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Leo Trotzki 19400802 Stalin – immer noch Satellit Hitlers

Leo Trotzki: Stalin – immer noch Satellit Hitlers

[Nach Schriften 1.2. Sowjetgesellschaft und stalinistische Diktatur 1936-1940. Hamburg 1988, S. 1342 f. Dort mit umfangreichen Fußnoten]

Coyoacán, 2. August 1940

Molotows letzte Rede bestätigt, dass der Kreml auch weiterhin ein Satellit Berlins und Roms bleibt. Die kommunistischen Führer verschiedener Länder haben ihre Parteien mit dem Versprechen beruhigt, dass sich Moskau – wenn nicht heute – morgen den »Demokratien« zuwenden werde. Molotows Rede straft diese Versprechungen Lügen. Fünf Jahre »antifaschistischer« Volksfronten sind endgültig als Betrug entlarvt. Moskaus Außenpolitik wird durch Machtpolitik und nicht durch politische Prinzipien bestimmt.

Sicherlich versuchte Molotow, die gegenwärtige Kreml-Politik mit antiimperialistischen Phrasen zu verhüllen. Aber ihre Falschheit springt in die Augen. Molotow entlarvte Englands Wunsch, seine Kolonien zu sichern. Aber er schwieg sich über Deutschland und Italiens Wunsch aus, sie zu übernehmen. Er sprach über den Imperialismus Japans und der Vereinigten Staaten, aber er verurteilte mit keinem Wort Hitlers Banditenstreiche und Mussolinis Handlangerdienste. Er hob sogar zum ersten Mal hervor, dass der deutsch-sowjetische Pakt Hitler den Rücken freihält. Dieses einseitige Schein-»Gefecht« gegen den Imperialismus deckt nur auf, dass Moskaus Politik nicht unparteiisch ist, sondern den Interessen des einen Imperialismus gegen den anderen dient.

Ein Bevölkerungszuwachs von 23 Millionen löst das Sicherheitsproblem der UdSSR nicht. Nach dem Sieg Hitler-Mussolinis über Großbritannien würde für den deutschen Imperialismus unmittelbar der Marsch nach Osten auf der Tagesordnung stehen. Sofort würde klar, dass die Kreml-Oligarchie mit ihrer Politik des geringsten Widerstandes sich nur Schwierigkeiten und Gefahren eingehandelt hat.

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