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Leo Trotzki 19330410 Der Stalinismus und die revolutionären Aufgaben der Jugend

Leo Trotzki: Der Stalinismus und die revolutionären Aufgaben der Jugend

Über die Jugendbewegung: Erklärung der Delegierten, die sich der Linken Opposition (Bolschewiki-Leninisten) angeschlossen haben, an die Jugendkonferenz in Paris

[Nach Trotzki spricht zur Jugend. Essen Oktober 1975, S. 13-15. Dort wird das Erscheinungsjahr fälschlich mit 1935 angegeben und der Ort der Konferenz mit Prag, geändert entsprechend Writings of Leon Trotsky Vol. 5, 1932-33]

Die Arbeiterbewegung der Welt befindet sich an einem entscheidenden Wendepunkt. Nach einer Reihe von Siegen der imperialistischen Reaktion und besonders des Faschismus wird das Proletariat durch schwierige Prüfungen und schwere Kämpfe gehen müssen.

Die Kontinuität der revolutionären Bewegung kann nur unter der Bedingung garantiert werden, dass die junge Generation des Proletariats neue Reihen zuverlässiger und harter Kämpfer hervorbringt.

Die Sozialdemokratie ist, wie ihre Kriecherei vor Hitler mit außergewöhnlicher Klarheit gezeigt hat, in der Lage, Lakaien zu erziehen, aber keine Kämpfer. In der Schule dieser Partei haben junge Arbeiter nichts, nach dem sie sich richten könnten. Nur die Schule von Marx und Lenin zeigt den Weg von der imperialistischen und faschistischen Hölle zum Reich des Sozialismus.

Während wir junge Arbeiter aufrufen, sich unter dem Banner der Kommunistischen Internationale zu sammeln, halten wir Bolschewiki-Leninisten es jedoch für notwendig zu zeigen, dass die Entstellung der kommunistischen Lehre und die bürokratische Degeneration der Führung in der Komintern eine außerordentlich ungünstige Wirkung auf junge Arbeiter und ihre revolutionäre Erziehung haben. Die Verkehrung der Grundsätze (des Marxismus) hat ihren übelsten Ausdruck in der Theorie des „Sozialismus in einem Land“ gefunden, die den proletarischen Internationalismus unterhöhlt und jegliche Art von kleinbürgerlichen, reaktionär-utopischen und nationalistischen Tendenzen unter den Arbeitern verschleiert.

In einer Reihe programmatischer Dokumente hat die Internationale Linke Opposition (der Bolschewiki-Leninisten) durch ihre Erfahrungen des letzten Jahrzehnts die bösartigen Entstellungen aufgedeckt, die der bürokratische Zentrismus (Stalinismus) in die Theorie und Praxis des Kommunismus eingeführt hat.

Hier auf der Jugendkonferenz ist es nötig, mit besonderem Nachdruck gegen die Parteiherrschaft zu protestieren, die die Bürokratie errichtet hat und die das innere Leben der kommunistischen Avantgarde lähmt und die Jugend von einer selbständigen Entwicklung abhält.

Es ist unmöglich, ein Revolutionär zu werden, indem man Rundbriefe und Resolutionen auswendig lernt. Ein Revolutionär benötigt kritisches Bewusstsein, ein unabhängiges Urteil und die Fähigkeit, mutig die Überzeugungen, die er gewonnen hat, zu verteidigen.

Diese Eigenschaften können nicht fertig aus Büchern übernommen werden, sondern werden im Prozess politischer Erfahrungen erworben. Die Atmosphäre innerparteilicher Demokratie ist notwendig für ihre Entwicklung wie die Luft zum Atmen.

Blinder Gehorsam ist die Tugend eines Soldaten der kapitalistischen Armee, aber nicht die eines proletarischen Kämpfers. Revolutionäre Disziplin beruht auf kollektivem Denken und kollektivem Willen.

Ein Befürworter der Theorie des wissenschaftlichen Kommunismus verlässt sich nicht auf bloßen Glauben. Er überprüft und beweist alles mit Hilfe der Vernunft und der Erfahrung. Die Jugend kann den Marxismus nicht auf Befehl verstehen, sondern muss ihn durch unabhängige Arbeit und unabhängiges Denken beherrschen lernen.

Und gerade aus diesem Grund muss die Jugend die Chance haben, nicht nur zu lernen, sondern auch Fehler zu machen, damit sie sich aus ihren eigenen Fehlern lernend, selbständig der kommunistischen Methode, Wissen zu erlangen, nähern kann.

Die bürokratische Disziplin ist hohl und zerfällt in dem Moment zu Staub, wo eine Gefahr auftaucht. Die revolutionäre Disziplin schließt die Freiheit der Diskussion und Kritik nicht aus, sondern fordert sie.

Nur auf diese Weise kann unzerstörbare, revolutionäre Einheit hergestellt werden.

Die Arbeiterjugend benötigt eine Führung von Seiten der Kommunistischen Partei. Aber diese Führung darf kein Kommando sein. Wo die Überzeugung sich unablässig unter Zwang ändert, verlässt der lebendige Geist die Organisation und damit die lebendigen Menschen.

Man muss den Gebrauch von Hetze, Verleumdungen und Methoden der physischen Gewalt innerhalb des Kampfes der verschiedenen Gruppen und Fraktionen im Lager der Arbeiterbewegung nicht nur ablehnen, sondern man muss sie gnadenlos verurteilen.

Diese gemeinen Methoden, die mit den Erziehungsgrundsätzen des Kommunismus nichts zu tun haben und in den letzten Jahren von der stalinistischen Bürokratie in Umlauf gebracht wurden, vergiften die Atmosphäre in der revolutionären Avantgarde und besonders unter der Jugend immer mehr und isolieren kommunistische Organisationen von den breiten Massen der Arbeiterklasse.

Indem sie ihre Reihen unter dem Banner der Kommunistischen Internationale schließen, müssen junge Arbeiter den Bolschewiki-Leninisten (der Internationalen Linken Opposition) dabei helfen, die revolutionäre Lehre, die der Stalinismus beschmutzt hat, zu reinigen und die Gesundheit der Parteiführung wiederherzustellen, um die Kommunistische Internationale noch einmal auf den Weg von Marx und Lenin zu führen.

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