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Leo Trotzki 19350510 Tagebucheintrag

Leo Trotzki: Tagebucheintrag

[Nach Tagebuch in Exil. Köln-Berlin 1958, S. 150]

10. Mai

Das Büro der Zweiten Internationale hat eine Entschließung zum Problem der Kriegsgefahr angenommen: ihre Ursache ist Hitler; die Rettung – der Völkerbund, das sicherste Gegenmittel – die Abrüstung; den mit der UdSSR zusammenarbeitenden »demokratischen« Regierungen wird eine feierliche Begrüßung zuteil.

Würde die Ausdrucksweise nur ganz geringfügig geändert werden, so könnte diese Entschließung auch das Präsidium der Dritten Internationale unterzeichnen. Ihrem Gehalt nach steht diese Entschließung unermesslich tiefer als das Manifest, das am Vorabend des Krieges auf dem Baseler Kongress (1912) beschlossen wurde…*.

Nein, in diesen beschränkten, konservativen und feigen Köpfen findet unser Zeitalter keinen Raum. Nichts wird die heutigen Rahm schöpfenden Nutznießer der Arbeiterbewegung vor dem Untergang retten. Sie werden niedergewalzt werden. Aus dem Blut der Kriege und Aufstände wird sich eine neue Generation erheben, die des gegenwärtigen Zeitalters und seiner Zielsetzungen würdig ist.

* Es steht zu erwarten, dass Hitler nun die allgemeine Abrüstung vorschlagen und diese Forderung zur Bedingung für den Wiedereintritt Deutschlands in den Völkerbund machen wird. Ein derartiger Wettbewerb mit Litwinow ist dem deutschen Imperialismus völlig ungefährlich…

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