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Leo Trotzki 19320524 Zum Briefe an Genossen Weisbord

Leo Trotzki: Zum Briefe an Genossen Weisbord

[nach Internationales Bulletin der Kommunistischen Linksopposition, No. 17, Juni 1932, S. 12 f.]

P.S. Zum Zwecke größerer Klarheit möchte ich noch einige Bemerkungen hinzufügen:

1) Wenn ich von der Unzulässigkeit einer direkten oder indirekten Unterstützung der Lovestone-Gruppe und der Brandlerianer überhaupt sprach, will ich damit durchaus nicht sagen, dass diese Elemente unter keinen Umständen einen Platz in der Kommunistischen Partei finden könnten. Im Gegenteil, – unter einem gesunden Regime der Komintern würde die Mehrheit der Brandlerianer ohne Zweifel diese nützliche Arbeit leisten können. Eine der verderblichen Folgen des Regimes der stalinistischen Bürokratie besteht darin, dass sie bei jedem neuen empirischen Zickzack gezwungen ist in der Furcht vor dem eigenen 7usammenbruch ihre gestrigen Verbündeten aus der Partei zu stoßen.

Sinowjew und Kamenew stellen hochqualifizierte Elemente dar. Unter Lenins Regime erfüllten sie eine sehr verantwortliche Arbeit trotz ihrer Unzulänglichkeiten, die Lenin gut begriffen hatte. Das Regime Stalins hat Sinowjew und Kamenew zum politischen Tod verurteilt. Das gleiche kann man von Bucharin und vielen andern sagen. Die geistige und moralische Zersetzung Radeks zeugt nicht nur davon, dass Radek nicht aus erstklassigem Material gefügt ist, sondern auch davon, dass das Stalinsche Regime sich nur auf unpersönliche Beamte oder auf moralisch zersetzte Leute stützen kann.

Doch muss man Tatsachen nehmen wie sie wirklich sind. Die aus der Komintern verjagten Brandlerianer, darunter auch deren schlechtester Teil, die Lovestone-Gruppe, haben sich verurteilt erwiesen zur politischen Entartung. Ihre geistigen Hilfsquellen sind gleich Null. Massen haben sie nicht und können sie nicht haben. Als selbstständige Gruppe sind sie nur dazu fähig, Verwirrung und Versetzung zu säen. Je früher sie liquidiert sein werden, desto besser. Welcher Teil von ihnen sich dabei in Stalinsche Beamte verwandeln wird und welcher in Sozialdemokraten, ist für uns vollständig gleichgültig.

2) Die oben getane Erwähnung in dem Sinne, dass die SAP progressivere Tendenzen enthält als die Brandlerianer, dürfen keinesfalls einer erweiterten Deutung unterzogen werden. Von einem politischen Block zwischen der Linksopposition und der SAP mit deren gegenwärtiger offenkundig zentristischen Führung kann nicht einmal die Rede sein. Die progressiven Tendenzen in der SAP können ausgelöst werden nur unter der Bedingung unversöhnlicher Kritik unsererseits an der Führung der SAP darunter auch an jenen ehemaligen Brandlerianern, die gegenwärtig innerhalb der SAP eine offensichtlich reaktionäre Rolle spielen.

Die amerikanischen Linkssozialisten kann man auf keinen Fall auf die gleiche Ebene stellen selbst mit den zentristischen Führern der SAP, die immerhin mit den Sozialdemokraten gebrochen haben. Bei richtiger Politik der deutschen Komm. Partei könnte die SAP, ehe sie zerfällt, ein wertvolles Hilfswerkzeug zur Zersetzung der Sozialdemokratie werden. Was die amerikanischen Linkssozialisten betrifft, haben wir nicht den geringsten Grund, sie von Hillquit zu unterscheiden, d.h. in ihnen etwas anderes zu sehen als Agenten der Bourgeoisie im Lager der Arbeiterklasse.

3) In der Frage der Labor Party berufen Sie sich auf den Beschluss des 4.Weltkongresses. Die Linksopposition steht gänzlich auf dem Boden der ersten 4 Kongresse, – doch unterscheidet sie zwischen den prinzipiellen und programmatischen Beschlüssen und den taktischen und episodischen. Der Beschluss des Weltkongresses in dieser Frage konnte nur eine taktische Hypothese sein. In der Folge wurde diese Hypothese einer gigantischen Nachprüfung unterzogen. Die Linksopposition ist in gewissem Sinne aus dieser Nachprüfung erwachsen. Der Fehler ihrer Gruppe besteht gerade darin, dass sie in dieser Grundfrage die Arbeit der Linksopposition ignoriert.

4) Das Gleiche trifft auf die Frage des Zentrismus zu. Sie berufen sich auf Lenin. Doch die Aufgabe besteht nicht darin, sich auf diese der jene Zitate aus Lenin zu berufen, die auf eine andere Seit und andere Bedingungen Bezug haben, sondern darin, richtig Lenins Methode anzuwenden. Bei Lenin werden Sie natürlich nichts über bürokratischen Zentrismus finden können, denn die Stalinsche Fraktion hat sich politisch erst nach dem Tode Lenins herausgebildet. Im Kampf mit dieser Fraktion ist die Internationale Linksopposition aufgewachsen, Sie ignorieren auch in dieser Frage ihre kritische Arbeit.

5) Ich wollte durchaus nicht sagen, dass Ihre Gruppe in der Vergangenheit die unwürdigen Methoden der Landaugruppe verteidigt habe, Sie befinden sich jedoch im Irrtum, wenn Sie diese Frage als eine interne Frage der Linksopposition ansehen. Mit der Landaugruppe hat und kann die Linksopposition nichts gemein haben, – wie auch mit allen denen, die diese Gruppe unterstützen.

24.Mai 1932.

L. Trotzki.

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