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Leo Trotzki 19320329 An die bulgarische Linksopposition

Leo Trotzki: An die bulgarische Linksopposition

[nach Internationales Bulletin der Kommunistischen Linksopposition, No. 16, Mai 1932, S. 1 f.]

Liebe Genossen!

Die Nachricht, dass Ihr an die Herausgabe einer Wochenzeitung herantretet, hat mich außerordentlich erfreut. In den Bedingungen der furchtbaren gegenwärtigen Krise und ihrer unübersehbaren politischen Auswirkungen trägt die LO eine wahrhaft gigantische Verantwortung. Das tragische Experiment in Deutschland zeigt, wie tief die Führung der Komintern gesunken ist. Unter der Last der unverbesserten und unkritisierten Fehler der Vergangenheit, ist sie schon unfähig, einen einzigen richtigen Schritt zu tun. Die Interessen der Weltrevolution werden dem Prestige der kompromittierten bürokratischen Clique geopfert. Die Bolsch.-Lenin. müssen dem Proletariat den richtigen Weg weisen. Die marxistischen Kader kann man nur an Hand der lebendigen Erfahrung erziehen und umbilden, einer Erfahrung sowohl im nationalen wie internationalen Maßstabe. Die Wochenzeitung wird Euch die Möglichkeit geben, vor den fortgeschrittensten Arbeitern Bulgariens die wichtigsten Etappen des internationalen proletarischen Kampfes zu erhellen. Zum Glück existieren in der Mehrzahl der Länder mit entwickelter Arbeiterbewegung Organisationen der LO. Je lebendiger die Verbindung unter ihnen wird, je lebendiger der Erfahrungsaustausch, desto schneller und sicherer wird die LO die prolet. Avantgarde vom blinden und verheerenden Einfluss des bürokratischen Kommandierens befreien.

Das ideelle und organisatorische Wachstum der LO stößt die Stalinbürokratie, im Kampf um ihre Selbsterhaltung, auf den Weg nicht nur immer schärferer Repressalien, sondern auch des niedrigsten Betruges der Arbeiter. Es genügt darauf hinzuweisen, dass das Organ der französischen Roten Hilfe „Défense" in einer der letzten Nummern einen Artikel brachte, in dem ausführlich dargelegt wird, Trotzki habe zur Zeit der deutschen Reichspräsidentenwahlen aufgefordert, für Hindenburg zu stimmen. Wie viel tiefer kann man überhaupt noch sinken? Der revol. Marxismus war immer stolz darauf, dass er dem Proletariat die Wahrheit sagte. Die Stalinsche Bürokratie aber kann keinen Schritt mehr ohne Lüge gehen, wobei diese Lüge immer gröber, dümmer und ungeheuerlicher wird. Zu solchen Hilfsmitteln kann nur eine Clique greifen, die von der Weltgeschichte verurteilt ist und die letzten Reste ihres politischen Kapitals verwirtschaftet.

Das Erscheinen Eures Wochenorgans wird mit Freude von allen Gruppen und Sektionen der internationalen LO begrüßt werden. Ihr könnt fest auf die freundschaftliche Unterstützung der Bolschewiki-Leninisten aller Länder vertrauen.

Prinkipo, 29. III. 32.

Ihr L.Trotzki.

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