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Leo Trotzki 19310921 An die spanische Zeitung „El Soviet"

Leo Trotzki: An die spanische Zeitung „El Soviet"

[Nach Internationales Bulletin der Komunistischen Linksopposition, Nr. 12, November 1931, S. 1 f. Im Sammelband ,Revolution und Bürgerkrieg in Spanien' ist der 29, September als Datum angegeben]

Liebe Freunde,

Ihr beginnt mir der Ausgabe einer Wochenzeitung: das bedeutet einen ernsten Schritt vorwärts. Hoffen wir, dass die anderen rasch danach folgen werden.

Wie in der ganzen Welt haben sich in Spanien drei Fraktionen aus der kommunistischen Bewegung entwickelt: eine rechte, eine zentristische und eine linke. Die rechte Fraktion stellt die Verbindung des Kommunismus mit der Sozialdemokratie, dem Syndikalismus,dem Trade-Unionismus dar, je nach den nationalen Verhältnissen. In Spanien, wie in anderen Ländern liegt die offizielle Repräsentation der Komintern in den Händen der Zentristen, d.h. von Leuten, die zwischen dem revolutionären Marxismus und verschiedenen Schattierungen des kommunistischen Opportunismus schwanken. Die Macht des Zentrismus in der Komintern hält sich, weil er sich auf die Staatsmacht in der USSR. stutzt. In dieser aktuellen Situation ist der kommunistische Zentrismus nicht nur eine ideologische Richtung, nicht nur eine Fraktion, sondern auch ein mächtiger bürokratischer Staatsapparat.

Durch eine verworrene, widerspruchsvolle Politik hat der Zentrismus nicht nur mit der Autorität – sondern auch mit den materiellen Mitteln der Komintern – in den Jahren nach Lenin grausame Zerstörungen in der Welt-Avantgarde des Proletariats verursacht und hat sehen einige Revolutionen zu Katastrophen geführt.

Durch den Fehler der zentristischen Bürokratie hat die kommunistische Partei in Spanien am Beginn der Revolution völlig versagt.

Indem sie den nationalen Sektionen eine falsche Politik aufzwingt, wird von der Stalin-Bürokratie jede Kritik unterbunden, dadurch wird die Erziehung der proletarischen Avantgarde gehemmt, und verhindert, dass sich eine starke, unabhängige, auf sich selbst gestellte Partei entwickelt. Darin liegt die Hauptgefahr, die die spanische Revolution bedroht, die sich so mächtig wer unseren Augen abspielt.

Die prinzipielle Haltung der Bolschewiki-Leninisten (Linksopposition) wird durch die gigantischen Ereignisse im Weltmaßstab bestätigt, im Besonderen durch den ganzen Ablauf der spanischen Revolution. Die offizielle span. Partei, die auf jedem Schritt durch den Gang der Revolution widerlegt wird, korrigiert ihre Fehler stückweise, indem sie sich auf unsere Kritik stützt, unsere prinzipielle Linie benutzt; denn in sich selbst ist der Zentrismus leer und steril.

Aber für die Bolschewiki-Leninisten genügt nicht eine prinzipielle, richtige Stellungnahme: man muss sie richtig auf die Tagesereignisse anwenden. Die revolutionäre Strategie braucht eine entsprechende Taktik.

Die Bedeutung der Wochenzeitung besteht darin, dass sie die spanische Opposition mit allen laufenden Ereignissen konfrontiert und sie zu einer sofortigen klaren Antwort zwingt. Mit der Schaffung einer Zeitung steigt die spanische Opposition eine Stufe höher.

Die Vereinigung des Proletariats, besonders in einer Epoche stürmischer Erschütterungen, ist nur mit einer folgerichtigen, revolutionären Politik möglich. Darin liegt Eure historische Mission, spanische Leninisten. Ihr müsst Eure Anstrengungen verdoppeln, verdreifachen, verzehnfachen. Der Ruf der Bolschewiki-Leninisten muss in allen Teilen des Landes gehört werden. Eure Aufgaben sind gewaltig. Die Revolution wartet nicht. Mögen sich die Zuspätkommenden hüten. Von ganzem Herzen wünsche ich,dass Ihr nicht zu spät kommt!

Kadiköy, 21. IX. 31.

Euer

L.Trotzki

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