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Leo Trotzki 19370914 Antworten auf einige Fragen, die spanische Lage betreffend (Gedränge Zusammenfassung)

Leo Trotzki: Antworten auf einige Fragen, die spanische Lage betreffend (Gedränge Zusammenfassung)

14. September 1937

[Veröffentlicht im Internen Internationalen Bulletin, herausgegeben vom Internationalen Sekretariat für die Vierte Internationale, Nr. 2 (Deutsche Ausgabe Nr. 1), April 1938. Nach Revolution und Bürgerkrieg in Spanien, S. 271-278]

1. Der Unterschied zwischen Negrin und Franco ist der Unterschied zwischen der verfaulten bürgerlichen Demokratie und dem Faschismus.

2. Überall wo, und immer wenn die revolutionären Arbeiter nicht stark genug sind, unmittelbar das bürgerliche Regime zu stürzen, verteidigen sie gegen den Faschismus sogar die verfaulte bürgerliche Demokratie, insbesondere aber ihre eigenen Positionen innerhalb der bürgerlichen Demokratie.

3. Die Arbeiter verteidigen die bürgerliche Demokratie jedoch nicht mit den Methoden der bürgerlichen Demokratie (Volksfront, Wahlblocks, Regierungskoalitionen usw.), sondern mit ihren eigenen Methoden, d.h. mit den Methoden des revolutionären Klassenkampfes. Darum verteidigen sie, während sie am militärischen Kampf gegen den Faschismus teilnehmen, gleichzeitig weiter ihre Rechte und Interessen gegenüber der bürgerlich-demokratischen Regierung.

4. Die bürgerliche Demokratie verfault zusammen mit dem Kapitalismus, der sie hervorbrachte. Schon die bloße Möglichkeit eines faschistischen Aufstands gegen die bürgerliche Demokratie ist ein Anzeichen dafür, dass ihre Tage gezählt sind. Daher kann die „Regenerierung" der bürgerlichen Demokratie kein Programm des Proletariats sein. Die Verteidigung der bürgerlichen Demokratie gegen den Faschismus ist nur eine taktische Episode, die unserer Grundlinie, dem Sturz der bürgerlichen Demokratie und der Errichtung der Diktatur des Proletariats, untergeordnet ist.

5. Koalition mit der Bourgeoisie unter dem Namen Volksfront, Beteiligung an der Volksfrontregierung, politische Unterstützung einer solchen Regierung, Verzicht auf unabhängige Agitation und Organisation für den revolutionären Sturz der bürgerlichen Regierung – all das kann im besten Fall nur den Todeskampf der bürgerlichen Demokratie verlängern und dem Faschismus den Sieg erleichtern. Nicht nur die Politik der Stalinisten und Sozialisten, dieser direkten Lakaien der Konterrevolution, sondern auch die der CNT- und POUM-Führer war und bleibt verderblich vom Standpunkt der proletarischen Interessen.

6. Doch wenn es wahr ist – und es ist wahr –, dass die Negrin-Stalin-Regierung, ebenso wie die Francos, Wachhunde des Kapitalismus sind, wenn es wahr ist, dass die Politik der Negrin-Stalin unausbleiblich zum Sieg des Faschismus fuhren muss, so ist es dennoch völlig verkehrt, daraus zu schlussfolgern, das Proletariat solle im Kampf zwischen den Heeren Negrin-Stalins und Francos eine neutrale Stellung einnehmen. Das spanische und das Weltproletariat haben ein Interesse a) an der militärischen Niederlage Francos, b) während des Bürgerkrieges an einer Politik, die imstande ist, den baldigst möglichen Sturz der Negrin-Stalin-Regierung vorzubereiten.

7. Dagegen kann man einwenden: in einem Krieg zwischen zwei bürgerlichen Staaten hat das revolutionäre Proletariat, unabhängig vom politischen Regime seines Landes, die Position zu beziehen, die besagt: „Die Niederlage der eigenen Bourgeoisie ist das kleinere Übel". Gilt diese Richtlinie nicht auch für einen Bürgerkrieg, in dem zwei bürgerliche Regierungen einander bekämpfen?

Nein, sie gilt dafür nicht. In einem Krieg zwischen zwei bürgerlichen Staaten ist das Ziel die imperialistische Eroberung, und nicht ein Kampf zwischen Demokratie und Faschismus. Im spanischen Bürgerkrieg lautet die Frage aber: Demokratie oder Faschismus.

Für die Kapitalistenklasse ist der Unterschied zwischen Demokratie und Faschismus nicht entscheidend. Sie benutzt je nach den Umständen Demokratie oder Faschismus für ihre eigenen Zwecke. Aber für die kleinbürgerlichen Agenten des Kapitalismus – für die Führer der Sozialdemokratie, die Stalinisten und die Anarchisten – bedeutet die Demokratie die Quelle ihrer Existenz und ihres Einflusses, der Faschismus aber Ende und Vernichtung. Das revolutionäre Proletariat sollte nicht beide kämpfenden Lager in denselben Topf werfen: es muss deren Kampf für seine eigenen Interessen ausnutzen. Erfolgreich kann es nicht sein, wenn es Neutralitätspolitik übt, sondern wenn es seinem Hauptfeind, dem Faschismus, militärische Schläge zufügt.

8. Franco ist ein offenkundiger, unmittelbarer Todfeind, gehasst von den meisten Arbeitern und Bauern. Negrin, Stalin, Caballero & Co. sind weniger offenkundige, verstecktere Feinde, denen noch Millionen von Arbeitern und Bauern folgen. Der einzig mögliche Kampf gegen Franco ist ein physischer, gegen Negrin ist ein physischer Kampf zur Zeit ausgeschlossen, weil die revolutionären Elemente in der Minderheit sind, und der unvermeidliche physische Kampf politisch vorbereitet werden muss. Das wichtigste Mittel für die politische Vorbereitung ist, die schlechte Kriegsführung seitens der Regierung anzuprangern und zu enthüllen, um den Massen zu erklären, dass die Ursache für diese schlechte Leitung die Unterwürfigkeit der Regierung gegenüber den Interessen des Kapitals ist.

9. Es mag eingewandt werden, dass zwei imperialistische Lager (Italien und Deutschland einerseits, England, Frankreich und die UdSSR andererseits) ihren Kampf auf der iberischen Halbinsel austragen, und dass der Krieg in Spanien nur eine „Episode" dieses Kampfes ist.

Im Sinne einer historischen Möglichkeit ist das wahr. Aber unzulässig ist es, eine historische Möglichkeit mit dem wirklichen, konkreten Verlauf des heutigen Bürgerkrieges gleichzusetzen. Die Intervention der imperialistischen Länder hat unbestreitbar großen Einfluss auf die Entwicklung der Ereignisse in Spanien. Aber bis jetzt hat das am Grundcharakter dieser Ereignisse als einem Kampf zwischen dem Lager der spanischen bürgerlichen Demokratie und dem Lager des spanischen Faschismus nichts geändert.

10. Wenn der Krieg auf derselben Grundlage weitergeht, kann der politische Unterschied zwischen den beiden Lagern auf Null herabsinken. Doch das ist nur eine Möglichkeit. Bis heute ist es noch keine Tatsache. Es ist daher notwendig, die Lage so zu nehmen, wie sie ist. Die Lage kann sich auch in anderer Richtung ändern: unter dem Einfluss der militärischen Schläge, die Franco der Negrinregierung versetzt, kann diese gezwungen werden, weitere Zugeständnisse an die Arbeiter zu machen, ebenso wie Kerenski im August 1917 unter den Schlägen Kornilows. Wir werden diese Zugeständnisse ebenfalls für eine bessere Vorbereitung auf Negrins Sturz ausnutzen.

11. Wenn Caballero zum Beispiel imstande wäre, einen Kampf gegen Negrin zu unternehmen, wie viele es hofften, so würden wir an diesem Kampf aktivsten Anteil nehmen, ohne irgendwie politisch eine Verantwortung für Caballero zu übernehmen. Im Gegenteil, wir würden ihm Mangel an einem revolutionären Programm und an der notwendigen Kampfentschlossenheit vorwerfen. Aber Caballero ist feig seinem eigenen Heer, der UGT, und den anarchistischen Arbeitern von der CNT, die ihn auf den Weg des Kampfes gedrängt hatten, entflohen. Die Flucht dieses Operettenhelden zerstreut so manche Illusionen, gibt den wahren Revolutionären mehr Ellbogenfreiheit und die Möglichkeit, während des militärischen Kampfes gegen Franco die Massen politisch gegen Negrin zu mobilisieren.

12. Nehmen wir ein Beispiel: zwei Schiffe voll Waffen und Munition fahren von Frankreich oder den Vereinigten Staaten ab: das eine für Franco, das andere für Negrin. Welches sollte die Haltung der Arbeiter sein? Beide Transporte zu sabotieren? Oder nur den für Franco?

Wir sind nicht neutral. Wir werden das Munitionsschiff für die Negrinregierung durchlassen. Wir machen uns keine Illusionen: von je zehn Kugeln werden neun gegen Faschisten abgehen, mindestens aber eine gegen unsere Genossen. Aber von den für Franco bestimmten würden alle zehn gegen unsere Genossen abgehen. Wir sind nicht neutral. Wie lassen das Schiff mit der Munition für Franco nicht durch. Natürlich, wenn ein bewaffneter Aufstand in Spanien begonnen hätte, so würden wir versuchen, das Munitionsschiff in die Hände der aufständischen Arbeiter zu leiten. Wenn wir aber nicht so stark sind, dann wählen wir das kleinere Übel.

13. Werden wir als revolutionäre Partei neue Freiwillige für Negrin mobilisieren? Das hieße, sie der GPU ausliefern. Geld sammeln für die Negrinregierung? Absurd! Wir werden Geld für unsere eigenen Genossen in Spanien sammeln. Wenn wir Genossen über die Grenze schicken, dann konspirativ, für unsere eigene Bewegung.

14. Unsere Haltung zu Komitees wie dem Nordamerikanischen Komitee für die Spanische Demokratie, zu Versammlungen, Gewerkschaftsaktionen usw.?

Wir werden den Gedanken vertreten, dass die Gewerkschaften Geld nicht für die Negrinregierung sammeln sollen, sondern für die spanischen Gewerkschaften, die Arbeiterorganisationen. Wendet jemand ein, dass die spanischen Gewerkschaftsführer ja mit der Regierung zusammenhängen, und dass es daher unzulässig sei, ihnen Geld zu senden, so werden wir mit dem Hinweis auf ein einziges Beispiel antworten: während des Bergarbeiterstreiks in Großbritannien im Jahre 1926 sandten wir Geld an die Bergarbeitergewerkschaft, deren Führer mit der britischen Regierung in enger Beziehung standen. Streikkomitees können reformistisch sein, können verraten, mit den Unternehmern Beziehungen unterhalten. Doch solange die Arbeiter außerstande sind, sie auszuwechseln, können wir sie nicht umgehen. Darum senden wir ihnen das Geld auch auf die Gefahr hin, dass sie die Arbeiter verraten. Wir warnen die Arbeiter davor, und wenn es geschieht, sagen wir: „Sehr Ihr, Eure Führer haben Euch verraten".

15. Die Salemme-Resolution sagt:

Die Linie der Cannon-Shachtman-Goldman, die ,einen Sieg der Republikaner vorziehen', ist mit der stalinistischen Fragestellung identisch. Dieses offene Abrutschen in den Sumpf der Volksfrontpolitik des ,kleineren Übels' beweist, wie falsch die Behauptung ist, materielle Hilfe beinhalte keine politische Unterstützung … Arbeiter, die sich weigern, ihre Waffen abzuliefern, d.h. sich weigern, der Regierung militärische oder materielle Hilfe zu leisten, werden von der stalinistischen Tscheka der Regierung erschossen".

Ja, wir wissen, dass unsere Genossen von der Regierungstscheka erschossen werden; aber was für einen Schluss zieht die Salemme-Gruppe daraus? Schlagen sie vor, aus der republikanischen Armee zu desertieren, oder einen militärischen Aufstand? Wenn Desertion, wohin? Gewiss nicht ins Lager Francos. Wenn die Regierung die Arbeiter und Bauern mobilisiert, was bedeutet dann die Weigerung, ihr militärische Hilfe zu gewähren? Nur Desertion oder Aufstand. Oder vielleicht Generalstreik? Ein Generalstreik, insbesondere im Kriege, kann nur das Ziel haben, die Regierung zu stürzen, kann nur eine Einleitung zum Aufstand sein. Ich bin vollkommen damit einverstanden, dass, wenn wir das Volk zum Aufstand rufen können, wir dies tun müssen. Aber können wir es? Ich möchte gern wissen, wie viele Saleinme-Regimenter es in Spanien gibt, ob die Resolution für Spanien geschrieben ist und nicht zur politischen Befriedigung des Verfassers. Wenn wir den Soldaten auffordern, nicht zu kämpfen, dann müssen wir den Arbeiter (der durch seine Arbeit in den Munitionsfabriken der Valenciaregierung „materielle Hilfe" leistet) auffordern, nicht zu arbeiten. Wenn wir aber, wie es der Fall ist, nicht stark genug sind, die Macht zu ergreifen, dann müssen wir in den vom Kräfteverhältnis bestimmten materiellen Bedingungen militärisch gegen Franco kämpfen, während wir gleichzeitig uns politisch auf den Aufstand gegen Negrin vorbereiten.

16. Die Resolution erklärt weiter:

Die revolutionären Arbeiter dürfen nicht Verteidiger einer bürgerlichen Regierung werden, sie können nur eine Arbeiterregierung verteidigen. Andererseits dürfen sie revolutionäre Defätisten nur in einem imperialistischen Konflikt werden. Die Klasseninteressen des Proletariats im spanischen Bürgerkrieg erfordern, dass die Revolutionäre alle Programme, die zum revolutionären Defätismus oder Defensismus aufrufen, nicht nur ablehnen, sondern auch bekämpfen."

Doch der Kampf gegen den Faschismus ist nicht nur eine Verteidigung der Negrinregierung. Wir haben unsere Arbeiterorganisationen. In Spanien und insbesondere in Katalonien gibt es sozialisiertes Eigentum, Kollektivwirtschaften. Die Negrinregierung ist gegen all das, aber vorderhand muss sie es tolerieren. Wir müssen diese Eroberungen gegen Franco verteidigen.

17. In der Salemme-Resolution heißt es:

In keinem Falle dürfen die Revolutionäre Losungen aufstellen, die zur Sabotage des militärischen Kampfes gegen Franco auffordern, das hieße auf die Position des revolutionären Defätismus herabgleiten."

Diese Verlautbarung spricht für sich selbst. Diese „Revolutionäre" sind so revolutionär, dass sie sich von ihrer eigenen Position verurteilt fühlen und verkünden, dass sie nicht dazu aufrufen wollen, „den militärischen Kampf gegen Franco zu sabotieren". Ist diese Versicherung nicht ein bisschen … demütigend für diese „Revolutionäre"? Nicht weniger interessant ist die Tatsache, dass die Verfasser nur gegen „Sabotage" der republikanischen Armee reden. Sind sie für Sabotage der Armee Francos? Sind die Verfasser für Sabotage in der faschistischen Armee? Warum .schweigen sie darüber? Diese „Lücke" ist sehr bezeichnend für die gesamte Einstellung dieser Gruppe: hinter starken Ausdrücken und schrecklich radikalen Formulierungen versuchen sie, ihren Mangel an Selbstvertrauen zu verbergen. Das ist nicht erstaunlich. Die Schule der rein formellen Unnachgiebigkeit ist auf Schritt und Tritt dazu verurteilt, die Augen vor der Wirklichkeit zu verschließen, und wenn ein Schüler einer solchen Schule zufällig die Augen aufmacht, wird er Opportunist. Wir haben ein schlagendes Beispiel davon augenblicklich in Belgien mit dem Genossen Vereecken.

18. Die Salemme-Resolution erklärt ferner:

Die Sozialdemokraten, die verbrecherischerweise Hindenburgs Sieg dem Hitlers vorzogen – und beide bekamen –, oder die Stalinisten, die Roosevelt Landon vorzogen, sind politisch nicht degenerierter als die Cannon und Shachtman, die den Sieg der Negrins über die Francos vorziehen und entweder Negrins Militärdiktatur oder Negrin-Francos Waffenstillstand bekommen werden."

Der Bürgerkrieg zwischen Negrin und Franco ist nicht dasselbe wie das Wahlduell Hindenburg-Hitler. Hätte Hindenburg einen offenen militärischen Kampf gegen Hitler begonnen, dann wäre Hindenburg ein „kleineres Übel" gewesen. Wir wählen nicht das „größere Übel", wir wählen das „kleinere Übel". Aber Hindenburg war nicht das „kleinere Übel", er führte keinen offenen Krieg gegen Hitler; die Sozialdemokraten hofften darauf – das war dumm – aber dem war nicht so. Hier aber haben wir wirklich einen Kampf der Sozialdemokraten gegen den Faschismus. Hindenburg gegen Hitler unterstützen, hätte genießen, die politische Selbständigkeit preisgeben. Auch hier unterstützen wir Negrin nicht politisch. Hätten wir einen Abgeordneten in den Cortes, er würde gegen Negrins Militärbudget stimmen.* Wir machen Negrin für die Kriegsführung politisch verantwortlich. Aber gleichzeitig müssen wir die faschistischen Horden bis zum dem Augenblick zurückschlagen, wo wir selbst die Kriegsführung in die Hand nehmen können.

Behaupten, dass der Kampf zusammen mit Negrins Streitkräften gegen Franco dasselbe sei, wie für Hindenburg gegen Hitler zu stimmen, ist, das tut mir leid zu sagen, der Ausdruck einer Art des sogenannten parlamentarischen Kretinismus. Der Krieg gegen den Faschismus kann nicht durch parlamentarische Mittel entschieden werden, denn der Faschismus ist eine Armee der Reaktion, die nur durch Gewalt zertrümmert werden kann. Darum waren wir gegen die Politik der Sozialdemokraten in Deutschland, gegen ihr rein parlamentarisches Paktieren mit Hindenburg gegen Hitler. Wir riefen zur Schaffung von Arbeitermilizen usw. auf. Aber hier haben wir es tatsächlich mit einem Kampf gegen den Faschismus zu tun. Freilich ist der Generalstab der „demokratischen" Armee imstande, morgen mit Franco einen Waffenstillstand zu schließen. Aber heute ist es noch nicht Tatsache. Und über die tatsächlichen Vorgänge können wir nicht hinwegsehen.

Taktisch müssen wir den Krieg der Republikaner gegen die Faschisten zum Zweck eines strategischen Ziels ausnutzen: für den Sturz des kapitalistischen Regimes.

19. Die Salemme-Resolution erklärt:

Cannon und Shachtman sagen im Bericht des Plenums vom 30. Juli: ,Jeder, der beispielsweise sich weigern wollte, die Regierung im Krieg gegen die Faschisten durch materielle Hilfe – wie den Kampf im republikanischen Heer – zu unterstützen, würde verbrecherisch eine elementare proletarische Pflicht versäumen' (von uns hervorgehoben). Wir fragen Cannon-Shachtman: Verletzten die revolutionären Arbeiter von Katalonien, die die Einführung der bürgerlichen Militärdisziplin bekämpften, ihre elementare proletarische Pflicht? Verletzten sie sie, als sie sich weigerten, ihre Waffen, an die bürgerliche republikanische Armee abzuliefern? … Handelten sie als Agenten der Fünften Kolonne, wie Burnham uns zu handeln beschuldigte, als wie es ablehnten, der Volksfront militärische Hilfen zu gewähren?"

Alles wird hier in den gleichen Topf geworfen. Die katalanischen Arbeiter kämpften gegen die Regierung vom 3. bis 7. Mai. Nicht bewusst, sondern instinktiv kämpften sie um die Macht, die ihnen die Möglichkeit geben konnte, den Krieg gegen Franco besser fortzusetzen. Aber sie versuchten dies ohne die notwendige revolutionäre Führung und wurden geschlagen. Jetzt sind sie zehnmal schwächer als vor den Maiereignissen. Die Arbeiter fragen nun: was sollen wir jetzt tun, nicht in Bronx oder Manhattan, sondern in Spanien? Negrin durch einen Aufstand zu stürzen versuchen? Aber wir sind zu schwach, wir sind jetzt entwaffnet. Die Salemme-Gruppe wird uns mit unseren eigenen Worten antworten: Ihr müsst die Massen politisch auf den künftigen Sturz der Negrinregierung vorbereiten. Gut. Aber inzwischen marschiert Franco heran. Sollten wir nicht versuchen, ihn zu vernichten?

Die Losung „Weder Sieg noch Niederlage" oder „Wir sind weder Defensisten noch Defätisten" ist prinzipiell falsch und politisch schädlich. Sie ist ohne jeden agitatorischen Wert. Man stelle sich einen Revolutionär vor, der sich zwischen die zwei Lager des Bürgerkrieges stellt, mit einer Fahne: weder Sieg noch Niederlage. Das ist eine Losung für Pontius-Pilatus-Jünger, nicht für eine revolutionäre Partei. Wir sind für die Verteidigung von Arbeiterorganisationen und der Revolutionserrungenschaften gegen Franco. Wir sind „Defensisten". Die „Defätisten" sind Negrin, Stalin & Co. Wir nehmen am Kampf gegen Franco teil als die besten Soldaten, agitieren gleichzeitig, im Interesse des Sieges über den Faschismus, für die soziale Revolution, und bereiten uns auf den Sturz der defätistischen Negrinregierung vor. Nur eine solche Haltung kann uns Zugang zu den Massen verschaffen.

Crux

* Für das Militärbudget Negrins stimmen, hieße, ihm politisches Vertrauen geben. Das können wir nicht. Das wäre ein Verbrechen. Wie können wir unsere Abstimmung den anarchistischen Arbeitern erklären? Sehr einfach: wir haben nicht das geringste Vertrauen in die Fähigkeit dieser Regierung, den Krieg zu führen und den Sieg zu sichern. Wir klagen diese Regierung an, die Reichen zu schützen und die Armen hungern zu lassen. Diese Regierung muss gestürzt werden. Solange wir nicht stark genug sind, sie zu ersetzen, kämpfen wir unter ihrem Kommando. Aber bei jeder Gelegenheit sprechen wir ihr offen unser Misstrauen aus. Das ist die einzige Möglichkeit, die Massen politisch gegen diese Regierung zu mobilisieren und ihren Sturz vorzubereiten. Jede andere Politik wäre Verrat an der Revolution. – Crux

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