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Leo Trotzki 19400807 Amerikanische Probleme

Leo Trotzki: Amerikanische Probleme

[eigene Übersetzung nach Writings of Leon Trotsky (1939-40). New York ²1973, S. 331-342, hier S. 331-338]

Frage 1: Was sollte jetzt die Rolle von wehrpflichtigen Revolutionären in den Vereinigten Staaten sein?

(a) sollten sie sich der Einziehung entziehen?

(b) in welchem Umfang sollte die Partei versuchen, Kader zu bewahren?

(c) Sollte die Partei ihre größte Stärke auf die militärischen oder industriellen Bereiche des Landes konzentrieren?

(d) Was sind die alternativen Rollen von Revolutionärinnen in diesem Krieg?

Trotzki: Wenn er wehrpflichtig ist, soll er sich einziehen lassen. Ich denke nicht, dass er sich der Einziehung entziehen sollte – er muss mit seiner Generation gehen und an ihrem Leben teilnehmen. Sollte die Partei versuchen, ihr Kader zu bewahren, indem sie sie vor der Armee bewahrt? Das bedeutet, sie in einem sehr schlechten Sinn zu bewahren. Wenn der beste Teil der Bevölkerung mobilisiert ist, dann müssen unsere Kader bei ihnen sein.

Sollte die Partei ihre größte Stärke auf die militärische oder industrielle Organisation konzentrieren? Dies hängt vom Ausmaß der Militarisierung und Mobilisierung ab. Wenn der größere Teil der Bevölkerung militarisiert ist, dann wäre auch der größere Teil unserer Partei in der Armee.

Zu den Frauen – soweit Frauen in vielen Industriezweigen und Bereichen sozialer Arbeit Männer ersetzen werden, werden auch unsere Genossinnen die Rolle ihrer Generation spielen.

Wir sollten verstehen, dass das Leben dieser Gesellschaft, Politik, alles, auf Krieg beruhen wird, folglich muss auch das revolutionäre Programm auf Krieg beruhen. Wir können der Tatsache des Krieges nicht mit Wunschdenken entgegentreten; mit frommem Pazifismus. Wir müssen uns in die Arena stellen, die von dieser Gesellschaft geschaffen wird. Die Arena ist schrecklich – es ist Krieg – aber soweit wir schwach und unfähig sind, das Schicksals der Gesellschaft in unsere Hände zu nehmen; soweit die herrschende Klasse stark genug ist, uns diesen Krieg aufzuerlegen, sind wir verpflichtet, diese Grundlage für unsere Tätigkeit zu akzeptieren.

Ich las in einem kurzen Bericht über eine Diskussion, die Shachtman mit einem Professor in Michigan hatte, und Shachtman formulierte diese Idee: „Wir sollten ein Programm für Frieden, nicht für Krieg haben; für die Massen, nicht für Mord“ usw. Was heißt das? Wenn wir nicht Frieden haben, können wir kein Programm für Frieden haben. Wenn wir Krieg haben, müssen wir ein Programm für Krieg haben, und die Bourgeoisie muss einfach den Krieg organisieren. Weder Roosevelt noch Wilkie haben Entscheidungsfreiheit; sie müssen den Krieg vorbereiten, und wenn sie ihn vorbereitet haben, werden sie ihn führen. Sie werden sagen, dass sie nicht anders können, wegen der Gefahr Hitlers etc., der Gefahr Japans etc. Es gibt nur einen Weg den Krieg zu vermeiden – das ist der Sturz dieser Gesellschaft. Jedoch sind wir für diese Aufgabe zu schwach, der Krieg ist unvermeidlich. Die Frage ist dann für uns nicht dieselbe wie im bürgerlichen Salon – „Schreiben wir einen Artikel über Frieden“ usw., der für Publikationen wie „The Nation“ verwendbar ist. Unsere Leute müssen es ernsthaft betrachten; wir müssen sagen: der Krieg ist unvermeidlich, also lassen Sie uns ein organisiertes Arbeiterprogramm für den Krieg haben. Die Einberufung der Jugend ist ein Teil des Krieges und wird Teil des Programms.

Es ist fraglich, ob die USA diesmal eine Expeditionsstreitmacht schicken werden. Ich habe den Eindruck, dass sie nicht dazu neigen, für ein paar Jahre eine Armee nach Europa oder irgendwohin sonst zu schicken, weil man so eine Armee nicht über Nacht schaffen kann in einem Land, wo man keine militärische Tradition wie zum Beispiel in Deutschland hat, wo sie seit Jahrhunderten eine Tradition des preußischen Militarismus haben.

Jetzt möchten die Kapitalisten diese gewaltige Millionenarmee schaffen, Offiziere schaffen, einen neuen militärischen Geist schaffen und haben mit vollem Erfolg angefangen, die öffentliche Meinung der Nation zum Militarismus hin zu verändern. Zu der Zeit, als Roosevelt seine Wahlkampf-Auftaktrede machte, gab es einen Ausbruch der öffentlichen Meinung für Isolationismus, aber jetzt gehört dieses ganze Gefühl der Vergangenheit an – der Kindheit der Nation – trotz der Tatsache, dass es nur vor ein paar Monaten stattfand.

Jetzt ist das nationale Gefühl für eine gewaltige Armee, Marine und Luftwaffe. Dies ist eine psychologische Atmosphäre für die Schaffung einer Militärmaschine und Sie werden sehen, dass es täglich und wöchentlich stärker wird. Sie werden Militärschulen usw. haben und eine Verpreußung der Vereinigten Staaten wird stattfinden. Die Söhne der bürgerlichen Familien werden erfüllt mit preußischen Gefühlen und Idealen werden und ihre Eltern werden stolz werden, dass ihre Söhne wie preußische Leutnants aussehen. In gewissem Umfang wird das auch für die Arbeiter zutreffen.

Deshalb müssen wir versuchen, die Arbeiter von den anderen durch ein Ausbildungsprogramm, Arbeiterschulen, Arbeiteroffiziere etc. zu trennen. Wir können der Militarisierung nicht entkommen, aber innerhalb der Maschine können wir die Klassenlinie einhalten. Die amerikanischen Arbeiter möchten nicht von Hitler erobert werden, und zu denen, die sagen, „lasst uns ein Friedensprogramm haben“, werden die Arbeiter antworten: „aber Hitler will kein Friedensprogramm." Folglich sagen wir: wir werden die Vereinigten Staaten verteidigen mit einer Arbeiterarmee, mit Arbeiteroffizieren und mit einer Arbeiterregierung etc. Wenn wir nicht Pazifisten sind, die auf eine bessere Zukunft warten, wenn wir aktive Revolutionäre sind, ist es unser Job, in die ganze Militärmaschine einzudringen. Natürlich werden sie vielleicht aus dieser Armee morgen ein Korps auswählen, um es auf irgend ein Schlachtfeld zu schicken, und dieses Korps wird zweifellos vernichtet werden, aber Krieg ist ein riskantes Geschäft und wir können keine Medizin gegen diese Risiken erfinden.

Natürlich kann die Partei gewisse Ausnahmen machen bei jenen Männern, die für gewisse Arbeiten notwendig sind, aber dies betrifft nur individuelle Ausnahmen, und hier diskutieren wir die Regel. Darüber hinaus sollten unsere Genossen die besten Soldaten und die besten Offiziere sein und zur gleichen Zeit die besten Klassenkämpfer sein. Sie sollten in den Arbeitern ein Misstrauen gegen die alten Traditionen, die Militärpläne der Bourgeoisklasse und -offiziere hervorrufen, und sollten auf der Notwendigkeit der Ausbildung von Arbeiteroffizieren bestehen, die dem Proletariat gegenüber völlig loyal sein werden. In dieser Epoche wird jede große nationale oder internationale Frage mit Waffen gelöst werden – nicht mit friedlichen Mitteln. Es hängt nicht von meinem Willen oder eurem Willen ab, sondern wird durch die Widersprüche der Gesellschaft verursacht, die uns dieses Problem gestellt hat und aus der wir nicht entkommen können. Deshalb ist es die Pflicht aller Arbeiter und Revolutionäre, zu lernen, wie man Waffen geschickt bedient.

Zu den Verlusten in den Gewerkschaften: Wenn wir eine große Mobilisierung haben, dann werden die Gewerkschaften unmittelbar die besten Elemente verlieren und nur die älteren Leute werden bleiben. Diese Leute werden wahrscheinlich nicht so beharrlich sein. Auf der anderen Seite wird sich die jüngere Generation zum ersten Mal bewaffnet erleben – durch den Staat selbst! Es ist völlig richtig, dass wir in der ersten Periode eine Explosion von chauvinistischem Patriotismus haben werden, und dass wir noch isolierter als jetzt sein werden, und dass diese Tätigkeitsperiode unausweichlich durch Unterdrückungen beschränkt sein wird, aber wir müssen uns der Lage anpassen. Deshalb wäre es doppelt dumm, heute eine lediglich abstrakte pazifistische Position darzustellen; das Gefühl, das die Massen haben, ist, dass es notwendig ist, sich zu verteidigen. Wir müssen sagen: „Roosevelt (oder Wilkie) sagt, dass es notwendig ist, das Land zu verteidigen: gut, nur muss es unser Land sein, nicht das der 60 Familien und ihrer Wall Street. Die Armee muss unter unserem eigenen Kommando sein; wir müssen unsere eigenen Offiziere haben, die uns gegenüber loyal sind.“ Auf diese Weise können wir einen Zugang zu den Massen finden, der sie nicht von uns weg stoßen wird, und so einen zweiten Schritt vorbereiten wird – einen revolutionäreren.

Wir müssen das Beispiel Frankreich ausschlachten. Wir müssen sagen: „Ich warne euch, Arbeiter, dass sie (die Bourgeoisie) euch verraten werden! Seht euch Petain an, der ein Freund von Hitler ist. Soll das gleiche in unserem Land passieren? Wir müssen unsere eigene Maschine unter Arbeiterkontrolle schaffen.“ Wir müssen vorsichtig sein, dass wir uns nicht mit den Chauvinisten identifizieren, auch nicht mit dem verwirrten Gefühl der Selbsterhaltung, aber wir müssen ihre Gefühle verstehen und uns kritisch an diese Gefühle anpassen und die Massen auf ein besseres Verständnis der Lage vorbereiten, sonst werden wir eine Sekte bleiben, von denen die pazifistische Variante die jämmerlichste ist.

Wir müssen auch sagen, dass der Krieg eine Tendenz zur Diktatur hat. Der Krieg entwickelt eine Zentralisierung, und während des Krieges kann die bürgerliche Klasse den Arbeitern keine neuen Zugeständnisse erlauben. Die Gewerkschaften werden daher eine Art Rotes Kreuz für die Arbeiter werden, eine Art philanthropischer Einrichtung. Die Bosse selbst werden unter der Kontrolle des Staates sein, alles wird der Armee geopfert werden, und der Gewerkschaftseinfluss wird Null werden. Und wir müssen darüber jetzt sagen: "Wenn ihr euch nicht auf eine militärische Basis der Arbeiter stellt mit Arbeiterschulen, Arbeiteroffizieren etc. und auf der militärischen Basis alten Stils in den Krieg geht, werdet ihr dem Untergang geweiht sein.“ Und dies wird auf seine eigene Weise die Gewerkschaften selbst bewahren.

Selbst wenn die Vereinigten Staaten Armeen ins Ausland schicken, nach Europa und Asien und die Todesziffern erwartungsgemäß hoch sein werden, können wir keine Ausnahmen für unsere Genossen machen, weil wir das Tempo der revolutionären Entwicklung in Europa und Asien nicht vorhersehen können, und vielleicht wird die amerikanische Armee in so ein Land während dem Beginn einer Revolution gehen. In diesem Fall können sogar zwei oder drei unserer Männer eine gewaltige Rolle während solch einer Periode spielen. Sie können versuchen, die amerikanische Armee gegen solch eine Revolution zu verwenden, und in diesem Fall kann selbst ein einziger mutiger Mann das Regiment in eine andere Richtung kehren. Dies kann nicht vorhergesehen werden – es gibt zu viele Unbekannte; aber deshalb müssen wir sagen, dass wir alle mit unserer Klasse gehen müssen.

Ich glaube nicht, dass ein Revolutionär in der ersten kritischen Periode beiseite bleiben kann – sagen wir, für ein Jahr oder so – und dann mit Stock und Hut kommen und sagen: „Jetzt, Genossen, fangen wir die Revolution an!“ Entschuldigt, dass ich es karikiere. Aber wenn er in der Armee ist und den anderen von den Gefahren in den bürgerlichen Institutionen erzählt und ihnen rät, ein Arbeiterprogramm für den Krieg zu schaffen, trotz aller chauvinistischen Angriffe auf ihn, selbst wenn sie sich von ihm abwenden, werden sie später sagen: „Erinnert euch, er hat es uns gesagt.“ Und er wird eine Autorität. Das wiederholt sich in jedem Krieg, und nicht nur in Kriegen, sondern auch in Streiks und Gewerkschaftsbewegungen. Sie müssen sich nur daran erinnern: „Dieser Mensch warnte uns und wir wiesen ihn ab.“ Dann wird er ihr Führer, ein Held.

Wenn die Führer nur versuchen, sich zu konservieren, werden sie genau Konserven – getrocknete Konserven. Wenn sie in die Bewegung eintreten, geben sie fünf, zehn, zwanzig anderen Anstöße. Es ist wichtiger, unsere Kader zu vervielfachen als sie zu konservieren, und sie können verhundertfacht werden. Unsere Kader brauchen Schulung und Erfahrung in Massenbewegungen und wie können sie das außerhalb der lebendigen Massen bekommen? Nein, es ist nicht möglich, aus der eigenen Epoche herauszuspringen. Darüber hinaus müssten wir Abkommen mit dem Generalstab treffen, und ich bin sicher, dass sie der Idee des Ausbüchsens nicht zustimmen werden!


Frage 2: Wie wird die Rückständigkeit der Arbeiterklasse der Vereinigten Staaten das Wachstum des Faschismus fördern oder verlangsamen?

(a) Was sind die Möglichkeiten, dass eine Kriegsdiktatur eine ausgewachsene faschistische Diktatur wird?

Trotzki: Die Rückständigkeit der Arbeiterklasse der Vereinigten Staaten ist nur ein relativer Ausdruck. Unter vielen sehr wichtigen Gesichtspunkten ist sie die fortgeschrittenste Arbeiterklasse der Welt: technisch und im Lebensstandard.

Wir können jetzt eine Änderung in der wirtschaftlichen Lage der Vereinigten Staaten erwarten – eine sehr drastische Änderung – und dann, wenn der Krieg kommt, das Elend, das ihm folgen wird. Selbst jetzt, unter dem Programm der Militarisierung, wenn Millionen und Abermillionen in die Kriegsmaschine geschmissen werden, wird die schnelle Senkung des Lebensstandards der Arbeiterklasse eine sehr schnelle Änderung im Bewusstsein der amerikanischen Arbeiter erzeugen.

Die amerikanischen Arbeiter sind sehr kämpferisch – wie wir während der Streiks gesehen haben. Sie hatten die rebellischsten Streiks in der Welt. Was den amerikanischen Arbeitern fehlt, ist ein Geist der Verallgemeinerung oder Analyse seiner Klassenstellung in der Gesellschaft insgesamt. Dieser Mangel an gesellschaftlichem Denken hat seinen Ursprung in der ganzen Geschichte des Landes – der ferne Westen mit der Perspektive von unbegrenzten Möglichkeiten für jeden, reich zu werden etc. Jetzt ist all dies vorbei, aber das Denken bleibt in der Vergangenheit. Idealisten denken, dass die menschliche Mentalität fortschrittlich sei, aber in Wirklichkeit ist sie das konservativste Element der Gesellschaft. Ihre Technik ist fortschrittlich, aber die Mentalität der Arbeiter hinkt weit hinterher. Ihre Rückständigkeit besteht in ihrer Unfähigkeit, ihr Problem zu verallgemeinern; sie betrachten alles auf einer persönlichen Grundlage. Jetzt wird der Krieg den amerikanischen Arbeiter gesellschaftliches Denken beibringen. Die Wirtschaftskrise hat schon begonnen und in der CIO sehen wir die erste Reaktion der Arbeiter – verwirrt, aber wichtig. Sie beginnen, sich als Klasse zu fühlen; sie sehen zehn bis vierzehn Millionen Arbeitslose etc. Jetzt wird der Krieg sie weiter gesellschaftliches Denken lehren, und das heißt revolutionäres Denken.

Zum Faschismus. In allen Ländern, wo der Faschismus siegreich wurde, hatten wir vor dem Wachstum des Faschismus und seinem Sieg eine Welle der Radikalisierung der Massen; der Arbeiter und ärmeren Bauern und Farmer und des Kleinbürgertums. In Italien hatten wir nach dem Krieg und vor 1922 eine revolutionäre Welle von gewaltigen Ausmaßen; Der Staat war gelähmt, die Polizei war nicht vorhanden, die Gewerkschaften konnten alles machen, was sie wollten – aber es gab keine Partei, die fähig war, die Macht zu übernehmen. Als Reaktion kam der Faschismus.

Das gleiche in Deutschland. Wir hatten eine revolutionäre Lage 1918; die bürgerliche Klasse bat nicht einmal um Teilhabe an der Macht. Die Sozialdemokraten lähmten die Revolution. Dann versuchten es die Arbeiter 1922-23-24 wieder. Dies war die Zeit des Bankrotts der Kommunistischen Partei – auf alles sind wir schon eingegangen. Dann begannen 1929-30-31 die deutschen Arbeiter wieder eine neue revolutionäre Welle. Die Kommunisten und die Gewerkschaften hatten eine gewaltige Macht, aber dann kam die berühmte Politik des Sozialfaschismus, eine Politik, die zur Lähmung der Arbeiterklasse erfunden war. Erst nach diesen drei gewaltigen Wellen wurde der Faschismus eine große Bewegung. Es gibt keine Ausnahmen von dieser Regel – der Faschismus kommt nur, wenn die Arbeiterklasse völlige Unfähigkeit gezeigt hat, das Schicksal der Gesellschaft in ihre eigene Hand zu legen. In den Vereinigten Staaten werden Sie das selbe haben.

Es gibt schon faschistische Elemente und sie haben natürlich die Beispiele von Italien und Deutschland. Sie werden daher in einem schnelleren Tempo arbeiten. Aber Sie habeb auch die Beispiele anderer Länder. Die nächsten geschichtlichen Wellen in den Vereinigten Staaten werden Wellen des Radikalismus der Massen und nicht des Faschismus sein. Natürlich kann der Krieg die Radikalisierung für eine Weile behindern, aber dann wird er der Radikalisierung ein größeres Tempo und Schwung geben. Der Krieg kann Entwicklungen nicht organisch verändern, sondern sie nur für eine Weile verlangsamen – und ihnen dann einen Stoß geben. Wie wir vorher gesagt haben, ist Krieg nur die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. In diesem Sinn bin ich sicher, dass Sie viele Möglichkeiten haben werden, die Macht in den Vereinigten Staaten zu gewinnen, bevor die Faschisten eine vorherrschende Kraft werden können.

Wir dürfen nicht Kriegsdiktatur – die Diktatur der Militärmaschine, des Stabes, des Finanzkapitals – mit der faschistischen Diktatur gleichsetzen. Für letzteres ist erst ein Gefühl der Verzweiflung großer Volksmassen notwendig. Wenn die revolutionären Parteien sie verraten, wenn die Vorhut der Arbeiter ihre Unfähigkeit zeigt, das Volk zum Sieg zu führen – dann können die Farmer, die kleinen Geschäftsleute, die Arbeitslosen, die Soldaten etc. fähig werden, eine faschistische Bewegung zu schaffen, aber nur dann.

Eine Militärdiktatur ist eine rein bürokratische Institution, verstärkt durch die Militärmaschine und gestützt auf die Desorientierung des Volkes und seine Unterwerfung unter sie. Aber manchmal können sich ihre Gefühle ändern und sie können rebellisch gegen die Militärdiktatur werden.

Ja, das Gefühl gegen Einberufung in den Vereinigten Staaten könnte möglicherweise ein Ausgangspunkt für solch eine Rebellischkeit werden. Hier ist unsere Gelegenheit, den Arbeitern zu zeigen, wie die bürgerliche Klasse ihre Probleme löst, und wir könnten sagen: „Ihr seht, sie wollen euch jetzt einen preußischen Militarismus aufzwingen, ohne Rücksicht auf Arbeiterleben.“ Wir könnten möglicherweise die Wahl von Offizieren fordern – und das kann eine sehr gute Losung werden. „Durch die Soldaten selbst gewählte Offiziere.“

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