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Leo Trotzki 19311222 Bilanz der spanischen Sektion

Leo Trotzki: Bilanz der spanischen Sektion

22. Dezember 1931

[Ein Auszug aus einem Brief, der an alle Sektionen der Linken Opposition versandt wurde; veröffentlicht in einem unnummerierten und undatierten inneren Bulletin der Communist League of America. Der volle Text befindet sich in Writings of Leon Trotsky (1930-31), Pathfinder Press, New York. Nach Revolution und Bürgerkrieg in Spanien, S. 155 f.]

7.) Die spanische Sektion hat gewisse Fortschritte gemacht und Kontakte hergestellt, die ihr erlauben, auf neue Erfolge zu hoffen. Aber es ist klar, dass die Erfolge der spanischen Opposition recht gering sind, wenn man sie an der großartigen revolutionären Bewegung der spanischen Massen misst. Dies kommt jedoch vor allem daher, weil die spanische Opposition vor der Revolution nicht existierte. Sie bildete sich im Feuer der Ereignisse heraus, und in diesem Prozess wurde Zeit verloren und vergeudet mit Experimenten, deren Fruchtlosigkeit von vornherein klar war (z.B. in Katalonien).

Die außerordentliche Schwäche der spanischen Opposition zu Beginn der Revolution drückte sich darin aus, dass trotz der außerordentlich günstigen Situation im Lande unsere spanischen Genossen bis vor kurzem keine Gelegenheit fanden, eine Wochenzeitung herauszugeben. Hilfe von außerhalb genügte nicht oder kam nicht rechtzeitig an. El Soviet aus Barcelona wurde eingestellt. Es kann nicht unerwähnt bleiben, dass die von der spanischen Opposition für die Einstellung von El Soviet angeführten Gründe absolut nicht akzeptiert werden können. Anstatt klar und offen zu sagen: „Wir haben keine Mittel, wir sind schwach, schickt Hilfe!" – erklären die spanischen Genossen, sie wollen sich nicht der Zensur unterwerfen. Wenn Revolutionäre nicht in der Lage sind, die Zensur abzuschütteln, dann müssen sie sich auf der einen Seite legal an sie anpassen, und andererseits alles, was notwendig ist, in der illegalen Presse sagen. Aber sie dürfen nicht vom Schauplatz verschwinden, indem sie auf die Zensur und ihren eigenen revolutionären Stolz hinweisen, denn damit macht man eine dekorative und keine bolschewistische Politik.

Die spanische Revolution ist jetzt in eine schleppende Phase eingetreten, die das bürgerliche Stadium vom proletarischen trennt. Wie lange dieses Stadium andauert, kann nicht vorausgesagt werden. Auf jeden Fall hat die spanische Opposition jetzt Gelegenheit, systematischere und planvollere Vorbereitungsarbeit zu machen. Kader müssen erzogen werden; es ist keine Zeit zu verlieren. Das theoretische Monatsorgan Communismo ist in dieser Beziehung eine der wichtigsten Waffen. Ein ernst zu nehmendes Bulletin für die innere Diskussion muss veröffentlicht werden. Die Erziehung der Kader ist auf der Grundlage nationaler Fragen allein undenkbar. Wenn die spanischen Genossen im Verlauf des vergangenen Jahres sehr wenig Zeit auf internationale Fragen verwandt haben, so ist das wohl der Unerfahrenheit der Opposition und dem stürmischen Tempo der revolutionären Ereignisse zuzuschreiben. Das erklärt zweifellos, warum die Intervention der spanischen Opposition in internationale Fragen sehr selten war und einen episodischen Charakter trug, der nicht immer günstig war.

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