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Leo Trotzki 19320922 Der chinesische Bauernkrieg und das Proletariat

Leo Trotzki: Der chinesische Bauernkrieg und das Proletariat

(Brief an die chinesischen Bolschewiki-Leninisten)

[Nach Permanente Revolution, 2. Jahrgang Nr. 25 (4. Oktoberwoche 1932), S. 2-4]

Liebe Genossen!

Nach einer langen Unterbrechung haben wir euren Brief vom 15. Juni erhalten. Überflüssig zu sagen, wie uns die Belebung und Wiedergeburt der chinesischen Linken Opposition, nach den von ihr überstandenen schwersten polizeilichen Überfällen, gefreut hat. Sofern man von hier aus, bei unserer äußerst ungenügenden Information, beurteilen kann, fällt der in eurem Brief vertretene Standpunkt mit dem unsrigen zusammen.

Das unversöhnliche Verhalten gegenüber der vulgär-demokratischen Einstellung der Stalinisten zur Bauernbewegung kann selbstverständlich nichts gemein haben mit einem unaufmerksamen oder passiven Verhalten zur Bauernbewegung selbst. In der Einschätzung der Bauernbewegung der südchinesischen Provinzen lautete das vor zwei Jahren veröffentlichte Manifest der Internationalen Linken Opposition («Über die Aufgaben und Perspektiven der chinesischen Revolution»): «Die betrogene, zerschlagene, verblutete chinesische Revolution zeigt, dass sie lebt. Hoffen wir, dass die Zeit nicht mehr fem ist. da sie von neuem ihr proletarisches Haupt erhebt». Und weiter: «Die breite Flut des Bauernaufstandes kann zweifellos einen Stoß der Belebung dem politischen Leben der Industriezentren geben. Wir hoffen fest darauf».

Euer Brief zeugt davon, dass unter dem Einfluss der Krise und der japanischen Intervention, auf dem Hintergrunde des Bauernkrieges, sich ein neuer Kampf der städtischen Arbeiter entfaltet. Im Manifest schrieben wir darüber mit der notwendigen Vorsicht: «Niemand kann voraussagen, ob sich die Herde des Bauernaufstandes ununterbrochen behaupten werden, während der langen Periode, die die proletarische Avantgarde brauchen wird um sich selbst zu festigen, die Arbeiterklasse in den Kampf zu führen und ihren Kampf um die Macht mit dem Angriff der Bauern auf ihre allernächsten Feinde zu verknüpfen.» Jetzt kann man augenscheinlich, mit Gewissheit die Hoffnung ausdrücken, dass es bei einer richtigen Politik, gelingen wird, die Arbeiterbewegung, und überhaupt die städtische Bewegung mit dem Bauernkrieg zu verbinden: das aber wäre gerade der Beginn der dritten chinesischen Revolution. Doch ist es vorläufig immer noch eine Hoffnung und keine Gewissheit. Die Hauptarbeit steht noch bevor.

In diesem Brief möchte ich nur eine Frage aufwerfen, die mir, jedenfalls aus der Ferne, im höchsten Maße wichtig und zugespitzt erscheint. Ich erinnere nochmals daran, dass die Nachrichten über die ich verfüge, äußerst unzureichend, zufällig und abgerissen sind. Ich werde mit Dankbarkeit alle Ergänzungen und Verbesserungen entgegennehmen.

Die Bauernbewegung hat ihre Armeen geschaffen, große Gebiete an sich gerissen und ihnen ihre eigenen Organe an die Spitze gestellt. Im Falle weiterer Erfolge und wir alle wünschen selbstverständlich solche Erfolge, wird die Bewegung mit den städtischen und industriellen Zentren zusammentreffen, und sich dadurch von Gesicht zu Gesicht der Arbeiterklasse gegenüberstellen. Wie wird der Empfang sein? Ist sein friedlicher und freundschaftlicher Charakter gesichert?

Auf den ersten Blick kann die Frage überflüssig erscheinen. An der Spitze der Bauernbewegung. stehen Kommunisten oder Sympathisierende. Ist es nicht offensichtlich, dass die Arbeiter und Bauern bei ihrem Zusammentreffen sich brüderlich unter dem kommunistischen Banner vereinen?

Zum Unglück ist die Frage gar nicht so einfach. Ich greife auf die russische Erfahrung zurück. In den Jahren des Bürgerkrieges schuf die Bauernschaft in allen Gebieten des Landes ihre Partisanentrupps, die zeitweise sogar zu ganzen Armeen anwuchsen. Einige dieser Trupps hielten sich für bolschewistisch und waren nicht selten von Arbeitern geführt. Andere blieben parteilos und standen meistens unter Führung ehemaliger, aus der Bauernschaft stammender, Unteroffiziere. Es gab auch eine «anarchistische» Armee unter der Führung von Machno. Solange die Partisanenarmeen im Rücken der Weißgardisten arbeiteten dienten sie der Sache der Revolution. Einige von ihnen zeichneten sich durch außerordentlichen Heroismus und Ausdauer aus Aber in den Städten traten diese Armeen nicht selten in Konflikte mit den Arbeitern und den örtlichen Parteiorganisationen. Die Konflikte entstanden auch beim Zusammentreffen der Partisanen mit der regulären Roten Armee, und nahmen zuweilen einen sehr krankhaften und zugespitzten Charakter an. Die raue Erfahrung des Bürgerkriegs zeigte uns die Notwendigkeit, die Bauerntrupps zu entwaffnen, sobald die Rote Armee in ein von Weißgardisten gesäubertes Gebiet einmarschierte. Die besten, bewusstesten, und diszipliniertesten Elemente wurden dabei in die Reihen der Roten Armee aufgenommen. Aber ein bedeutender Teil der Partisanen versuchte seine selbständige Existenz zu bewahren und trat nicht selten in einen direkten bewaffneten Kampf mit der Sowjetmacht ein. So war es mit der anarchistischen ihrem Geist nach durch und durch kulakischen Armee von Machno. Aber nicht nur mit ihr: viele Bauerntrupps, die vortrefflich gegen die feudale Restauration gekämpft hatten, verwandelten sich nach dem Siege in Waffen der Konterrevolution.

Die Konflikte zwischen den bewaffneten Arbeitern und Bauern, welches ihre Ursache in jedem einzelnen Falle auch gewesen sein mag. ob bewusste Provokation der Weißgardisten, ob taktloses Verhalten der Kommunisten, oder einfach unglückliche Fügung der Umstände, hatten doch stets die gleiche soziale Grundlage: den Unterschied in der Klassenlage und der Erziehung der Arbeiter und Bauern. Der Arbeiter geht an alle Fragen unter dem sozialistischen Gesichtspunkt heran; der Bauer – unter dem kleinbürgerlichen. Der Arbeiter strebt danach, das expropriierte Eigentum zu sozialisieren; der Bauer möchte es aufteilen. Die Schlösser und Parks will der Arbeiter der allgemeinen Benutzung übergeben; der Bauer ist geneigt, sofern er sie nicht aufteilen kann, die Schlösser zu verbrennen und die Parks abzuholzen. Der Arbeiter ist geneigt die Fragen im staatlichen Maßstabe und nach einem Plan zu lösen; der Bauer aber geht an alle Fragen im örtlichen Maßstäbe heran und steht allen Plänen des Zentrums feindlich gegenüber usw.

Selbstverständlich ist auch der Bauer imstande sich bis zum sozialistischen Standpunkt zu erheben. Unter dem proletarischen Regime werden immer größere Bauernmassen im sozialistischen Sinne umerzogen. Aber das verlangt Zeit – Jahre, sogar Jahrzehnte. Wenn man aber die anfängliche Etappe der Revolution betrachtet, so haben die Widersprüche zwischen dem proletarischen Sozialismus und dem bäuerlichen Individualismus einen oft sehr zugespitzten Charakter.

Doch an der Spitze der chinesischen Roten Armeen stehen immerhin Kommunisten? Schließt denn allein diese Tatsache nicht die Möglichkeit von Konflikten zwischen den Bauerntruppen und den proletarischen Organisationen aus? Nein, sie schließt sie nicht aus. Die Tatsache, dass einzelne Kommunisten an der Spitze der Bauernarmeen stehen, vermag an deren sozialem Charakter nichts zu ändern, selbst wenn die führenden Kommunisten eine ernste proletarische Stählung besitzen. Doch wie steht es damit in China? Unter den kommunistischen Führern der Roten Truppen, gibt es zweifellos nicht wenig deklassierte Intellektuelle und Halbintellektuelle, die keine ernsthafte Schule des proletarischen Kampfes durchgemacht haben. Im Laufe von 2-3 Jahren führen sie das Leben von Partisanenkommandeuren und Kommissaren, führen Krieg, besetzen Gebiete u.a.m. Sie erfüllen sich mit dem Geist des sie umgebenden Milieus. Die Mehrheit der gewöhnlichen Kommunisten in den Roten Armeen besteht aber unzweifelhaft aus Bauern, die sehr ehrlich und aufrichtig den Namen der Kommunisten annehmen, jedoch in Wirklichkeit nur revolutionäre Pauper oder revolutionäre Kleinbesitzer bleiben. Wer in der Politik nach Benennungen und Etiketten und nicht nach den sozialen Gegebenheiten urteilt, der ist restlos verloren. Besonders wenn es um Politik mit Waffen in der Hand geht.

Die wirkliche Kommunistische Partei ist die organisierte proletarische Avantgarde. Indessen befand sich die Arbeiterklasse Chinas im Laufe der letzten 4 Jahre in einem Zustande der Unterdrücktheit und Zerstäubung, und beginnt erst jetzt Belebungszeichen zu geben. Wenn die Kommunistische Partei, sich fest auf die Blüte der städtischen Arbeiter stützend, versucht, vermittels der Arbeiter den Bauernkrieg zu leiten, ist eins. Wenn aber einige Tausend oder Zehntausend Revolutionäre, die den Bauernkrieg leiten, Kommunisten sind oder sich so nennen, ohne eine feste Stütze im Proletariat zu besitzen, ist etwas ganz anderes. Gerade so ist die Lage in China. Das vergrößert außerordentlich die Gefahr von Konflikten zwischen den Arbeitern und den bewaffneten Bauern. An Provokateuren der Bourgeoisie wird es jedenfalls nicht fehlen.

Während des Bürgerkrieges in Russland, stand in dem größten Teile des Landes das Proletariat bereits an der Macht, die Führung des Kampfes lag in der Hand einer starken und gestählten Partei; der gesamte Verwaltungsapparat der zentralisierten Roten Armee lag in der Hand der Arbeiter. Und trotz alledem traten die erheblich schwächeren Bauerntruppen, nicht selten in Auseinandersetzungen mit der Roten Armee, nachdem sie siegreich in die Gebiete des bäuerlichen Partisanentums einrückte.

In China unterscheidet sich die Lage ganz entscheidend davon, und zwar zuungunsten der Arbeiter. In den wichtigsten Gebieten Chinas gehört die Macht bürgerlichen Militaristen. In anderen Gebieten – den Führern der bewaffneten Bauern. Eine proletarische Macht besteht noch nirgends. Die Gewerkschaften sind schwach. Der Einfluss der Partei in den Arbeitermassen unbedeutend. Die Bauerntrupps stehen voll Siegesbewusstsein unter der Deckung der Komintern. Sie nennen sich die «Rote Armee» d. h. sie identifizieren sich mit der bewaffneten Macht der Sowjets. Es sieht so aus. als ob die revolutionäre Bauernschaft Chinas, in Gestalt ihrer herrschenden Schicht, sich im Voraus jene politischen und moralischen Werte angeeignet hat, die dem Wesen nach den chinesischen Arbeitern gehören. Kann es nicht so kommen, dass diese Werte sich im entscheidenden Moment gegen die Arbeiter richten?

Selbstverständlich will die Bauernarmut – und das ist in China die erdrückende Mehrheit – sofern sie politisch denkt – und das ist eine geringe Minderheit – offenherzig und auf das wärmste ein Bündnis und Freundschaft mit den Arbeitern. Aber die Bauernschaft, selbst die bewaffnete, vermag keine selbständige Politik zu führen.

Während sie im Alltag eine mittlere, unklare, schwankende Position einnimmt, kann sie in entscheidenden Momenten nur dem Proletariat oder der Bourgeoisie folgen. Den Weg zum Proletariat findet die Bauernschaft nicht so leicht, und erst nach einer Reihe von Fehlern und Niederlagen. Die Brücke zwischen der Bauernschaft und der Bourgeoisie bildet die städtische Kleinbourgeoisie, hauptsächlich die Intelligenz, die gewöhnlich unter der Fahne des Sozialismus oder sogar Kommunismus auftritt.

Die Führerschicht der chinesischen «Roten Armee» hat sich zweifellos bereits eine Führerpsychologie herausgearbeitet. Beim Fehlen einer starken revolutionären Partei und proletarischer Massenorganisationen ist eine Kontrolle über die Führerschicht faktisch ausgeschlossen. Die Kommandeure und Kommissare sind unbeschränkte Herren der Lage, und werden beim Einmarsch in die Städte geneigt sein, auf die Arbeiter von oben herabzublicken. Die Forderungen der Arbeiter werden ihnen nicht selten unzeitgemäß und unpassend erscheinen. Man soll auch die «Kleinigkeit» nicht vergessen, dass die Stäbe und Einrichtungen der siegreichen Armeen sich in den Städten nicht in den proletarischen Hütten einrichten, sondern in den besten Gebäuden der Stadt, in den Häusern und Wohnungen der Bourgeoisie: das trägt noch mehr dazu bei, dass sich die Spitzenschicht der Bauernarmee als einen Teil der «kulturellen» und «gebildetem Klassen fühlt, und nicht als Teil des Proletariats.

In China sind also die Ursachen und Anlässe zu Zusammenstößen zwischen der bäuerlichen, ihrer Zusammensetzung nach, aber kleinbürgerlichen, der Führung der Armee und den Arbeitern nicht nur nicht beseitigt, sondern im Gegenteil, die ganzen Umstände vergrößern außerordentlich die Möglichkeit und sogar die Unvermeidlichkeit solcher Konflikte, wobei die Chancen des Proletariats von vornherein bedeutend ungünstiger sind als es in Russland war.

Von der theoretischen und politischen Seite wird die Gefahr um ein Vielfaches dadurch vergrößert, dass die stalinsche Bürokratie die widerspruchsvolle Lage, durch die Losung der «demokratischen Diktatur» der Arbeiter und Bauern überdeckt. Kann man eine Falle ausdenken, die ihrem Äußeren nach angenehmer, dem Wesen nach verderblicher wäre? Die Epigonen denken nicht in lebendigen, sozialen Begriffen, sondern in geprägten Phrasen: der Formalismus ist der grundlegendste Zug der Bürokratie.

Die russischen Narodniki (Volkstümler) beschuldigten einst die Marxisten, dass sie die Bauernschaft «ignorieren», keine Arbeit im Dorfe führen, u.a.m. Darauf antworteten die Marxisten: wir erheben und organisieren die fortgeschrittensten Arbeiter, und durch die Arbeiter erheben wir die Bauern. Das ist überhaupt der einzige für eine proletarische Partei denkbare Weg.

Anders handelten die chinesischen Stalinisten. Wahrend der Revolution 1925-27 haben sie die Interessen der Arbeiter und Bauern direkt und unmittelbar den Interessen der nationalen Bourgeoisie unterworfen. In den Jahren der Konterrevolution gingen sie vom Proletariat zur Bauernschaft über, d.h. übernahmen jene Rolle die bei uns die Sozialrevolutionäre spielten, als sie noch eine revolutionäre Partei waren. Wenn die chinesische Komm. Partei in den letzten Jahren ihre Anstrengungen auf die Stadt konzentriert hätte, auf die Industrie und auf die Eisenbahnen; wenn sie die Gewerkschaften, die Aufklärungsklubs, die Arbeiterzirkel unterstützt hätte; wenn sie, ohne sich von den Arbeitern loszureißen gelehrt hätte die Vorgänge im Dorfe zu verstehen – der Anteil des Proletariats im allgemeinen Kräfteverhältnis wäre heute unvergleichlich günstiger. In Wirklichkeit aber riss sich die Partei von ihrer Klasse los. Damit kann sie letzten Endes auch der Bauernschaft Schaden bringen. Denn, wenn das Proletariat weiter beiseite bleiben wird, ohne Organisation, ohne Führung, so wird sogar der vollständig siegreiche Bauernkrieg unvermeidlich in eine Sackgasse geraten.

Im alten China endete jede siegreiche Bauernrevolution mit der Begründung einer neuen Dynastie, und damit auch neuer Großgrundbesitzer: die Bewegung schloss als ein circulus vitiosus. Unter den gegenwärtigen Bedingungen könnte ein Bauernkrieg ohne direkte Führung durch die proletarische Avantgarde lediglich einer neuen Bourgeoisclique die Macht ausliefern, irgend einer linken Kuomintang, einer «dritten Partei» u.a.m., die sich in der Praxis wenig von der Tschiang Kai-kchek-Kuomintang unterscheiden wird. Und das würde eine neue Zerschlagung der Arbeiter mit der Waffe der «demokratischen Diktatur» bedeuten.

Welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus? Die erste Schlussfolgerung ist die, dass man den Tatsachen mutig und offen ins Auge schauen soll. Die Bauernbewegung ist ein machtvoller revolutionärer Faktor sofern sie sich gegen die Großgrundbesitzer, Militaristen. Feudalherren und Wucherer richtet. Aber in der Bauernbewegung selbst gibt es sehr starke reaktionäre Besitzer-Interessen, und diese können in einem gewissen Stadium sich gegen die Arbeiter richten und dazu mit der Waffe in der Hand. Wer die zwiespältige Natur der Bauernschaft vergisst, der ist kein Marxist. Man muss die fortgeschrittenen Arbeiter lehren hinter den «kommunistischen» Plakaten und Fahnen die wirklichen sozialen Prozesse zu erkennen.

Man muss aufmerksam die Operationen der «Roten Armeen» verfolgen, den Arbeitern systematisch den Gang, die Bedeutung und die Perspektiven des Bauernkrieges erklären und die laufenden Forderungen und Aufgaben des Proletariats mit den Losungen der Bauernbefreiung verbinden.

Auf Grund eigener Beobachtungen, Berichte und anderer Dokumente muss man sorgfältig das innere Leben der Bauernarmeen und die Ordnung in den von ihnen besetzten Gebieten studieren, auf Grund lebendiger Tatsachen die widerspruchsvollen Klassentendenzen aufdecken und den Arbeitern, klar aufzeigen, welche Tendenzen wir unterstützen und gegen welche wir kämpfen.

Besonders aufmerksam muss man die Wechselbeziehungen zwischen den Roten Armeen und den örtlichen Arbeitern verfolgen, ohne auch die geringsten Missverständnisse zwischen ihnen außer Acht zu lassen. Im Rahmen einzelner Städte und Bezirke können die Zusammenstöße, sogar sehr scharfe, als unbedeutende lokale Zwischenfalle erscheinen. Aber bei der weiteren Entwicklung der Ereignisse können die Klassenkonflikte ein nationales Ausmaß annehmen und die Revolution zu einer Katastrophe fuhren, d. h. zu einer neuen Zerschlagung der Arbeiter durch die bewaffneten, durch die Bourgeoisie betrogenen Bauern. Die Geschichte der Revolutionen ist voll von solchen Beispielen.

Je klarer die fortgeschrittenen Arbeiter die lebendige Dialektik der Wechselbeziehungen der Klassen: des Proletariats, der Bauernschaft und der Bourgeoisie verstehen werden, um so sicherer werden sie ein Bündnis mit den ihnen am nächsten stehenden Schichten der Bauernschaft suchen umso erfolgreicher werden sie den konterrevolutionären Provokateuren sowohl im Bestände der Bauernarmeen selbst, als auch in den Städten entgegenwirken.

Man muss Gewerkschaften und Parteizellen aufbauen, Arbeiter-Avantgardisten erziehen, die proletarische Avantgarde zusammenschweißen, sie in den Kampf hineinziehen.

Man muss sich an alle Mitglieder der offiziellen Kommunistischen Partei mit Worten der Aufklärung und des Aufrufs wenden. Es ist höchst wahrscheinlich, dass die von der Stalinfraktion verwirrten Kommunisten uns nicht sofort verstehen werden. Die Bürokraten werden von unserer «Unterschätzung der Bauernschaft schreien, vielleicht sogar von unserer «Feindschaft» gegenüber den Bauern (Tschernow hat Lenin stets der Feindschaft gegenüber den Bauern beschuldigt).

Selbstverständlich wird solches Geschrei die Bolschewiki-Leninisten nicht verwirren. Als wir vor dem April 1927 vor dem unvermeidlichen Staatsstreich Tschiang Kai-scheks warnten, beschuldigten uns die Stalinisten der Feindschaft gegenüber der nationalen chinesischen Revolution. Die Ereignisse haben bereits gezeigt, wer Recht hatte. Die Ereignisse werden auch dieses Mal eine Überprüfung gestatten. Die Linke Opposition kann sich zu schwach erweisen, um bereits in der gegebenen Etappe die Ereignisse in die Richtung des Interesses des Proletariats zu stoßen. – Aber sie ist heute schon stark genug, um den Arbeitern den richtigen Weg zu zeigen, und, gestützt auf den weiteren Gang des Klassenkampfes, den Arbeitern ihr Recht und ihre politische Weitsichtigkeit zu offenbaren. Nur auf diesem Wege kann eine revolutionäre Partei Vertrauen erringen, wachsen, erstarken, und sich an. die Spitze der Volksmassen stellen.

Prinkipo, 22. Sept. 1932.

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