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Leo Trotzki 19260927 Die Kommunistische Partei Chinas und die Guomindang

Leo Trotzki: Die Kommunistische Partei Chinas und die Guomindang

[Nach Schriften 2.1, Hamburg 1990, S. 103-112, dort mit umfangreichen Fußnoten]

Fakten und Dokumente aus dem politischen Leben Chinas in jüngster Zeit geben eine eindeutige Antwort auf die Frage nach den weiteren Beziehungen zwischen der KP und der Guomindang. Bereits 1925 ist der revolutionäre Kampf in China in eine neue Phase eingetreten, die vor allem durch das aktive Eingreifen breiter proletarischer Massen, durch Streiks und den Aufbau von Gewerkschaften gekennzeichnet ist. Zweifellos werden in steigendem Maße auch die Bauern in die Bewegung einbezogen. Gleichzeitig aber spalten sich die Handelsbourgeoisie und die mit ihr verbundenen Elemente der Intelligenz nach rechts ab und nehmen eine feindselige Haltung gegenüber den Streiks, den Kommunisten und der UdSSR ein.

Es ist ganz klar, dass sich angesichts dieser fundamentalen Tatsachen die Frage einer Überprüfung der Beziehungen zwischen KP und Guomindang ergeben muss. Der Versuch, diese Überprüfung mit dem Hinweis darauf abzuwenden, dass die nationale Unterdrückung und das koloniale Joch in China angeblich die ständige Mitarbeit der KP in der Guomindang verlange, hält keiner Kritik stand. Einst haben die europäischen Opportunisten von uns verlangt, wir, die damaligen Sozialdemokraten, sollten nicht nur mit den Sozialrevolutionären, sondern auch mit den »Oswoboschdenzy« in ein und derselben Organisation bleiben, und begründeten das damit, dass wir alle gegen den Zarismus kämpften. Andererseits wird jedoch noch nicht einmal in Bezug auf Britisch- oder Holländisch-Indien die Frage nach dem Beitritt der KP zu den nationalrevolutionären Organisationen erhoben. Was China betrifft, so ist das Problem der Beziehungen zwischen KP und Guomindang in den verschiedenen Perioden der revolutionären Bewegung jeweils unterschiedlich zu lösen. Kriterium für uns ist nicht das konstante Faktum der nationalen Unterjochung, sondern der sich wandelnde Verlauf des Klassenkampfes sowohl innerhalb der chinesischen Gesellschaft als auch dort, wo die chinesischen Klassen und Parteien mit dem ausländischen Imperialismus zusammenstoßen.

Der Linkstrend der chinesischen Arbeitermassen steht genauso eindeutig fest wie der Rechtsruck der chinesischen Bourgeoisie. Weil die Guomindang auf dem politischen und organisatorischen Bündnis der Bourgeoisie mit den Arbeitern beruht, muss sie jetzt von den zentrifugalen Tendenzen des Klassenkampfes zerrissen werden. Politische Beschwörungen oder schlaue taktische Mittel gegen diese Tendenzen gibt es nicht und kann es auch gar nicht geben.

Die Mitarbeit der KP in der Guomindang war so lange vollkommen richtig, wie die KP eine Propagandagesellschaft war, die sich auf ihre künftigen selbständigen politischen Aktivitäten erst vorbereitete, zugleich aber am laufenden nationalen Befreiungskampf teilnehmen wollte. In den letzten zwei Jahren kam es zu einer machtvollen Streikbewegung bei den chinesischen Arbeitern. Laut Rechenschaftsbericht der KP erfassten die Gewerkschaften in dieser Zeit 1.200.000 Arbeiter. Allerdings sind Übertreibungen in solchen Fragen unvermeidlich. Außerdem wissen wir, wie instabil junge Gewerkschaftsorganisationen in Zeiten ständiger Zu- und Abgänge sind. Doch lässt sich die Tatsache des machtvollen Erwachens des chinesischen Proletariats, seines Strebens, zu kämpfen und sich als selbständige Klasse zu organisieren, nicht bestreiten.

Damit steht die KP jetzt vor der Aufgabe, von jener Vorstufe, auf der sie sich befunden hat, auf eine höhere Stufe überzugehen. Als nächste politische Aufgabe muss sie jetzt um die direkte selbständige Führung der erwachenden Arbeiterklasse kämpfen, und zwar nicht etwa, um sie aus dem nationalrevolutionären Kampf herauszuführen, sondern um ihr die Rolle sowohl des entschiedensten Kämpfers als auch des politischen Führers (Hegemonen) im Kampf der chinesischen Volksmassen zu sichern.

Die Befürworter eines weiteren Verbleibs der KP in der Guomindang sagen: »In der Guomindang überwiegt das Kleinbürgertum. Das ermöglicht es uns auf längere Sicht, auf der Grundlage unserer eigenen Politik in dieser Partei mitzuarbeiten.« Dieses Argument ist im Kern unhaltbar. Das Kleinbürgertum, wie zahlreich es auch sein mag, kann nicht die Grundlinien der revolutionären Politik bestimmen. Die Verschärfung der Klassengegensätze durch den politischen Kampf, die schroffen Gegensätze zwischen Bourgeoisie und Proletariat bedeuten, dass beide um Einfluss auf das Kleinbürgertum kämpfen und dass das Kleinbürgertum hin und her schwankt zwischen den Kaufleuten einerseits und den Arbeitern und Kommunisten andererseits. Der Glaube, man könne das Kleinbürgertum innerhalb der Guomindang allein mit schlauen Manövern oder guten Ratschlägen gewinnen, ist eine hoffnungslose Utopie. Die KP kann um so besser direkten und indirekten Einfluss auf die kleinbürgerlichen Elemente in der Stadt und auf dem Land ausüben, je stärker sie selbst ist, d.h. je mehr sie die chinesische Arbeiterklasse gewinnt. Doch das ist nur auf der Basis einer selbständigen Klassenpartei und einer Klassenpolitik möglich.

Wir haben das oben angeführte Argument zugunsten eines weiteren Verbleibs der KP in der Guomindang der Resolution des ZK-Plenums der chinesischen KP vom 14. Juli 1926 entnommen. Diese Resolution wie auch andere Dokumente des Plenums zeugen von der extremen Widersprüchlichkeit der Politik der chinesischen KP und den daraus sich ergebenden Gefahren. Die Dokumente des Juliplenums des chinesischen ZK machen durchweg deutlich, dass »im vergangenen Jahr beide Pole – Bourgeoisie und Proletariat – sich ihrer gesellschaftlichen Lage und ihrer Interessen deutlicher bewusst geworden sind« (aus derselben Resolution). Die Resolutionen, Dokumente und Berichte konstatieren zunächst das Anwachsen der Guomindang-Rechten, dann den Rechtsruck des Guomindang-Zentrums, weiter das Schwanken und die Spaltung in der Guomindang-Linken, und all das verbunden mit Druck auf die Kommunisten. Die letzteren geben innerhalb der Guomindang eine Position nach der anderen auf. Ihre Zugeständnisse sind, wie wir noch sehen werden, sowohl organisatorischer als auch prinzipieller Natur. So sind sie damit einverstanden, dass die Kommunisten in den führenden Organen der Guomindang zahlenmäßig nicht mehr als ein Drittel ausmachen. Sie sind sogar damit einverstanden, einer Deklaration zuzustimmen, in der die Lehre von Sun Yatsen für unantastbar erklärt wird. Doch wie das immer ist – jedes weitere Zugeständnis führt nur zu neuem Druck der Guomindang auf die Kommunisten. Wie schon gesagt: all diese Prozesse sind wegen der wachsenden Klassengegensätze unvermeidlich. Und doch hat das Plenum des ZK die Ansicht jener chinesischen Kommunisten verworfen, die den Austritt aus der Guomindang vorschlagen. In der Resolution heißt es:

»Vollkommen falsch und die Perspektiven des Befreiungskampfes, wie er sich in China entwickelt, verzerrend ist die Ansicht einiger Genossen, die glauben, die KP könne jetzt allein, nach einem organisatorischen Bruch mit der Guomindang, d. h. nach der Zerstörung des Bündnisses mit dem städtischen Handels- und Handwerker-Bürgertum, der revolutionären Intelligenz und zum Teil mit der Regierung das Proletariat und danach auch die anderen unterdrückten Massen zur Vollendung der bürgerlich-demokratischen Revolution führen.«

Diese Argumentation scheint uns jedoch vollkommen unhaltbar. Ob die chinesische KP in Zukunft in der Lage sein wird, als selbständige und entscheidende Kraft das Proletariat und die Bauern zur Befreiung und Einigung des Landes zu führen, das kann zur Zeit noch niemand vorhersagen. Der weitere Verlauf des revolutionären Kampfes in China hängt von viel zu vielen internen und internationalen Faktoren ab. Ebenso gut kann es geschehen, dass der Kampf der KP um Einfluss auf das Proletariat und für seine Hegemonie in der nationalrevolutionären Bewegung in nächster Zeit nicht zum Sieg führt. Doch ist das keineswegs ein Argument gegen eine selbständige Klassenpolitik, die ohne selbständige Klassenorganisation undenkbar ist. Letztlich stimmt es nicht, dass der Austritt aus der Guomindang den Bruch des Bündnisses mit dem Kleinbürgertum bedeutet. In Wahrheit ist jenes formlose Bündnis von Proletariat und kleinbürgerlichen, kaufmännischen und anderen Elementen, das die Guomindang repräsentiert, schon jetzt nicht mehr möglich. Die Klassendifferenzierung hat sich auf das Gebiet der Politik verlagert. Von nun an kann ein Bündnis zwischen Proletariat und Kleinbürgertum nur auf bestimmten, klar umrissenen Abkommen beruhen. Die organisatorische Abgrenzung, wie sie sich notwendig aus den Klassengegensätzen ergibt, schließt jedoch einen politischen Block mit der Guomindang insgesamt oder mit ihren einzelnen Bestandteilen in der gesamten Republik oder in einzelnen Provinzen, je nach Umständen, nicht aus, sondern setzt ihn unter den gegebenen Bedingungen sogar voraus. Vor allem aber muss die Partei sich unbedingt ihre vollständige organisatorische Selbständigkeit und die Klarheit ihres politischen Programms und ihrer Taktik im Kampf um Einfluss auf die erwachenden proletarischen Massen sichern. Nur so kann ernsthaft davon gesprochen werden, auch die breiten bäuerlichen Massen Chinas in den Kampf einzubeziehen.

Welche Richtung das Denken in der chinesischen KP nimmt, wird besonders deutlich, wenn wir die treffendsten Stellen aus der vom Juliplenum des ZK herausgegebenen Deklaration der KP Chinas anführen (vom 12. Juli 1926):

»Die dringendste Forderung des chinesischen Volkes ist die Befreiung von allen diesen Leiden. Das ist kein Bolschewismus. Vielleicht könnte man sagen, es sei Bolschewismus um der Rettung unseres Volkes willen, aber nicht Bolschewismus um des Kommunismus willen.«

Weiter heißt es in dem Manifest:

»Sie (die Bourgeoisie) kann nicht verstehen, dass dieses Minimum an Klassenkampf, das sich in den Arbeiterorganisationen und in den Streiks zeigt, die Kampfbereitschaft der antiimperialistischen oder antimilitaristischen Kräfte keineswegs verringert. Außerdem versteht sie nicht, dass das Wohlergehen der chinesischen Bourgeoisie vom Erfolg ihres gemeinsamen Kampfes mit dem Proletariat gegen die Imperialisten und die Militärmachthaber abhängt, und nicht von einer Fortsetzung des Klassenkampfes durch das Proletariat.«

Zweck des Kampfes ist »die Einberufung einer Konferenz des ganzen Volkes«. Das ist die Aufgabe »der Guomindang als der Partei mit der Mission, eine nationale Revolution zu machen«. Auf den Einwand, die Militärmachthaber ließen es nicht zu, eine wirklich vom ganzen Volk getragene Nationalversammlung einzuberufen, antwortet das Manifest mit allgemeinen Phrasen von der Kontrolle durch die Parteien und von der Einheit aller Klassen. Die Forderung nach Koalitionsfreiheit und nach Versammlungsfreiheit usw. ist in den 23 Punkten der Plattform erst auf Platz 12 aufgeführt. Im abschließenden Teil der Deklaration heißt es:

»Sie (die Militärmachthaber) behaupten, unsere Plattform sei revolutionär. Mag sein, doch sie entspricht den dringendsten Lebensinteressen und Bedürfnissen aller Schichten des Volkes. Die kämpferische Einheitsfront aller Bevölkerungsklassen muss auf einer gemeinsamen Plattform basieren. Wer am Kampf teilnimmt, muss diese Forderungen standhaft verteidigen. Er muss für die allgemeinen Interessen kämpfen und nicht egoistisch die Interessen der eigenen Klasse verteidigen...«

Die Deklaration ist von Anfang bis Ende von dem Bestreben durchdrungen, die Bourgeoisie zu überzeugen, und nicht, das Proletariat zu gewinnen. Eine solche Einstellung ist die Voraussetzung für die unvermeidlichen Rückzieher vor den rechten, zentristischen und quasi-linken Führern der Guomindang. Die politische Linie, wie sie in dieser Deklaration ausgedrückt wird, hat in Wahrheit mit Marxismus nichts gemein. Das ist Sunyatsenismus, leicht eingefärbt mit marxistischer Terminologie.

Unter diesen Bedingungen ist es nicht mehr erstaunlich, dass Kommunisten es für möglich hielten, die folgende Verordnung des ZK der Guomindang anzunehmen, die auf Vorschlag von Tschiang Kaischek verkündet worden ist:

»Die Guomindang muss jedem Mitglied einer anderen Partei (d. h. der KP), das in die Guomindang eintritt, zu verstehen geben, dass der Sunyatsenismus, wie ihn Sun Yatsen geschaffen hat, die Basis der Guomindang ist, und dass es in Bezug auf Sun Yatsen und den Sunyatsenismus keinerlei Zweifel oder Kritik geben darf.«

Es liegt auf der Hand, dass bei einer solchen Einstellung die Existenz einer chinesischen KP ihren eigentlichen Sinn verliert.

Der Sunyatsenismus, eine idealistische, kleinbürgerliche Doktrin der nationalen Solidarität, konnte eine bedingt progressive Rolle spielen, solange Kommunisten auf der Basis eines informellen Bündnisses mit Studenten und progressiven Kaufleuten in einer Organisation kooperieren konnten. Die Klassendifferenzierung innerhalb der chinesischen Gesellschaft und innerhalb der Guomindang ist nicht nur irreversibel, sondern äußerst progressiv. Sie zeigt zudem, dass der Sunyatsenismus ganz der Vergangenheit angehört. Ein Verzicht der KP auf jede Kritik an dieser Doktrin, die sich in immer stärkerem Maße als eine Fessel der chinesischen Revolution erweisen wird, wäre glatter Selbstmord. Doch die Verpflichtung dazu ergibt sich aus der erzwungenen organisatorischen Lebensgemeinschaft innerhalb ein und derselben politischen Organisation, in der sich die Kommunisten freiwillig in die Lage einer Minderheit begeben, die systematisch unterdrückt wird.

Der Ausweg aus dieser höchst widersprüchlichen und völlig unannehmbaren Lage liegt nicht dort, wo ihn das letzte Plenum der chinesischen KP gesucht hat. Er besteht auch nicht darin, dass man innerhalb der Guomindang die Linke zu »repräsentieren« sucht; noch darin, dass man sie sanft und unbemerkt erzieht und anspornt; und erst recht nicht darin, dass man »sich am Aufbau einer linken Guomindang-Peripherie aus Organisationen des Kleinbürgertums beteiligt«. Alle diese Rezepte und sogar ihre Formulierung erinnern fatal an die alte menschewistische Küche. Der Ausweg aus dieser Situation besteht darin, dass man sich organisatorisch abgrenzt, um so die Voraussetzung für eine selbständige Politik zu schaffen, bei der der Blick nicht in erster Linie auf die Guomindong-Linke gerichtet ist, sondern auf die erwachenden Arbeiter. Nur dann ist ein Block mit der Guomindang oder mit Teilen von ihr nicht auf Sand gebaut. Je eher diese Wende in der Politik der chinesischen KP vollzogen wird, desto besser für die chinesische Revolution.

Zwei Schlussfolgerungen

1. Oben haben wir Kritik an den jüngsten Beschlüssen des ZK der chinesischen KP geübt. Aufgrund unserer Erfahrungen in der Vergangenheit können wir damit rechnen, dass man versuchen wird, diese Kritik als den Ausdruck unserer Feindschaft gegenüber der chinesischen Bruderpartei darzustellen. Man wird möglicherweise den einen oder anderen Satz herausreißen, um so zu beweisen, dass wir die chinesische KP für einen »Hemmschuh« der revolutionären Bewegung halten. Es lohnt sich nicht, vom Schaden zu sprechen, den eine derart niveaulose »Kritik« anrichtet. Denn die Fakten sind stärker als alle Lügen und Verleumdungen. Richtig eingeschätzte und rechtzeitig vorausgesehene Tatsachen überzeugen selbst dann, wenn die Verleumdungen in einer Vielzahl von Exemplaren verbreitet worden sind. Unsere Kritik am Führungszentrum der chinesischen KP ist von dem Bestreben diktiert, den proletarischen Revolutionären Chinas dabei zu helfen, Fehler, die sich in anderen Ländern längst als solche erwiesen haben, zu vermeiden. Die Verantwortung für die Fehler des chinesischen ZK hat zunächst die Führungsgruppe unserer eigenen Partei zu tragen. Der Verbleib in der Guomindang, dem die ganze Entwicklung zuwiderläuft, ist als angeblich höchstes Gebot des Leninismus von Moskau diktiert worden. Den chinesischen Kommunisten blieb nichts anderes übrig, als die politischen Konsequenzen zu akzeptieren, die sich aus diesem organisatorischen Gebot ergaben.

2. Die politische Linie drückt sich auch in der Organisationsform aus. Das ist auch der Grund, weshalb in organisatorischen Fragen Opportunismus durchaus möglich ist, wie uns Lenin gelehrt hat. Dieser Opportunismus kann sich je nach Umständen unterschiedlich ausprägen. Eine Form des organisatorischen Opportunismus ist die Nachtrabpolitik, d. h. das Bestreben, an Organisationsformen und -verhältnissen festzuhalten, die sich selbst überlebt und sich daher in ihr Gegenteil verwandelt haben. Organisatorische Nachtrabpolitik konnten wir in letzter Zeit an zwei Beispielen beobachten: a) im Zusammenhang mit dem Anglo-Russischen Komitee; b) in der Frage der Beziehungen zwischen KP und GMD. Im einen wie im anderen Fall klammert sich die Nachtrabpolitik an Organisationsformen, die vom Gang des Klassenkampfes bereits verworfen worden sind. Und im einen wie im anderen Falle hilft diese überlebte Organisationsform den rechten Elementen und bindet den linken Hände und Füße. Aus diesen beiden Beispielen muss man lernen.

[Nachtrag vom 30. September 1926]

Von Seiten der Komintern-Führung in China hat sich bereits, wenn auch äußerst vorsichtig, eine warnende Stimme in Bezug auf das Verhältnis von KP und Guomindang erhoben. So heißt es in dem Bericht über die Taktik der KP gegenüber der Guomindang, der nach dem Maiplenum des ZK der Guomindang eingegangen ist: »Wenn wir diese Beschlüsse verwirklichen (die Beschlüsse nämlich, die unsere organisatorische Bindung an die Guomindang definieren), dann müssen wir sie etwas weiter auslegen, d.h. zwar formal in der Guomindang bleiben, in Wirklichkeit aber möglichst eine Arbeitsteilung einführen, indem wir unsere organisatorische Bindung an die Guomindang als eine Form der Zusammenarbeit von zwei Parteien hinstellen und damit von der Form einer innerlich verschmolzenen Zusammenarbeit allmählich zu der von Bündniskontakten zwischen zwei Parteien übergehen.« So hat man also aus China den Vorschlag gemacht, ohne formale Änderung die Direktiven faktisch fallen zu lassen und die Beziehungen zwischen KP und Guomindang auf die Bahnen eines Bündnisses zweier selbständiger Parteien zu lenken. Doch diesem vom Lauf der Dinge diktierten Vorschlag wurde die Zustimmung verweigert, woraus sich dann die eindeutig falschen und ihrer Tendenz nach äußerst widersprüchlichen und gefährlichen Beschlüsse des Juliplenums des ZK der chinesischen KP ergaben.

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