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Leo Trotzki 19361000 Ein anderer Brief

Leo Trotzki: Brief

[Nach der maschinenschriftlichen Abschrift, Lev Davidovič Trockij / International Left Opposition Archives, inventory number 379, International Institute of Social History, Amsterdam.]

Ein anderer Brief.

H. möge dies lesen und an Ljova, Erwin schicken, auch an andere.

Lieber Freund.

Lund scheidet somit für unbestimmte Zeit aus dem politischen Leben, jedenfalls sollen ihm die Freunde alle Materialien in Bezug auf das Moskauer Amalgam zuschicken: Hoffentlich wird wenigstens auf diesem Gebiet die Postblockade zu durchbrechen sein. Lund sagte mir bei der letzten Zusammenkunft, er sei sicher, dass sein zeitweiliges Ausscheiden weit davon die Energie der Freunde zu lähmen, diese vielmehr verdoppeln wird. Die Freunde sollen aber auf diese Broschüre keinesfalls warten, – wie, wann, wieso? – niemand weiß es!, sondern selbständig alles tun, was möglich ist. – Auf diesem Gebiet sind praktische Vereinbarungen nicht nur mit SD, sondern auch mit bürgerlichen Demokraten, überhaupt mit „anständigen" Elementen zulässig, denn der Tifliser Cesar Borgia steht mit seinen Methoden viel niedriger als die kapitalistische Demokratie. – Die Entlarvung des Amalgams würde unabsehbare Konsequenzen nach sich ziehen. Man soll nicht vergessen, dass der mit der modernsten Technik bewaffnete Borgia-Stalin noch viele giftige „Wunder" in seinem Sacke hat: sein letzten Wort hat er noch bei weitem nicht gesagt und er wird auf diesem Wege vor nichts halt machen, denn der Kampf geht für ihn politisch auf Leben und Tod. Daher heißt es: nicht zu erlahmen, die Kräfte nicht zu zerstreuen, organisationsmäßig vorgehen, keinen Tag verlieren. Für diese Sache müsste man mit V.S. an der Spitze eine spezielle zentrale Kommission schaffen und viele Hilfskräfte ausfindig machen.

Lund und Frau Lund fühlen sich ruhig und sicher, erwarten dasselbe von allen Freunden. -

Die Ausrottung aller Opposition in der SU kann bei der Jugend neue terroristische Stimmungen hervorrufen. Es ist deshalb notwendig wiederum vor dieser verhängnisvollen „Methode" zu warnen, so energisch und laut wie nur möglich! Der individuelle Terrorismus kann nur dem bonapartistischen Gesindel dienen, was haben wir immer gesagt! Nur wir können mit Autorität die verzweifelte Jugend vom Terrorismus zurückhalten und auf den marxistischen Weg überführen.

Beate Grüße und Wünsche

Ihr XXX

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