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Leo Trotzki 19361000 Brief

Leo Trotzki: Brief

[Nach der maschinenschriftlichen Abschrift, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 379, International Institute of Social History, Amsterdam.]

Kopie1

Lieber Freund,

Ich habe vorgestern dem Polizeichef folgendes erklärt: Das politische Zugeständnis zu machen und somit auf mich die Verantwortung für die Maßnahmen der Regierung zu nehmen, kann ich nicht, das ist ausgeschlossen. – Wir werden aber mit meiner Frau keine praktischen Schwierigkeiten bei der Durchführung der neuen Bedingungen machen, falls die Behörden unsere elementarsten Interessen und Rechte wahren. Nach manchen Symptomen kann man aber annehmen, dass die Regierung nicht nur die harte Kontrolle durchführen will, sondern auch rein materielle Repressalien beabsichtigt (z. B. Unterbrechung des Briefwechsels, nicht nur die Kontrolle, – raues, für meine Frau unerträgliches Klima, schlechte Wohnungsbedingungen etc.) Das alles würden wir keinesfalls ruhig hinnehmen, wir würden im betreffenden Fall die passive Resistenz anwenden und die Polizei wird meine Frau und mich auf Händen durch Norwegen tragen müssen. Wenn es sich als notwendig erweist, werden wir beide zum Hungerstreik greifen. Darüber werde ich den Polizeichef in volle Klarheit versetzen. Man soll sich aber auch in den Parteikreisen im Voraus darüber Rechenschaft abgeben,

L. T.

1Auf einem Exemplar steht handschriftlich: „Nicht für Publikation. Zur Information der führenden Genossen“

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