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Leo Trotzki 19360707 Tiefe Differenzen mit den niederländischen Genossen

Leo Trotzki: Tiefe Differenzen mit den niederländischen Genossen

[eigene Übersetzung nach Writings of Leon Trotsky: Supplement (1934-40), S. 696f.]

Lieber Genosse Shachtman:

Ich habe gerade Ihren Brief vom 5. Juli erhalten. Muste verließ Oslo gestern und inzwischen haben Sie ihn sicher in Amsterdam getroffen.

Damit Muste an der Konferenz teilnehmen kann muss sie Ende diesen Monats stattfinden. Ich sehe nicht, wann Sie die Zeit finden könnten, vor der Konferenz hierher zu kommen. Wäre es nicht besser, wenn Sie nach Genf zurückkehrten und bis nach der Konferenz nicht hierher kommen würden?

(Mustes Erklärung hat einen völlig objektiven Charakter und kann nicht möglicherweise Schwierigkeiten oder Differenzen hervorrufen. In jedem Fall werden Sie immer noch die Möglichkeit haben, sich in dieser Beziehung mit Muste zu beraten.)

Die wichtigsten Probleme scheinen mir die Haltung der niederländischen Genossen zu sein. Niemand versteht oder erklärt es als etwas anderes als die Vorbereitung ihres Übergangs zum Londoner Büro. Ich stimme mit Sneevliet überein, dass es um tiefe und vielleicht entscheidende Differenzen geht. Sonst hätten die zwei niederländischen Genossen die Arbeit nicht völlig vernachlässigen können, deren Übernahme sie zustimmten, Briefe nicht beantworten, jetzt die Konferenz boykottieren und sich im Austausch das Recht vorbehalten können, öffentlich gegen die schon angenommenen Positionen aufzutreten: all das stellt ausdrückliche Anzeichen für ihren Wunsch dar, sich selbst aus der Vierten Internationale auszuschließen.

Eine Diskussion ist unausweichlich geworden. Ich hatte gehofft, dass wir durch ein kollektives Treffen der schließlichen Diskussion die Form einer internen Debatte geben könnten. Aber so weit es so aussieht, dass die niederländischen Genossen ihre eigene Partei langsam und unmerklich auf einen Bruch mit der Vierten Internationale vorbereiten wollen, muss die Konferenz die niederländische Frage in allen Aspekten aufgreifen. Ich behalte mir das Recht vor, der Konferenz einen detaillierteren Brief vorzulegen. Wir nehmen diese Angelegenheit zu ernst, um die Methoden des Londoner Büros nachzuahmen, wo die norwegische Partei [NAP] lange Zeit Mitglied war, ohne wirklich dazuzugehören.. Zu einer internationalen Organisation zu gehören, bedeutet nicht nur, ihren Namen zu benutzen, sondern auch, alle Verpflichtungen zu erfüllen.

Ich bin gewiss, dass Muste und Sie alles getan haben, was notwendig war, um die niederländischen Genossen zur Änderung ihrer unglücklichen Entscheidung und Teilnahme an der Konferenz zu drängen. Wenn Sie darin keinen Erfolg hatten, muss ich alle Hoffnung in diesem Fall aufgeben und einfach sagen: die niederländische Partei macht jetzt genau dasselbe, was die OSP zu de Kadts Zeit machte, als sie mit der Vierererklärung konfrontiert war. Wir wollen weder Illusionen noch Fiktionen. Wir müssen wissen: ja oder nein, auf wen können wir in den kommenden Monaten und Jahren zählen. Natürlich können persönliche Besuche nicht den Platz von regelmäßigen Verbindungen einnehmen. Nebenbei werde ich nach der ermüdenden Arbeit im Monat August eine Periode völliger Ruhe einlegen müssen.

Die Frage einer Reise von Rous stellt sich nicht mehr: sie kommt zu spät! Für jetzt müssen alle unsere Anstrengungen auf die möglichst effiziente Verwendung der letzten Juliwoche konzentriert werden. Alle notwendigen Texte sind vorbereitet worden und werden in Genf zusammengetragen werden. Wenn Sie sofort zurückkehren, werden Sie wichtige Arbeit an der englischen Übersetzung leisten können.

Ich hoffe, dass Sie, lieber Freund, in jedem Fall nach der Konferenz kommen und mit mir ein paar Tage verbringen werden, damit wir alles diskutieren können, was diskutiert werden muss. Ich freue mich im Voraus auf Ihren Besuch.

Es muss nicht erwähnt werden, dass ich eine sofortige Antwort von Ihnen erwarte.

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