Leo Trotzki: Brief an Leo Sedow

[Nach der maschinenschriftlichen Abschrift, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 319, International Institute of Social History, Amsterdam.]

10. Oct.

Lieber Ljowa,

Anbei mein Brief an Pfemfert, damit ich nicht zweimal dasselbe schreiben muss.

Ich habe in früheren Briefen viele Fragen gestellt, befürchte aber, dass die Arbeit nicht genau eingeteilt wird, dass jeder nach eigener Initiative vorgeht oder sich auf den anderen verlässt, d. h. überhaupt nicht „vorgeht". Was ich bis jetzt bekommen habe sieht, sehr mager aus.

1. Wo ist Dein Pass mit dem franz. Visum 1932 zur Einreise aus Deutschland nach Frankreich?

2. Hat man Schritte unternommen um im franz. Außenministerium (oder à la Présidence du Conseil) Mamas Telegramm an Herriot über das Visum für Dich ausfindig zu machen?

Auf diese zwei Fragen, die entscheidend sind, habe ich bis jetzt keine Antwort bekommen.

Ich habe eine Instruktion ausgearbeitet zur Untersuchung in Kopenhagen (auf Grund höchst wichtiger Dokumente);ich schicke sie Dir morgen durch Puntervold.

Die GPU wird alles tun um sich meines Archives zu bemächtigen. Das beste wäre das Archiv in einem soliden wissenschaftlichen Institut zu deponieren. Prof . Posthumus wollte für das Holländische Institut kaufen. Besser wäre es vielleicht ein amerikanisches Institut zu finden. Du könntest darüber d'une manière préalable an die amerikanischen Freunde schreiben. Die Frage kann dringend werden.

Beste Grüße

Dein Alter

P. S. Pfemfert scheine eine neue Adresse zu haben, die ich aber nicht

besitze. Beilage: Brief an Pfemfert

Bitte alle von mir bekommenen Briefe aufzuzählen;die von mir gestellten Fragen zu kopieren und mir eine Kopie zuzuschicken, sonst habe ich keine Kontrolle über meinen eigenen Briefwechsel,

T