Leo Trotzki: Brief an Leo Sedow

[Nach der maschinenschriftlichen Abschrift, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 312, International Institute of Social History, Amsterdam.]

29 Sept. 1936

Lieber Ljowa,

Hierbei ein Brief für Willi Schlamm. Niemand gibt die Adresse an! Man scheint noch immer zu glauben, ich habe mein Sekretariat mit oder kann mich telefonisch bei jemand erkundigen. Das ist leider nicht der Fall … !

Die Rieder-Romane die Du mir geschickt hast sind ekelhaft, eigentlich nicht zu lesen. Für Polizeiromane habe ich keine Vorliebe, nur die von Simenon sind lesenswert. Die zwei Bücher von Jules Romains wie immer mit lebhaftem Interesse gelesen. unmöglich, dass dieser durch und durch kluge Mann an das Moskauer Amalgam glaubt: er ist doch kein bigot à la Romain Rolland. Könnte man nicht Jules Romains direkt an der Sache interessieren?

Mit Mamas Knie geht es viel besser, sie „spaziert" (im kleinen Hof) ziemlich viel.

Gestern habe ich Dir einen Brief für Marguerite geschickt; hoffentlich hast Du ihn erhalten.

Beste Grüße

Dein Papa

Mama umarmt Dich.