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Leo Trotzki 19390311 Brief an Frank Glass

Leo Trotzki: Brief an Frank Glass

[Nach Schriften 2.2, Hamburg 1990, S. 934 f., dort mit Fußnoten]

Lieber Freund,

Ihren Brief aus Shanghai vom 19. Januar und die Erklärung aus Sichuan habe ich mit dem größten Interesse gelesen. Endlich haben wir nun die Informationen, die uns bisher gefehlt haben. Ich bin sehr froh, dass unser alter Freund [Chen Duxiu] politisch ein Freund geblieben ist, trotz einiger möglicher Meinungsverschiedenheiten, die ich im Augenblick nicht mit der gebotenen Genauigkeit einschätzen kann.

Es ist für mich natürlich sehr schwierig, mir eine feste Meinung über die Politik unserer Genossen oder über das Ausmaß ihres Ultralinkstums zu bilden und damit auch über die Berechtigung der scharfen Verurteilung durch unseren alten Freund. Seine Erklärung scheint mir jedoch im Wesentlichen korrekt, und ich hoffe, dass auf dieser Basis eine dauerhafte Zusammenarbeit möglich sein wird.

Ich glaube noch immer, es wäre das beste für ihn, für eine Weile in die Staaten zu gehen. Glauben Sie nicht, dass dies auch ohne Zustimmung der staatlichen Behörden möglich wäre?

Ich kann seine Zuversicht, dass ihm jetzt keine Gefahr drohe, nicht teilen. Ja, für eine gewisse Zeit sind unsere chinesischen Genossen noch in geringem Maße durch ihre eigene Schwäche geschützt. Im internationalen Maßstab werden wir jedoch immer stärker. Unsere Partei beginnt in den Staaten eine ernstzunehmende Rolle zu spielen. Das ist für die Stalinisten eine furchtbare Warnung, und sie werden versuchen, einer ähnlichen Gefahr in den anderen Ländern zuvorzukommen. Und sie werden mit den prominentesten Gestalten unserer Bewegung anfangen.

Mit herzlichsten Grüßen und guten Wünschen

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