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Leo Trotzki 19320923 Brief an Schmidt

Leo Trotzki: Brief an Schmidt

[Nach der maschinenschriftlichen Abschrift, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 970, International Institute of Social History, Amsterdam.]

Büyükada, den 23. Sept. 1932.

Lieber Genosse Schmidt!

Ihr Brief vom 13. ist hier am 19. eingetroffen: die Luft- und Eilbriefe gehen regelmäßig länger als die einfachen. Es war mir daher praktisch unmöglich, einen Artikel zu schicken, der am 22. erscheinen sollte, – ohne davon zu reden, dass ich im Moment von anderer Arbeit in Anspruch genommen bin. Übrigens habe ich Zweifel über die Zweckmäßigkeit des Erscheinens meines Artikels in dem Organ der inneren Fraktion der SAP. Einerseits könnte diese Tatsache den Bruch nur künstlich beschleunigen, andererseits kann man ja doch nicht voraussagen, ob und wie viel von den Sympathisierenden wirklich bis zu Ende gehen werden. Und wenn sie sich unterwerfen? Dann wird er so aussehen, dass ich in einem internen Organ der SAP geschrieben habe und dass dieses Organ von Seydewitz verboten worden ist. Ich habe Zweifel und ziemlich große Machen wir es vielleicht so in einigen Tagen werde ich einen Artikel für die „Perm. Rev." über das neueste Buch von Fritz Sternberg schreiben. In diesem Artikel komme ich selbstverständlich auch auf die SAP zu sprechen. Ich werde dann der Leitung anheim steilen, diesen Artikel zuerst der inneren Fraktion in der SAP zu übergeben, falls die Leitung befindet und sozusagen garantiert, dass dadurch keine politischen Unannehmlichkeiten zu erwarten sind. Die „Perm. Rev." würde denn den Artikel später veröffentlichen können

Die „Oktober-Briefe" habe ich bekommen und mit Interesse gelesen. FaIIs die Artikel von den Mitgliedern der inneren Fraktion selbständig geschrieben sind, bezeugt die Zeitschrift ein hohes Niveau und macht somit einen ganz erfreulichen Eindruck.

Das Protokoll der RL vom 12. Sept. habe ich noch nicht bekommen. Was heißt übrigens „fruchtlose Diskussion"? Wie kann sich überhaupt eine Organisation erziehen ohne Diskussionen? Sie schreiben selbst, dass am Abschluss dieser Diskussion man Ihren Vorschlag betreffend des Flugblattes zugestimmt hat: somit war doch die Diskussion nicht fruchtlos,

Welche Aussichten hat man für die „Perm. Rev."? Scheint ihre Existenz gesichert zu sein? Kann man damit rechnen, dass das Format schon in nicht entfernter Zukunft vergrößert werden kann? Da die Zeitung regelmäßig erscheint, könnte man sich vielleicht auf das Gebiet der Inserate einlassen um die Zeitung mit sechs Seiten herausgeben zu können.

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