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Leo Trotzki 19330825 Brief an das IS

Leo Trotzki: Brief an das IS

[Nach der maschinenschriftlichen Kopie, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives , inventory number 220, International Institute of Social History, Amsterdam]

25. August 1933

An das Internationale Sekretariat.

Werte Genossen!

In Ergänzung zu meinem vertraulichen Brief vom 24. August habe ich folgendes mitzuteilen.

Wir haben mit dem Genossen da Kadt ziemlich ausführlich, soweit es die kure Zeit erlaubte; die Aufgaben der Konferenz und die Methoden des Vorgehens besprochen. Was die von uns vorgeschlagene Erklärung betrifft, so haben sich keine bedeutenden Meinungsverschiedenheiten herausgestellt. Die meisten Einwendungen des Gen. de Kadt scheinen mir ganz richtig zu sein. Auch ist in der Prinzipienerklärung der holländischen OSP mir von Gen. de Kadt übermittelt worden. Vielleicht wären einige wichtige Absätze in abgekürzter Form in die gemeinsame Erklärung mit aufzunehmen. Ich werde noch versuchen, das redaktionell zustande zu bringen und nach Paris zuzusenden, für den Fall, dass sie dort wegen der intensiven Arbeit und der Couloirbesprechungen nicht die Möglichkeit haben werden, diese redaktionell-technische Aufgabe zu bewältigen.

Was Gen. de Kadt aber sehr energisch beanstandet, das ist das Vorgehen, das ich in meinem oben genannten Briefe empfohlen habe, d.h. sich im Voraus mit anderen Organisationen auf ein Dokument zu einigen, es zu unterzeichnen und als fait accompli den übrigen vorzulegen. Gen. de Kadt meint, dass, nachdem wir uns im Prinzip über den Entwurf geeinigt haben, wir doch das Dokument der gesamten Konferenz zur Diskussion unterbreiten sollten, damit jeder Teilnehmer die Möglichkeit hat, es zu unterzeichnen oder abzulehnen. Selbstverständlich ist dieses Vorgehen einwandfreier; aber unter einer Bedingung: dass keiner von uns sich durch momentane Stimmungen und Verstimmungen auf der Konferenz leiten lässt, sondern immer auf weitere Sicht arbeitet, d. h. die absolute Notwendigkeit anerkennt, diese Konferenz nicht ohne eine ganz bestimmte Prinzipienerklärung im Geiste der vierten Internationale zu verlassen. Auch für den schlimmen Fall, dass nicht nur die NAP – was ich für unvermeidlich halte –, sondern auch die ILP in diesen Augenblick es ablehnt, sich zu engagieren. Mit anderen Worten: ich bin vollständig bereit, den Plan des Gen. de Kadt anzunehmen, in dem Sinne, dass man auf die Unterzeichnung am Vorabend der Konferenz verzichtet mit der gegenseitigen Verpflichtung, im Verlauf der Konferenz doch ein Dokument zustande kommen zu lassen.

Bitte schicken Sie dieses Postskriptum an diejenigen befreundeten Delegierten, denen sie meinen vertraulichen Brief übermittelt hatten.

G. Gurow

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