Leo Trotzki: Brief an „Comunismo”

12. April 1931

[Nach Revolution und Bürgerkrieg in Spanien, S. 83 f.]

Werte Genossen,

ich habe endlich die lang erwartete Nachricht erhalten, dass die Kommunistische Linke Opposition die Veröffentlichung ihres theoretischen Organs, Comunismo, begonnen hat. Ich zweifle keinen Augenblick daran, dass diese Veröffentlichung gut aufgenommen wird. Spanien macht eine revolutionäre Periode durch. In einer solchen Periode ist der erwachte Intellekt der proletarischen Avantgarde mit allen Fasern bestrebt, die Fragen nicht losgelöst, sondern in allen ihren internationalen Verflechtungen zu begreifen. Revolutionäre Epochen sind immer Perioden gewesen, in denen sich die theoretische Wissbegierde bei historisch progressiven Klassen entwickelt hat.

Keine Theorie außer dem Marxismus kann auf die gewaltigen Probleme, die jetzt vor den spanischen Kommunisten stehen, eine Antwort geben. Wir müssen auch absolut kategorisch erklären, dass keine Gruppe außer der Linken Opposition momentan imstande ist, den spanischen Arbeitern eine authentisch marxistische Interpretation der Revolutionsbedingungen, ihrer Antriebskräfte, ihrer Perspektiven und ihrer Ziele zu geben. Während die offizielle zentristische Fraktion der Kommunistischen Internationale die Probleme der proletarischen Revolution den Interessen und Bedürfnissen des bürokratischen Prestige unterordnet,¹ – das schwer gelitten hat und keine kritische Diskussion irgendeiner Frage zulässt – sieht die Linke Opposition als ihr Ziel, das auszusprechen, was vorgeht. Klarheit, theoretische Präzision und infolgedessen politische Ehrlichkeit machen eine revolutionäre Tendenz unbesiegbar. Möge Comunismo in diesem Sinne wachsen und gedeihen!

Ich bürge für meine energische Unterstützung und vor allem für meine eifrige Mitarbeit. Und ich lade unsere Genossen in allen Ländern ein, das gleiche zu tun. Ich schicke Euch den Rohentwurf eines Manifests über die UdSSR, den ich gerade in den letzten Tagen fertiggestellt habe. Ich hoffe, die fortgeschrittenen Kommunisten in Spanien werden den internationalen Fragen des ersten Arbeiterstaats die gleiche Aufmerksamkeit schenken, den die Kommunisten der UdSSR und aller Länder den Problemen der spanischen Revolution schenken sollten.

Es lebe Comunismo, die spanischen Bolschewiki-Leninisten und das revolutionäre spanische Proletariat!