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Leo Trotzki 19370808 Der Mord an Andres Nin durch die Agenten der GPU

Leo Trotzki: Der Mord an Andres Nin durch die Agenten der GPU

8. August 1937

[Veröffentlicht im russischen Bulletin der Opposition, Nr. 58-59, September-Oktober 1937. Gezeichnet „LT." Nach Revolution und Bürgerkrieg in Spanien, S. 258 f. Dort heißt es „In der Ausgabe vom November-Dezember 1971 von La Batalla, die von der POUM im Exil in Frankreich herausgegeben wird, wird Trotzkis Brief nachgedruckt, mit Angabe der in ihm enthaltenen sachlichen Fehler. Noch lange Zeit nach Ende des Bürgerkrieges war unbekannt, dass Nin nicht im Gefängnis von Barcelona hingerichtet wurde. Die GPU nahm ihn sofort aus Barcelona heraus; seine Folterung und Ermordung fand in Alcalá de Henares statt, zu einem Zeitpunkt, der noch nicht genau bekannt ist.]

Als Andres Nin, der Führer der POUM, in Barcelona verhaftet wurde, konnte es nicht den leisesten Zweifel geben, dass die Agenten der GPU ihn nicht lebend gehen lassen würden. Die Absichten Stalins zeigten sich mit voller Deutlichkeit, als die GPU, welche die spanische Polizei in ihrem Griff hat, eine Ankündigung veröffentlichte, in der Nin und die gesamte Führung der POUM als „Agenten" von Franco bezeichnet wurden.

Die Unsinnigkeit dieser Beschuldigung ist jedem klar, der auch nur mit den simpelsten Tatsachen über die spanische Revolution vertraut ist. Nin ist ein alter und unbestechlicher Revolutionär. Er verteidigte die Interessen des spanischen und des katalanischen Volkes gegen die Agenten der Sowjetbürokratie. Aus diesem Grunde entledigte sich seiner die GPU durch einen gut vorbereiteten „Überfall" auf das Barcelonaer Gefängnis. Welche Rolle die offiziellen spanischen Behörden bei dieser Angelegenheit spielten, bleibt der Spekulation überlassen.

Die von der GPU lancierte Zeitungsnachricht nennt Nin einen „Trotzkisten". Der tote Revolutionär protestierte oft gegen diese Bezeichnung, und mit vollem Recht. Unter der Führung von Maurín wie unter der von Nin verblieb die POUM der Vierten Internationale gegenüber feindlich. Es stimmt, dass Nin in den Jahren 1931 bis 1933, als er kein Mitglied der POUM war, eine freundschaftliche Korrespondenz mit mir führte. Aber bereits Anfang 1933 führten Meinungsverschiedenheiten über prinzipielle Fragen zu einem vollständigen Bruch zwischen uns. Im Verlauf der letzten vier Jahre haben wir nur polemische Artikel gegeneinander gerichtet. Die POUM schloss die Trotzkisten aus ihren Reihen aus. Die GPU bezeichnet jeden, der zu der Sowjetbürokratie in Opposition steht, als Trotzkisten. Das erleichtert ihre blutige Rache.

Ganz unabhängig von den Meinungsverschiedenheiten, die mich von der POUM trennen, muss ich anerkennen, dass bei dem Kampf, den Nin gegen die Sowjetbürokratie führte, das Recht völlig auf seiner Seite war. Er versuchte, die Unabhängigkeit des spanischen Proletariats gegen die diplomatischen Machenschaften und Intrigen der Clique, welche in Moskau an der Macht ist, zu verteidigen. Er wollte nicht, dass die POUM zu einem Werkzeug in den Händen Stalins wird. Er weigerte sich, mit der GPU gegen die Interessen des spanischen Volkes zu kooperieren. Das war sein einziges Verbrechen. Und für diese Verbrechen hat er mit seinem Leben bezahlt.

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