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Leo Trotzki 19360822 b Brief an Leo Sedow

Leo Trotzki: Brief an Leo Sedow

[Nach dem maschinenschriftliche Exemplar, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 304, International Institute of Social History, Amsterdam.]

Hönefoss, den 22. August 1936

Durand, Kopie Zeman Weiss

Lieber Freund,

man muss Klarheit schaffen, ob sich nicht die uns bekannten Herrn Mill, Well, Senin u. Graef unter den unbekannten Namen der Anklageakten verstecken. Dann sind sie alle als einfache Spitzel und Lockspitzel entlarvt. Nur ein einziger Mensch, der russisch versteht, war bei mir in Kopenhagen, nämlich Senin. Ich erinnere mich ziemlich gut, dass er kurz vor meiner Abreise erschienen war und ich ihm im Tumult der letzten paar Stunden nur wenige Minuten widmen konnte. Sollte es nicht Berman Joren sein? Das wäre ausgezeichnet, denn dass Senin in der SU als Lockspitzel arbeitete, ist neuerdings von Viktor Serge bestätigt worden.

Über die Reise Senins nach Kopenhagen sollte Erwin Bauer näheres wissen. Ich gebe Ihnen den Rat, mit ihm sogleich in persönliche Verbindung zu treten, um alles mögliche über die deutschen Spuren der Lockspitzel der GPU in Erfahrung zu bringen. Das beste wäre, wenn Bauer mir darüber unter seiner eigenen Unterschrift seine eigenen Zeugnisse, Erwägungen und Anregungen sogleich mitteilen könnte. Denn abgesehen von dem laufenden Kampf, den wir jetzt in der Presse führen müssen, will ich die gesamte Affäre in einem Pamphlet bearbeiten.

Selbstverständlich ist es notwendig, einen guten und ehrlichen französischen Advokaten zu finden. Auch ich werde versuchen, hier einen Rechtsanwalt zu bekommen. Jedenfalls ist es hier mit großen Geldkosten verbunden. Ob man die notwendigen Mittel auftreiben kann? Jedenfalls soll der Advokat in Paris keinen entscheidenden Schritt unternehmen, ohne sich mit mir und meinem Advokaten in Verbindung gesetzt zu haben.

Mit herzlichem Gruß

L. Trotzki

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