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Leo Trotzki 19311228 Nachschrift zu einem Brief

Leo Trotzki: Nachschrift zu einem Brief

[nach Internationales Bulletin der Kommunistischen Linksopposition, No. 14, Anfang März 1932, S. 6]

Kadiköy, den 28. Dez. 1931.

P.S. Ich erhalte die Berliner „Arbeiterpolitik" vom 19.12. Sehr charakteristisch für die Herrn Brandler und Thalheimer ist ihre Notiz „Seydewitz und Trotzki". Die ganze Stalinsche Schule ist darin. Da Seydewitz ein Zitat aus meiner Broschüre bringt, genügt es für die Brandler-Thalheimer, meine Ideen mit denen von Seydewitz zu verbinden. Die beiden Helden haben die niederträchtige Stalinsche Politik in China, das Bündnis mit Tschiang Kai-schek, die verräterischen Helfersdienste an den englischen Generalrat, die Kulakenpolitik Bucharin-Stalins – das alles gutgeheißen und mitgemacht. Das ist ja die Basis für allerhand Seydewitzerei, etwas linker, etwas rechter, aber immer auf Kanonenschuss von der Linksopposition, d.h. vom Marxismus entfernt. Die beiden Herren behaupten, dass „Trotzki", solange er noch an führender Stelle in der Komintern stand, sein erklecklich Teil beigetragen hat zu dem Kurs, dessen Auswirkungen wir heute vor uns haben." Die Helden werden aber nie den Mut finden, ihre Behauptung zu präzisieren, denn meine Wirkung in der Komintern fällt mit den ersten vier Kongressen zusammen. Auf manchen dieser Kongresse befand ich mich zeitweise in scharfen Konflikten mit Sinowjew, Bucharin, Radek, von Thalheimer , Bela Kun usw. gar nicht zu reden. Aber auf all den Kongressen ging ich Hand in Hand mit Lenin. Die ganze Brandlerianistische Weisheit ist nichts als der verflachte Abklatsch der Lehre des dritten Wettkongresses. Die Herren werden ja keinen einzigen wichtigen Vorschlag oder Beschluss aus der Zeit der ersten vier Kongresse finden können, den ich durchgeführt habe und für den ich nicht direkt mitverantwortlich war. Was in der Geschichte der Kommunistischen Internationale bleibt, das sind die Grundlagen, gelegt durch die ersten vier Kongresse, wo die Hauptverantwortung selbstverständlich Lenin trug, wo aber die Mitverantwortung vor dem internationalen Proletariat zu tragen ich immer bereit bin.

Aber nicht nur das. Im Herbst 1923 hat Brandler auf Grund des einstimmigen Beschlusses des deutschen ZK an das ZK der WKP gewandt, einen ihm sehr gut bekannten Genossen vom russischen ZK, nennen wir ihn z.B. T. nach Deutschland gehen lassen, um die Leitung der schicksalsschweren Ereignisse, die sich vorbereiteten, zu übernehmen. Aus Gründen, die ohnehin verständlich sind, hat das ZK dies zurückgewiesen. Das war, ich wiederhole, im Herbst 1923, wo meine Mitwirkung an leitender Stelle der Komintern schon vollkommen der Vergangenheit angehörte. Da mussten doch die Herren Brandler und Thalheimer etwas von der Schädlichkeit dieser Beteiligung schon damals gewusst haben. Wie erklärt sich denn ihr damaliges Benehmen? Ganz einfach. Durch den Druck der großen Ereignisse. Und das jetzige? Noch einfacher. Durch den Wunsch, vor Stalin auf allen Vieren kriechen zu dürfen. Und so etwas nennt sich Revolutionär!

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