Leo Trotzki‎ > ‎1937‎ > ‎

Rudolf Klement 19371200 Zu den Aufgaben des Proletariats im Kriege

Rudolf Klement: Zu den Aufgaben des Proletariats im Kriege

[Nach der Rückübersetzung aus dem Englischen, in RM, 1992]

In der Besprechung des Buches „Der Fall Leo Trotzki“ in der ersten Ausgabe der periodisch erscheinenden Zeitschrift „Der einzige Weg“ wird die folgende interessante Stellungnahme des Genossen Trotzki über die Unterschiede bei den Aufgaben des Proletariats während eines Krieges zwischen Frankreich und der Sowjetunion einerseits und Deutschland und Japan auf der anderen Seite zitiert (hier etwas ausführlicher wiedergegeben):

Stolberg: Russland und Frankreich haben gegenwärtig eine militärische Allianz. Nehmen wir an, ein internationaler Krieg bricht aus. Hier interessiert es mich jetzt nicht, was Sie über die die russische Arbeiterklasse sagen. Ich weiß das. Was würden Sie der französischen Arbeiterklasse sagen bezüglich der Verteidigung der Sowjetunion? Würden Sie sagen „Verändert die französische bürgerliche Regierung“?

Trotzki: Diese Frage ist mehr oder weniger in unserem Dokument „Der Krieg und die Vierte Internationale“ in diesem Sinne beantwortet: In Frankreich würde ich in Opposition gegen die Regierung verbleiben und diese Opposition systematisch entwickeln. In Deutschland würde ich alles mir mögliche tun, um die Kriegsmaschinerie zu sabotieren. Das sind zwei verschiedene Dinge. In Deutschland und in Japan würde ich militärische Methoden anwenden, so weit es mir möglich ist zu kämpfen, zu widerstehen und die Maschinerie zu beschädigen – die militärische Maschinerie Japans, sie zu desorganisieren, sowohl in Deutschland als auch in Japan. In Frankreich ist es eine politische Opposition gegen die Bourgeoisie und die Vorbereitung der proletarischen Revolution. Beides sind revolutionäre Methoden. Aber in Deutschland und Japan habe ich das unmittelbare Ziel, die gesamte Maschinerie zu desorganisieren. In Frankreich ist die proletarische Revolution mein Ziel. (…)

Goldmann: Angenommen Sie hätten die Chance, während des Krieges in Frankreich die Macht zu erobern. Würden Sie sie ergreifen, wenn Sie die Mehrheit des Proletariats hätten?

Trotzki: Natürlich.“

Innerhalb der Grenzen einer Buchbesprechung war es natürlich unmöglich, mit dieser isolierten, halb-improvisierten, notwendigerweise unvollständigen und insbesondere umgangssprachlichen Stellungnahme die allgemeinen Probleme des revolutionären Kampfes während der Kriegszeit darzulegen oder selbst nur ein ausreichendes theoretisches Licht auf diese spezielle Frage zu werfen. Seit das obige Zitat daraufhin unglücklicherweise zu Missverständnissen und, noch schlimmer, zu böswilligen Verzerrungen führte, („Vorbereitung des Burgfriedens in Frankreich“, Zurückweisung des revolutionären Defätismus etc.!) ist es an der Zeit diese Unterlassung nachzuholen.

Bezüglich des Grundprinzipien des revolutionären Kampfes gegen den Krieg und während des Krieges, zwingen uns Platzgründe, uns auf die Kriegsthesen zu beschränken, welche im Mai 1934 vom Internationalen Sekretariat unserer Bewegung angenommen wurden, sich seither als eines der wichtigsten Dokumente des Bolschewismus erwiesen haben und sich jeden Tag mehr von höchster Bedeutung erweisen.

Mit Bezug auf die spezifische Frage, die uns hier interessiert, verweist Genosse Trotzki in dem obenstehenden Zitat auf die folgenden Punkte der Kriegsthesen:

44. Nach wie vor entschiedener und rückhaltloser Verteidiger des Arbeiterstaates im Kampf mit dem Imperialismus, wird das internationale Proletariat dennoch nicht Verbündeter der imperialistischen Bundesgenossen der UdSSR. Das Proletariat des im Bündnis mit der UdSSR stehenden kapitalistischen Landes behält seine unversöhnliche Feindschaft der imperialistischen Regierung des eigenen Landes gegenüber voll und ganz bei. In diesem Sinne wird es keinen Unterschied geben von der Politik des Proletariats des die UdSSR bekämpfenden Landes. Doch im Charakter der praktischen Aktionen können sich beachtliche Unterschiede ergeben, hervorgerufen durch die konkrete Kriegslage. Absurd und frevelhaft wäre es beispielsweise, wenn im Fall eines Krieges zwischen der UdSSR und Japan das amerikanische Proletariat die Absendung amerikanischer Waffen für die UdSSR sabotierte. Dagegen wären Aktionen wie Streiks, Sabotage usw. unbedingte Pflicht für das Proletariat des gegen die UdSSR kriegführenden Landes.

45. Die unversöhnliche proletarische Opposition gegen den imperialistischen Verbündeten der UdSSR müsste sich entfalten auf dem Boden der inneren Klassenpolitik einerseits, der imperialistischen Ziele der betreffenden Regierung, des treubrüchigen Charakters ihres „Bündnisses“, ihrer Spekulation auf den bürgerlichen Umsturz in der UdSSR usw. andererseits. Die Politik der proletarischen Partei im „verbündeten“ wie im feindlichen imperialistischen Land muss folglich gerichtet sein auf den revolutionären Sturz der Bourgeoisie und die Eroberung der Macht. Nur auf diesem Wege kann man ein wirkliches Bündnis mit der UdSSR schaffen und den ersten Arbeiterstaat vor dem Zusammenbruch retten.“ [Krieg und die IV. Internationale]

Die Kriege der vergangenen Jahre waren keine direkten Kämpfe zwischen imperialistischen Mächten, sondern koloniale Expeditionen (Italien-Abessinien, Japan-China) und Konflikte um Einflusssphären (China, Chaco und in einem gewissen Sinn Spanien) und entarteten vorläufig nicht zu einem Weltkonflikt. Hitler hofft, morgen die UdSSR genauso wie Japan China attackieren zu können, d.h. das imperialistische Kräfteverhältnis verändern zu können, ohne direkt die wesentlichen Interessen der anderen lmperialismen anzugreifen, und daher zeitweise den Konflikt zu lokalisieren. Diese Ereignisse seit 1934 haben klar gezeigt, dass die oben zitierten Thesen über die Herangehensweise des Proletariats nicht nur in einem anti-sowjetischen Krieg aufrechterhalten bleiben, sondern in allen Kriegen, in denen wir Seite beziehen müssen – und das sind gerade diejenigen der letzten Jahre.

Krieg ist bloß die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Daher muss das Proletariat seinen Klassenkampf in Kriegszeiten fortsetzen, unter anderem mit den neuen Mitteln, die ihm die Bourgeoisie gibt. Es kann und muss die Schwächung der „eigenen“ Bourgeoisie in den imperialistischen Ländern ausnützen, um die soziale Revolution im Zusammenhang mit der durch den Krieg hervorgerufenen militärischen Niederlage vorzubereiten, durchzuführen und die Macht zu erobern. Diese Taktik, bekannt als „revolutionärer Defätismus“, ist eine der stärksten Hebel der proletarischen Weltrevolution in unserer Epoche und damit des historischen Fortschritts überhaupt.

Nur dort, wo der Kampf nur auf einer Seite imperialistisch ist und ein Befreiungskrieg von nicht-imperialistischen Nationen oder sozialistischen Ländern gegen eine existierende oder drohende imperialistische Unterdrückung auf der anderen Seite stattfindet, genauso wie ein Bürgerkrieg zwischen Klassen oder Demokratie und Faschismus – dort kann das Proletariat nicht dieselbe Taktik auf beiden Seiten anwenden. Wenn man den fortschrittlichen Charakter dieses Befreiungskrieges in Betracht zieht, muss es entschieden gegen den Hauptfeind, den reaktionären Imperialismus (bzw. das reaktionäre Lager im Falle eines Bürgerkrieges), kämpfen, d.h. für den Sieg der sozial (oder politisch) Unterdrückten oder zu Unterdrückenden: der UdSSR, der kolonialen oder halbkolonialen Länder wie Abessinien oder China oder des republikanischen Spanien usw.

Nichtsdestotrotz verbleibt es auch hier gewissenhaft in seiner unverrückbaren Klassenopposition gegen die „eigene“ Bourgeoisie – oder in seiner politischen Opposition gegen die Sowjet-Bürokratie – und gibt nicht widerstandslos auch nur irgendeine seiner unabhängigen Positionen auf. Wie in den imperialistischen Ländern strebt es mit aller Kraft zur sozialen Revolution und der Machtergreifung, der Errichtung seiner Diktatur, welche einzig und allein einen sicheren und dauerhaften Sieg über den Imperialismus ermöglicht. Aber in solchen Fällen kann es und darf es nicht, wie im imperialistischen Lager, den revolutionären Sieg auf Kosten einer militärischen Niederlage suchen, sondern auf dem Weg zum militärischen Sieg seines Landes.1

Klassenkämpfe und Kriege sind internationale Phänomene, die international entschieden werden. Aber seitdem jeder Kampf nur zwei Lager duldet (Block gegen Block) und seitdem der imperialistische Kampf mit dem Klassenkrieg verflochten ist (Weltimperialismus – Weltproletariat) entstehen mannigfaltige und komplizierte Fälle. Die Bourgeoisie eines halbkolonialen Landes oder die liberale Bourgeoisie, bedroht durch ihren „eigenen“ Faschismus, bittet einen „sympathisierenden“ Imperialismus um Hilfeleistungen; die Sowjetunion versucht z.B. die Gegensätze zwischen den lmperialismen durch die Schließung von Allianzen mit einer gegen die andere Gruppe auszunützen usw. Das Proletariat aller Länder, die einzige internationale solidarische – und, nicht zuletzt gerade deswegen, einzig fortschrittliche – Klasse findet sich in Kriegszeiten in einer komplizierten Situation: den revolutionären Defätismus gegenüber der eigenen Bourgeoisie mit der Unterstützung des fortschrittlichen Krieges zu verbinden.

Diese Situation wird heute und sicher auch morgen auf eine ganz besondere Art und Weise von den Sozialpatrioten sozialdemokratischer, stalinistischer oder anarchistischer Couleur ausgenützt – mit dem Ziel, das Proletariat davon zu überzeugen, sich mit den Illusionen einer Hilfe für ihre Brüder in der Sowjetunion, China oder woanders für die Profite des Kapitals abschlachten zu lassen. Darüber hinaus dient es den Sozialverrätern nicht nur, die Revolutionäre als „Vaterlandsverräter“ darzustellen (genauso wie sie jetzt als Agenten Francos beschimpft werden). Unabhängig von den Ursachen dafür, benötigt das Proletariat, besonders in den imperialistischen Ländern, in dieser scheinbar widersprüchlichen Situation ein besonders klares Verständnis dieser kombinierten Aufgaben und der Methoden, um sie zu bewältigen.

In der Anwendung des revolutionären Defätismus gegen die imperialistische Bourgeoisie und ihren Staat kann es keinen grundsätzlichen Unterschied geben, unabhängig ob diese „freundlich“ oder feindlich der vom Proletariat unterstützten Sache gegenübersteht, unabhängig davon, ob sie in einer – verräterischen – Allianz mit den Alliierten des Proletariats (Stalin, der Bourgeoisie halbkolonialer Länder, der kolonialen Völker, des anti-faschistischen Liberalismus) oder ob sie einen Krieg gegen diese führt. Die Methoden des revolutionären Defätismus bleiben unbeeinträchtigt: revolutionäre Propaganda, unverrückbare Opposition gegen das Regime, Klassenkampf von der rein ökonomischen bis hin zur höchsten politischen Form (dem bewaffneten Aufstand), Verbrüderung der Truppen, Umwandlung des Krieges in einen Bürgerkrieg.

Die internationale Verteidigung der proletarischen Staaten und der unterdrückten Völker, die für ihre Freiheit kämpfen, sowie die internationale Unterstützung des bewaffneten anti-faschistischen Bürgerkrieg müssen nichtsdestotrotz naturwüchsig verschiedene Formen annehmen, je nachdem, ob die „eigene“ Bourgeoisie auf deren Seite steht oder sie bekämpft. Unabhängig von der politischen Vorbereitung der sozialen Revolution, deren Rhythmen und Methoden keineswegs identisch mit der des Krieges sind, muss diese Verteidigung natürlich militärische Formen annehmen. Zusätzlich zur revolutionären Unterstützung besteht diese konsequenterweise in einer militärischen Unterstützung für die fortschrittliche Sache, genauso wie der militärischen Schädigung des imperialistischen Opponenten.

Die militärische Unterstützung kann natürlich nur dann ein entscheidendes Ausmaß erreichen, wenn das Proletariat selbst die Hebel der Macht und der Wirtschaft in seinen Händen hält (UdSSR, in einem gewissen Ausmaß Spanien im Sommer 1936). In den imperialistischen Ländern, die mit den Ländern, die einen fortschrittlichen und revolutionären Krieg führen, verbündet sind, läuft dies auf Folgendes hinaus: dass das Proletariat mit revolutionären Mitteln für eine effektive, direkte militärische Unterstützung unter seiner Kontrolle für die fortschrittliche Sache kämpft („Flugzeuge für Spanien“ riefen die französischen Arbeiter). In jedem Fall muss es eine wirklich garantierte direkte militärische Unterstützung fördern und kontrollieren (Waffenlieferungen, Munition, Lebensmittel, Spezialisten usw.), selbst auf die Kosten einer „Ausnahme“ vom direkten Klassenkampf.2 Es wird dem Instinkt und dem revolutionären Scharfsinn des Proletariats, das sich seiner Aufgaben bewusst ist, überlassen sein, die richtige Unterscheidung in jeder konkreten Situation zu machen: zu vermeiden, dass die militärischen Interessen der entfernten Verbündeten des Proletariats aus national-bornierten Klassenkampferwägungen verletzt werden, egal wie revolutionär sie zu sein scheinen; und genauso zu vermeiden, dass unter dem Vorwand der indirekten Hilfe für seine Verbündeten die Dreckarbeit für den „eigenen“ Imperialismus erledigt wird. Die einzig wirkliche und entscheidende Hilfe, die die Arbeiter ihren Verbündeten bringen können, ist die Eroberung und Erhaltung der Macht.

Anders hingegen ist es – so weit es um die äußerliche Form des Kampfes geht – mit dem Proletariat der Imperialismen, die einen direkten Kampf .gegen die fortschrittliche Sache führen. Zusätzlich zum Kampf für die Revolution ist es die Pflicht, sich in militärischer Sabotage zugunsten des „Feindes“ zu engagieren – des Feindes der eigenen Bourgeoisie, aber des eigenen Verbündeten. Als Mittel des revolutionären Defätismus im Kampf zwischen imperialistischen Ländern ist militärische Sabotage, wie z.B. individueller Terror, völlig wertlos. Ohne dass die soziale Revolution an ihre Stelle tritt, oder auch nur ohne deren Förderung um Haaresbreite, würde dies nur dem einen Imperialismus gegen den anderen helfen, die Avantgarde irreleiten, Illusionen unter den Massen säen und so das Spiel der Imperialisten erleichtern.3 Auf der anderen Seite ist militärische Sabotage zwingend notwendig als eine unmittelbare Maßnahme zur Verteidigung des Lagers, das den Imperialismus bekämpft, und durchgehend fortschrittlich. Als solches wird es von den Massen verstanden, willkommen geheißen und gefördert. Die Niederlage des „eigenen“ Landes wird hier nicht zum kleineren Übel, das in Kauf genommen wird (ein kleineres Übel als der durch Burgfrieden und Verhinderung der Revolution erkaufte „Sieg“), sondern das direkte und unmittelbar Ziel, die Aufgabe des proletarischen Kampfes. Die Niederlage des „eigenen“ Landes ist in diesem Fall überhaupt kein Übel, oder ein Übel, das viel leichter in Kauf genommen wird, sondern es würde den gemeinsamen Sieg der Völker, befreit vom bestehenden oder drohenden imperialistischen Joch, und des Proletariats über seinen Feind bedeuten, über den gemeinsamen Herren – das imperialistischen Kapital. Ein solcher Sieg wäre ein machtvoller Ausgangspunkt für die internationale proletarische Revolution, nicht zuletzt in den „sympathisierenden“ imperialistischen Ländern.4

Auf diese Art und Weise sehen wir, wie unterschiedliche Kriegssituationen vom revolutionären Proletariat in verschiedenen imperialistischen Ländern unterschiedliche Kampfformen erfordern, wenn es sich selbst und seinem Ziel treu bleiben will. Dies mag schematischen Geistern als „Abweichung“ von den Grundprinzipien des revolutionären Defätismus erscheinen, in Wirklichkeit jedoch resultiert dies nur aus einer Kombination des revolutionären Defätismus mit der Verteidigung eines bestimmten fortschrittlichen Lagers.

Darüber hinaus treffen diese zwei Aufgaben von einem höheren historischen Standpunkt aus zusammen: In unserer imperialistischen Epoche sind die nationalen Bourgeoisien eines nicht-imperialistischen Landes – wie die Sowjet-Bürokratie – aufgrund ihrer Angst vor der international für die sozialistische Revolution und Diktatur reifen Arbeiterklasse nicht in der Lage, einen energischen Kampf gegen den Imperialismus zu führen. ja wagen nicht, an die Kräfte des Proletariats zu appellieren, und ab einem bestimmten Stadium des Kampfes wenden sie sich unausweichlich an den Imperialismus um Hilfe gegen das „eigene“ Proletariat. Die vollständige nationale Befreiung der kolonialen und halbkolonialen Länder von der imperialistischen Sklaverei und der Sowjetunion von der inneren und äußeren kapitalistischen Zerstörung und der Anarchie, die bürgerlich-demokratische Revolution, die Verteidigung vor dem Faschismus – all diese Aufgaben können national und international nur durch das Proletariat gelöst werden. Die Erfüllung dieser Aufgaben mündet naturwüchsig in die proletarische Revolution. Der kommende Weltkrieg wird die titanischste und mörderischste Explosion der Geschichte sein. Aber aus demselben Grund werden auch alle traditionellen Fesseln zerbersten, und in dessen Rammen werden sich die revolutionären und die Befreiungsbewegungen der ganzen Welt zu einem einigen glühenden Strom verbinden.

Dem Proletariat, selbst heute, die Probleme des kommenden Krieges und seiner kombinierten Aufgaben klar präsentieren – diese ernste und schwere Aufgabe ist eine der drängendsten Aufgaben unserer Tage. Alleine die Bolschewiki-Leninisten haben es auf sich genommen, das Proletariat für diesen Kampf zu bewaffnen und das Instrument zu schaffen, mit dem es seine zukünftigen Siege erreichen wird: das Programm, die Methoden, die Organisation der Vierten Internationale.

Brüssel, Dezember 1937

1 Wir lassen den Fall beiseite, wo Kriege zwischen nichtimperialistischen Ländern alleine oder überwiegend versteckte Kämpfe zwischen zwei ausländischen imperialistischen Mächten sind: England und Amerika im Chaco-Krieg‚ oder den Fall, wo der Befreiungskrieg einer unterdrückten Nation bloß eine Schachfigur in den Händen einer imperialistischen Gruppe und ausschließlich Teil eines allgemeinen imperialistischen Konfliktes ist – wie bei Serbien von 1914 bis 1918.

2 Es soll hier getrost angefügt werden, dass für die französische Bourgeoisie in Kriegszeiten ein Streik von Marseiller Hafenarbeitern, der eine Ausnahme bei Schiffsladungen nach Russland macht, an denen sie am wenigsten interessiert sind, besonders ärgerlich ist. Nicht weniger unsinnig wäre es z.B., im Zuge eines Druckerstreiks das Erscheinen einer Arbeiterzeitung, die für den Streikkampf selbst gebraucht wird, nicht zu erlauben.

3 Lenin schrieb am 26. Juli 1915 (siehe „Gegen den Strom“) gegen Trotzkis falsche Losung „Weder Sieg noch Niederlage“ und sagte polemisch:

Revolutionäre Aktionen gegen die eigene Regierung während des Krieges bedeuten aber zweifellos unbestreitbar nicht nur den Wunsch nach einer Niederlage der eigenen Regierung, sondern auch die praktische Mitwirkung an einer solchen Niederlage (Für den „scharfsinnigen“ Leser sei bemerkt: Das bedeutet keineswegs, dass man „Brücken sprengen“, erfolglose Militärstreiks inszenieren und überhaupt der Regierung helfen soll, den Revolutionären eine Niederlage beizubringen).“ (meine Hervorhebung - RK)

4 Natürlich darf die militärische Sabotage zugunsten des nicht- imperialistischen Opponenten der eigenen Bourgeoisie nicht auch auf dessen imperialistische Verbündete ausgeweitet werden. Das deutsche Proletariat z.B. würde versuchen, die Ostfront militärisch zu desorganisieren, um Sowjetrussland zu helfen; für die Westfront, wo ein rein imperialistischer Krieg zwischen Deutschland und einem mit der UdSSR verbündeten Frankreich stattfinden würde, bleiben „nur“ die Regeln des Defätismus aufrecht – für das französische Proletariat genauso wie für das deutsche.

Kommentare