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Leo Trotzki 19340300 Für die Vierte Internationale!

Leo Trotzki: Die Bolschewiki-Leninisten an das Weltproletariat

Frankreich an der Reihe!

Für die Vierte Internationale!

[Nach Unser Wort, Wochenzeitung der Internationalen Kommunisten Deutschlands, 2. Jahrgang, Nummer 8 (24), 2. Märzwoche 1934, S. 1 f.]

Wir, Vertreter der Kommunisten-Internationalisten (Bolschewiki-Leninisten) der USSR, Deutschlands, Frankreichs, Englands, Italiens, Spaniens, Hollands, Belgiens, der Vereinigten Staaten, Südamerikas, Chinas und einer Reihe anderer Staaten, wenden uns an Euch mit diesem Aufruf.

Nach dem Sieg Hitlers in Deutschland, der Zerschmetterung des österreichischen Proletariats und den blutigen Kämpfen auf den Straßen von Paris ist selbst den Blinden klar: die alten Kampfmethoden, berechnet auf friedliche Entwicklung, sind restlos erschöpft. Dem faulenden Kapitalismus bleibt nichts anderes übrig, als das Proletariat niederzuschlagen, seine Organisationen zu zertrümmern, seinen Willen zu zertreten, es zu einem demütigen Sklaven zu machen. Die Bourgeoisie will und kann nicht auf die Stunde warten, wo dem Proletariat 51% der Parlamentssitze gehören. Die Frage wird entschieden durch die Gewalt. Das Finanzkapital organisiert und bewaffnet faschistische Banden. Der Mussolinismus ist keine italienische, sondern eine Welterscheinung. Der Knochenfraß der barbarischen Reaktion erfasst ein Land nach dem anderen. An der Reihe ist nun Frankreich. Der 6. Februar war das erste Probeauftreten des faschistischen Banditismus. In England bereiten sich ebensolche Erscheinungen vor. In Amerika sind die Voraussetzungen für den Faschismus nicht geringer als in Europa.

Welch ungeheure Erniedrigung!

Das Proletariat ist die einzig schöpferische Klasse der heutigen Gesellschaft. Von ihm hängt alles Leben des Landes ab, seine Wirtschaft und Kultur. Zusammen mit den halbproletarischen Massen, deren Führer zu werden es ausersehen ist, stellt das Proletariat die überwiegende Mehrheit der zivilisierten Menschheit dar. Es ist von einem großen sozialen Ideal beseelt. Die gesamte neuere Geschichte hindurch und aufs Neue während der letzten Tage in Österreich hat es gezeigt, dass es zu großem, selbstlosem Heldentum fähig ist. Und nichtsdestoweniger holt sich der Faschismus, der sich auf die übelsten, demoralisiertesten Elemente des Kleinbürgertums, den menschlichen Staub, den Abschaum der Nation stützt, einen Sieg nach dem anderen.

Was ist die Ursache?

Das ist die Frage, die im Bewusstsein eines jeden Arbeiters bohrt. Die Antwort ist geschrieben in der Feuerzunge der Ereignisse selbst. Ursache ist die Untauglichkeit der Führung. Das Proletariat wird verraten, getrennt und entmachtet von oben. Hauptschuld daran trägt die Sozialdemokratie, die Zweite Internationale. Solange sich de Sache auf friedliche parlamentarische und gewerkschaftliche Streitigkeiten und Abmachungen beschrankte, merkten die Arbeitermassen nicht, dass in den Stäben beschränkte, zu konservativen Kleinbürgern gewordene, ehemalige Reformisten und Halbrevolutionäre, und schließlich glatte Verräter sitzen. Diesen Führern (Wels und Hilferding, Vandervelde u. de Man, Leon Blum u. Renaudel. Jouhaux, Lambury, Citrine, Henderson, Robert Grimm usw.) ist das Denken und Fühlen der bürgerlichen Minister, Bankiers. Journalisten, Professoren ungleich näher als das Denken und Fühlen der Proletarier, Arbeitslosen, Kleinbauern, Hunger leidenden Halbwüchsigen, die auf der Straße aufwachsen.

Doch schwere Schuld lastet auch auf der Dritten Internationale, die unter dem Banner der Oktoberrevolution hoch gestiegen war, aber, von Stufe zu Stufe sinkend, aus der revolutionären Vorhut des Proletariats zu einem verknöcherten bürokratischen Apparat wurde. Die stalinsche Komintern führte die Revolutionen in China und richtete sie zugrunde. Die Komintern führte die revolutionäre Arbeiter der ganzen Welt aus den Gewerkschaften heraus, isolierte den linken Flügel und rettete damit die konservative Gewerkschaftsbürokratie vor dem Zusammenbruch. Die Komintern schließt Blocks mit einzelnen bürgerlichen Pazifisten, Schwätzern, Strebern, und lehnt gemeinsame Aktionen mit den proletarischen Massenorganisationen ab. Die Stalinführung der Komintern spricht zum Weltproletariat: Erkenne zuerst und widerspruchslos mein Kommando an, sonst werde ich die Kampfeinheit deiner Reihen sprengen und die Verteidigung gegen den Faschismus sabotieren». Das war in den Jahren 1929-32 die Politik der mächtigsten Sektion der Komintern, der deutschen Kompartei, und diese Politik fühlte zu Hitlers Sieg. In Österreich vermochte die Kompartei dank der Kette von Verbrechen und Fehlern der Komintern nicht, auch nur den Kopf zu erheben. Schließlich fahren jetzt, aller tragischen Lehren ungeachtet, die Komparteien in Frankreich, England und den übrigen Ländern fort, sklavisch die verbrecherische Politik der deutschen Stalinisten zu wiederholen. Marcel Cachin in Verbindung mit Leon Blum ergibt unvermeidlich dasselbe Resultat wie Thälmann in Verbindung mit Wels. Auf diesem Wege erwartet die Arbeiter die völlige, die endgültige Katastrophe.

Die Frucht der großen Oktoberumwälzung in Russland war der SOWJETSTAAT. Er zeigte, was für Kräfte und Möglichkeiten im Proletariat stecken. Der Sowjetstaat bleibt auch heute Fleisch von unserem Fleische und Blut von unserem Blut. Zum Schutze des Sowjetstaates in einer schweren Stunde mit aller Kraft einzutreten, rufen wir jeden ehrlichen Arbeiter auf!

Doch unter dem Druck des Weltimperialismus, der inneren Schwierigkeiten und der Fehler der Führung erhob sich über die Arbeiter- und Bauernsowjets eine mächtige Bürokratie, welche die Religion ihrer Unfehlbarkeit schuf. Die Selbstherrschaft der unkontrollierten Bürokratie bildet heute eine größte Bedrohnis für die weitere Entwicklung der Brudervölker der UdSSR und für den Triumph des Weltsozialismus. Die von Lenin geschaffene Kommunistische Internationale ging zugrunde als Opfer ihrer sklavischen Abhängigkeit von der entarteten Sowjetbürokratie.

Wo aber ist der Ausweg?

Man muss eine neue Partei und eine neue Internationale errichten. In diesen Worten hören viele heute noch die Stimme des «Sektierertums» oder der «Verzweiflung». Indes ist die Losung der neuen Internationale vorgeschrieben durch die gesamte Lage sowohl in der Weltarena wie in jedem einzelnen Land. Einen anderen Weg gibt es nicht. Kann man denn wirklich die von Verbrechen und Verrat durch und durch zerfressene Sozialdemokratie wieder ausbessern und erneuern? Der Krieg und alle Nachkriegsereignisse antworten: nein! Nicht besser sieht es auch um die Dritte Internationale. Wir Bolschewiki-Leninisten, die wir uns früher Linke Opposition nannten, haben über zehn Jahre lang versucht, die Komintern zu erneuern, sie zurück auf den Weg von Marx und Lenin zu bringen. Grandiose Ereignisse auf allen Erdteilen haben unsere Warnungen und Rufe bestätigt. Vergebens! Die konservativen Ideen und verfilzten Interessen der bevorrechteten Bürokratenschicht erwiesen sich als stärker denn alle Lehren der Geschichte. Den Apparat der Komintern umbauen vermittels der Massen ist unmöglich, denn dieser Apparat hängt nicht mehr von den Massen ab.

Die Zweite und Dritte Internationale haben sich erschöpft

Organisatorisch sind sie «Internationalen», ohne praktisch eine wirklich internationale Arbeit zu leisten. Jetzt sind sie nur mehr Hindernisse auf dem Wege des Proletariats. Nötig ist, eine revolutionäre Organisation zu schaffen, die dem Charakter der neuen historischen Epoche und ihren Aufgaben entspricht. Nötig ist, den neuen Wein in neue Schläuche zu füllen. Nötig ist, in jedem Lande eine wahrhaft revolutionäre Partei und eine neue Internationale zu bauen.

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Ein denkender Arbeiter muss die eiserne Logik dieser Schlussfolgerung anerkennen. Aber an ihm nagen Zweifel, geboren aus den noch allzu frischen Enttäuschungen. Eine neue Partei? Das bedeutet neue Spaltung. Indes, dem Proletariat tut am allermeisten Einheit Not. Das ist der einfachste Einwand, eingegeben zumeist von der Scheu des Denkens vor den großen Schwierigkeiten.

Es ist unwahr – antworten wir –, dass dem Proletariat Einheit an sich Not tue. Es braucht die revolutionäre Einheit im Klassenkampf. In Österreich war beinahe das gesamte Proletariat unter dem Banner der Sozialdemokratie vereinigt; aber diese Partei lehrte die Arbeiter Kapitulation und nicht Kampf. Die österreichischen Arbeiter zeigten, dass sie sich zu schlagen verstehen. Mit ihnen schlug sich tapfer auch ein Teil der alten Führer. Aber die Verantwortung für die Niederlage fällt auf die Partei als Ganzes. Die opportunistische «Einheit» erwies sich als der Weg ins Verderben. In Belgien führt die Partei der Vandervelde, de Man und Co. die überwältigende Mehrheit der Arbeiterklasse hinter sich. Doch welcher Wert kommt dieser «Einheit» zu, wenn der durch und durch verderbte Generalstab der proletarischen Armee auf dem Bauche rutscht vor der kgl. Macht, dem patriotischen Bischof, dem liberalen Bürgermeister, vor allen Vertretern des Klassenfeindes! In dem kleinen Norwegen wiederholt die von Tranmael geführte opportunistische Partei, die bei den Wahlen 43% der Stimmen auf sich vereinigte, alle Verbrechen der österreichischen Sozialdemokratie, lähmt das Proletariat und ebnet dadurch dem norwegischen Faschismus den Weg. Solche Einheit bedeutet eine Schlinge um den Hals der Arbeiterklasse.

Wir brauchen eine wirkliche, revolutionäre Kampfeinheit; zum Widerstand gegen den Faschismus, zum Schutze unseres Rechts aufs Dasein, zum unversöhnlichen Kampf gegen die Herrschaft der Bourgeoisie – für die gänzliche Eroberung der Macht, für die Diktatur des Proletariats, für den Arbeiterstaat, für die Vereinigten Staaten Sowjeteuropas, für die Sozialistische Weltrepublik. Die Sozialdemokratie ist mit Leib und Seele dem bürgerlicher. Regime ergeben. Die Komintern bewies in der Tat ihre völlige Unfähigkeit, die Massen namens revolutionär Aufgaben zu sammeln. Dem Proletariat bleibt nur übrig, entweder für immer seinen Nacken unter das Sklavenjoch zu beugen, ein noch fürchterlicheres als das Joch des Mittelalters, oder sich eine neue Waffe für seine revolutionäre Befreiung zu schmieden.

Wo ist die Garantie dass die neue Internationale ihrerseits nicht auch Schiffbruch erleidet?

Eine klägliche, philisterhafte Frage! Vorher fertige Garantien im revolutionären Kampf gibt es nicht und kann es nicht geben. Die Arbeiterklasse steigt aufwärts über Stufen, die es sich selbst in das Felsgestein haut. Zuweilen rutscht es wieder einige Stufen hinab, zuweilen sprengt das Dynamit des Gegners die fertigen Stufen, oder sie stürzen selber ein, da sie aus losem Material gemacht waren. Nach jedem Fall muss man wieder aufstehen; nach jedem Rutsch muss man wieder aufsteigen; jede zerstörte Stufe muss man durch zwei neue ersetzen.

Eine Garantie für den Erfolg – will man schon von «Garantien.! sprechen – liegt darin, dass wir reicher sind um die Erfahrung der Zweiten und der Dritten Internationale, die, bevor sie Schiffbruch erlitten, dem Proletariat große Dienste erwiesen. Wir stehen auf den Schultern unserer Vorgänger. Das ist unser großer Vorzug. Wir sammeln alle die, die heute schon die Verderblichkeit der Politik der beiden überlebten bürokratischen Apparate eingesehen haben. Die Richtigkeit unserer Methoden, unserer Voraussagen und unserer Losungen ist unwiderleglich erwiesen durch den gesamten Verlauf der geschichtlichen Entwicklung in den letzten zehn Jahren, d.h. der Periode der Entartung und des Verfalls der Kommunistischen Internationale. Die richtige Theorie und die richtige Politik werden sich unausbleiblich den Weg bahnen und unter ihrem Banner die Mehrheit des Weltproletariats sammeln. Nur so wird die revolutionäre Einheit geschmiedet.

Hier aber bekommen wir einen neuen Einwand zu hören, der auf den ersten Blick der überzeugendste ist: «Die Vierte Internationale wird sich nicht schnell herausbilden, inzwischen schreitet die faschistische Seuche in allen Ländern mit Siebenmeilenstiefeln voran; ist es da jetzt die Zeit, die Arbeiterreihen zu entzweien? Darauf antworten wir: zur Einigung der Reihen im unmittelbaren Kampf ist die leninsche Einheitsfrontpolitik da. Nur dank richtiger Anwendung dieser Politik hat der Bolschewismus im Oktober 1917 gesiegt. Marx und Lenin schreckten nicht zurück vor der Spaltung bürokratischer und opportunistischer Parteien, indem sie die echten Revolutionäre in eine unabhängige Avantgardepartei zusammenschlossen – und zugleich waren Marx und Engels bereit, zur Verteidigung der Tagesinteressen des Proletariats praktische Abkommen zu treffen mit jeder beliebigen Massenorganisation. Klugheit und Stärke des Leninismus beruhen in der theoretischen und politischen Unversöhnlichkeit der Partei einerseits, im realistischen Verhalten zu der Klasse, all ihren Organisationen und Gruppierungen andererseits. Der Leninismus versuchte nicht, das Proletariat von oben her zu befehligen, löste sich aber auch nie in der Masse auf – und gerade darum eroberte er die Führung des Proletariats.

Ja, der Faschismus schreitet auf der ganzen Welt mit Siebenmeilenstiefeln voran. Doch worin beruht seine Kraft? In der Verworrenheit der Arbeiterorganisationen, in der Panik der Arbeiterbürokratie, in der Treulosigkeit der Führer. Es genügte, dass das Proletariat eines Landes dem reaktionären Pack unbarmherzigen Widerstand leiste und, zum Angriff übergehend, die Macht ergreife, damit der Angriff des Faschismus sich in panischen Rückgang und Zerfall verwandle. Zwischen der UdSSR und Sowjetfrankreich hielte sich die Nazidiktatur keine zwei Wochen. Mussolini würde nicht versäumen, Hitler in die Hölle nachzufahren. Die Gegenwehr ist möglich und notwendig, aus der aktiven Verteidigung erwüchse der Angriff. Nötig ist, alles Schwanken über Bord zu werfen und sich loszumachen von der Seite der Schwankenden – sie werden sich später anschließen –, nötig ist, dass die Avantgarde der Avantgarde bereits heute auf internationaler Arena ihre Reihen schließt. Die durch unerhörte Drangsal und Gefahren aufgewühlten und beunruhigten Massen erwarten eine Artwort und verlangen nach einer Führung. Diese Führung gilt es zu schaffen!

Die größte aller Gefahren ist die Gefahr eines neuen Krieges

Alles horcht auf das dumpfe, unterirdische Getöse des nahenden neuen Zusammenpralls der Völker. Die Führer der Sozialdemokratie und die Gewerkschaftsbürokratie beeilen sich in ihrer Eigenschaft als Patrioten, d.h. Mietlinge des Imperialismus, die Lieferanten des Kanonenfutters für ihre kapitalistischen Herren zu werden. Unter dem Schein der '< Vaterlandsverteidigung» bereiten sie das Völkermorden vor. Zu gleicher Zeit ersetzt die Komintern die revolutionäre Mobilisierung der Massen von Stadt und Land durch leeres Geschrei und Geschimpfe und versucht mit Hilfe von Maskeradekongressen vergebens, ihre Ohnmacht zu verbergen. Den neuen Krieg verhindern oder seine Folgen aufs Haupt der Ausbeuter wälzen vermag das Proletariat nicht anders, als indem es seine Reihen von Grund auf umgruppiert auf neuen Grundlagen, unter dem Banner der neuen Internationale. Eine kleine Initiativminderheit kann unter den Bedingungen des Krieges eine entscheidende Rolle spielen. Denken wir an Liebknecht, denken wir an Rosa Luxemburg, denken wir an Lenin!

Aktive Selbstverteidigung des Proletariats

Nur jämmerliche Philister können reden von unserem «Sektierertum». Den künftigen Tag vorbereiten ist nicht Sektierertum, sondern revolutionärer Realismus. Allen Arbeiterorganisationen schlagen wir vor ein konkretes Aktionsprogramm auf der Grundlage der proletarischen Einheitsfront. Aktive Selbstverteidigung, des Proletariats setzen wir zur Hauptaufgabe von heute. Gewalt gegen Gewalt! Die Arbeitermiliz ist die einzige Waffe im Kampfe mit den Banden des Faschismus, denen die beamtete Polizei früher oder später zur Hilfe kommen wird.

Arbeitermiliz – das ist die bewaffnete Faust des Proletariats

Doch ist die Arbeitermiliz nicht da für Paraden und Theatervorstellungen, sondern für rauen Kampf. Arbeitermiliz – das ist die bewaffnete Faust des Proletariats. Auf einen Hieb mit zwei Hieben antworten. Den Krieg bis zur Erschöpfung und Vernichtung führen, Den faschistischen Feind den Kopf nicht hervor stecken lassen. Ihm auf den Fersen folgen.

Der Generalstreik in Frankreich vom 12. Februar war eine eindrucksvolle Warnung, aber auch nicht mehr. Gefahr witternd, verdoppelte, verdreifachte, verzehnfachte der Feind seine Anstrengungen. Ihre Stellungen halten und neue erobern werden die Arbeiter in Frankreich wie auf der ganzen Welt nicht anders können als durch heldenmütige Kämpfe. Die revolutionäre Verteidigung muss zu einer großen Schule für den Angriff werden. Die Arbeiter Frankreichs haben bewiesen, dass in ihrem Blute die Flamme der Revolution, welche in die Pariser Kommune mündeten, nicht erloschen ist. Aber Kampfbereitschaft allein ist, wie Österreich bezeugt, nicht genug. Nötig ist Können, nötig ist Organisation, nötig ist ein Plan, nötig ist ein Stab.

Am 12. Februar, dem Tage des Generalstreiks und mächtiger Demonstrationen zwangen die Arbeiter Frankreichs für 24 Stunden den zwei bürokratischen Apparaten die Einheitsfront auf. Aber das war Improvisation, und zum Siege bedarf es der Organisation. Der natürliche Einheitsfrontapparat in Kampftagen ist die proletarische Vertreterschaft, die Deputierten aus den Betrieben und Werkstätten, aus den Arbeitervierteln und Gewerkschaften: die Sowjets. Lange bevor sie Organe der Macht werden, sind die Sowjets die revolutionären Apparate der Einheitsfront. In den redlich gewählten Sowjets fügt sich die Minderheit der Mehrheit. Dahin treibt die mächtige Logik des Kampfes. Dahin gilt es die bewussten Anstrengungen zu richten. In Frankreich wird ein Beginn einer Einheitsfrontorganisation unter den Parteien und Gewerkschaften bei der notwendigen Initiative des Proletariats auf diesem Weg führen.

Das proletarische Frankreich ist heute geschichtlich an der Reihe. In Frankreich entscheidet sich wieder das Schicksal nicht nur Frankreichs, sondern Europas, letzten Endes der ganzen Welt. Gelingt es dem Faschismus, das französische Proletariat zu brechen, so wird ganz Europa in Schmutzfarbe getränkt werden. Umgekehrt aber würde der Sieg des französischen Proletariats unter den heutigen Umständen an geschichtlicher Bedeutung selbst den Oktobersieg des russischen Proletariats weit hinter sich lassen:

Arbeiter der ganzen Welt!

Am besten und sichersten könnt ihr dem französischen Proletariat helfen durch unversöhnlichen Kampf gegen eure eigene Bourgeoisie. Sammelt unter dem Feuer des Feindes die Furchtlosesten, Weitsichtigsten, Ergebensten und schließt sie zusammen zu Abteilungen der Vierten Internationale. Ruft und führt die werktätigen, unterdrückten und arbeitslosen Massen zum Kampf! Dringt in alle Organisationen! Erklärt, weckt, sammelt! Verliert nicht einen Tag, nicht eine Stunde!

Für die Unantastbarkeit der proletarischen Organisationen und der proletarischen Presse!

Für die demokratischen Rechte und die sozialen Errungenschaften des Proletariats!

Für das Grundrecht – das Stück Brot!

Gegen die Reaktion! Gegen die bonapartistische Polizeiherrschaft!

Gegen den Faschismus!

Für die proletarische Miliz!

Für die Bewaffnung der Arbeiter!

Für die Entwaffnung der Reaktion!

Gegen den Krieg! Für Frieden und Völkerverbrüderung! Für den Sturz des Kapitalismus!

Für die Diktatur des Proletariats!

Für die sozialistische Gesellschaft!

Proletarier beider Halbkugeln!

Die Erste Internationale gab Euch Programm und Banner. Die Zweite Internationale stellte die großen Massen auf die Füße. Die Dritte Internationale gab das Beispiel kühner revolutionärer Aktion. Die Vierte Internationale wird den Endsieg erbringen!

Genf, März 1934.

Das Internationale Sekretariat der Internationalen Liga der Kommunisten-Internationalisten (Bolschewiki-Leninisten).

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