Leo Trotzki: Resolution der französischen Kommission [Protokoll des IV. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. Band II. Hamburg 1923, S. 881-884] a) Zentralkomitee. In Anbetracht der durch den Pariser Kongress hervorgerufenen scharfen Krise wird das Zentralkomitee ausnahmsweise auf proportioneller Grundlage gebildet, indem als Grundlage die Abstimmung des Kongresses über die Zentralorgane dient. Das Zahlenverhältnis der verschiedenen Fraktionen wird folgendes sein: Zentrum: 10 Mitglieder, 3 Ersatzmitglieder, Linke: 9 Mitglieder, 2 Ersatzmitglieder. Richtung Renoult: 4 Mitglieder, ein Ersatzmitglied. Minderheit Renaud Jean: 1 Mitglied. Jugend: 2 Vertreter mit beschließender Stimme. Das politische Büro wird auf derselben Grundlage gebildet; die Fraktionen erhalten: Zentrum 3, Linke 3, Richtung Renoult 1. Die Mitglieder des Zentralkomitees sowie die des politischen Büros und der wichtigeren Zentralorgane werden, um jeden persönlichen Streit zu vermeiden, der die Krise noch mehr zuspitzen könnte, von den Fraktionen in Moskau bestimmt. Die so ausgearbeitete Liste wird die zum 4. Weltkongress entsandte Delegation dem Nationalrat unterbreiten und sie verpflichtet sich, die Liste vor der Partei zu verfechten. Der 4. Kongress nimmt diese Deklaration zur Kenntnis und gibt seiner Überzeugung Ausdruck, dass einzig und allein diese Liste geeignet ist, die Krise der Partei zu überwinden. Die von den Fraktionen ausgearbeitete Liste des neuen Zentralkomitees lautet folgendermaßen: Zentrum: Mitglieder: Frossard Sekretär, Delegierter zur Exekutive. Louis Sellier Marcel Cachin Interimssekretär. Jacob Sekretär des Textilarbeiterverbandes. Garchery Pariser Gemeinderat. Lucie Leiciague Stenographin. Marrane Mechaniker; Sekretär des Seineverbandes. Gourdeaux Angestellter beim Post- und Telegraphenamt. Laguesse Entlassener Lehrer; Sekretär des Verbandes Seine et Marne. Paqueraux Eisendreher; Sekretär des Verbandes Seine et Oise. Ersatzmitglieder: Pierpont Textilarbeiter. Dupillet Kassierer des Vereinigten Kanalarbeiterverbandes (unter Vorbehalt der Bestätigung in Paris). Plais Telephonarbeiter. Linke: Mitglieder: Rosmer Angestellter. Treint Entlassener Lehrer. Vaillant-Couturier Abgeordneter. Souvarine Journalist. Tommasi Auto- und Flugzeugführer. Christen Mechaniker. Amadé Dunois Journalist. Cordier Friseur. Bouchez Mechaniker. Ersatzmitglieder: Salles Metallarbeiter. Deporter Weber. Fraktion Renoult: Mitglieder: Barberet Metallarbeiter. Fromont Auto- und Flugzeugarbeiter. Dubus Grubenarbeiter im Pas-de-Calais. Werth (Roger Gerald) Metallarbeiter. Ersatzmitglied: Lespagnol Angestellter. Diese Liste wird spätestens in der zweiten Januarhälfte ein mit den Befugnissen eines Kongresses ausgestatteter Nationalrat bestätigen. Bis dahin bleibt das vom Pariser Kongress ernannte provisorische Zentralkomitee im Amt. b) Die Presse. Der Kongress bestätigt das bereits beschlossene Presseregime: 1. die Leitung der Blätter wird dem politischen Büro übergeben; 2. ohne Unterschrift erscheinen die Leitartikel, die die Leser jeden Tag mit den Ansichten der Partei bekannt machen; 3. Verbot an die Journalisten der Partei, für die bürgerliche Presse zu arbeiten. Leiter der “Humanité": Marcel Cachin. Generalsekretär: Amadé Dunois. Beide sind mit den gleichen Rechten ausgestattet d. h. jeder unter ihnen entstehende Konflikt wird vor das politische Büro gebracht und von diesem gelöst. Redaktionssekretariat: 1 Mitglied des Zentrums und 1 Mitglied der Linken. Die Redaktion des "Bulletin Communiste" wird einem Genossen der Linken anvertraut. Die demissionierten Redakteure werden wieder in die Redaktion aufgenommen. Zur Vorbereitung des Nationalrates wird jeder Richtung das Recht eingeräumt, im Parteiblatt zu schreiben. c) Generalsekretariat. Das Parteisekretariat wird auf politischer Grundlage von einem Genossen vom Zentrum und einem von der Linken versehen; jeder Konflikt wird vom politischen Büro geschlichtet. Mitglied Frossard, Ersatzmitglieder: Louis Sellier und Treint. d) Delegierte in der Exekutive: Zur Herstellung einer vollständig normalen und freundschaftlichen Verbindung zwischen dem Exekutivkomitee und der französischen Partei hält es der Kongress für unbedingt notwendig, dass die beiden wichtigsten Tendenzen in Moskau durch die befähigtsten und über die größte Autorität verfügenden Mitglieder vertreten werden, d. h. durch die Genossen Frossard und Souvarine und zwar mindestens drei Monate, bis die Krise, die die französische Partei jetzt durchmacht, überwunden ist. Die Vertretung der französischen Partei in Moskau durch Frossard und Souvarine wird volle Sicherheit bieten, dass die ganze Partei jedem einzelnen, im Einvernehmen mit diesen beiden Genossen gemachten Antrag der Exekutive zustimmen wird. Auf Antrag der Fraktion Daniel Renoult wurde der Genosse Duret als Vertreter dieser Fraktion für drei Monate als Ersatzmitglied in das EK der Komintern gewählt. e) Bezüge der Parteifunktionäre: Was die Bezüge der Parteifunktionäre, Redakteure anbelangt, wird die Partei eine Kommission einsetzen, bestehend aus Genossen, die das volle moralische Vertrauen der Partei genießen, um diese Frage von zwei Gesichtspunkten aus lösen zu können: 1. Beseitigung jeder Möglichkeit der Anhäufung von Gehältern, die in der Arbeitermasse der Partei eine gerechte Entrüstung hervorruft; 2. für jene Genossen, deren Arbeit für die Partei unbedingt notwendig ist, eine Lage zu schaffen, die es ihnen ermöglicht, alle ihre Kräfte dem Dienste der Partei zu widmen. f) Kommissionen: 1. Verwaltungsrat der “Humanité": 6 Mitglieder vom Zentrum, 5 von der Linken, 2 von der Tendenz Renoults. Der Kongress ist damit einverstanden, dass auch bei den wichtigen Kommissionen ausnahmsweise das proportionelle Vertretungssystem in Anwendung gebracht wird 2. Gewerkschaftssekretariat: 1 Sekretär vom Zentrum und 1 Sekretär von der Linken; jeder Konflikt zwischen beiden wird vom politischen Büro untersucht. g) Strittige Fälle: Die der Anwendung der in Moskau gefassten organisatorischen Beschlüsse entspringenden Streitfälle müssen von einer speziellen Kommission erledigt werden, die aus einem Vertreter des Zentrums, einem Vertreter der Linken und dem Vertreter der Exekutive als Vorsitzenden besteht. h) Posten, die für ehemalige Freimaurer verboten sind: Unter Posten, die für die ehemaligen Freimaurer verboten sind, sind jene Posten zu verstehen, deren Inhaber ermächtigt sind, die Ideen der Partei vor der Arbeitermasse mit Wort und Schrift mehr oder minder selbständig zu vertreten. Sollten sich bei der Besetzung solcher Posten zwischen den beiden Fraktionen Meinungsverschiedenheiten ergeben, so werden diese von der obenbezeichneten Kommission gelöst. Im Falle technischer Schwierigkeiten bei der Wiedereinsetzung der abgedankten Redakteure, sind diese Schwierigkeiten durch die obenerwähnte Kommission zu lösen. Alle Resolutionen mit Ausnahme jener, die sich auf die Bildung des Zentralkomitees bezieht, sind unverzüglich durchzuführen. Außer diesen Resolutionen stellte die Richtung Renoult das Verlangen, für drei Monate neben Frossard und Souvarine ein Ersatzmitglied für die Exekutive entsenden zu dürfen. Die Kommission hat diesen Wunsch der Richtung Renoult einstimmig akzeptiert. |
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