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Leo Trotzki 19330704 Brief an L. Porzsolt

Leo Trotzki: Brief an L. Porzsolt

[Nach der maschinenschriftlichen Abschrift, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 277, International Institute of Social History, Amsterdam.]

4. Juli1 1933

Lieber Genosse Gebert!

Besten Dank für das zugesandte Manuskript (Inhalt eines Gesprächs mit A. Th.). Man brauchte wirklich nicht dabei zu sein, um zu erkennen, dass Ihre Wiedergabe ganz authentisch ist, so gut wiederspiegelt sie Th's Geistesart. Der Mann ist gescheit, aber nicht mehr mehr als das. Er kann räsonnieren, leider nicht denken. Er weiß viel, aber versteht wenig. Er ist eine schwerfälligere Abart unseres Bucharin. Seit der Diskussion über die Märztage von 1921 halten wir alle, mit Lenin an der Spitze, diesen Eindruck von Th. gewonnen; und alles, was später vor sich ging, konnte mich in diesem Eindruck nur bestärken. Das besagte soll nicht bedeuten, dass Th. absolut unbrauchbar sei; wenn jemand anderer politisch denkt und an Th. zur Bearbeitung bestimmte Aufgaben stellt, so kann er im vorgeschriebenen Rahmen auch manches Gute leisten, wie auch Bucharin. Wenn sie aber über das Manövrieren2 hinaus schreiten, wird es fatal.

Es würde mich sehr freuen, Sie vor lhrer Abreise kennen zu lernen, leider ist Ihr Brief zu spät angekommen und ich bin wegen der bedeutenden Entfernung nicht sicher, ob es noch gelingt, die Zusammenkunft zustande zu bringen. Jedenfalls werde ich meinerseits alles notwendige zu tun versuchen.

Mit besten Grüßen Ihr

1„Juli“ ist handschriftlich in „8.“ geändert, trotzdem datiert das IISH den Brief mit 8. Juli

2Handschriftlich eingefügt: „selbständig“

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