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Leo Trotzki 19300900 Für eine Geschichte der zweiten chinesischen Revolution

Leo Trotzki: Für eine Geschichte der zweiten chinesischen Revolution

[Nach Schriften 2.2, Hamburg 1990, S. 697]

Das Studium der chinesischen Revolution ist für jeden Kommunisten, für jeden fortschrittlichen Arbeiter äußerst wichtig und duldet keinen Aufschub. Gegenwärtig kann in keinem Land ernsthaft vom Kampf des Proletariats um die Macht gesprochen werden, ohne dass die proletarische Avantgarde die grundlegenden Ereignisse, die Triebkräfte und die strategischen Methoden der chinesischen Revolution studiert. Man kann nicht begreifen, was der Tag ist, wenn man die Nacht nicht kennt. Man kann den Sommer nicht begreifen, wenn man den Winter nicht durchlebt hat. Ebenso wenig kann man heute den Sinn der Methoden des Oktoberumsturzes begreifen, wenn man nicht die Methoden der chinesischen Katastrophe studiert hat. Die Geschichte der chinesischen Revolution ist inzwischen für die Komintern zu einem verbotenen Thema geworden. Es existiert kein einziges Buch, das eine Bilanz der großen Erfahrungen aus den Kämpfen und Niederlagen der Jahre 1925-1927 zieht. Die Führung der Komintern hat ein solches Buch nicht geschrieben, wird es nicht schreiben und kann es nicht schreiben – aus dem gleichen Grunde, aus dem das römische Konklave keine wissenschaftliche Geschichte der Heiligen Inquisition schreiben wird: Man kann weder verlangen noch erwarten, dass irgendeine Institution die Geschichte der eigenen Verbrechen schreibt.

Eine Aufarbeitung der Geschichte der zweiten chinesischen Revolution (1925-1927) kann nur die linke kommunistische Opposition leisten. Der erste Platz gebührt hier natürlich unseren chinesischen Genossen. Wir meinen, dass diese Frage auf die Tagesordnung einer internationalen Konferenz der Linken Opposition (der Bolschewiki-Leninisten) gesetzt werden muss.

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