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Leo Trotzki 19360703 Der neue revolutionäre Aufschwung und die Aufgaben der 4. Internationale

Leo Trotzki: Der neue revolutionäre Aufschwung und die Aufgaben der 4. Internationale

[Nach Unser Wort. Halbmonatszeitung der IKD, Jahrgang 4, Nr. 14 (78), Anfang September 1936, S. 2]

1) Der Junistreik eröffnet eine neue Periode in der inneren Entwicklung Frankreichs und Belgiens. Er wird unzweifelhaft nicht nur in diesen Ländern eine weitere Verschärfung des Klassenkampfs hervorrufen, sondern auch – mit mehr oder weniger Verspätung – Massenbewegungen auf einem bedeutenden Teil der Oberfläche Europas darunter auch Großbritanniens nach sich ziehen, möglicherweise auch jenseits des Ozeans. Die spanische Revolution tritt somit aus ihrer Isolierung heraus.

2) Der Junistreik zeigte, was sich an Empörung und Kampfbereitschaft unter der trügerischen Kruste der Passivität in den proletarischen Massen aus Stadt und Land in den Jahren der Krise und der Reaktion angesammelt hatte. Er offenbarte die Sympathie der breiten Massen des städtischen Kleinbürgertums und der Bauernschaft für den Kampf der Arbeiter. Er verriet schließlich die außerordentliche Unbeständigkeit des gesamten Regimes. den Mangel an Selbstsicherheit der herrschenden Klasse, ihr Schwanken zwischen Leon Blum und La Rocque. Die drei Bedingungen: die Kampfbereitschaft des gesamten Proletariats; die tiefe Unzufriedenheit der unteren Schichten des Kleinbürgertums; die Ratlosigkeit im Lager des Finanzkapitals stellen die Grundvoraussetzungen der proletarischen Revolution dar.

3) Das kämpferische Auftreten nahm auch diesmal den Charakter des Massenstreiks an. Die besonderen und allgemeinen Forderungen der einzelnen Berufszweige – an sich schon wichtig – wurden für die vorgeschrittenen Arbeiter zum notwendigen Mittel, um nach einer langen Periode des Stillstands möglichst breite Massen gegen die Bourgeoisie und ihren Staat in Bewegung zu setzen und zu sammeln. Der allgemeine Streik, der die Periode revolutionärer Kämpfe eröffnet, muss in sich zwangsläufig die beruflichen und Teilforderungen mit den allgemeinen, wenn auch nicht klar formulierten Aufgaben der gesamten Klasse verbinden. In dieser Verbindung liegt seine Kraft, die Bürgschaft für den Zusammenschluss der Avantgarde mit den schwerer beweglichen Reserven der Klasse.

4) Unsere französische Sektion stellte in den letzten Jahren den Massenstreik ins Zentrum ihrer Propaganda. Zum Unterschied von allen übrigen Parteien und Gruppierungen, die im Namen der Arbeiterklasse auftreten, haben die französischen Bolschewiki rechtzeitig die Lage als eine vorrevolutionäre eingeschätzt, richtig die symptomatische Bedeutung der Streikausbrüche von Brest und Toulon erkannt und unter der ununterbrochenen Schlägen der Opportunisten und Sozialpatrioten (die Sozialistische Partei, die Kompartei, die CGT) und gegen den Widerstand der Zentristen (Marceau Pivert usw.) durch ihre Agitation den Massenstreik vorbereitet. Eine Handvoll Samen genügt, um auf fruchtbarem Boden die junge Saat üppig hervorschießen zu lassen. Unter den Bedingungen der sozialen Krise und der Massenempörung übte so eine kleine, an materiellen Mitteln arme, aber mit richtigen Losungen bewaffnete Organisation einen unbestreitbaren Einfluss auf den Gang der Ereignisse ans. Die tolle Hetze der gesamten kapitalistischen, sozialdemokratischen, stalinistischen und gewerkschaftlichen Presse gegen die Bolschewiki-Leninisten wie auch die Repressalien der Polizei und der Richter Leon Blums dienen als äußere Bestätigung dieser Wahrheit.

5) Keine einzige der offiziellen Arbeiterorganisationen in Frankreich und Belgien wollte den Kampf. Die Streiks brachen gegen den Willen der Gewerkschaften wie auch der beiden Parteien aus. Nur vor die vollendete Tatsache gestellt, «anerkannten» die offiziellen Führer den Streik, um ihn desto eher abwürgen zu können. Indessen handelt es sich hier einstweilen um eine relativ «friedliche» Bewegung für Teilforderungen. Kann man auch nur eine Minute daran zweifeln, dass im Laufe des offenen Kampfes um die Macht die Apparate der Zweiten wie der Dritten Internationale ähnlich wie die Parteien der russischen Sozialrevolutionäre und Menschewiki im Jahre 1917 vollkommen im Dienste der Bourgeoisie gegen das Proletariat stehen werden? Die Notwendigkeit der neuen Internationale als der Weltpartei der proletarischen Revolution ist von Neuem und unwiderleglich durch die Ereignisse in Frankreich und Belgien unter Beweis gestellt worden.

6) Nichtsdestoweniger hat die große Streikwelle des Monats Juni ein außerordentlich schnelles Anwachsen der alten Organisationen zum direkten und unmittelbaren Ergebnis. Dies ist eine geschichtlich vollständig gesetzmäßige Tatsache So wuchsen die Menschewiki und die Sozialrevolutionäre fieberhaft nach der Februarrevolution 1917, die sie als Sozialpatrioten wahrend des Krieges nicht gewollt hatten. Die deutsche Sozialdemokratie schwoll gewaltsam nach der Novemberrevolution 1918 an, die gegen ihren Willen hereingebrochen war. Bevor die opportunistischen Parteien die Unzulänglichkeit vor der gesamten Klasse offenbaren können, werden sie noch für kurze Zeit zur Zufluchtsstätte der breitesten Massen. Das schnelle Anwachsen der sozialistischen und insbesondere der «kommunistischen» Partei in Frankreich ist ein sicheres Symptom der revolutionären Krise im Lande und bereitet zur gleichen Zeit die Todeskrise der Zweiten und der Dritten Internationale vor.

Nicht geringere Bedeutung hat das unerhört rasche Anwachsen der Gewerkschaften in Frankreich. Indem der neue Zustrom von Millionen Arbeitern und Angestellten scheinbar das Gewicht und die Bedeutung des vereinigten reformistisch-stalinistischen Gewerkschaftsstabes (Jouhaux, Racamond, etc.) erhöht, untergräbt er in Wirklichkeit das Fundament selbst des konservativen Gewerkschaftsapparates.

7) Die großen Massenbewegungen sind die beste Überprüfung der Theorien und Programme. Der Juni-Streik beweist, wie falsch die ultralinken sektiererischen Theorien sind, denen zufolge die Gewerkschaften überhaupt ausgespielt haben und durch andere Organisationen ersetzt werden müssen oder denen zufolge man neben den alten konservativen Gewerkschaften neue «wirkliche» aufbauen müsse. In der Tat hört jedoch in der revolutionären Epoche der Kampf um die wirtschaftlichen Forderungen und um die soziale Gesetzgebung nicht auf, sondern bekommt im Gegenteil einen außergewöhnlichen Schwung. Die frischen hunderttausenden und Millionen den Gewerkschaften zuströmenden Arbeiter machen die Routine wirkungslos, erschüttern den konservativen Apparat und gestatten den revolutionären Parteien, in den Gewerkschaften ihre Fraktionen aufzubauen, an Einfluss zu gewinnen und siegreich um die leitende Rolle in der Gewerkschaftsbewegung zu kämpfen. Eine revolutionäre Partei, die unfähig ist, in den Massenorganisationen eine systematische und erfolgreiche Arbeit zu leisten, wird sich als ebenso unfähig erweisen, ihre eigenen Gewerkschaften aufzubauen. Alle derartigen Vorsuche sind von vornherein zum Scheitern verurteilt.

8) Entgegen allen Versicherungen der Führer der Zweiten und Dritten Internationale ist der heutige Kapitalismus bereits unfähig, weder allen Arbeitern Arbeit zu verschaffen noch den Lebensstandard der Arbeitenden zu erhöhen. Die Unkosten der sozialen Reform überwälzt das Finanzkapital auf die Arbeiter selbst und auf das Kleinbürgertum vermittels Erhöhung der Preise, durch offene oder verschleierte Inflation, Steuern usw. Das Wesen des heutigen «Etatismus», der staatlichen Einmischung – in den «demokratischen» wie in den faschistischen Ländern – besteht darin, den verfaulenden Kapitalismus um den Preis der Herabsetzung des Lebens- und Kulturniveaus des Volkes zu retten. Einen andern Weg gibt es nicht auf der Grundlage des Privateigentums. Die Programme der «Volksfronten» Frankreichs und Spaniens wie das Programm der belgischen Koalition stellen bewussten Lug und Trug dar und bereiten neue Enttäuschungen für die schaffenden Massen vor.

9) Die vollständige Hoffnungslosigkeit der Lage des Kleinbürgertums unter den Bedingungen der kapitalistischen Fäulnis führt dazu, dass – den schändlichen «Theorien» der «sozialen Harmonie» der Leon Blum, Vandervelde. Dimitrow, Cachin & Co zum Trotz – die an und für sich schon nichtigen und trügerischen sozialen Reformen zu Gunsten des Proletariats den Ruin der kleinen Besitzer in Stadt und Land beschleunigen und diese dem Faschismus in die Arme treiben. Ein ernstes, tiefgehendes und dauerhaftes Bündnis zwischen dem Proletariat und den kleinbürgerlichen Massen ist im Gegensatz zu den parlamentarischen Kombinationen mit den radikalsozialistischen Ausbeutern des Kleinbürgertums nur auf Grundlage eines revolutionären Programms möglich.d.h. auf Grund der Machtergreifung des Proletariats und des Umsturzes der Eigentumsverhältnisse im Interesse aller Schaffenden. Die «Volksfront» als Koalition mit der Bourgeoisie ist eine Bremse der Revolution und ein Sicherheitsventil des Imperialismus.

10) Der erste Schritt zum Bündnis mit dem Kleinbürgertum ist die Sprengung des Blocks mit den bürgerlichen Radikalsozialisten in Frankreich und Spanien, mit den Katholiken und Liberalen in Belgien usw. Es heißt, diese Wahrheit auf Grundlage der Erfahrung jedem sozialistischen und kommunistischen Arbeiter auseinander zu setzen. Dies ist das Gebot der Stunde. Der Kampf gegen den Reformismus und Stalinismus ist in diesem Stadium in erster Linie der Kampf gegen das Bündnis mit der Bourgeoisie, für die ehrliche Vereinigung der Werktätigen gegen die unehrliche Vereinigung mit den Ausbeutern! Heraus mit den Bourgeois aus der Volksfront! «Nieder mit den Minister-Kapitalisten»!

11) Über die weiteren Fristen der revolutionären Entwicklung sind heute nur Vermutungen möglich. Unter den außerordentlichen Bedingungen (das Bauernproblem, die bolschewistische Partei, die Niederlage im Kriege) vollbrachte die russische Revolution ihren Aufstieg – vom Sturz des Absolutismus bis zur Machteroberung durch das Proletariat – im Verlaufe von 8 Monaten. Aber auch wahrend dieser kurzen Frist kannte sie die bewaffnete Demonstration im April, die Juliniederlage in Petrograd, und Kornilows Versuch eines konterrevolutionären Staatsstreichs im August. Die spanische Revolution zieht sich mit Flut und Ebbe schon fünf Jahre hin. Wahrend dieser Zeit bekundeten die Arbeiter und die armen Bauern Spaniens einen so prachtvollen polnischen Instinkt, so viel Energie, Selbstaufopferung und Heroismus, dass die Staatsmacht schon längst in ihren Händen wäre, hatte die Führung auch nur im geringsten den politischen Umständen und der Kampfbereitschaft des Proletariats entsprochen. Die wirklichen Retter des spanischen Kapitalismus waren und bleiben nicht Zamora, nicht Azaña und nicht Gil Robles, sondern die Führer der sozialistischen, kommunistischen und anarchosyndikalistischen Organisationen.

12) Dasselbe bezieht sich jetzt auf Frankreich und Belgien. Wäre die Partei Leon Blums eine wirklich sozialistische Partei, so hätte sie, sich auf den Massenstreik stützend, im Juni die Bourgeoisie fast ohne Bürgerkrieg mit minimalen Erschütterungen und Opfern stürzen können. Die Partei Leon Blums ist aber eine bürgerliche Partei, die jüngere Schwester des verfaulenden Radikalsozialismus. Hätte ihrerseits die «kommunistische» Partei etwas mit dem Kommunismus gemein, so hätte sie vom ersten Tage des Streiks an ihre verbrecherischen Fehler gut zu machen versucht, das verderbliche Bündnis mit den Radikalsozialisten zerrissen, die Arbeiter zur Schaffung von Betriebskomitees und Sowjets aufgerufen und somit im Lande die Doppelherrschaft als die kürzeste und sicherste Brücke zur Diktatur des Proletariats aufgerichtet. Aber der Apparat der kommunistischen Partei ist in Wirklichkeit nur eines der Werkzeuge des französischen Imperialismus. Den Schlüssel zum weiteren Schicksal Spaniens, Frankreich und Belgiens bildet das Problem der revolutionären Führung.

13) Ganz und gar dieselben Schlussfolgerungen ergeben sich aus den Lehren der internationalen Politik, insbesondere aus dem sogenannten «Kampf gegen den Krieg». Zur Rechtfertigung ihres Lakaientums dem Völkerbund gegenüber beriefen sich die Sozialpatrioten und die Zentristen, insbesondere die französischen, auf die Passivität der Massen, vor allem auf ihren Mangel an Bereitschaft, den Boykott gegen Italien wegen seines räuberischen Überfalls auf Abessinien durchzuführen. Dasselbe Argument wird auch von den Pazifisten vom Schlage eines Maxton, zur Deckung ihrer Jämmerlichkeit ausgenützt. Im Lichte der Juniereignisse wird es besonders klar, dass die Massen nur darum nicht auf die internationalen Provokationen des Imperialismus reagierten, weil die eigenen leitenden Organisationen sie betrogen, eingeschläfert, gebremst und demoralisiert hatten. Hätten die Gewerkschaften der Sowjetunion seinerzeit ein Beispiel des Boykotts Italiens gegeben, so würde die Bewegung unvermeidlich wie ein Lauffeuer ganz Europa, ja die ganze Welt ergriffen haben und sogleich zu einer Gefahr für die Imperialisten aller Länder geworden sein. Die Sowjetbürokratie verbot und unterdrückte aber jegliche revolutionäre Initiative, die sie durch Kriecherei der Komintern vor Herriot, Leon Blum und dem Völkerbund ersetzte. Das Problem der internationalen Politik des Proletariats wie das der inneren ist das Problem der revolutionären Führung.

14) Jede wirkliche Massenbewegung erfrischt die Atmosphäre wie ein Gewitter und zerstört im Vorbeigehen allerhand politische Fiktionen und Zweideutigkeiten. Elend und nichtig erweist sich im Lichte der jüngsten Ereignisse die Losung der «Vereinigung» der beiden Internationalen, die auch ohnehin im Verrat an den Interessen des Proletariats hinreichend vereinigt sind; nicht minder die Hausmittel des Londoner Büros (2½), welches zwischen allen möglichen Richtungen unschlüssig hin und her pendelt und sich schließlich immer die schlimmste auswählt.

Die Juniereignisse offenbarten zugleich die vollkommene Unzulänglichkeit des Anarchismus und des sogenannten «revolutionären Syndikalismus». Der eine wie der andere, insofern sie überhaupt auf Erden existieren, haben die Ereignisse nicht vorausgesehen und nichts für ihre Vorbereitung getan. Die Propaganda des allgemeinen Streiks, der Betriebskomitees, der Arbeiterkontrolle wurde von einer einzigen politischen Organisation, d.h. von einer Partei durchgeführt. Anders kann es auch nicht sein. Die Massenorganisationen der Arbeiterklasse bleiben kraftlos, unentschlossen und verwirrt, wenn sie nicht eine fest zusammengeschlossene, zielbewusste Avantgarde beseelt und nach vorwärts führt. Die Notwendigkeit der neuen Partei ist mit neuer Kraft bewiesen.

15) So führen alle Aufgaben des Klassenkampfes zu der einen: zur Schaffung einer neuen wirklich revolutionären Führung, die auf der Höhe der Aufgaben und Möglichkeiten unserer Epoche sieht. Die direkte Beteiligung an der Massenbewegung, die kühnen bis aufs Äußerste vorgetriebenen Klassenlosungen, eine klare Perspektive, eine unabhängige Fahne, die Unversöhnlichkeit den Versöhnlern gegenüber, die Schonungslosigkeit den Verrätern – das eben ist der Weg der Vierten Internationale. Lächerlich und unsinnig ist es, darüber zu philosophieren, ob sie zu »gründen» zeitgemäß sei. Eine Internationale «gründet» man nicht wie eine Konsumgenossenschaft. Man schafft sie im Kampfe. Auf die Frage der Pedanten nach dem «richtigen Zeitpunkt» haben die Juniereignisse die Antwort gegeben. Keine Zeit, weiter Worte zu verlieren.

16) Die Bourgeoisie heischt Revanche. Der neue, in den Hauptquartieren des Großkapitals bewusst vorbereitete soziale Konflikt wird in seinen Anfängen unzweifelhaft den Charakter einer großen Provokation oder einer ganzen Reihe von Provokationen gegen die Arbeiter annehmen. Gleichzeitig werden die «aufgelösten» faschistischen Organisationen in verstärktem Maße für ihre Aufgabe vorbereitet. Der Zusammenschluss der beiden Lager in Frankreich, Belgien und Spanien ist absolut unausbleiblich. Je mehr die Führer der «Volksfront» die Klassengegensätze «aussöhnen» und den revolutionären Kampf ersticken, durch desto heftigere Explosionen und Zuckungen wird er charakterisiert sein desto größere Opfer wird er fordern und desto ungeschützter wird das Proletariat vor dem Faschismus dastehen,

17) Die Sektionen der Vierten internationale sehen klar und deutlich diese Gefahren. Sie warnen das Proletariat offen vor ihnen. Sie lehren die Vorhut, sich zu sammeln und vorzubereiten. Gleichzeitig verwerten sie aber mit Verachtung die Politik des «Sich-die-Hände-in-Unschuld-waschen». Sie verketten ihr Schicksal mit dein Schicksal der kämpfenden Massen, welch schwere Schläge auf diese auch in den nächsten Monaten und Jahren hereinbrechen mögen. Sie beteiligen sich bei jedem Ausbruch des Kampfes, um in ihn so viel Klarheit und Zielbewusstheit als möglich zu tragen. Sie rufen unermüdlich zur Schaffung von Betriebskomitees und Sowjets auf. Sie verbinden sich mit den besten Arbeitern, die die Bewegung nach oben bringt und bauen, Hand in Hand mit ihnen, eine neue revolutionäre Leitung. Durch ihre Beispiel und ihre Kritik beschleunigen sie die Formierung eines revolutionären Flügels in den alten Parteien, ziehen ihn im Prozess des Kampfes immer mehr an sich und stoßen ihn auf den Weg der Vierten Internationale.

Die Beteiligung am lebendigen Kampfe in der ersten Feuerlinie, die Arbeit in den Gewerkschaften und der Parteiaufbau erfolgen gleichzeitig und befruchten einander. Alle Kampfparolen: Arbeiterkontrolle, Arbeitermiliz, die Bewaffnung des Proletariats, die Arbeiter- und Bauernregierung. die Sozialisierung der Produktionsmittel werden unzertrennbar mit dem Aufbau der Arbeiter-, Bauern- und Soldatenräte verknüpft.

18) Die Tatsache, dass sich die französischen Bolschewiki-Leninisten im Augenblick des Massenkampfes im Zentrum der politischen Aufmerksamkeit und des Hasses des Klassenfeindes befunden hatten, ist keineswegs zufällig. Im Gegenteil! Sie ist ein untrüglicher Fingerzeig für die Zukunft. Der Bolschewismus, der den Philistern aller Farben als Sektierertum erscheint vereint in Wirklichkeit die ideologische Unversöhnlichkeit mit der größten Feinfühligkeit für die Massen. Diese ideologische Unversöhnlichkeit ist nichts anderes als die Befreiung des Bewusstseins der vorgeschrittenen Arbeiter von der Routine, der Trägheit, der Unentschlossenheit, d.h. die Erziehung der Vorhut im Geiste der mutigsten Entschlüsse, ihre Vorbereitung für die Teilnahme am Massenkampfe auf Leben und Tod.

19) Keine einzige revolutionäre Gruppierung stand je in der Weltgeschichte unter einem so schrecklichen Druck wie die der Vierten Internationale. Das Kommunistische Manifest von Marx und Engels spricht über die gegen den Kommunismus vereinigten Kräfte «des Papstes und des Zaren … der französischen Radikalen und der deutschen Polizisten». Aus dieser Reihe ist nur der Zar herausgefallen. Die Stalinistische Bürokratie stellt aber ein unvergleichlich gewaltigeres, weil grenzenlos heimtückisches Hindernis auf dem Wege zur Weltrevolution dar als der einst selbstherrliche Zar. Die Komintern deckt ihre Politik des Sozialpatriotismus und des Menschewismus mit der Autorität der Oktober-Revolution und der Fahne Lenins. Die Weltagentur der GPU verrichtet jetzt schon Hand in Hand mit der Polizei der befreundeten imperialistischen Länder eine systematische Arbeit gegen die Vierte Internationale. Im Kriegsfall werden die vereinigten Kräfte des Imperialismus und des Stalinismus die revolutionären Internationalisten viel grausamer verfolgen ais seinerzeit die Hohenzollerngeneräle in Gemeinschaft mit den sozialdemokratischen Henkern über Rosa Luxemburg, Liebknecht und ihre Anhänger hergefallen sind.

20) Die Sektionen der Vierten Internationale erschrecken weder vor der Unermesslichkeit der Aufgaben, noch vor dem erbitterten Hass der Feinde, selbst nicht vor der jetzt noch geringen Zahl ihrer Anhänger. Heute schon stehen die kämpfenden Massen, ohne es selbst zu wissen, uns viel näher als ihren offiziellen Führern. Unter den Hieben der nahenden Ereignisse wird in der Arbeiterbewegung eine immer schnellere und tiefere Umgruppierung vor sich gehen. In Frankreich wird die sozialistische Partei bald aus den Reihen des Proletariats verdrängt werden. Bei der kommunistischen Partei muss man mit Sicherheit eine Reihe Von Spaltungen erwarten, in den Gewerkschaften wird sich eine für die Parolen des Bolschewismus mächtige linke Strömung herausbilden. Anders in der Form, aber dem Wesen nach gleich werden sich diese Prozesse auch in den andern in die revolutionäre Krise hineingerissenen Ländern entwickeln. Die Organisationen der revolutionären Vorhut werden aus der Isolierung heraustreten. Die Losungen des Bolschewismus werden die Losungen der Massen werden. Die nächste Epoche wird die Epoche der Vierteil Internationale sein.

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