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Leo Trotzki 19390725 Indien vor dem imperialistischen Krieg

Leo Trotzki: Indien vor dem imperialistischen Krieg

Ein Offener Brief an die indischen Arbeiter

[Nach Denkzettel. Politische Erfahrungen im Zeitalter der permanenten Revolution. Frankfurt am Main 1981, S. 284-290 und Schriften zum imperialistischen Krieg. Frankfurt am Main 1978, S. 120-126]

Liebe Freunde!

Titanische und furchtbare Ereignisse nähern sich mit unerbittlicher Gewalt. Die Menschheit lebt in der Erwartung eines Krieges, der auch die kolonialen Länder in seinen Strudel ziehen und für ihr Schicksal entscheidend sein wird. Agenten der britischen Regierung schildern die Sache so, als solle der Krieg für die Prinzipien der „Demokratie“ geführt werden, die vor dem Faschismus gerettet werden müsse. Alle Klassen und Völker müssten sich um die „friedlichen“, „demokratischen“ Regierungen scharen, um die faschistischen Angreifer zurückzuschlagen. Dann werde die „Demokratie“ gerettet und der Friede für immer gesichert sein. Dieses Evangelium ist eine bewusste Lüge. Wenn die britische Regierung wirklich am Gedeihen der Demokratie interessiert wäre, gäbe es eine sehr einfache Möglichkeit, das zu beweisen, indem sie Indien die völlige Freiheit gewährte. Das Recht auf nationale Unabhängigkeit ist ein demokratisches Grundrecht. Aber in Wirklichkeit ist die Londoner Regierung bereit, für ein Zehntel ihrer Kolonien alle Demokratien der Welt zu verraten. Wenn das indische Volk nicht in alle Ewigkeit versklavt bleiben will, dann muss es jene falschen Prediger, die behaupten, der Faschismus sei der einzige Feind des Volkes, bloßstellen und von sich weisen. Hitler und Mussolini sind ohne Zweifel die härtesten Gegner der Werktätigen und Unterdrückten, — blutrünstige Henker, die den stärksten Hass der Werktätigen und Unterdrückten der Welt verdienen. Aber sie sind vor allem die Feinde des deutschen und italienischen Volkes, dem sie im Nacken sitzen. Die unterdrückten Klassen und Völker müssen, wie Marx, Engels, Lenin und Liebknecht uns lehrten, ihren Hauptfeind immer zu Hause, in ihren unmittelbaren Unterdrückern und Ausbeutern suchen. In Indien ist dieser Feind vor allem die britische Bourgeoisie. Der Sturz des britischen Imperialismus würde allen Unterdrückern, einschließlich der faschistischen Diktatoren, einen furchtbaren Schlag versetzen. Letzten Endes unterscheiden sich die Imperialisten voneinander der Form, nicht dem Wesen nach. Der deutsche Imperialismus trägt, seiner Kolonien beraubt, die furchterregende Maske des Faschismus mit den weit vorstehenden Hauern. Der britische Imperialismus, der sich an seinen zahllosen Kolonien vollgefressen hat, verbirgt die Hauer hinter der Maske der Demokratie. Aber diese Demokratie gibt es nur für das Mutterland, für 45.000.000 Menschen im Mutterland, oder, genauer gesagt, nur für die dort herrschende Bourgeoisie. Indien ist nicht nur der Demokratie, sondern des elementarsten Rechts auf nationale Unabhängigkeit beraubt. Die imperialistische Demokratie ist daher eine Demokratie von Sklavenbesitzern, die sich am Blut der Kolonien mästen. Aber Indien sucht seine eigene Demokratie und will nicht der Kehrichthaufen der Sklavenbesitzer bleiben.

Wer dem Faschismus, der Reaktion und allen Formen von Unterdrückung ein Ende bereiten will, muss den Imperialismus stürzen. Es gibt keinen anderen Weg. Diese Aufgabe lässt sich aber nicht mit friedlichen Methoden, durch Verhandlungen und Gelöbnisse verwirklichen. In der Geschichte haben Sklavenbesitzer ihre Sklaven noch nie freiwillig freigelassen. Nur ein kühner, energischer Kampf des indischen Volkes für seine wirtschaftliche und nationale Emanzipation kann Indien befreien. Die indische Bourgeoisie ist zur Führung eines revolutionären Kampfes unfähig. Sie ist eng mit dem britischen Kapitalismus verbunden und von ihm abhängig. Sie zittert um ihren eigenen Besitz. Sie fürchtet sich vor den Massen. Sie sucht um jeden Preis Kompromisse mit dem britischen Imperialismus zu schließen und lullt die indischen Massen mit Hoffnungen auf Reformen von oben ein. Der Führer und Prophet dieser Bourgeoisie ist Gandhi. Ein falscher Führer und ein falscher Prophet! Gandhi und seine Standesgenossen haben eine Theorie entwickelt, der zufolge Indiens Lage sich ständig verbessern wird, seine Freiheiten sich ständig vergrößern und Indien allmählich, auf dem Weg friedlicher Reformen, ein sich selbst regierendes Land des Britischen Staatenbundes wird. Später kann es sogar die vollständige Unabhängigkeit erlangen. Diese ganze Perspektive ist von Grund auf falsch. Die imperialistischen Klassen konnten den kolonialen Völkern wie ihren eigenen Arbeitern nur so lange Zugeständnisse machen, wie es mit dem Kapitalismus aufwärts ging, solange die Ausbeuter fest mit wachsenden Profiten rechnen konnten. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Der Weltimperialismus befindet sich im Niedergang. Die Lage aller imperialistischen Nationen wird täglich schwieriger, während sich die Widersprüche zwischen ihnen mehr und mehr verschärfen. Ungeheure Aufrüstungen verschlingen einen immer größeren Teil des Volkseinkommens. Die Imperialisten können weder ihren eigenen arbeitenden Massen noch den Kolonien ernste Zugeständnisse machen. Im Gegenteil, sie müssen zu einer immer bestialischeren Ausbeutung ihre Zuflucht nehmen. Gerade darin kommt der Todeskampf des Kapitalismus zum Ausdruck. Um ihre Kolonien, Märkte und Privilegien zu behalten, um sie vor Deutschland, Italien und Japan in Sicherheit zu bringen, ist die Londoner Regierung bereit, Millionen von Menschen niederzumähen. Kann man als vernünftiger Mensch überhaupt die Hoffnung hegen, dass diese gierige und barbarische Finanzoligarchie Indien freiwillig räumen wird?

Es ist richtig: An die Stelle der Toryregierung könnte eine Regierung der sogenannten Arbeiterpartei treten. Aber das wird nichts ändern. Die Labour Party unterscheidet sich, wie ihr früheres und das jetzige Programm beweisen, in der kolonialen Frage in keiner Weise von den Konservativen. Die Labour Party vertritt in Wirklichkeit nicht die Interessen der Arbeiterklasse, sondern nur die Interessen der britischen Arbeiterbürokratie und Arbeiteraristokratie. Dieser Schicht kann die Bourgeoisie saftige Bissen zuspielen, weil sie selbst die Kolonien, vor allem Indien, rücksichtslos ausbeutet. Die britische Arbeiterbürokratie – der Labour Party und der Gewerkschaft – ist an der Ausbeutung der Kolonien unmittelbar interessiert. Sie hat nicht das geringste Bedürfnis, an die Emanzipation Indiens zu denken. Alle diese feinen Herren – Major Attlee, Sir Walter Citrine & Co sind jederzeit bereit, die revolutionäre Bewegung des indischen Volkes als „Verrat“, als Unterstützung Hitlers und Mussolinis zu brandmarken und sie militärisch zu unterdrücken.

Auch die Politik der heutigen Kommunistischen Internationale ist um keinen Deut besser. Gewiss, vor zwanzig Jahren wurde die Dritte oder Kommunistische Internationale als eine wahrhaft revolutionäre Organisation gegründet. Eine ihrer wichtigsten Aufgaben war die Befreiung der kolonialen Völker. Von diesem Programm sind jedoch heute nur mehr Erinnerungen übrig geblieben. Die Führer der Kommunistischen Internationale sind seit langem lediglich Werkzeuge der Moskauer Bürokratie, die die sowjetischen Arbeitermassen erstickt und sich in eine neue Aristokratie verwandelt hat. In den Reihen der kommunistischen Parteien verschiedener Länder – Indien eingeschlossen – gibt es zweifelsohne viele ehrliche Arbeiter, Studenten etc., aber sie bestimmen nicht die Politik der Komintern. Das entscheidende Wort spricht der Kreml, der sich nicht von den Interessen der Unterdrückten, sondern von denen der neuen Aristokratie der UdSSR leiten lässt.

Stalin und seine Clique haben um des Bündnisses mit den imperialistischen Regierungen willen das revolutionäre Programm zur Befreiung der Kolonien völlig fallengelassen. Das wurde auf dem letzten Parteitag der Stalin-Partei in Moskau im März dieses Jahres offen eingestanden. Manuilski, einer der Führer der Komintern, erklärte: „Die Kommunisten stellen sich an die vorderste Front des Kampfes um die Verwirklichung des Rechts auf Selbstbestimmung von Völkern, die durch faschistische Regierungen versklavt werden. Sie fordern freie Selbstbestimmung für Österreich das Sudetengebiet, für Korea, Formosa, Äthiopien.“ Und wie steht es mit Indien, Indochina, Algerien und anderen Kolonien Englands und Frankreichs? Der Kominternvertreter beantwortet diese Frage wie folgt. „Die Kommunisten … fordern von den imperialistischen Regierungen der sogenannten bürgerlichen demokratischen Staaten die unmittelbare (sic) drastische (!) Verbesserung des Lebensstandards der werktätigen Massen in den Kolonien und die Gewährung breiter demokratischer Rechte und Freiheiten für die Kolonien“ (Prawda Nr. 70 vom 12. März 1939). Mit anderen Worten: Was die Kolonien Englands und Frankreichs betrifft, ist die Komintern völlig auf Gandhis Position, also auf die der kompromisslerischen Kolonialbourgeoisie überhaupt eingeschwenkt. Die Komintern hat auf den revolutionären Kampf um Indiens Unabhängigkeit völlig verzichtet. Sie „fordert“ (auf den Knien) die „Gewährung“ „demokratischer Freiheiten“ für Indien durch den britischen Imperialismus. Die Worte „unmittelbare drastische Verbesserungen des Lebensstandards der werktätigen Massen in den Kolonien“ klingen besonders verlogen und zynisch. Der moderne Kapitalismus – im Niedergang begriffen, verfaulend und verfallend – ist mehr und mehr gezwungen, selbst die Stellung der Arbeiter im Mutterland zu verschlechtern. Wie kann er also die Lage der Werktätigen in den Kolonien verbessern, denen er den Lebenssaft abzapfen muss, um sich selbst aufrechtzuerhalten? Die Verbesserung der Lebensbedingungen der arbeitenden Massen in den Kolonien ist nur über den völligen Sturz des Imperialismus möglich.

Aber die Kommunistische Internationale ist auf diesem Weg des Verrats sogar noch weiter gegangen. Kommunisten, sagt Manuilski, „ordnen die Verwirklichung dieses Sezessionsrechts … dem Ziel der Niederschlagung des Faschismus unter“. Mit anderen Worten: Das indische Volk muss im Kriegsfall … seine jetzigen Sklavenhalter, die britischen Imperialisten, unterstützen. Das heißt, sie dürfen ihr Blut nicht für die eigene Befreiung, sondern müssen es für die Erhaltung der Herrschaft der „City“ über Indien vergießen. Und diese leicht käuflichen Schurken wagen es, Marx und Lenin zu zitieren! Tatsächlich ist ihr Lehrer und Führer kein anderer als Stalin, das Haupt einer neuen bürokratischen Aristokratie, des Schlächters der Bolschewistischen Partei, des Henkers von Arbeitern und Bauern.

Die Stalinisten maskieren die Politik ihrer Unterwerfung unter den britischen, französischen und amerikanischen Imperialismus mit der Formel einer „Volksfront“. Was für eine Verhöhnung des Volkes! „Volksfront“ ist nur ein neuer Name für jene alte Politik, deren Kern die Kollaboration der Klassen, eine Koalition zwischen dem Proletariat und der Bourgeoisie ist. In jeder solchen Koalition liegt die Führung unweigerlich in den Händen des rechten Flügels, das heißt der besitzenden Klasse. Die indische Bourgeoisie will einen Kuhhandel und keinen Kampf. Eine Koalition mit der Bourgeoisie führt dazu, dass das Proletariat auf den revolutionären Kampf gegen den Imperialismus verzichtet. Koalitionspolitik heißt: auf der Stelle treten, abwarten, falsche Hoffnungen nähren, leere Manöver und Intrigen. Infolge dieser Politik werden die Arbeitermassen unvermeidlich enttäuscht, während die Bauern dem Proletariat den Rücken kehren und in Apathie verfallen. Die deutsche Revolution, die österreichische Revolution, die chinesische Revolution und die spanische Revolution – sie alle sind infolge dieser Koalitionspolitik zugrunde gegangen. Dieselbe Gefahr droht auch der indischen Revolution, sofern die Stalinisten unter dem Deckmantel einer „Volksfront“ eine Politik der Unterordnung des Proletariats unter die Bourgeoisie treiben. Das bedeutet praktisch die Ablehnung des revolutionären Agrarprogramms, die Weigerung, die Arbeiter zu bewaffnen, die Ablehnung des Kampfes um die Macht, den Verzicht auf Revolution.

Wenn sich die indische Bourgeoisie je gezwungen sieht, auch nur den winzigsten Schritt zum Kampf gegen Englands Willkürherrschaft zu tun, wird das Proletariat natürlich einen solchen Schritt unterstützen. Aber es wird ihn mit seinen eigenen Methoden unterstützen: mit Massenversammlungen, kühnen Parolen, Streiks, Demonstrationen und noch entscheidenderen Kampfmaßnahmen, je nach dem Kräfteverhältnis und den Umständen. Um das zu tun, muss das Proletariat die Hände frei haben. Eine völlige Unabhängigkeit von der Bourgeoisie ist für das Proletariat unerlässlich, vor allem, um Einfluss auf die Bauernschaft, die Hauptmaße der indischen Bevölkerung, auszuüben. Nur das Proletariat ist in der Lage, ein kühnes, revolutionäres Agrarprogramm voranzutreiben, Millionen und Abermillionen von Bauern wachzurütteln, um sich zu scharen und gegen die einheimischen Unterdrücker und britischen Imperialisten in den Kampf zu führen. Das Bündnis der Arbeiter und der armen Bauern ist das einzige ehrliche zuverlässige Bündnis, das den endgültigen Sieg der indischen Revolution garantieren kann.1

Alle Fragen der Friedenszeit werden ihre volle Kraft in Zeiten des Krieges bewahren, mit der Ausnahme, dass sie mit einem weitaus schärferen Ausdruck belehnt werden. An erster Stelle wird die Ausbeutung der Kolonien stark intensiviert werden. Die Metropolen werden nicht nur Nahrungsmittel und Rohstoffe aus den Kolonien herauspumpen, sondern sie werden auch ungezählte (riesige) Mengen von kolonialen Sklaven mobilisieren, die auf den Schlachtfeldern für ihre Herren sterben müssen. In der Zwischenzeit wird die Kolonialbourgeoisie ihre Schnauze tief in dem Bottich der Kriegsbefehle haben und wird natürlich der Opposition im Namen des Patriotismus und der Profite entsagen. Gandhi bereitet bereits den Boden für eine solche Politik vor. Diese Herren werden auch weiterhin trommeln: „Wir müssen geduldig bis zum Ende des Krieges warten – dann wird uns London für unsere gegebene Hilfe belohnen.“ Tatsächlich aber werden die Imperialisten ihre Ausbeutung der Werktätigen sowohl zu Hause als auch besonders in den Kolonien verdoppeln und verdreifachen, um so das Land nach der Verwüstung und Verheerung des Krieges wieder zu Ehren zu bringen. Unter diesen Umständen kann noch nicht einmal die Rede von neuen Sozialreformen in den Metropolen oder von der Gewährung von Freiheiten für die Kolonien sein. Doppelte Ketten der Sklaverei – das wird die unvermeidliche Konsequenz des Krieges sein, wenn die Massen in Indien der Politik von Gandhi, den Stalinisten und ihrer Freunde folgen. Der Krieg mag jedoch Indien sowohl wie den anderen Kolonien nicht eine verdoppelte Sklaverei, sondern im Gegenteil die vollständige Freiheit bringen: Die Bedingung dafür ist eine korrekte revolutionäre Politik. Das indische Volk muss sein Schicksal von Anfang an von dem des britischen Imperialismus trennen, Die Unterdrücker und die Unterdrückten stehen auf unterschiedlichen Seiten der Schützengräben, Keinerlei Hilfe für die Sklavenbesitzer! Im Gegenteil, jene immensen Schwierigkeiten, die der Krieg mit sich bringen wird, müssen ausgenutzt werden, um allen herrschenden Klassen einen tödlichen Stoß zu versetzen. So sollten die unterdrückten Klassen und Völker in allen Ländern handeln, unabhängig davon, ob die Herren Imperialisten demokratische oder faschistische Masken tragen.

Um eine solche Politik durchzusetzen, ist eine revolutionäre Partei notwendig, die sich auf die Vorhut des Proletariats stützt. Eine solche Partei besteht noch nicht in Indien. Die IV. Internationale bietet dieser Partei ihr Programm, ihre Erfahrung, ihre Zusammenarbeit an. Die Grundbedingungen für diese Partei sind:. Vollständige Unabhängigkeit von der imperialistischen Demokratie, vollständige Unabhängigkeit von der II. und III. Internationale und vollständige Unabhängigkeit von der nationalen indischen Bourgeoisie.

In einer Reihe kolonialer und halb kolonialer Länder bestehen bereits Sektionen der IV. Internationale und machen erfolgreiche Fortschritte. Der erste Platz wird fraglos von unserer Sektion in Französisch-Indochina gehalten, die einen unversöhnlichen Kampf gegen den französischen Imperialismus und gegen „Volksfront“-Mystifikationen führt. „Die stalinistischen Führer“, so wird es in der Zeitung der Saigoner Arbeiter, „La Lutte“, vom 7. April 1939 dargelegt, „haben bereits einen weiteren Schritt auf dem Weg des Betrugs gemacht. Indem sie ihre Masken als Revolutionäre abwerfen, sind sie Meister des Imperialismus geworden und sprechen sich offen gegen die Befreiung der unterdrückten kolonialen Völker aus.“ Durch ihre kühne Politik haben die Saigoner Proletarier, Mitglieder der IV. Internationale, einen glänzenden Sieg über den Block der herrschenden Partei und der Stalinisten bei den Wahlen zur Kolonialversammlung im April dieses Jahres errungen.

Dieselbe Politik muss von den fortgeschrittenen Arbeitern von Britisch-Indien verfolgt werden. Wir müssen falsche Hoffnungen fortwerfen und falsche Freunde zurückweisen. Wir müssen die Hoffnung allein auf uns, auf unsere revolutionäre Kraft setzen. Der Kampf für die nationale Unabhängigkeit, für eine unabhängige indische Republik ist untrennbar verbunden mit der Agrarrevolution, mit der Verstaatlichung der Banken und Konzerne, mit einer Anzahl anderer ökonomischer Maßnahmen, die darauf abzielen, den Lebensstandard des Landes zu heben und die werktätigen Massen zu Herren ihres eigenen Schicksals zu machen. Nur das Proletariat in einem Bündnis mit den Bauern ist fähig, diese Aufgaben auszuführen. In ihrem Anfangsstadium wird die revolutionäre Partei zweifellos eine kleine Minderheit umfassen. Im Gegensatz zu den anderen Parteien wird sie jedoch eine klare Analyse der Situation liefern und furchtlos auf ihr großes Ziel zu marschieren. Es ist unerlässlich, in allen Industriezentren und Städten Arbeitergruppen zu errichten, die unter dem Banner der IV. Internationale stehen. Nur jene Intellektuellen, die ganz auf die Seite des Proletariats übergegangen sind, dürfen in diese Gruppen aufgenommen werden. Gegen sektiererische Selbstversunkenheit müssen die revolutionären Arbeitermarxisten aktiv an der Arbeit der Gewerkschaften, der Erziehungseinrichtungen, der Congress Socialist Party und generell aller Massenorganisationen teilnehmen. Überall bleiben sie der extrem linke Flügel, überall geben sie Beispiele der Tatkraft, überall erklären sie in geduldiger und kameradschaftlicher Art ihr Programm den Arbeitern, Bauern und revolutionären Intellektuellen. Noch bevorstehende Ereignisse werden den indischen Bolschewiki-Leninisten zu Hilfe kommen und den Massen die Richtigkeit ihres Weges enthüllen. Die Partei wird rasch wachsen und im Feuer gehärtet werden. Erlaubt mir, meiner festen Hoffnung Ausdruck zu geben, dass sich der revolutionäre Kampf für die Befreiung Indiens unter dem Banner der IV. Internationale entfalten wird.

Mit den wärmsten kameradschaftlichen Grüßen

Coyoacan, 25. Juli 1939


Leo Trotzki

1Der Rest des Textes fehlt in „Denkzettel“, die Übersetzung folgt jetzt dem anderen Text

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