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Leo Trotzki 19331006 Über die geplante Jugendkonferenz

Leo Trotzki: Über die geplante Jugendkonferenz

[eigene Übersetzung nach Writings of Leon Trotsky: Supplement (1929-33), S. 313-315]

An alle Sektionen und alle bolschewistisch-leninistischen Jugendorganisationen

Liebe Genossen:

Wir legen hier eine Kopie eines Rundbriefs bei, der vom Sozialistischen Jugendverband (SJV), der Jugendgruppe unserer Freunde, der OSP, versandt wurde. Er betrifft den Aufruf für eine internationale Konferenz der revolutionären, sozialistischen und kommunistischen Jugendorganisationen in zwei Monaten. Wir messen dieser Initiative außerordentliche Wichtigkeit bei. Der Zusammenbruch der zwei Internationalen, spiegelt sich am deutlichsten in der Jugendbewegung wider, die das schwächste Glied der proletarischen Armee ist. Die Regenerierung der internationalen Arbeiterbewegung und die Schaffung einer neuen Internationale sind unvorstellbar ohne das Erwachen, die Sammlung, internationale Vereinigung und Schulung der proletarischen Jugend in revolutionärer Theorie und Kampf. Die Amsterdamer Konferenz kann und muss ein wichtiger Schritt auf diesem Weg werden.

Aus dem beigelegten Rundbrief wird sichtbar, dass Organisationen und Gruppen der revolutionären Jugend an der Konferenz teilnehmen werden, die in ihrem politischen Erscheinungsbild ziemlich verschieden sind. Wir denken, dass eine Zusammensetzung dieser Art auf der gegenwärtigen Stufe nicht nur unausweichlich, sondern auch politisch richtig ist. Sie sind keine organisierten Parteien mit einer gut verschanzten Bürokratie. Alle in diesem Rundbrief aufgeführten Jugendorganisationen, oder zumindest die überwältigende Mehrheit, sind im Prozess der Formierung, entwickeln sich in Richtung zum Kommunismus und versuchen erst, ihre Theorie und Politik zu bestimmen. Auf einer Jugendkonferenz dieser Art können die jungen Bolschewiki-Leninisten Arbeit von gewaltiger Bedeutung leisten. Zwei Monate sind eine sehr kurze Vorlaufzeit. So ist es notwendig, jetzt ein Eingreifen auf dieser Konferenz zu unternehmen, das unseren Sektionen würdig ist. Zu diesem Zweck hat das Internationale Sekretariat eine besondere zentrale Kommission eingerichtet, an deren Spitze ein Mitglied des Sekretariats steht, mit der Teilnahme von Vertretern der kommunistischen Jugenden von drei nationalen Sektionen: in den Händen dieser Kommission wird alle Vorbereitungsarbeit konzentriert sein, unter der allgemeinen Leitung des IS.

Wir empfehlen, dass die nationalen Leitungen nationale Kommissionen dieses Typs in ihren Ländern schaffen und dass sie sofort mit dieser Arbeit anfangen.

Die erste Aufgabe besteht darin, ernsthaft an der von den niederländischen Genossen vorgeschlagenen Tagesordnung zu arbeiten, Resolutionsentwürfe vorzubereiten, die Tagesordnung durch neue Fragen zu vervollständigen, politische und organisatorische Thesen auszuarbeiten etc. … Jeder Thesenentwurf dieser Art, egal wie klein, sollte unverzüglich an die zentrale Kommission an die unten abgegebene Adresse gesandt werden. Gleichzeitig ist angesichts der knappen Zeit zu hoffen, dass jede Sektion ihre Thesenentwürfe an die anderen Sektionen schicken wird, was natürlich nicht die Kommission von der Verpflichtung entbinden wird, die notwendigen Materialien zu versenden.

Man muss hoffen, dass de größtmögliche Zahl von Sektionen und Gruppen ihre eigenen Vertreter zu der Konferenz schicken werden. Wir wollen jedoch jede Sektion vorwarnen, dass sie alle Reisekosten bezahlen muss, Manche Sektionen können vielleicht ihre Kräfte vereinigen um einen gemeinsamen Delegierten zu schicken.. Es ist natürlich völlig zulässig, einen Genossen aus einem anderen Land zu delegieren, wenn er mit dem Leben der in Frage stehenden Sektion eng vertraut ist und deren Sichtweise zum Ausdruck bringen kann.

In Fällen, in denen materielle Schwierigkeiten das Entsenden von Delegierten verhindern, ist es notwendig, dass die Sektionen ihre eigenen Grußbotschaften an die Konferenz vorbereiten, zusammen mit einem kurzen Bericht zur Jugendarbeit und einer kurzen Erklärung der allgemeinen grundlegenden Positionen.

Wir zweifeln nicht, dass in mehreren Ländern Jugendorganisationen, Gruppen und Fraktionen bestehen, die bisher noch nicht auf der Liste der niederländischen Genossen stehen, die aber erfolgreich zur Teilnahme an der Konferenz eingeladen werden könnten. Wir schlagen vor, dass Ihr sie in Eurem Land sofort heraussucht und der niederländischen Organisation mitteilt, damit sie offiziell eingeladen werden können, und dass ihr gleichzeitig Vorverhandlungen über ihre Teilnahme an der Konferenz beginnt.

Wenn die ersten Vorbereitungsschritte ergriffen worden sind und die Zentrale Kommission genug Informationen hat, wäre es sehr wünschenswert, wo es möglich ist, öffentliche Veranstaltungen der revolutionären Jugend unter dem Thema „Die Amsterdamer Konferenz der revolutionären Jugend“ abzuhalten. Auf solchen Versammlungen wäre es wünschenswert, über eine kurze Resolution abzustimmen, die die Notwendigkeit der Organisierung der proletarischen Jugend auf der Grundlage des revolutionären Marxismus ausdrückt.

Der wichtigste Punkt auf der Tagesordnung ist der vierte: „Grundlegende Prinzipien und Formen der internationalen Zusammenarbeit.“ In dieser Frage müssen wir eine programmatische Erklärung ausarbeiten, die in ihrer weiteren Entwicklung die Charta der neuen Jugendinternationale werden muss. Wir laden alle Sektionen ohne Ausnahme ein, zu dieser Frage Vorschläge zu unterbreiten. Für unseren Teil denken wir, dass es absolut notwendig ist, eine besondere Resolution zu der folgenden Frage einzubringen: „Die revolutionäre Jugend und die marxistische Theorie“. Als wichtigste Aufgabe der Bolschewiki-Leninisten im gegenwärtigen Anfangsstadium der Regenerierung der internationalen Jugendbewegung müssen wir in aller Schärfe den Vorschlag einbringen, dass die Vierte Internationale auf dem Granitfundament der marxistischen Theorie aufgebaut werden muss, wenn sie den Aufgaben unserer Epoche angemessen sein soll. Es ist gerade die Jugend, der das Verständnis von der unschätzbaren Bedeutung der marxistischen Theorie als Waffe für die revolutionäre Praxis eingeimpft werden muss. Als Antwort auf die Unterschätzung der Wichtigkeit der Theorie und sogar der Verachtung für Theorie in den Reihen der Jugend (solche Stimmungen sind sehr charakteristisch für Organisationen der Internationale Nr. 2½) müssen wir Widerstand leisten, der freundlich in der Form, aber grundlegend unnachgiebig ist.

Die Frage des Kampfs gegen Faschismus und Krieg wird notwendigerweise einen wichtigen Platz in der Arbeit der Konferenz einnehmen. Hier müssen wir beim Vorbringen der leninistischen Prinzipien der revolutionären Strategie besonders präzise sein, in Opposition zum Geist der reformistischen und austromarxistischen Kapitulation, der zentristischen Unentschlossenheit aller Art und der Maskerade„politik“ von Barbusse-Münzenberg, die wegen ihrer Lügen und ihrer Täuschung, wegen ihrer äußeren Erscheinung und inneren Leere besonders tödlich für die revolutionäre Jugendbewegung sind.

Das sind die wichtigsten Überlegungen und Vorschläge, die wir Ihnen gegenwärtig geben können. Wir verlassen uns fest auf Ihre Initiative und Festigkeit in der Vorbereitungsarbeit. Es ist eine Sache – wir können das ohne Übertreibung sagen – von geschichtlicher Bedeutung! Die Bolschewiki-Leninisten können und müssen daher eine große Rolle bei der Schaffung einer neuen Jugendinternationale spielen.

Wir hoffen, dass Sie uns binnen drei Tagen nach Erhalten dieses Briefs eine kurze Nachricht über Ihre Pläne, Eure Möglichkeiten und die praktischen Schritte, die Sie schon zur Vorbereitung für die Konferenz ergriffen habt, schicken werden.

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