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Leo Trotzki 19330417 Brief an Anton Grylewicz

Leo Trotzki: Brief an Anton Grylewicz

[Nach dem maschinenschriftlichen Text, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 971, International Institute of Social History, Amsterdam.]

17-IV-33

Lieber Genosse Grylewicz!

Muss zur Handschrift Zuflucht nehmen, da ich ohne deutschen Mitarbeiter einstweilen bleibe. Daher sehr kurz.

Die ganze Erfahrung der Emigrationspresse sagt, dass nicht der Vertrieb die Zeitung sichert, sondern umgekehrt: das regelmäßige Erscheinen der Zeitung – den Vertrieb (auch den illegalen Transport). Die Zeitung bringt auch die illegale Organisation zustande. Wir müssen die Kontinuítät des politischen Gedankens sichern – um jeden Preis. Ein einziges Exemplar, rechtzeitig nach Berlin angekommen, kann Klarheit schaffen, die Anstrengungen verzehnfachen und den weiteren Transport sichern. Sehr oft verbleiben 2-3-4 NN unserer (russ.) illegalen Zeitung vollständig im Auslande, – dann mit einem Male öffnete sich die Möglichkeit des Vertriebes. Die linke Opposition in [der] Sowjetunion wächst jetzt rapid an nur weil wir regelmäßig das russ. Bulletin herausgaben. Auch die deutsche Emigration soll man beachten: sie wird zu einem eminenten politischen Faktor. Ich bin entschieden für die 14-tägige Zeitschrift.

In der Frage der neuen Partei stimmen wir mit Ihnen vollständig überein, wie ich aus Ihrem Brief entnehme.

Paul Schiff kenne ich nicht.

W. Schlamm ist eine sehr qualifizierte Kraft, – wäre er für unsere Sache zu gewinnen, es würde der Mühe wert sein (ich kenne ihn übrigens nur als Redakteur der neuen Weltbühne)1

Meine herzlichsten Grüße und Wünsche.

1 Handschriftlich ergänzt: „der Artikel Schlamms in der letzten Nr. (13. April gefällt mir aber gar nicht: die Verbeugungen vor O. Bauer als ,Mensch' sind in diesem Moment nicht am Platze."

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