Leo Trotzki‎ > ‎1933‎ > ‎

Leo Trotzki 19330831 Über die in Paris am 27-28 August 1933 abgehaltene Konferenz linkssozialistischer und kommunistischer Organisationen

Leo Trotzki: Über die in Paris am 27-28 August 1933 abgehaltene Konferenz linkssozialistischer und kommunistischer Organisationen

(Resolutionsentwurf, erschienen im internen Bulletin der britischen Sektion der ILO)

[Eigene Übersetzung nach Writings of Leon Trotsky (1933-1934), New York ²1975, S. 63f.]

1. Die Konferenz von vierzehn Parteien, Organisationen und Gruppen mit dem verschiedenartigsten Charakter und Tendenzen ist das Ergebnis der tiefsten Krise der sozialistischen und kommunistischen Bewegungen, oder, genauer, die Frucht des Zusammenbruchs nicht nur der Zweiten, sondern, – auf einem anderen geschichtlichen Niveau und aus anderen Gründen – auch der Dritten Internationale.

2. Es ist klar, dass man nicht daran denken kann, eine neue Internationale durch Organisationen zu bauen, die eine zutiefst verschiedene und sogar entgegengesetzte grundsätzliche Basis haben. Die Linke Opposition nahm an der Konferenz unter ihrem eigenen Banner teil mit dem Ziel, bei der prinzipiellen Trennung von Reformisten und Zentristen zu helfen und einheitliche revolutionäre Organisationen zusammenzuziehen.

3. Das einzige fassliche Ergebnis der Konferenz, aber ein außerordentlich wichtiges, war die von vier Organisationen (ILO, SAP, zwei holländische Parteien: RSP und OSP) unterzeichnete Erklärung, die den ersten offenen Schritt in die Richtung des Aufbaus einer neuen Internationale auf den prinzipiellen Grundlagen von Marx und Lenin darstellt.

4. Das Plenum erkennt klar an, dass die vier genannten Organisationen verschiedenen politischen Ursprungs nicht innerhalb von ein paar Tagen völlige Einheit über grundlegende Prinzipien, taktische und organisatorische Methoden erreichen können. Auf jeden Fall gibt das erreichte Ergebnis genügend Grund zu glauben, dass die künftige Arbeit der Organisationen an dem programmatischen Manifest und taktischen Dokumenten es möglich machen wird, nicht nur die notwendige Einmütigkeit zu sichern, sondern auch unter dem Banner einer neuen Internationale eine Anzahl revolutionärer Organisationen und Fraktionen anzuziehen.

5. Das Plenum betrachtet es als notwendig, die Ausarbeitung der programmatischen Dokumente sofort zu beginnen und ein technisches Sekretariat zu schaffen, das noch während dem Prozess der Herausgabe des Manifests mit sympathisierenden Organisationen in Kontakt treten könnte, so dass ihre Meinungen, Vorschläge und Kritikpunkte eine Widerspiegelung im Text der programmatischen Dokumente finden können.

6. Das Plenum weist seinen Vertreter in der Programmkommission an, sich leiten zu lassen von den Ideen, die in der Erklärung der Bolschewiki-Leninisten ausgedrückt sind, die auf der Pariser Konferenz am 27-28. August veröffentlicht wurde.

7. In Bezug auf die von der uneinheitlichen Mehrheit angenommenen Entscheidungen, die durch und durch von dieser Uneinheitlichkeit durchdrungen sind, findet das Plenum der Bolschewiki-Leninisten es nicht möglich, die politische Verantwortung für diese Entscheidungen zu übernehmen.* Soweit die angenommenen Entscheidungen zu dieser oder jenen praktischen Aktion (zum Beispiel Boykott von Hitler-Deutschland) führen sollten, ist die Linke Opposition je nach den Umständen bereit an Aktionen aktiv teilzunehmen, die ihren allgemeinen Prinzipien entsprechen.

Auf der Grundlage praktischer Aktivitäten wird die Linke Opposition immer anstreben, sich mit den Parteien und Organisationen enger zu verbinden, die ihr am nächsten stehen. Nur unter diesen Bedingungen kann eine breite und mutige Politik der Einheitsfront für unmittelbare Ziele bei der Arbeit für den Aufbau einer neuen kommunistischen Internationale helfen.

Das Plenum ruft alle Sektionen der Linken Opposition auf, sich die geschichtliche Bedeutung der gemachten Schritte voll zu vergegenwärtigen. Unsere unmittelbare Aufgabe besteht jetzt darin, der Erklärung der Vier die breitest mögliche Bekanntheit in kommunistischen, sozialistischen, Gewerkschafts- und besonders Jugend-Reihen zu geben. Durch Zeitungen, Flugblätter, Plakate, in Reden und Diskussionen ist es notwendig, die Bedeutung der Erklärung zu verbreiten und zu erklären. Wir dürfen nichts unversucht lassen, um die proletarische Vorhut zum Aufbau der neuen Internationale aufzurufen.

Die Erklärung, die die Bolschewiki-Leninisten auf der Konferenz bekanntmachten, endet mit den Worten: „Unsere revolutionäre Verantwortung ist unermesslich groß. Möge sich unsere schöpferische Arbeit auf die Höhe dieser Verantwortung erheben.“ Machen wir uns völlig klar, dass sich diese Worte zunächst einmal auf die Bolschewiki-Leninisten selbst beziehen.

* Indem es diese Haltung einnimmt, macht das Plenum nur von dem Recht Gebrauch, das die Konferenz allen teilnehmenden Parteien bis zum 15. Oktober gewährte, nämlich die Resolutionen der Konferenz zu ratifizieren oder umgekehrt abzulehnen.

Kommentare