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Leo Trotzki 19360719 Brief an Harold Isaacs

Leo Trotzki: Brief an Harold Isaacs

[Nach Schriften 2.2, Hamburg 1990, S. 827 f.]

Lieber Genosse Isaacs,

ich stehe jederzeit bereit, das Vorwort zu Ihrem Buch über die chinesische Revolution zu schreiben. Ich hoffe sogar, Ihnen etwas recht Ausführliches zu liefern, das nicht so sehr auf die Geschichte als vielmehr auf die politische Aktualität Bezug nimmt: Ich werde zu zeigen versuchen, dass es sich bei der derzeitigen »Volksfront«-Politik in Frankreich und anderswo um eine Neuauflage der Bündnispolitik gegenüber der Guomindang während der chinesischen Revolution und insofern auch um eine Fortsetzung der menschewistischen Politik in der russischen Revolution von 1917 handelt. Ich werde mich bemühen, das Vorwort in einem sehr klaren und einfachen Stil zu halten, der einem breiteren Publikum verständlich ist. Ein derartiges Vorwort kann natürlich erst dann geschrieben werden, wenn die Veröffentlichung des Buches unmittelbar bevorsteht. Ich kann z. B. nicht gut die Regierung Blum als herrschendes Regime kritisieren, wenn die Regierung Blum bei Erscheinen des Buchs und des Vorworts schon längst dem Schattenreich angehört. Das müssen Sie Ihrem potentiellen Verleger erklären. Sowie ich von Ihnen oder Ihrem Verleger ein Telegramm – »Vorwort dringend benötigt« – erhalte, werde ich es innerhalb von zwei Wochen nach Eingang des Telegramms liefern; allerdings keinesfalls vor Anfang September, da ich mir im August einige Wochen Ruhe gönnen muss. Was den Umfang des Vorworts angeht, denke ich, dass es an die sechzehn Seiten lang werden wird.

Meine herzlichsten Grüße an Sie und Ihre Frau, auch von Natalja Iwanowna.

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