeweiht zu sein, so weiß ich doch zur Genüge, was die Landaugruppe und die anderen ihr ähnlichen in Europa bedeuten. Sage mir, mit wem Du gehst, und ich sage Dir, wer Du bist.

Die internationale Opposition kann in Amerika nicht zwei Organisationen brauchen. Ihre Gruppe ist neu, hat sich erst vor kurzem von den Rechten abgespalten, geht mit der Linksopposition in vielen Fragen auseinander und kokettiert mit jenen Elementen, die sich von der internationalen Linken abspalten. Können Sie von uns fordern, dass wir Sie der amerikanischen League vorziehen?

Sie erklären sich als zur Internationalen Opposition gehörig. Organisatorisch ist das nicht der Fall. Das kann also nur im Sinne der allgemeinen Ideensolidarität aufgefasst werden. Nun müssen Sie sich aber auch die Frage stellen, wie das organisatorisch zum Ausdruck kommt, In Ihrem Brief an die Konferenz der League schlagen Sie die Einheitsfront vor, aber ohne die führenden Genossen. Das ist die famose Einheitsfront von unten, die die Stalinisten der Sozialdemokratie und den Gewerkschaften gegenüber praktizieren (in Worten). Dabei bekämpfen Sie die League, weil sie nicht die Politik der Einheitsfront anwenden will. Einen ernsten Eindruck macht dies wirklich nicht. Würden Sie wirklich etwas von der Ideengemeinschaft mit der linken Opposition halten, so müssten Sie eine Brücke zurück zur gemeinsamen League bauen. Das schließt keinesfalls die innere Kritik aus, auf Grund einer gesunden revolutionären Demokratie.

Mit kommunistischem Gruß

L. D. T.

An die Communist League of Struggle, New York

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